Nagib Machfus – Echnaton. Der in der Wahrheit lebt

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    Inhalt: Einige Jahre nach dem Tod des Pharaos Echnaton, inzwischen nur noch der „Ketzer“ genannt, macht sich der junge Merimun, versehen mit Empfehlungsschreiben seines Vaters auf den Weg, um die Wahrheit über diesen Mann herauszufinden. Insgesamt 14 Gespräche führt er, mit Weggefährten, Vertrauten, Familienmitgliedern, Freunden und Feinden Echnatons, und zum Schluß sogar mit Echnatons Witwe Nofretete, die abgeschieden und ohne Kontakt zur Außenwelt in ihrem Palast in Achet-Aton lebt, der Stadt, die ihr Mann zu Ehren des einen Gottes bauen ließ, an den er glaubte. Natürlich sind die Auskünfte, die Merimun erhält, jeweils geprägt vom Verhältnis des Erzählenden zum Pharao und entsprechend widersprüchlich die Wahrnehmungen und Bewertungen. Aber was für ein Mensch war Echnaton wirklich und was steckte hinter seiner Mission?



    Meine Meinung: Zunächst einmal habe ich lange gegrübelt, ob ich diesen Kommentar nicht vielleicht eher unter den historischen Romanen einstellen sollte, auch wenn er alles andere als typisch für das ist, was gemeinhin unter diese Kategorie gefaßt wird. Aber ich denke, hier ist er vielleicht doch besser aufgehoben.


    Die Annäherung an diesen – sagen wir mal: umstrittenen – Pharao, die Machfus hier vornimmt, hat mich sehr fasziniert. Die Rahmendaten waren mir im Groben bekannt, daher habe ich mich auch recht schnell eingefunden, was angesichts des schmalen Umfangs des Bandes auch nicht das Schlechteste war.


    Die Gegner Echnatons, also diejenigen, die durch seine neue Religion und seine nicht auf Gewalt sondern Kooperation gerichtete Regierungsweise Einfluß verloren, genauso wie die sich einfach im Rahmen der Familienbeziehungen benachteiligt fühlenden Gesprächspartner Merimuns zeichnen das Bild eines verweichlichten, zögerlichen Herrschers, der keine göttliche Erscheinung hatte, sondern einfach übergeschnappt war und nicht nur die Grundfesten des Glaubens im Volk erschütterte, sondern auch das Land durch Passivität und Ablehnung jeglicher Gewalt in existentielle Gefahr brachte.


    Seine Vertrauten dagegen berichten von einem Visionär, der eine bessere und gerechtere, auf mehr Gleichheit zielende Gesellschaft schaffen wollte, in der die Priester die Armen nicht noch im Namen der Götter um das Wenige bringen, das sie besitzen. Sie zeigen einen zwar körperlich eher schwächlichen Menschen, der aber durch geistige Beweglichkeit und seelische Stärke zu beeindrucken vermochte.


    Aus diesen entgegengesetzten Darstellungen, die je nach Position des Berichtenden unterschiedliche Aspekte betonen (z. B. der Hohepriester Amons natürlich die Religion, der Heereschef die militärischen Probleme usw.), kann man sich als Leser sehr gut ein eigenes Bild Echnatons „zusammenpuzzeln“, bei dem das Ergebnis etwas von allen Seiten hat und damit wahrscheinlich der Wahrheit recht nah kommen könnte. Machfus selbst läßt das Ergebnis offen, denn sein Merimun nimmt keine abschließende Wertung vor, ein kluger Schachzug. Hilfreich war auch der kurze Anhang, in denen die wichtigen Namen und Orte noch einmal kurz mit Erläuterung aufgeführt sind.


    Selbst mit ein paar Tagen Abstand von der Lektüre wüßte ich nicht, was ich an diesem Buch kritisieren könnte oder sollte, also muß ich wohl die bei mir recht seltene Wertung von


    5ratten


    vergeben :zwinker:


    Schönen Gruß,
    Aldawen

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()