Deborah Layton - Selbstmord im Paradies

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 4.345 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kirsten.

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    Verlag:Suhrkamp
    ISBN: 978-3518460030
    Seiten: 415
    Ausgabe: Taschenbuch
    Preis: € 12,00



    Amazon Kurzbeschreibung:


    Er hatte ihnen das Paradies auf Erden versprochen. Und sie sind ihm gefolgt - bis in den Tod.


    Vor dreißig Jahren geriet die US-Sekte People's Temple in die Schlagzeilen der internationalen Presse. Ein regelrechtes Massaker hatte am 28. November 1978 in Jonestown (Guyana) stattgefunden, 913 Menschen starben, darunter 276 Kinder. Opfer eines charismatischen Führers, James Warren Jones. Was treibt Menschen dazu, sich in ein System der Unterdrückung und Manipulation zu begeben, das sie mit dem Leben bezahlen? Deborah Layton, die neun Jahre lang Mitglied der Sekte war, konnte ein halbes Jahr vor dem Massaker aus Jonestown fliehen. Zwanzig Jahre später schrieb sie diesen eindrücklichen Bericht. Ein Buch mit Wucht. Ein Buch, das auf fesselnde Weise aufklärt. Ein Buch von beängstigender Aktualität.



    Meine Meinung:

    Als Tochter einer deutschen Jüdin geboren, die mit ihrer Verwandtschaft vor dem Naziterror in die USA geflohen war, erliegt die Autorin nach einer rebellischen Pubertät zuerst der Faszination und der Leidenschaft des "christlichen Sozialisten" Jim Jones und seines Volkstempels, um nachher während Jahren die verhängnisvolle Entwicklung dieser Gemeinschaft zur Endzeitsekte mit Verfolgungswahn, Guruhörigkeit und Sektenterror zuerst willig-ahnungslos, dann eingeschüchtert-hilflos mitzuerleben.Deborah Layton war sieben Jahre lang Mitglied im „Peoples Temple“, der Sekte des Predigers Jim Jones. Sie war die Finanzchefin des Kults, aber sie hatte es geschafft, vier Monate vor der Katastrophe aus Jonestown zu fliehen...


    Sie ist 17, als sie Jim Jones kennen lernt, einen jungen Prediger, der in San Francisco engagierte Gläubige um sich schart. Jones fordert Rassen-, Klassen- und Geschlechtergleichheit – es sind die 70er Jahre, und seine Ideen haben Konjunktur. Auch Deborah fühlt sich angezogen von dem charismatischen Prediger und seiner Gemeinde, in der Schwarze und Weiße zusammenleben, Kinder und Greise, Privilegierte und Entrechtete. „Ich habe deinen Schmerz gehört“, sagt Jones. „Ich kann dir helfen, deinen Platz in der Welt einzunehmen. Wirst du den Einsatz bringen?“ Deborah Layton setzt alles auf den „People’s Temple“.


    Schnell wird sie Jones’ Vertraute. Sie zweifelt auch dann nicht an seinen Ideen, als diese zunehmend kruder werden: Jones behauptet, er sei in früheren Leben Jesus und Lenin gewesen, er könne Wasser in Wein verwandeln, Wunderheilungen vollbringen. Seine Gemeinde will er vor nuklearer Auslöschung bewahren, er verknüpft Sozialismus und Erlösungsrhetorik zum bizarren Weltanschauungscocktail. „Heute mag das wirr klingen“, sagt Deborah, „aber damals wusste man kaum etwas über Sekten.“ Sie zweifelt auch dann nicht, als Jones sie vergewaltigt. „Er war unfehlbar, ich suchte den Fehler bei mir.“


    Zunächst versteht es Jones, auch die politische Öffentlichkeit einzulullen. Doch als in der Presse erste Enthüllungsgeschichten auftauchen, bereitet er die Flucht vor: 1974 vereinbart er mit der sozialistisch regierten, ehemals britischen Kolonie Guyana die Aussiedelung der Gemeinde nach Südamerika. Bei Nacht und Nebel werden über 1000 Menschen in eine entlegene Dschungelsiedlung transportiert: „Jonestown“, das gelobte Land.........


    Selbstmord im Paradies ist eine spannende und zugleich bedrückende Innenansicht der US-Sekte »People’s Temple«, die 1978 durch ihren Massenselbstmord in Jonestown/Guayana in die Schlagzeilen Presse geriet. Die Autorin schildert ihre Lebensgeschichte vom Eintritt in den Temple bis zu ihrer Selbstbefreiung aus dessen Umklammerung.Sie schildert in beklemmend spannenden Episoden die Entwicklung eines kollektiven religiösen Wahns. Es ist ein erschütterndes Dokument, das sich trotz seiner albtraumartigen Sequenzen packend von der ersten bis zur letzten Seite liest.


    5ratten

    :leserin:Kendare Blake - Der schwarze Thron ( Die Schwestern 1 )

  • Hallo!


    Über die Sekte habe ich vor einiger Zeit eine sehr bedrückende Reportage gesehen und wollte mich danach eigentlich näher informierten, habe es aber immer wieder aufgeschoben. 1978 war ich noch zu klein um zu realisieren was wirklich passiert ist. Dein Buch ist notiert, denn näher informieren will ich mich immer noch.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Dann haben wir bestimmt dieselbe Reportage gesehen. Denn mir ging es genauso. Auf dem Klappentext steht: " Dieses beeindruckende Buch, mit Aufrichtigkeit und Leidenschaft geschrieben,liest sich wie ein Thriller.... ". Dem kann ich nur voll und ganz zustimmen. Ich war auch nicht fähig das Buch aus der Hand zu legen. Dann wünsche ich Dir eine aufschlussreiche und spannende Zeit mit diesem Buch. Würde mich über eine kurze Meldung hier freuen.


    Liebe Grüße
    Twiceybaby

    :leserin:Kendare Blake - Der schwarze Thron ( Die Schwestern 1 )

  • Hallo!


    Dann wünsche ich Dir eine aufschlussreiche und spannende Zeit mit diesem Buch. Würde mich über eine kurze Meldung hier freuen.


    Die Meldung kommt bestimmt- was allerdings noch etwas dauern kann.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

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    Beschreibung von Amazon:
    Er hatte ihnen das Paradies auf Erden versprochen. Und sie sind ihm gefolgt - bis in den Tod.


    Vor dreißig Jahren geriet die US-Sekte People's Temple in die Schlagzeilen der internationalen Presse. Ein regelrechtes Massaker hatte am 28. November 1978 in Jonestown (Guyana) stattgefunden, 913 Menschen starben, darunter 276 Kinder. Opfer eines charismatischen Führers, James Warren Jones. Was treibt Menschen dazu, sich in ein System der Unterdrückung und Manipulation zu begeben, das sie mit dem Leben bezahlen?


    Meine Meinung:
    Ich habe damals viele Presseberichte über das Massaker gelesen und mich gefragt, wie es möglich ist, dass Menschen sich einem Führer so radikal ausliefern, dass sie auf seinen Befehl hin sogar Selbstmord begehen. Ich bin der Antwort durch dieses Buch ein wenig näher gekommen.
    Deborah Layton, mit 16 Jahren schon ein ziemlich kaputter Teenie mit Drogenkarriere, ist das klassische Sektenopfer: auf der Suche nach einer Richtung im Leben und einem Halt, den ihr ihre Familie nicht geben kann, macht sie über ihren älteren Bruder die Bekanntschaft von Jim Jones. Wie alle Rattenfänger ist er charismatisch und versteht es, die Klaviatur der Gefühle so perfekt zu spielen, dass Debbie schnell überzeugt ist: das ist die Gemeinschaft, die ich gesucht und Jim ist der Vater, den ich mir gewünscht habe. Begeistert tritt sie dem Temple bei. Tatsächlich wird ihr freier Fall gebremst, sie fängt sich. Debbies Vetrauen wird zum ersten mal schwer erschüttert, als ihr geliebter "Father", der seinen Kindern sexuelle Enthaltsamkeit predigt, über sie herfällt und sie mehrfach vergewaltigt.
    Nach einiger Zeit schließt sich auch Debbies Mutter der Sekte an und die Familie zerfällt.
    Nur durch Charisma des Führers kann eine Sekte (oder ein totalitärer Staat - die Parallelen sind unübersehbar) nicht funktionieren. Ein feines Netz von Bespitzelung, Denunziation, Belohnung und Strafe legt sich unmerklich über die Mitglieder und zusammen mit der politischen Indoktrination wird die Gehirnwäsche vollendet. Deborah Layton beschreibt diese Entwicklung so eindrucksvoll, dass ich Gänsehaut beim Lesen hatte. Jim Jones lebt in seinen "Kindern" seine Paranoia aus, die immer bizarrere Formen annimmt. Er fühlt sich von CIA und FBI verfolgt. Der Zufluchtsort für die Gemeinschaft, das gelobte Land, wird Guyana. Dort, so tief im Dschungel, dass sogar die Indianer dort nicht leben wollen, lässt Jones Jonestown errichten. Nach und nach werden fast alle Mitglieder dorthin gebracht. So auch Debbie. Sie kommt direkt in die Hölle. Dort sind die Menschen ihrem "Father" und seinen Wahnvorstellungen völlig ausgeliefert. Harte Arbeit, schlechte Ernährung und gesundheitliche Versorgung, nächtelange Versammlungen, Schlafentzug, bewaffnete Wachen - und zunehmend "Selbstmordübungen". Es wäre natürlich einfach gewesen, sich zusammen zu rotten und diesen Verrückten zu entmachten - für Menschen, die das selbstständige Denken nicht verlernt haben. Diese traurigen Menschenwracks waren zu gar nichts mehr in der Lage als zu arbeiten und zu gehorchen.
    Der alte Kampfgeist, der sie zu einem rebellischen Teenager gemacht hatte, erwacht in Deborah und sie plant ihre Flucht, die ihr schließlich gelingt. Zurück in den USA versucht sie, die Öffentlichkeit auf die Geschehnisse in Guyana aufmerksam zu machen. Sie weiß, dass alle, die noch in Jonestown sind, in Lebensgefahr schweben. Niemand interessiert sich dafür. Erst als mehr als 900 Menschen tot sind, wendet sich der Blick der Welt für kurze Zeit auf den Dschungel und die Tragödie, die sich dort abgespielt hat.


    Ein wichtiges Buch, sehr gut und logisch aufgebaut. Das Buch ist eine Warnung, sich nicht einlullen und andere für sich denken zu lassen - für sich selbst, im kleinen Kreis, aber auch für das große politische Ganze.


    5ratten

  • Das Jonestown-Massaker ist mir nur aus "Der silberne Sinn" von Ralf Isau ein Begriff. Als das passiert ist, gab es mich ja noch gar nicht.


    Aber das klingt nach einem interessanten Buchtip, der direkt auf meine Wunschliste gewandert ist.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hallo Ihr Lieben :winken:


    Nun gibt es 2 Threads zu diesem Buch. Ich hatte vor längerer Zeit auch einen eröffnet. Vielleicht kann man diese ja zusammenfügen?


    Liebe Grüße
    Twiceybaby

    :leserin:Kendare Blake - Der schwarze Thron ( Die Schwestern 1 )

  • Tatsächlich - habe ich gar nicht gemerkt. Zusammenfügen wäre schön. :winken:


    Erst heute stand übrigens in der Zeitung, dass Wunderheiler, zumindest in NRW, deutlichen Zulauf haben. :rollen:


    Das Buch von Ralf Isau habe ich mir notiert.

  • Ach, dann war das doch hier, wo das Buch schon mal erwähnt wurde ... ich habe noch überlegt ...


    Werde dann mal zusammenpappen gehen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hallo,


    dieses Buch hat mich in diesem Jahr wohl am meisten beeindruckt. Ich fand es unglaublich, sowas zu lesen und musste mich mehrfach daran erinnern, dass das tatsächlich so geschehen ist und es tatsächlich möglich ist, das so etwas geschieht.
    Ich zolle der Autorin großen Respekt dafür, dass sie den Mut hatte, dies alles niederzuschreiben und kann nur hoffen, dass es es besonders in Hände von denjenigen gerät, deren Leben ebenso wie Laytons am goldenen Faden hängt, die daraus ihre Lehren ziehen und das das Buch ihnen den Mut gibt, der nötig ist.
    Davon abgesehen denke ich, dass jeder etwas von dem Buch lernen kann, denn ich bin davon überzeugt, dass es viele unter uns gibt, die in einen solchen Strudel mit hinein gezogen werden könnten. Unter all den Dingen, die Deborah Layton mit dem Buch mitteilen will, sticht wohl die Quintessenz heraus, dass sich jeder seiner Handlungen bewusst sein sollte und vor allem Dinge hinterfragen sollte anstatt sie als "Gottgegeben" anzunehmen.


    5ratten


    Grüßle,


    Marypipe

  • Meine Meinung
    Selbstmord im Paradies zeigt, wie leicht man in eine Sekte geraten kann. Deborah Layton ist ein junges Mädchen aus gutem Haus. Trotzdem fühlt sie sich aus den verschiedensten Gründen unglücklich und falsch verstanden- typisch für die Pubertät. Aber sie findet jemand, der ihr zuhört und der ihr in dieser Situation das Gefühl gibt, wichtig für ihn zu sein. So folgt sie ihm und schließt sich dem Temple an. Als sie erkennt, wie es unter der Oberfläche aussieht, ist es zu spät. Nicht nur sie, sondern auch ihre Familie ist dem Temple beigetreten und es ist schwer, zu entkommen. Der Kontakt zu Außenwelt ist schwierig. Die Flucht ist abenteuerlich und bis zum Schluß kann sie sich nicht sicher sein, ob sie wirklich entkommen kann.


    Ich habe mir überlegt, ob es heute mit Handys und Internet leichter gewesen wäre, die Flucht zu organisieren. Vielleicht, auf der anderen Seite wäre es der Sekte aber auch leichter gefallen, Debbie wieder zu finden. Wie weit der Arm des Temples auch ohne die heutige Technik reicht, hat mich erschreckt. Auch dass so lange nichts unternommen wurde, weil man Jim Jones falsch eingeschätzt hat, ist erschreckend.


    Meine Lesejahr ist zwar noch nicht vorbei, aber ich schliesse mich Marypipe an. Dieses Buch hat mich bis jetzt am meisten beeindruckt.
    5ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.