Ja, manche Dinge lassen sich eben auch gar nicht anständig übersetzen, siehe dazu z.B. den Übersetzungsböller-Thread ab hier. Oder einfach ein Terry Pratchett-Buch zur Hand nehmen... Ich finde das dann immer richtig schade, wenn gewisse Sachen verloren gehen, insbesondere diese Begriffe oder Wortspiele, die auf Deutsch so gar nicht existieren/möglich sind.
Dazu habe ich mich vor Jahren auf der Frankfurter Buchmesse einmal mit Helmut W. Pesch unterhalten können, der damals noch als Lektor bei Bastei arbeitete. Wir sprachen über die Übersetzung von Robert Asprins "Myth"-Zyklus, der sich ja auf der gleichen Stufe bewegt wie Pratchett, und Pesch sagte mir, dass der Verlag viele von Asprins Witzen eigentlich nacherzählen musste, weil sie einen soziokulturellen Hintergrund voraussetzten, der bei deutschen Lesern einfach nicht vorhanden ist. Asprin legte zum Beispiel sehr gerne amerikanischen Regionalpolitikern oder Fernsehheroen fiktive Zitate in den Mund, die dann bei Bastei kurzerhand durch einen Stoiber- oder Gottschalk-Witz ersetzt werden mussten, weil sonst niemand den Bezug verstanden hätte. Vor ähnlichen Problemen stand ja Karasek bei seinen Asterix-Übersetzungen oder sogar Erika Fuchs bei Donald Duck.
Zur Sprachbarriere: Ist Horror auf Englisch weniger horrormäßig? Das kommt m. E. auch darauf an, wie gut man die Fremdsprache beherrscht. Ich empfinde den "Herrn der Ringe" im Original weitaus eindringlicher als in den trockenen Klett-Übersetzungen. Bei Sätzen wie "In rode the Lord of the Nazgûl. A great black shape against the fires beyond he loomed up, grown to a vast menace of despair. In rode the Lord of the Nazgûl, under the archway that no enemy ever yet had passed, and all fled before his face" läuft es mir bis heute kalt den Rücken hinunter, wenn ich sie nur hinschreibe. Überhaupt hat gerade Tolkien mich belehrt, dass das vorher von mir überwiegend verachtete Englisch eine wirklich wunderschöne Sprache sein kann, wenn es richtig gebraucht wird.
Bei Filmen habe ich ein grundsätzliches Problem: Die lästige Gleichmacherei unserer Synchronisationen durch ein künstliches Einheitsdeutsch. Das gilt sogar für eher triviale Beispiele - als ich "Star Wars" im Original sah, wurde mir erstmals bewusst, wie intensiv die Figuren dort durch ihre unterschiedlichen Sprechweisen charakterisiert werden: Skywalker & Co. benutzen überwiegend ländlichen Dialekt, C3PO Upper-class-Britisch, Darth Vader ein gepflegtes Bühnenamerikanisch, der Imperator Shakespeare-Englisch mit Macbeth-Akzent. Im Deutschen wird das alles abgesäbelt und nivelliert (es sei denn, man schaut Krimis aus Wien), wodurch für mein Gefühl manches unnötig verloren geht. Besonders herb fiel mir das in der Szene in "Sieben Jahre in Tibet" auf, als Brad Pitt bei seinen chinesischen Bewachern protestierte: "Ich bin überhaupt kein Deutscher. Ich bin Österreicher!" Da war ich echt versucht, durch das Kino zu rufen: "Das merkt dir aber keiner an, Junge!"