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Verlag: Piper
ISBN: 3492701841
Seiten: 478
Erstveröffentlichung: 2010
Bindung: Taschenbuch
Meine Meinung:
Viele Jahre sind vergangen, seitdem die Dämonen Irathindur und Gäus aus dem Dämonenschlund entkamen, die Menschen gegeneinander in den Krieg führten und die Weltordnung aus den Fugen geriet. Als der ungewöhnliche Krieger Minten als einziger in der Lage war, die Dämonen zu vernichten, verschwand der Schrecken von der Erde nur zum Teil: Im Dämonenschlund kreiste und brodelte es weiter. Pläne wurden geschmiedet und nun ist es soweit: Eine riesige Armee von Dämonen erhebt sich und zieht in einen Vernichtungsfeldzug gegen die Menschen. Am Ende zählt nur: Freiheit oder Finsternis. Überleben oder Tod.
Tobias Meißner ist kein gewöhnlicher Autor. Er ist ein Künstler. Ein Magier. Und so zaubert er nicht nur mit der Sprache, sondern auch mit den Empfindungen seiner Leser. Dämonen sind grausam, wild, blutrünstig, hässlich - und doch auch empfindsam oder von Minderwertigkeitskomplexen zerfressen. Doch unterscheiden sich die Dämonen dann wirklich so sehr von den Menschen?
Der Verlauf des Buches ist erfüllt von Krieg, Gefechten, Kampf und Metzelei - durch und durch deprimierend, weil Tobias Meißner nicht mal auf die Idee zu kommen scheint, den einen oder anderen zu verschonen. Er kennt keine Gnade. Mühevoll eingearbeitete Charatere werden genauso abgemurkst wie namenlose Dämonen, die im Schlachtengetümmel verloren gehen. Auch die Kapitelbezeichnungen (zwei bis zum Ende usw.) lassen einen düsteren Ausgang erahnen. Dennoch stirbt die Hoffnung zuletzt und damit die Leser nicht in schwere Depressionen verfallen, richtet sie Tobias Meißner mit spritzigen und oft schwarzhumorigen Dialogen wieder auf:
Auf dem Arm trug der rote Orogontorogon ein bleiches Menschenkind, das wiederum auf dem Arm ein gelbes Stofftier trug. Orison versuchte zu erkennen, ob das Stofftier auch etwas noch Kleineres im Arm trug, aber außer Straßenstaub und Spucke konnte er nichts ausmachen.
Obwohl der Verlauf insgesamt sehr düster ist, leuchten immer wieder kleine Hoffnungsschimmer auf. Sie blitzen in der Dunkelheit wie Glühwürmchen, doch was ist ein Glühwürmchen gegen ein Heer von Dämonen? Bis zum Schluß hängt das Schicksal der Menschheit in der Schwebe.
Bei Tobias Meißner gibt es Häppchen mit Menscheninnereien und gezuckerte Menschennierchen anstatt des üblichen phantastischen Einheitsbreis. "Freiheit oder Finsternis" wirkte auf mich noch geschliffener und tiefgründiger als "Die Dämonen". Das schriftstellerische Talent des bereits von der FAZ gelobten Autors scheint keine Grenzen zu haben. Es wäre wohl falsch zu behaupten, dass diese Geschichte "gefällt". Von "Gefallen" kann keine Rede sein, wenn etwas so düster und verstörend, grausam und blutrünstig ist - und dennoch ist es mit Abstand eines der besten Bücher, die ich in der letzten Zeit gelesen habe.
Die Ausstattung des Buches erscheint etwas künstlich aufgebläht. Eine inhaltslosere Geschichte würde somit den Preis meiner Meinung nach nicht unbedingt rechtfertigen. Das Cover finde ich dagegen wieder sehr gelungen. Das Wissen aus dem ersten Teil ist für das Verständnis von "Freiheit oder Finsternis" nicht unbedingt nötig - es entgeht einem aber die eine oder andere Hintergrundinformation und ich empfehle deshalb trotzdem vorher die Lektüre von "Die Dämonen".
Und dennoch waren sich alle Geschichtsschreiber einig, dass dieser Krieg zwischen frei erfundenen Ländern mit seltsamen Namen wie Irathindurien und Helingerdiea ein Krieg der Menschen gewesen war, in dem die Dämonen, die am Grunde des Schlundes kreisten, sich still verhalten und allenfalls schadenfroh geraunt hatten. Ein Krieg der Menschen, der den Menschen die Menschlichkeit geraubt hatte. Ein Krieg der Ideen, die nichts mit Aufbau und Schönheit zu tun gehabt hatten, sondern ausschließlich mit Zerstörung, Willkür und Gier.
Großartig. Tobias Meißner in Höchstform!