Rafik Schami - Die Sehnsucht der Schwalbe

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    Um Nadime eine Freude zu machen, der Frau, die ihm von Geburt an eine zweite Mutter und Freundin war und die jetzt todkrank ist, reist Lutfi in das kleine syrische Dorf Tunbaki und überbringt Nadimes Geschenke dem jungen Paar, das dort Hochzeit feiert. Nach alter Sitte dauern die Feierlichkeiten mehrere Tage an - und sie sind unheimlich öde. Zum Glück ist Bakarat, der Bruder der Braut, genauso gelangweilt wie Lutfi, und so sitzen die beiden stundenlang beisammen, während Lutfi von seinem Leben erzählt.


    Weil seine Mutter dunkelhäutig ist und nach dem frühen Tod ihres geliebten Mannes wechselnde Liebhaber hatte, weil sie sich von jedem Geld und Unterstützung erhoffte, wurde er in der Schule als "Sohn der Hure" gehänselt, auch von den meisten Lehrern erfuhr er Diskriminierungen und mogelte sich unmotiviert durch den Schulalltag. Mit sechzehn kam ihm, von seiner großen Liebe Samira enttäuscht, der Plan seines Onkels gerade recht, ihn mit einem besonderen Auftrag nach Deutschland zu schicken. Ausgestattet mit einem gefälschten Pass machte sich Lutfi auf die Reise und fand so seine zweite Heimat in Frankfurt ...


    Rafik Schami erzählt von Lutfis Pendeln zwischen zwei Welten, von dem Gefühl, nirgends richtig hinzugehören - nicht mehr in seine syrische Heimat, aber auch nicht wirklich nach Deutschland, von den Unterschieden und Gemeinsamkeiten dieser beiden Länder, wie Lutfi sie erlebt, von Liebe und Tod, Musik und Filmen, Passfälschern in Damaskus und Flohmarktständen in Frankfurt und davon, wie er sich schon fast daran gewöhnt hat, immer wieder abgeschoben zu werden. Dabei verzichtet er gänzlich auf selbstmitleidiges Jammern, eher pragmatisch, scharfsichtig und humorvoll ist Lutfis Tonfall, voller Gefühl, aber ohne schmalziges Pathos.


    Das Buch ist auch sehr hübsch gestaltet mit kleinen Tuschzeichnungen am Kapitelanfang, die übrigens von Schamis Lebensgefährtin stammen.


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Oh, schöne Rezi, Valentine. Die Sehnsucht der Schwalbe war das erste Buch das ich von Schami gelesen habe und es hat mir damals sehr gut gefallen. Ich weiß nicht, ob es auch an den Umständen lagt - ich war damals 16 und ebenfalls in einer für mich fremden Umgebung, aber ich konnte mich so richtig in Lufti und die Geschichte reinfinden. Ich glaube, ich sollte es mal wieder lesen.

  • Ich tu mich gerade schwer eine Rezi für dieses Buch zu schreiben, besonders weil Valentines Rezi total schön und sehr passend ist. Aber dennoch werde ich kurz meine Meinung kundtun. :breitgrins:
    Die Sehnsucht der Schwalbe ist ein schönes Buch, dass einem viel über die fremde Welt in Damaskus erzählt, aber auch viel über die Angewohnheiten der Deutschen, die für "Fremde" wirklich merkwürdig sein müssen. Man bekommt einen Einblick was Gastfreundschaft wirklich bedeutet und wieviele merkwürdige Freunde man in der Fremde finden kann. Und man bekommt erzählt, wie es ist, wenn man den Platz gefunden hat, an den man gehört.
    Ich wohne in der Nähe von Frankfurt, war aber noch nie auf dem Flohmarkt. Das muss ich bald nachholen, mir dort alles angucken und wie Lutfi durch die Gässchen schländern.
    Es ist ein Buch das Lust auf mehr macht. Mehr Flohmarkt, mehr Sommer, mehr Reisen in fremde Länder und mehr Freunde aus anderen Kulturen.


    4ratten

    &quot;Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat&quot;<br />Carlos Ruiz Zafón<br />:lesen:

    Einmal editiert, zuletzt von Ninette ()