Halldór Laxness - Das Fischkonzert

Es gibt 67 Antworten in diesem Thema, welches 16.946 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von kaluma.

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    Kurzbeschreibung
    Alfgrimurs Leben hätte trauriger kaum beginnen können. Ein Vater steht nicht zur Verfügung, und die Mutter läßt den Säugling auf der Durchreise nach Amerika an seinem Geburtsort zurück: auf dem armseligen Hof des Seehasenfischers Björn. Dort wächst Alfgrimur in einer vollkommenen Welt auf, zwischen mittellosen Durchreisenden und kauzigen Dauermietern, zwischen den Versen und Chorälen der Ersatzgroßmutter und dem ewigen Gesang der alten Standuhr. Der leisen Schwermut, mit der die Geschichte einer Jugend erzählt wird, ist stets eine unwiederstehliche Situationskomik beigemischt. Das Fischkonzert gehört zu Halldór Laxness erfolgreichsten Werken.


    Teilnehmer:
    Bettina
    Saltanah
    Jääkaappi
    Kaluma
    [hr]
    Viel Spaß!

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Guten Morgen Ihr Lieben!


    Nach den Begeisterungsausbrüchen gestern hatte ich schon vermutet, dass Saltanah die ersten Kommentare bereits hier hinterlassen hat. :zwinker:


    Dieses Mal lese ich nicht die Steidl-Ausgabe, sondern eine Ausgabe von 1961. Die musste die Bibliothek nach meiner Bestellung extra aus einem Archiv hervorkramen. Immerhin, auf das Textil-bezogene Cover ist ein Fisch geprägt.
    Heute wird losgelesen :kaffee:

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    Einmal editiert, zuletzt von Bettina ()

  • Hallo und Guten Morgen!


    Ich werde auch heute mit dem Buch beginnen, wobei ich ein bißchen Bedenken habe, ob ich mich so richtig drauf einlassen kann, denn irgendwie habe ich im Moment gar keine Lust auf das Buch... das ist wohl das Problem an langgeplanten Leserunden.
    Nachdem mir aber alles, was ich bisher von Laxness gelesen habe, sehr gut gefiel, hoffe ich mal, daß mein Unbehagen nach den ersten Seiten überwunden sein wird.


    Bettina


    Dieses Mal lese ich nicht die Steidl-Ausgabe, sondern eine Ausgabe von 1961.


    Das wäre dann wohl die Übersetzung von Ernst Harthern?
    Ich habe genau das oben verlinkte Buch in der Übersetzung von Hubert Seelow.
    Bin gespannt, ob wir da Unterschiede feststellen (die es ja laut Amazon-Beschreibung geben soll).


    Dann mal los und euch allen viel Spaß beim Lesen!
    Katja

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

  • Hallo und Guten Morgen!


    dann mache ich mal den Anfang!
    Ich habe gestern nur die ersten drei Kapitel geschafft, aber es hat schon gereicht, um in die Laxness-Gedankenwelt wieder einzutauchen. In diesen ersten drei Kapiteln steckt schon wieder eine Menge drin.


    Gleich auf der ersten Seite ein wahres Wort, nämlich "...weil Kinder nun einmal für Eltern nützlicher sind als Eltern für Kinder,..." :breitgrins:


    Desweiteren mußte ich über die Namensgebung schmunzeln. Saltanah, du kennst dich doch mit nordischen Sprachen aus, ist "Alfgrimur" ein erträglicher Name oder eine unmögliche Zusammensetzung? (wie etwa: wenn der Vater den Sohn Paul nennen will und die Mutter Ulrich, dann "Ulpaulrich" draus zu machen?)


    Ich habe beim Lesen gleich wieder das Gefühl, daß Laxness sich ein klein wenig über uns lustig macht... Auf jeden Fall werden wir mit ungewöhnlichen Sichtweisen konfrontiert, besonders wenn es um den Großvater geht. Seine Sichtweise der Vergebung durch Gott und die Menschen ist recht eigen (meine ist etwas anders) und für die Mitmenschen etwas hart, aber mir gefällt seine kompromißlose Einstellung, auch beim Fischhandel.


    Dann ist da die Rede von einem "Drehkreuz". Das hat mich etwas verwirrt. Da leben sie in Grassodenhäusern, aber haben am Hofeingang ein Drehkreuz?? Wie am Zooausgang oder im Schwimmbad? Irgendwie paßt das für mich nicht recht zusammen. Ich kann mir das gar nicht richtig vorstellen. :gruebel: Warum haben die nicht einfach eine Tür oder ein Hoftor?


    Verwirrt haben mich auch die zwei Giebel des Hauses, die beide nach Süden zeigen. Demnach müßte das Haus doch vier Giebel haben, also auch noch zwei auf der anderen Seite? Oder hat das Haus hinten dann nur eine Art Dachschräge?
    Wie es scheint, muß ich mich mal über die Bauweise isländischer Häuser schlau machen.
    Und wie es in dem Haus gerochen haben muß, bei all den Fischen, die da zum Trocknen hängen, und dazu noch Kuh und Pferd, das mag ich mir gar nicht vorstellen. :entsetzt:


    Bin gespannt auf eure Eindrücke,
    Katja

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    Einmal editiert, zuletzt von kaluma ()

  • Ich habe nun auch begonnen und lese wie Bettina die Übersetzung von Ernst Hathern - eine Ausgabe von 1961 - auch auf dem Schutzumschlag sind natürlich Fische. Die Neuübersetzung werde ich mir wohl noch zulegen müssen, da diese präziser ist und sich flüssiger lesen lassen soll.


    Dieses Buch hatte ich vor ein paar Jahren schon einmal begonnen und dann wieder weggelegt - das WARUM kann ich heute nicht mehr nachvollziehen, da mich schon die ersten Seiten in ihren Bann ziehen.
    Die autobiographisch gewählte Erzählperspektive gefällt mir schon mal sehr gut, zumal der Leser als solcher direkt angesprochen wird. Laxness lässt die Hauptperson über sein Leben aus der Distanz berichten. Die Mutter ist auf dem Weg nach Amerika und bekommt kurz bevor sie das Land verlässt ein Kind, welches sie in die Obhut fremder Leute gibt. Diese ziehen das Kind auf als wäre es ihr eigenes. Im Text findet sich an dieser Vorgehensweise allerdings keinerlei Kritik - erscheint in der saloppen Erzählweise eher als Selbstverständlichkeit. Die Ersatzeltern werden liebevoll als Großvater und Großmutter tituliert.


    Das Thema Auswandern/Amerika und der Bezug auf die Mormonen ist mir dabei aufgefallen - das schien Laxness offensichtlich noch weiter zu beschäftigen, denn in "Das wiedergefundene Paradies" taucht der Bezug später wieder auf. Vielleicht geben seine Biofgraphie oder auch seine eigenen autobiographischen Texte dafür eine Erklärung.


    @ kaluma
    Ich denke mal, das Drehkreuz wird nicht der Türeingang sein, sondern der Eingang zum Hof bzw. Gelände. Das darfst Du Dir sicherlich nicht als High-Tech-Anlage vorstellen, dient aber sicherlich dem selben Zweck wie beim Zoo - damit die Tierchen :breitgrins: nicht ungehindert abhauen bzw. reinkönnen aber man als Mensch keinen Schlüssel braucht.
    Island ist ja noch heute durch duchgehende Zäune in Gebiete eingeteilt. Das heißt aber nicht, dass man die Gebiete nicht betreten darf, sondern das ist ein einfacher Schutz gegen die Ausbreitung von Krankheiten bei den freilaufenden Tierchen. Und damit man nicht überall Schlösser aufschließen muss, gibt es halt normale unverschlossene Tore, Drehkreuze oder kleine Leitern über die Zäune, die der Mensch nutzen kann, die Tiere aber bleiben brav in ihrem Gebiet.
    Ich schätze also mal, dass es sich bei dem erwähnten Drehkreuz auch um soch eine Anlage handelt und als Hofeingang dient.


  • Bettina


    Das wäre dann wohl die Übersetzung von Ernst Harthern?


    Ja, ich habe die Harthern-Übersetzung.


    Gleich in Kapitel 2 habe ich ein neues Wort gelernt: Instleute. In dem Abschnitt bekomme ich auch zwei Hinweise, wann das Buch spielen könnte. Alfgrimur spricht immer von der "zukünftigen Haupstadt". Da kommen gemäss Wikipedia zwei Phasen in Frage: Vor 1845 oder vor 1918:


    1845 übersiedelte das Parlament, das Althing nach Reykjavík. Allerdings hatte es zu der Zeit noch keinerlei wirkliche politische Macht, sondern nur beratende Funktion gegenüber dem dänischen Thron. Trotzdem galt von nun an Reykjavík als Hauptstadt des Landes.


    Am 1. Dezember 1918 wurde Island zum Königreich Island erklärt, [...]. Reykjavík galt nun offiziell als Hauptstadt des Landes.


    Kaluma:
    Bei den zwei Giebeln denke ich an zwei Haushälften, die nebeneinander stehen. Die hintere Seite könnte gegen den Hang stehen. Irgendwo in Kapitel 1 ist die Rede von einem Hang, der weiter unten weniger steil wird. Das würde für mich einen Sinn ergeben.
    Beispiele für Torfhäuser: Hier.


    __________________
    P.S.: Ich tendiere zur Zeit vor 1918, da ich vermute, [url=http://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Victor,_Duke_of_Clarence_and_Avondale]er[/url] könnte Prinz Albert sein, nach dem in Kapitel 3 ein Gehrock benannt ist.

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  • @jääkaappirunous


    Die Mutter ist auf dem Weg nach Amerika und bekommt kurz bevor sie das Land verlässt ein Kind, welches sie in die Obhut fremder Leute gibt. Diese ziehen das Kind auf als wäre es ihr eigenes. Im Text findet sich an dieser Vorgehensweise allerdings keinerlei Kritik - erscheint in der saloppen Erzählweise eher als Selbstverständlichkeit.


    Das ist eine der zahlreichen kleinen "Provokationen" (das Wort klingt etwas hart, aber mir fällt kein besseres ein), die schon in den ersten Kapiteln auf uns einprasseln... und ein Motiv, das z.B. auch in "Atomstation" vorkommt. Ich erinnere mich, daß da auch eine junge Frau ihr uneheliches Baby zurückläßt, in dem Fall aber wohl bei den richtigen Großeltern (glaube ich).



    Ich denke mal, das Drehkreuz wird nicht der Türeingang sein, sondern der Eingang zum Hof bzw. Gelände.


    Das habe ich schon so verstanden, und auch der Zweck (daß die Tiere nicht weglaufen) war mir schon klar - aber ich kenne eben zu diesem Zweck die verschiedensten Tore, die man öffnen oder teilweise öffnen kann, mit oder ohne Gitterrost davor, Treppchen über Mauern oder Zäune, Türen mit Federn usw. - ein Drehkreuz ist mir noch nie in dem Zusammenhang begegnet und hat mich deshalb aufmerken lassen. Ich stelle es mir entweder kompliziert zu bauen vor oder, wenn es einfach nur ein Holzkreuz auf einem Pfahl ist, können doch kleinere Tiere (Schafe) untendurch entkommen? :gruebel:
    Der Vorteil eines Drehkreuzes ist natürlich, daß man es nicht aus Versehen offen stehen lassen kann. :smile:


    Fotos von Grassodenhäusern habe ich mir inzwischen auch ergoogelt (danke Bettina! :smile:) und kann mir durchaus vorstellen, daß die hinten keinen Giebel haben und vorne dafür schonmal zwei.



    Gleich in Kapitel 2 habe ich ein neues Wort gelernt: Instleute.


    Bei mir ist die Rede von Gelegenheitsarbeitern.


    In dem Abschnitt bekomme ich auch zwei Hinweise, wann das Buch spielen könnte. Alfgrimur spricht immer von der "zukünftigen Haupstadt". Da kommen gemäss Wikipedia zwei Phasen in Frage: Vor 1845 oder vor 1918:


    Ich tippe auf Ende des 19. Jahrhunderts (1880-90), denn im zweiten Kapitel sagt Alfgrimur, daß die Stadt in seiner Kindheit knapp 5000 Einwohner hatte. Laut Wikipedia hatte Reykjavik:
    1860 1450 EW
    1901 6321 EW


    Das würde auch zu der Auswanderungswelle Ende 19.Jh. aus Europa passen.



    P.S.: Ich tendiere zur Zeit vor 1918, da ich vermute, [url=http://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Victor,_Duke_of_Clarence_and_Avondale]er[/url] könnte Prinz Albert sein, nach dem in Kapitel 3 ein Gehrock benannt ist.


    Ein Gehrock in Kapitel 3? Ist mir nicht begegnet.


    Viele Grüße
    Katja

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  • Hallo ihr Lieben,


    ich bin bis zum 7. Kapitel vorgedrungen und begeistert! Schon der erste Satz ist ja ein Hammer und zwingt zum Weiterlesen und übliche Denkmuster Infragestellen. Man meint ja immer, das aller-, aller-, allerwichtigste im Leben eines kleinen Kindes seien seine Eltern und gerade das wird hier verneint. Schock! Es geht auch ohne, wie der Erzähler weiß. Wobei ich mir noch nicht ganz sicher darüber bin, inwiefern wir ihm alles glauben können. Wo macht er sich selbst (und damit uns) was vor? Oder tut er das überhaupt? Ist der Großvater wirklich eine so gute Person wie es den Anschein hat?


    Jedenfalls finde ich die Wahl der Erzählerstimme großartig. Ich-Erzähler sind mir viel zu oft gebildete Städter, gerne selbst Schriftsteller oder sonstige Künstler, die der Autor als Sprachrohr benutzt. Hier hingegen redet jemand, der nicht "vom Fach" ist, und der uns (und sich selbst) immer wieder deutlich macht, wo in seiner Erzählung wir uns befinden, wer darin (k)eine Rolle mehr spielen wird, kündigt Themenwechsel an, etc.


    Großartig und Denkmuster umwerfend fand ich auch die Kommentare zu Gott und Bibel. Gott verhält sich wie ein Mensch, genauer gesagt er nimmt sich die Menschen als Vorbild?!? Klar, Gott - die Vorstellung von Gott - ist nach Muster des Menschen aufgebaut, aber das ist hier ja nicht genau gemeint. Hier wird Gott als wirklich existierende Gestalt (als Schöpfer usw., so wie es in der Bibel steht) ja nicht in Frage gestellt - er ist wirklich der christliche, allmächtige Gott, aber trotzdem verhält er sich wie wir. So steht es ja im Vaterunser - wie auch wir vergeben unsern Schuldigern - und wenn man das wörtlich nimmt... landet man bei einem Gedanken, der mir zumindest noch nie gekommen war.


    Überhaupt - welch eine Überleitung zu Beginn des 4. Kap.:
    Nun habe ich dies und das vom Fisch erzählt, aber noch nicht begonnen, über die Bibel zu sprechen.
    Diese Gleichstellung von Fisch und Bibel ist auch nicht das, was man erwartet. Alfgrimur (leider weiß ich auch nicht, was an seinem Namen so ungewöhnlich ist) arbeitet Themen ab, die ihm wichtig sind. Ich bin gespannt, welches als nächstes kommt.


    Zu der Zeitfrage: Zu Beginn des letzten Jahrhunderts oder Ende des vorletzten dürfte es spielen. Im 7. Kapitel wird der Burenkrieg erwähnt, leider ohne Angabe, ob der 1. oder 2. gemeint ist.


    Ach ja - ich lese die im Eingangsbeitrag verlinkte Neuübersetzung von Hubert Seelöw. Ich finde seine Übersetzungen gelungen; nicht, dass ich sie mit einer anderen verglichen hätte, aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass sie gut sind. Ich habe mir vorgenommen, mir im Laufe der Zeit alle Steidl-Ausgaben anzuschaffen und eventuelle schwedische Gebrauchtfunde zu ignorieren.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Ich tröpfle etwas hinterher, weil ich aktuell morgendlich um 5:00 aus dem Bett geholt werde und Abends oft die Konzentration fehlt, mehr als zwei, drei Kapitel zu lesen. :rollen:


    @ kaluma: Den Gehrock gucke ich nochmal nach. Ich glaube, er beschreibt damit die Kleidung des Täufers, als der mit einem Sack Bibeln auf dem Rücken zum Brekkukot kommt.


    Insgesamt finde ich die Geisteshaltung wieder bemerkenswert. Zum einen sehr fest und bestimmt. Ungewöhnliche Ansichten, die absolut unkonventionell klingen und sogar zu der damaligen Zeit sonderlich zu sein scheinen. Eine Bibel zum Beispiel hat den einen Wert und der ist so auf Ewigkeit. Zum anderen aber auch total unflexibel (bisher jedenfalls) und hermetisch verschlossen gegen Neues.


    Manchmal wirkt es ja. Björn wird seinen Fisch auch dann los, wenn er teurer als bei den anderen Fischern ist. Aber da sind die Preisunterschiede sicher nicht grandios. Bei Preisunterschieden wie bei der Bibel kommt er aber auch nicht ins Grübeln, obwohl da ja nun eine gewaltige Differenz herrscht.


    ... Abbruch, der Sohn, der mich immer aus dem Bett holt, räumt gerade die Spieleschublade aus....

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  • Bei mir geht es auch etwas schleppend voran. Ich bin inzwischen im 11. Kapitel.


    Ja, hier werden Denkmuster in Frage gestellt, auch religiöse. Nach dieser bewußten Stelle mit dem Vaterunser (was für mich auch ein interessanter, ungewöhnlicher Gedanke, aber ein wenig abwegig ist) geht es ja weiter mit alten Sonderlingen aus den Ländern am östlichen Mittelmeer und: die gründlich systematisierte Theologie deutscher Provinzler. Und der Glaube an die Bibel (und zwar an ein ganz bestimmtes Buch und nur dieses, also nicht an die Inhalte) und es ist die Rede von jenem Herrn, der an die Baptisten glaubt, und von einem, der sich zwar den Namen Björn von Brekkukot merken kann, aber den Namen des Herrn immer wieder vergißt... :breitgrins: :entsetzt:


    Ich empfinde das alles als sehr ironisch, und habe mein Lesevergnügen daran. Aber es ist ein Lächeln, das einem im Hals stecken bleibt. Was genau mag Laxness damit ausdrücken wollen - Kritik am Missionierungseifer bestimmter selbstgerechter Christen? Oder möchte er den Leser auf so eine grundlegende Frage hinführen wie "was ist Gott?" So ähnlich wie du, Saltanah, das auch aufgefaßt hast. In etwa so, daß das Bild von Gott, was die Menschen sich in der Bibel und in Gebeten machen, letztlich doch nur ein Bild ist, was eigentlich nur den Menschen spiegelt, und Gott deshalb nicht gerecht werden kann - oder vielleicht gerade gerecht werden kann - aber den Menschen ist das in der Regel nicht bewußt, sie halten sich lieber an Gebeten und Ritualen fest.


    Was ich sehr gelungen finde, ist die Sichtweise, in der das Buch geschrieben ist: der Blick eines ungebildeten Jungen, der nicht viel herumkommt in der Welt und vieles nicht versteht und auch nicht erklärt bekommt. Interessant das Kapitel, in dem er zusammen mit dem alten Kapitän den Neujahrsbesuch beim Minister macht. Wir als Leser merken so ganz durch die Blume, daß der Minister den alten Kapitän höflich abwimmelt - aber ob das auch Alfgrimur so empfunden hat?


    Ein weiteres der Themen, die abgearbeitet werden, ist die Sprachlosigkeit. Alfgrimur bekommt zwar merkwürdige Verhaltensrichtlinien von seiner Großmutter vermittelt, aber auf Nachfragen (z.B. bezüglich Gardar Holm) kaum mal eine gescheite Antwort... Das Wort Liebe wird in Brekkukot nicht verwendet und das Wort "weinen" hält er für ein Fremdwort aus dem Dänischen! :entsetzt:
    Das relativiert die Wärme und Geborgenheit ein wenig, die ich anfänglich in der Umgebung des Jungen zu spüren meinte. Und dennoch führen diese Leute eine kostenlose Herberge.


    Bettina,
    den Gehrock habe ich im vierten Kapitel gefunden, aber von einem Prinzen Albert steht da nichts, es wird als "Pastorenrock" bezeichnet.


    Bis später,
    Katja

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  • Ja, hier werden Denkmuster in Frage gestellt, auch religiöse. ... Und der Glaube an die Bibel (und zwar an ein ganz bestimmtes Buch und nur dieses, also nicht an die Inhalte) ...


    Ich empfinde das alles als sehr ironisch, und habe mein Lesevergnügen daran. Aber es ist ein Lächeln, das einem im Hals stecken bleibt. ... Oder möchte er den Leser auf so eine grundlegende Frage hinführen wie "was ist Gott?" So ähnlich wie du, Saltanah, das auch aufgefaßt hast. In etwa so, daß das Bild von Gott, was die Menschen sich in der Bibel und in Gebeten machen, letztlich doch nur ein Bild ist, was eigentlich nur den Menschen spiegelt, und Gott deshalb nicht gerecht werden kann - oder vielleicht gerade gerecht werden kann - aber den Menschen ist das in der Regel nicht bewußt, sie halten sich lieber an Gebeten und Ritualen fest.


    Uns wird sicher noch was im Hals stecken bleiben. Oder Alfgrimur und der Familie? Ich fürchte, dass diese rigide Haltung zum Scheitern führen wird. Alles, was auftaucht, wird konterkariert.


    Wie Du schreibst, steckt der Glauben nicht in der Bibel, sondern nur in einem bestimmten Exemplar. Glaube ist ja schön und gut, aber nicht nur unerschütterlich an sich, sondern an weltliche, austauschbare Exemplare gebunden.
    Auch die Gastfreundschaft ist vordergründig hervorragend. Luxus ist sicher nicht zu erwarten, aber Platz ist immer da. Auch Alfgrimur wurde einfach aufgenommen und im Gegensatz zu anderen Gästen war bisher nicht die Rede davon gewesen, wie die Mutter den Aufenthalt des Kindes bezahlt hat. Andererseits ist die Atmosphäre tatsächlich eher kalt. Vielleicht bedingt durch Armut und Lebensumstände, aber wenn ich lese, dass ein Kind sozusagen adoptiert wird, erwarte ich eine andere Behandlung.


    Ich hatte zwischendurch das Gefühl, dass die Großmutter nicht alles erzählen will (auch nicht über sich selbst). Gardar Holm könnte zum Beispiel Sänger sein (sofern nichts anderes später erwähnt wird, ist das meine aktuelle Hypothese). Damit hätte er ein Berufsbild, dass auf dem Land offensichtlich fast schon ehrenrührig ist. Entweder es wird mit der Hand gearbeitet oder für Gott oder es ist indiskutabel.

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  • Tja, wir scheinen alle das gleiche langsame Tempo vorzulegen. Ich hatte ja, um nicht hoffnungslos davonzupreschen, zu einer Parallellektüre gegriffen, die dann zu einer zweiten und mittlerweile dritten führte (Krimiserie, von der ich jetzt zum Glück den letzten Teil lese) und habe hier gerade mal das 12. Kapitel beendet.


    So viel kann ich zu euren Kommentaren nicht hinzufügen.
    Im ersten Moment klang das Leben, das Alfgrimur bei seinen Pflegeeltern hat, ja sehr schön, aber wie ihr schon schriebt, ist von Wärme wirklich nicht so viel zu spüren. Wie leicht stellt man sich ein armes, aber liebevolles, kuscheliges Adoptivelternhaus vor, in dem alles Friede, Freude, Eierkuchen ist, wo jeder willkommen ist. In Schweden gibt es ein Sprichwort "Wo es Platz im Herzen gibt, gibt es auch Platz für den Hintern". Platz für Hintern gibt es hier - wenn auch nicht besonders viel - tatsächlich, aber den Herzensplatz sehe ich im Moment nicht richtig.
    Und die Großmutter hat sogar nur einen Sitz-, keinen Schlafplatz. Ob das wirklich stimmt? Überhaupt weiß ich nicht, wieviel wir hier glauben können. Wieviel ist nur die eingeschränkte Wahrnehmung eines kleinen Kindes, das viel für selbstverständlich hält?


    Überrascht hat mich im 10. Kapitel, dass Alfgrimur doch im späteren Leben tatsächlich nicht nur ins Ausland kommt, sondern wohl auch (eine Art?) Bildung erhält. Immerhin hat er Omar Khayyams "Rubaiyat" in Edward Fitzgeralds Übersetzung ("Der Mann schreibt wie meine Großmutter" :breitgrins: ) gelesen, kennt Dostojewski (ein Vertreter der "dänischen" :breitgrins: Literatur), tritt also nicht direkt in die Fußstapfen des fischenden Großvaters.
    Hier scheint mir ein weiteres Thema aufzutauchen, nämlich der Sinn von Literatur im Leben der Menschen.

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • Im ersten Moment klang das Leben, das Alfgrimur bei seinen Pflegeeltern hat, ja sehr schön, aber wie ihr schon schriebt, ist von Wärme wirklich nicht so viel zu spüren. Wie leicht stellt man sich ein armes, aber liebevolles, kuscheliges Adoptivelternhaus vor, in dem alles Friede, Freude, Eierkuchen ist, wo jeder willkommen ist. ...


    Naja, ich dachte nicht unbedingt an ein isländisches SOS-Kinderdorf :zwinker: Aber Alfgrimur scheint sehr sich selbst überlassen. Es fehlt zum Beispiel bisher etwas, was ich immer für typisch isländisch gehalten habe: Geschichten erzählen. Wenn alle in der Stube sind, wird gesprochen. Aber davon erzählt Alfgrimur nichts und das wäre für ein Kind sicher etwas eindrucksvolles, was in so einer Chronik nicht vergessen geht.



    Und die Großmutter hat sogar nur einen Sitz-, keinen Schlafplatz. Ob das wirklich stimmt? Überhaupt weiß ich nicht, wieviel wir hier glauben können. Wieviel ist nur die eingeschränkte Wahrnehmung eines kleinen Kindes, das viel für selbstverständlich hält?


    Gute Frage. Ich stelle mir die Großmutter immer noch als eine Art Aschenputtel vor. Ich muss den Kommentar mal suchen, den sie über ihr Leben vor Brekkukot losgelassen hat. Wer weiß, welche Vorgeschichte ihr Aufenthalt dort hat.

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  • Tja, wir scheinen alle das gleiche langsame Tempo vorzulegen.


    Ich kann da im Moment nicht so "durchrasen". Es steckt doch sehr viel im Text und ich möchte nichts überlesen. Auch die Vorstellung der Personen mußte ich etwas gründlicher lesen.
    Außerdem bin ich gerade tagsüber relativ viel unterwegs.



    Im ersten Moment klang das Leben, das Alfgrimur bei seinen Pflegeeltern hat, ja sehr schön, aber wie ihr schon schriebt, ist von Wärme wirklich nicht so viel zu spüren. Wie leicht stellt man sich ein armes, aber liebevolles, kuscheliges Adoptivelternhaus vor, in dem alles Friede, Freude, Eierkuchen ist, wo jeder willkommen ist. In Schweden gibt es ein Sprichwort "Wo es Platz im Herzen gibt, gibt es auch Platz für den Hintern". Platz für Hintern gibt es hier - wenn auch nicht besonders viel - tatsächlich, aber den Herzensplatz sehe ich im Moment nicht richtig.


    Ich bin ein wenig zwiegespalten. "Friede, Freude, Eierkuchen" habe ich mir bei der bekanntermaßen großen Armut der Isländer nicht vorgestellt, aber schon eine gewisse Herzenswärme. Zwar weiß ich auch, daß diese sich auch wortlos, nur in Taten, äußern kann, aber trotzdem habe ich bei Alfgrimurs Großeltern inzwischen ein etwas kühles Gefühl... :schulterzuck:



    Und die Großmutter hat sogar nur einen Sitz-, keinen Schlafplatz. Ob das wirklich stimmt? Überhaupt weiß ich nicht, wieviel wir hier glauben können. Wieviel ist nur die eingeschränkte Wahrnehmung eines kleinen Kindes, das viel für selbstverständlich hält?


    Sicher so einiges von dem, was du schreibst.



    Überrascht hat mich im 10. Kapitel, dass Alfgrimur doch im späteren Leben tatsächlich nicht nur ins Ausland kommt, sondern wohl auch (eine Art?) Bildung erhält. Immerhin hat er Omar Khayyams "Rubaiyat" in Edward Fitzgeralds Übersetzung


    Wie du das immer so schnell findest... Danke!



    Hier scheint mir ein weiteres Thema aufzutauchen, nämlich der Sinn von Literatur im Leben der Menschen.


    Bin gespannt wohin das noch führt... auf jeden Fall dahin, daß Alfgrimur selbst ein Buch schreibt.


    Viele Grüße
    Kaluma

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  • Es fehlt zum Beispiel bisher etwas, was ich immer für typisch isländisch gehalten habe: Geschichten erzählen.


    Doch, es wird erwähnt, daß Geschichten erzählt werden. Vielleicht bist du noch nicht so weit.



    Gardar Holm könnte zum Beispiel Sänger sein (sofern nichts anderes später erwähnt wird, ist das meine aktuelle Hypothese). Damit hätte er ein Berufsbild, dass auf dem Land offensichtlich fast schon ehrenrührig ist.


    Er ist tatsächlich Sänger, das steht bei mir sogar schon im Klappentext. Aber als ehrenrührig habe ich das bis jetzt nicht empfunden, immerhin hängt sein Bild neben dem des Königs.

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  • gelesen, kennt Dostojewski (ein Vertreter der "dänischen" :breitgrins: Literatur),


    Alles Fremde ist "dänisch".
    Das erinnert mich an den Witz mit dem Bayern, der zum Japaner sagt: "Saupreiß, japanischer!". :zwinker: :breitgrins:



    Ach ja - ich lese die im Eingangsbeitrag verlinkte Neuübersetzung von Hubert Seelöw.


    Netter Verschreiber. :breitgrins: Als Seelöwen habe ich mir den Herrn noch nicht vorgestellt. :breitgrins:

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  • Netter Verschreiber. :breitgrins: Als Seelöwen habe ich mir den Herrn noch nicht vorgestellt. :breitgrins:


    :redface: Ups, heißt der etwa nicht so? Es ist ja bei weitem nicht das erste Buch, das ich in Seelows Übersetzung lese, aber ich habe seinen Namen bisher immer falsch gelesen.


    Ich stelle mir die Großmutter immer noch als eine Art Aschenputtel vor.


    Ich war automatisch davon ausgegangen, dass sie Björns Frau (oder eventuell Schwester) ist, aber vielleicht ist sie ja auch nur ein "Hausgast" bei ihm?

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  • :redface: Ups, heißt der etwa nicht so? Es ist ja bei weitem nicht das erste Buch, das ich in Seelows Übersetzung lese, aber ich habe seinen Namen bisher immer falsch gelesen.


    Wie - du hast "Seelöw" gelesen? Hier schreibst du ihn richtig, Seelow heißt er.
    Die ö-Strichelchen machen hier wirklich einen großen Unterschied und führen von Seelow (dem Städtchen in Märkisch-Oderland, bekannt durch die Schlacht im zweiten Weltkrieg) zu einem Seelöwen am Meeresstrand... :breitgrins:

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  • Ich war automatisch davon ausgegangen, dass sie Björns Frau (oder eventuell Schwester) ist, aber vielleicht ist sie ja auch nur ein "Hausgast" bei ihm?


    Naja, das Aschenputtel ist sie nicht - sie ist wohl eher wie alle anderen ein Hausgast, der geblieben ist.
    Kapitel 14 bringt da Licht ins Dunkel - Björn und die "Großmutter" sind nicht verheiratet und sie war anderweitig verheiratet und ist nach dem Tod ihrer Familie letztendlich auch nur auf Brekkukot "gestrandet".
    Interessant ist dabei wieso sie den Jungen unbedingt Grimur nennen wollte. Dadurch wirkt ihr Verhalten gegenüber dem Jungen nicht mehr so "gefühlskalt" und immerhin kommt hier zum Ausdruck, daß sie sich schon Gedanken um Alfgrimur macht - auch hinsichtlich seiner Zukunft.


    Ehrlich gesagt, muss ich zugeben, daß mir die fehlende gefühlsmäßige Wärme garnicht wirklich aufgefallen ist. Wenn ich mir so die Zeit vorstelle, in der sich alles abgespielt hat, war es sicherlich nicht unbedingt selbstverständlich ein fremdes Kind einfach aufzunehmen - geschweige denn die übrigen Hausgäste, die sich auf Brekkukot einfinden.
    Beim Lesen habe ich eher das Gefühl, daß Laxness hier auch ein wenig der Erzähl-Tradition der Sagas folgt - in diesen Texten wird auch eher sachlich berichtet. Laxness würzt seinen Text mit einem gewaltigen Augenzwinkern, denn so manches wirkt eher unglaublich :breitgrins:


    Und so langsam komme ich zu den Pudels Kern oder besser zur heißen Luft um Gardar Holm :zwinker:


    Mittlerweile habe ich auch herausgefunden, was mit Halsbräune gemeint ist. Ich habe mich schon gewundert, an was für merkwürdigen Sachen Kinder sterben können. :rollen:

  • Hallo ihr,


    wie weit seid ihr denn?


    Ich wollte mich mal wieder kurz melden, bin inzwischen bis Anfang 17. Kapitel gekommen, also nicht wesentlich weiter. Ich hoffe in den nächsten Tagen auf mehr Zeit zum Lesen.


    Das Buch gefällt mir nach wie vor sehr gut, auf manches, vor allem Gespräche, muß ich mich allerdings sehr konzentrieren (z.B. das zwischen Gardar Holm und dem "Aufseher" in Kapitel 16. Da hatte ich den Eindruck, nicht recht zu verstehen, worum es eigentlich geht - was natürlich wiederum die gut getroffene Wahrnehmung des uninformierten Jungen ist.


    Schön, daß Gardar Holm nun persönlich auftritt, wenn auch erstmal ziemlich unspektakulär. Schmunzeln mußte ich allerdings über die seltsamen Titel der Lieder, die er laut Zeitungsberichten zum Ruhme Islands im Ausland singt: "Oh du schöne Flasche", "Schön krähte dieser Vogel", "Die Schafe blöken im Stall" und dergleichen. Gibt es dort wirklich solche Lieder?? :breitgrins: :breitgrins::breitgrins:


    Auch geschmunzelt habe ich über den Disput des Pfarrers Snorri von Husafell mit Magnus Stephenson, in Kap. 11. Was für eine herrliche Geschichte! Ich vermute, sie ist ungefähr im Stil der Sagas geschrieben (habe noch keine Saga gelesen, aber so ungefähr stelle ich sie mir vor).


    Immer wieder konfrontiert Laxness uns mit ungewöhnlichen Ansichten seiner Romanpersonen, die zunächst absurd klingen, die aber in sich völlig logisch und konsistent sind (wie zum Beispiel beim "Aufseher"). Das ist mir schon aufgefallen, als wir "Am Gletscher" lasen, und macht für mich einen guten Teil des Reizes der Laxness-Bücher aus.



    Kapitel 14 bringt da Licht ins Dunkel - Björn und die "Großmutter" sind nicht verheiratet und sie war anderweitig verheiratet und ist nach dem Tod ihrer Familie letztendlich auch nur auf Brekkukot "gestrandet".


    Also entweder habe ich das völlig überlesen, oder wir haben eine unterschiedliche Kapiteleinteilung?? Mein Buch hat 41 Kapitel. Ich bin jetzt bei 17, aber davon war noch nicht die Rede. Auch nicht von der "Halsbräune" und hiervon:



    Interessant ist dabei wieso sie den Jungen unbedingt Grimur nennen wollte. Dadurch wirkt ihr Verhalten gegenüber dem Jungen nicht mehr so "gefühlskalt" und immerhin kommt hier zum Ausdruck, daß sie sich schon Gedanken um Alfgrimur macht - auch hinsichtlich seiner Zukunft.


    Nur die Namensbedeutung von "Alfgrimur" wurde erklärt (durch Gardar Holm): "der, der eine Nacht bei den Elfen verbringt". Sehr poetisch. Ist es nicht so, daß nach so einer Nacht in der realen Welt hundert Jahre vergangen sind? Und was mögen dann wohl die Einzelnamen bedeuten...


    Gruß, Katja

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.