[Senegal] Fatou Diome - Ketala

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  • Fatou Diome – Ketala


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    Inhaltsangabe:


    Memoria reiste aus Frankreich zurück in ihr Heimatland Senegal, um dort zu sterben. Wer war diese Frau? Bevor der traditionelle Ketala – das Aufteilen ihrer Habseligkeiten unter ihren Verwandten – stattfindet, unterhalten diese Gegenstände sich über Memoria und erinnern sich an ihr gemeinsames Leben ...


    Der erste Satz: (aus dem Prolog)


    „Alles war sauber.“


    Meine Meinung zum Buch:


    Diese Geschichte hat mich sehr berührt.


    Schon beim Lesen des Klappentextes hat mich die Vorstellung, dass sich die Gegenstände einer Verstorbenen über diese unterhalten, so gereizt, dass ich das Buch gleich kaufen musste. Fatou Diome charakterisiert Memorias Habseligkeiten wie Individuen. Jeder Gegenstand hat eine eigene Persönlichkeit, ob es sich um die Perlenkette, das Sofa, den Teller, das Kopfkissen, den PC oder die Maske an der Wand handelt. Stück für Stück wird in diesen Unterhaltungen Memorias Leben für den Leser enthüllt, ihr ganzes Glück und die Tragik in ihrem Leben. Das ist ungemein fesselnd dargestellt und ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen. Mit Hilfe dieser sehr persönlichen Erinnerungen bekommt der Leser ein gutes Bild von Memoria, vielleicht genauer, als wenn man Freunde und Verwandte erzählen lassen würde. Denn Memorias Habseligkeiten haben sie immer begleitet, durch Höhen und Tiefen, und sind mit ihr aus Frankreich in den Senegal gereist. Dadurch tragen sie Erinnerungen.


    Durch die Erzählungen der Gegenstände habe ich auch ein (sicher nicht sehr ausführliches) Bild vom Leben der Migranten bekommen. Die Gegenstände sparen nicht mit Kritik und erzählen, unter welchem Druck Memoria stand. Nicht nur dass sie in ein fremdes Land ging, auch der Druck ihrer zurück bleibenden Verwandten wird beschrieben, die reiche Geldgeschenke erwarteten, denn Memoria ging ja in ein gelobtes Land. Auch die traditionelle Ehevermittlung und die Habgier der Verwandten während der Ketalas werden aufs Korn genommen.


    Ein sehr, sehr schönes Buch. Und seit ich es gelesen habe, schaue ich meine Wohnungseinrichtung mit anderen Augen an.

    Zitat

    Wen kümmert die Trauer der Dinge, wenn jemand stirbt?


    Meine Bewertung: 5ratten:tipp:


    Viele Grüße von Annabas :winken:



    [size=1]Land im Betreff eingefügt. LG, Aldawen[/size]

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()

  • Mir hat "Ketala" auch ungemein gut gefallen. Es ist originell und voll schöner sprachlicher Bilder, dazu überraschend humorvoll und mit ganz eigener Atmosphäre. Mich hat beeindruckt, wie die Autorin Dinge schildert und wie genau sie hinschaut. Zusammen mit den Möbeln kommt man dann langsam dahinter, was mit Memoria alles passiert ist. Angenehm fand ich auch, dass nicht direkt ausgesprochen wurde, was Memoria nun hatte, obwohl es durch den Text trotzdem deutlich wird. Ein schönes Buch, traurig, aber auch liebevoll.


    5ratten

  • Hallo!


    Ein sehr, sehr schönes Buch. Und seit ich es gelesen habe, schaue ich meine Wohnungseinrichtung mit anderen Augen an.


    Ich auch- wer weiß was die alles zu erzählen haben wenn wir unterwegs sind.


    Schon allein die Idee, welcher Besitz eigentlich welche Rolle in Memorias Leben gespielt hat, ist interessant. Wie Freunde der Verstorbenen buhlen sie noch im Nachhinein um ihre Gunst. Eigentlich sind sie das auch, denn bei ihnen konnte sie sich gehen lassen und ganz sie selbst sein. Die Geschichten, die sie über die Verstorbene erzählen sind ohne jegliche Bewertung, sondern nachsichtig und oft auch mitfühlend. Man hätte Memoria in ihrem Leben solche Freund gewünscht, vielleicht wäre vieles anders verlaufen. Je mehr Geschichten erzählt werden, desto deutlicher wird Memorias Verwandlung vom unbeschwerten, fast schon arroganten jungen Mädchen zur einsamen Frau, die oft über ihr Schicksal verbittert ist. Aber sie versucht nicht wirklich etwas daran zu ändern, sondern läßt sich treiben. Hilfe von aussen kann sie sowieso nicht erwarten, denn in Frankreich hat sie keine Freunde und ihre Verwandten im Senegal erwarten von ihr nur finanzielle Unterstützung. Da ist es kein Wunder, dass ihr Leben so läuft. Nur ihre stummen Begleiter sind immer bei ihr, auch wenn sie sie vielleicht nicht wirklich zu schätzen weiß.
    5ratten


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.