Doris Lessing – Mara und Dann

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    Inhalt: Ein Mädchen und ihr kleiner Bruder werden in der Nacht aus dem Haus geholt und versteckt. Sie wissen, daß es zu ihrem Schutz ist, man schärft ihnen neue Namen ein, und das funktioniert so gut, daß selbst das Mädchen sich später nicht mehr an ihren echten Namen erinnern kann. Auch nicht an alles, was ihr Retter ihr erzählt hat, und so haben die beiden, die jetzt Mara und Dann heißen, ihre Vergangenheit und damit auch zumindest einen Teil ihrer Identität verloren. Sie wachsen im Steindorf bei der alten Daima auf, immer bedroht durch die Feindseligkeit der Steinleute, zu denen sie nicht gehören, denn sie sind Mahondis. Dann flüchtet eines Tages, während seine Schwester zurückbleibt. Kurz vor Daimas Tod allerdings taucht Dann wieder auf, und die Geschwister beschließen, den Süden Ifriks mit seiner sich ständig ausbreitenden Wüste und sich verschlimmernden Trockenheit zu verlassen. Sie wollen in den Norden, wo alles grün ist und man von der Nordküste Ifriks über das Mittlere Meer hinweg die Eisgebirge von Yerrup zu ahnen sind. Aber die Reise ist lang und gefährlich ...



    Meine Meinung: Angesiedelt ist das ganze irgendwo zwischen Utopie und Abenteuerroman. Zeitpunkt der Handlung ist einige tausend Jahre in der Zukunft, über die Erde ist eine neue Eiszeit hereingebrochen und das, was wir als Europa kennen, liegt unter meterdickem Eis. In Nordafrika ist „normales“ Leben möglich, aber von Süden aus breitet sich entsetzliche Dürre aus, die die Menschen zur Flucht zwingt. Und viele Regeln menschlichen Zusammenlebens und der Moral außer Kraft setzt. Die Überreste einer hochtechnisierten Zivilisation (wie z. B. Solaranlagen) existieren zwar noch, aber man kann sie nicht mehr selbst produzieren, auch Reparaturen sind bestenfalls notdürftig möglich, das Wissen ist untergegangen.


    Mara und Dann wissen im Prinzip um die Gefahren, aber auf sich gestellt und so jung wie sie sind, geraten sie trotzdem in eine ganze Reihe ausgesprochen brenzliger Situationen unterschiedlichster Art. Diese entstehen zum Teil auch durch Danns Trauma: Er erinnert sich an den Mann, der sie als Kinder bedroht hat und an ihren Retter. Da diese beiden Brüder waren, die sich sehr ähnlich sahen, verschwimmen in Danns Vorstellung einander ähnlich sehende Menschen immer zu einem, und immer behält „der Böse“ die Oberhand, was Dann zu Kurzschlußreaktionen verleitet, an die er sich hinterher nicht immer erinnern kann. Andere ergeben sich aus den beiden unbekannten Gesellschaftsformen, die sie nicht oder nur ansatzweise durchschauen und verstehen. Wie Mara und Dann mit den verschiedenartigen Gefahren umgehen, was sie dabei lernen und erleiden, das war durchaus nicht uninteressant, aber definitiv mit einigen Längen erzählt.


    Besonders interessant fand ich es, den Anspielungen nachzuspüren, die veränderten Wörter zu erkennen. Aus den Beschreibungen zu ermitteln, was für Menschen oder was für ein Gerät wohl gemeint sein könnte, war ein spannendes Puzzle, auch wenn ich nicht alles habe auflösen können. Eher etwas enttäuschend war die Sprache, hier hätte mehr Abwechslung im Stil der Erzählung gut getan, das war mir streckenweise doch zu simpel. So liegen Licht und Schatten nebeneinander und ergeben eine indifferente mittlere Bewertung.


    3ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • Ich hatte ein grausiges Problem mit diesem Buch: den Protagonisten namens "Dann". Ich blieb jedes Mal hängen, wenn sein Name am Satzanfang stand, und das tut er ziemlich oft. Nach einigen Kapiteln voller Missverständnisse habe ich das Buch verärgert in die Bücherei zurückgetragen. Doris Lessing kann freilich nichts dafür, dass ihr erfundener Name im Deutschen als reales Wort existiert, aber der Übersetzer hätte hier unbedingt eingreifen und die Schreibweise neutralisieren müssen.

    &quot;Cessent iam nunc rapaces officialium manus, cessent inquam!&quot;<br />&quot;Zurück, ihr gierigen Beamtenhände, zurück, sag ich!&quot;<br />&nbsp;&nbsp; - Konstantin der Große

  • Ja, das stimmt, der Name taucht recht häufig am Satzanfang auf. Es war aber nicht an allen Stellen gleichermaßen irritierend, und ich habe mich mit der Zeit auch irgendwie so drauf eingeschossen, daß ich aus dem vorangehenden Satz ableiten konnte, ob nun der Name oder das Adverb gemeint ist, und nicht erst darüber nachdenken oder den Satz mehrfach lesen mußte. Aber ein bißchen störend war's schon, keine Frage ...

  • Ich habe das Buch vor einigen Jahren gelesen, vor zu langer Zeit, um noch eine Rezi zusammenzubekommen. Gefallen hat mir damals das Setting, die immer trockener werdende Welt mit seinen Gefahren, seinen verschiedenen Gesellschaften, deren Regen wir zusammen mit den beiden Geschwistern erkunden. Das langsame Entschlüsseln der Lebensbedingungen und Erraten der abgewandelten Wörter hielten mein Interesse lange gefangen.
    Insgesamt empfand ich das Buch allerdings als zu lang; irgendwann reichte es mir mit den Abenteuern der beiden. Richtig enttäuscht war ich dann von der Auflösung der Frage, wieso so viele Leute ein so starkes Interesse an den beiden hatten. Das erschien mir dem Aufwand, der betrieben wurde, nicht ganz zu entsprechen.
    Mit "Dann" hatte ich allerdings kein Problem, da ich das Buch auf Englisch gelesen hatte. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass das auf Deutsch zu Irritationen führen kann.

    Wir sind irre, also lesen wir!