Jörg Hess - Zoologische Miniaturen

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    Inhalt:
    Der Basler Zoologe und Verhaltensforscher Jörg Hess verfügt neben einem enormen Fachwissen über Wildtiere auch über erzählerisches Talent. So hat er für die Schweizer Wochenblätter «Das Magazin» und «Die Weltwoche» kurze Texte über allerlei Tiere geschrieben; der Echtzeit-Verlag hat die Texte zusammengetragen und in einem Sammelband herausgebracht. Zu jedem Text gibt es ein Bild, damit man sich beispielsweise das Okapi auch vorstellen kann, wenn davon die Rede ist.


    Meine Meinung:
    Jörg Hess beschreibt in seinen Texten Fakten zur Lebenweise unterschiedlichster Tiere. Dabei habe ich Viecher kennen gelernt, die ich vorher bestenfalls vom Namen her kannte (etwa die Seefledermaus). Ich habe über bekannte Tiere wenig bekannte Fakten erfahren und sogar über ein omnipräsentes Tier wie den Spatz weiss der Autor noch Erstaunliches zu berichten.


    Dabei geht es Jörg Hess nicht um Effekthascherei, die Texte sind seriös und fundiert. Er begnügt sich damit, seinen Lesern zu zeigen, welch vielfältige Techniken und Strategien die Natur für alle möglichen Problemlösungen hervorgebracht hat. Auch wenn ich schon einiges davon bereits wusste, wurde es mir doch nie langweilig, weiterzulesen. Im Gegenteil, der Autor schafft es dank seinen anschaulichen Beschreibungen immer wieder, dass sich der Leser gedanklich in das Tier hineinversetzt und dann wird eine Futter- oder Partnersuche schnell einmal zum Abenteuer. Ich war beim Lesen dieser kurzen Texte immer wieder beeindruckt von den vielfältigen Lösungen, die die Evolution für die ewig gleichen Probleme (namentlich der Erhalt der eigenen Spezies) hervorgebracht hat.


    Dabei schafft es Hess, grösseres Verständnis bis hin zu Symphatie für Tiere zu wecken, die ich bisher eher eklig fand, zum Beispiel Kellerasseln. (Hey, das sind landlebende Krebstiere, keine Insekten – hätte ich nicht vermutet. Und ja, das macht es besser.) Und egal, ob es um Elefanten, die ihre Toten beerdigen oder um Wespen, die Papier herstellen geht: Jede Geschichte ist faszinierend und zeigt, dass sich beim geduldigen Blick in die Natur immer wieder ganz neue Horizonte öffnen. Entsprechend hebt Hess auch ab und zu den moralischen Zeigefinger, wenn er immer wieder berichtet, dass der Mensch diese oder jene Art an den Rand der Ausrottung (oder darüber hinaus) gebracht hat, weil sich der Horizont eben zu spät geöffnet hat. Das ist zwar depremierend, aber leider auch wahr. Glücklicherweise reitet er nicht allzu sehr auf den menschlichen Unzulänglichkeiten herum, sondern erzählt wieder spannende Geschichten aus dem Tierreich.


    Der einzig negative Punkt: Dadurch, dass die Kolumnen in den Zeitschriften nicht beliebig lang sein durften, hatte ich bei ein paar Texten das Gefühl, dass Hess da noch viel mehr hätte schreiben können (und ich hätte auch mehr erfahren wollen) und dass nur an der Oberfläche gekratzt wurde.


    Fazit:
    Ein buntes Sammelsurium an zoologischen Miniaturen, die für ein breites Publikum interessant sind. Wer sich für Tiere interessiert, kann aus der Lektüre Gewinn ziehen – egal, ob tierfreundliches Kind oder fortgeschrittener Hobbywildbiologe.


    8 von 10 Punkten

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.