Ich bin ein klein wenig weiter, habe gerade das 18. Kap. gelesen.
Ist das nicht sonderbar, dass die alte Frau, die im 13. Kap. nach Brekkukot kommt, unbedingt bei Fremden sterben, aber in der Heimat beerdigt werden will, auch wenn das nur schwer zu bewerkstelligen ist? Und wieso will sie eigentlich nicht bei ihren Kindern sterben?
Dass Gardar Holm tatsächlich mal auftauchen würde, hatte ich nicht gedacht. Typisch dann aber, dass es zu dem angekündigten Konzert auf heimatlichem Boden doch nicht kommt. Mir stellt sich die Frage, wie erfolgreich Gardar wirklich ist. Zwar wirkt er recht wohlhabend, schmeißt mit Goldstücken nahezu um sich, aber...
Mir kam der Gedanke, dass das Goldstück, dass er Alfgrimur schenkt (Kap. 17), vielleicht ursprünglich aus einem der Beutel des Aufsehers stammte, der im 16. Kap. heimlich mit Gardas spricht. Das Gespräch hat es tatsächlich in sich und auch ich bin mir nicht sicher, ob ich alle Implikationen (richtig) erfasst habe. Immerhin bin ich mir ziemlich sicher, dass die große Berufung, die der Aufseher verspürte, der Führung einer besonders sauberen öffentlichen Bedürfnisanstalt* galt. Nicht gerade das, was ich mir vorgestellt hatte.
Aber ich frage mich, ob er nicht noch einen "Nebenberuf" als Geldverleiher hat. Immerhin sagt er zu Gardar, dass er auch anderen Menschen "den Steigbügel halten" wolle, also ihnen (wie Gardar auch) Geld (Gold) aus seinem Beutel gibt. Dass er das Geld verschenkt, kann ich mir nicht vorstellen, dann müsste der Beutel schon lange leer sein.
*Der Aufseher kümmert sich um die Beseitigung menschlicher Exkremente, sein Mitbewohner Ronulfur, der Jauchengrubenmann, um die der Tiere. Ist das ein Zufall, dass hier zwei "Saubermänner" auftauchen?
Das 15. Kap. brachte mich zum Grinsen mit der Darstellung des nach höherem strebenden, französische Phrasen in seine Konversation einstreuende und sich gleichzeitig nach dem "einfachen Leben" sehnenden Ladenbesitzer Gudmundsen. Er ist so weit von den Lebensbedingungen seiner armen Landsleuten entfernt, dass er deren Leben in miserabelen Umständen romantisieren kann. Ach, Stockfisch und eine Torfhütte sind doch das schönste, dass das Leben bieten kann - wenn man eine Alternative zu ihnen hat!
Allerdings ist der Großvater hier mit ihm einer Meinung. Er würde wohl nie freiwillig in ein anderes Haus einziehen. Er strebt nicht nach einem "besseren" Leben und schlägt das Angebot Gudmundsens, seine Hütte für viel Geld zu kaufen, kategorisch aus, bzw. "hört" es nicht einmal.
Kritisiert Laxness hier zwei gleichermaßen extreme Haltungen - einmal die Romantisierung des einfachen Lebens durch die Reichen und zum zweiten die Unwilligkeit, seine Lebensbedingungen zu verbessern?
Kapitel 14 bringt da Licht ins Dunkel - Björn und die "Großmutter" sind nicht verheiratet und sie war anderweitig verheiratet und ist nach dem Tod ihrer Familie letztendlich auch nur auf Brekkukot "gestrandet".
Interessant ist dabei wieso sie den Jungen unbedingt Grimur nennen wollte. Dadurch wirkt ihr Verhalten gegenüber dem Jungen nicht mehr so "gefühlskalt" und immerhin kommt hier zum Ausdruck, daß sie sich schon Gedanken um Alfgrimur macht - auch hinsichtlich seiner Zukunft.
Das habe ich in meinem Buch auch nicht gelesen. Kann es sein, dass Laxness seinen Roman später noch einmal überarbeitet hat und unsere Übersetzungen auf verschiedenen Vorlagen beruhen?