Mir kam dann die ganze Zeit in den Sinn, daß er vielleicht garnicht wirklich singen kann und die Vermarktung im Ausland evtl. nur eine Inszenierung sein könnte - zumal immer wieder erwähnt wird, daß sie Gardar nie singen gehört haben und die angedachten Konzerte immer ganz plötzlich ausgefallen sind.
Ja, die Idee, daß Gardar gar nicht wirklich singen kann, ist mir auch schon gekommen. Allerdings glaube ich eher, daß er früher durchaus singen konnte und auch im Ausland aufgetreten ist, denn am Anfang war ja durchaus die Rede von Pariser Zeitungen und ähnlichem (oder nicht? müßte man wohl nochmal genau weiter vorne im Buch nachlesen, vielleicht narrt Laxness uns hier auch gewaltig ). Und dann konnte er womöglich plötzlich nicht mehr singen (vielleicht, weil er "den einen reinen Ton" gehört hat, was auch immer damit gemeint sein mag) und möchte das in seiner Heimat, wo alle so viel von ihm halten, nicht zugeben und hält die Illusion aufrecht - was nur möglich ist, weil Island so weltabgeschieden ist.
Ich frage mich auch, ob er schon die ganzen fünf Jahre seit seinem letzten "Besuch" in Island heimlich in der Scheune gewohnt hat...
Die Worte von der "Maus unter der Türschwelle", von der immer wieder mal die Rede war, würden dann eine Bedeutung bekommen.
Im Original heißt das Buch ja "Annalen von Brekkukot". Ich frage mich, warum auf Deutsch der Titel "Das Fischkonzert" gewählt wurde? Dadurch wartet man als Leser die ganze Zeit darauf, wann nun endlich dieses verflixte Konzert mal stattfindet... Ich denke, wenn das Buch "Annalen von Brekkukot" hieße, würde ich den Ereignissen um Gardar Holm gar nicht so eine große Bedeutung beimessen.
Dass Alfgrimur da immer so stoisch ist kann zweierlei sein. Zum einen die emotionslose Erzählweise, die wir bei den isländischen Sagas auch treffen. Oder Alfgrimur ist tatsächlich so ein Stoffel und Sonderling. Oder beides kommt zusammen. Die Art, sich für gar nix zu interessieren, ist dennoch sehr irritierend.
Ich glaube auch, daß es zweierlei ist. Sonderlinge und absonderliches Verhalten sind für Alfgrimur Normalität, und Klartext gesprochen wird auf Brekkukot ja bekanntlich auch nicht.
Hält sie den Jungen denn für so naiv, daß der nicht merkt, was los ist?! Oder braucht sie einen verbündeten in dieser verzwickten Situation?
Warum Kristin den Jungen mit dem Essen zu Gardar schickt, ist eine gute Frage. Ich tendiere mehr zu der Erklärung, daß sie einen Verbündeten braucht oder sich einfach mal jemandem anvertrauen will.
Kap. 29 (von der "guten Ehe" ) strotzt wiederum nur so von Ironie. Herrlich! Ich habe mich herzlich amüsiert beim Lesen.