Oscar Wilde - Das Bildnis des Dorian Gray

Es gibt 42 Antworten in diesem Thema, welches 10.216 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Stormcrow.


  • So ich hab nun das dritte Kapitel beendet. Dorian ist vielleicht doch nicht so leicht zu beeinflussen, sondern Lord Henry einfach nur sehr geschickt darin, Menschen zu verunsichern.


    Lord Henrys Wirkung auf seine Mitmenschen muss recht groß sein, da ja auch seine Frau schon bemerkte, dass sie seine Freunde stets dessen Meinung vertreten hört. Dabei wäre es jedoch hilfreich, wenn man wüßte wer seine Freunde sind. Sind sie ihm gleichgestellt oder fühlen sie sich durch ihn aufgewertet.


    Dass zumindest Menschen wie die Essensgäste von Lady Agatha ihn richtig einzuschätzen wissen, denke ich, merkt man schon. Da stellte sich mir erneut die Frage, wo ist Dorian bisher gewesen. Wo und vor allem von wem wurde er erzogen? Ein jungen Mann seiner Herkunft hatte, möchte man meinen, doch sicherlich einen Hauslehrer. Sein Großvater hat sich bestimmt nicht um ihn gekümmert, der war von einem ganz anderen Schlag. Oder ist er bereits seit längerem tot?


    Nun will er diese Sibyl sogar heiraten! :entsetzt: Mal sehen, ob Henry da nicht endlich mal einen vernünftigen Einfluss auf den Schmachtenden hat.

  • Ich bin nun mit dem fünften Kapitel fertig, und im Gegensatz zu Kiba, fühlten sich diese fünf Kapitel eher an wie zehn. Ich komme irgendwie nicht so richtig voran. Ich weiß nicht ob es an der Übersetzung liegt oder an mir (ich habe die Weltbild-Ausgabe), aber ich finde Oscar Wilde echt schwierig zu lesen. Besonders wenn Lord Henry seine Ansichten vom Stapel lässt. Jetzt ist Sibyl dazugekommen und auch ein wenig Schwung in die Geschichte.
    Ich mochte Dorians Gesülze. Ist doch schön das er so verliebt ist. Aber warum er Lord Henry direkt davon erzählen muss, als ob er eine Erlaubnis zum freien bräuchte. Lord Henry hat einen sehr großen Einfluss auf Dorian.


    yanni, das ist mir gar nicht aufgefallen das Lady Henry so oft "nicht wahr" sagte. Mir viel eher ihr nervöses rumgekichere auf. So als ob es ihr peinlich sei mit einem von Lord Henrys Freunden reden zu müssen.


    Was haltet ihr eigendlich von Henrys Meinungen über die Frauen? "Die Frauen sind ein dekoratives Geschlecht. Sie haben niemals etwas zu sagen, aber sie sagen es entzückend."

    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.

  • Ich war gerade in Schwung und habe bis einschließlich Kapitel X gelesen.


    Kapitel VII ist ja regelrecht actiongeladen. ;) Auf jeden Fall las es sich schnell weg, aber irgendwie haben mich die Ereignisse, oder besser gesagt Dorians Handeln in Reaktion auf Sibyl, nicht wirklich überrascht. Ich bin gespannt, ob Sibyls Bruder noch einen großen Auftritt haben wird (ich hoffe es für ihn, schließlich habe ich mich durch das fünfte Kapitel gequält). Am allerwenigsten überrascht mich Dorians Hin und Her, das passt in mein Bild eines verzogenen, unreifen Jungen.


    Leider habe ich mir keine Notizen gemacht, so dass die zwei Tage alten Leseeindrücke schon wieder verblasst sind (oder verdrängt). Mal schauen, mit was für einem Dorian wir es nach diesem Gefühlswirrwarr und der Entdeckung in Bezug auf sein Gemälde zu tun haben werden.



    Als das einzig Interessante an der Geschichte empfinde ich bisher, wie Henry mit seine Mitmenschen umgeht


    Das kann ich so unterschreiben. Auch wenn seine manipulative Art und ein Großteil seiner Äußerungen mir Bauchgrummel verursachen, ist er die interessanteste Figur.



    Da stellte sich mir erneut die Frage, wo ist Dorian bisher gewesen. Wo und vor allem von wem wurde er erzogen?


    Ich bin beruhigt, dass Du Dir diese Frage ebenfalls stellst. Ich dachte schon, ich hätte diese Information überlesen, obwohl das bestimmt mehr als nur einen Nebensatz gefüllt hätte.



    Was haltet ihr eigendlich von Henrys Meinungen über die Frauen? "Die Frauen sind ein dekoratives Geschlecht. Sie haben niemals etwas zu sagen, aber sie sagen es entzückend."


    Das ist eine rhetorische Frage, oder? ;)


    Und um zu guter Letzt nochmal auf "he cried" einzugehen - wenn es nur Henry wäre! Aber auch Dorian und Basil machen's ständig. :rollen:


    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Wo ich Anfangs so meine Schwierigkeiten hatte, flutscht es nun geradezu. Ich bin heute gut voran gekommen. Seit dem fünften Kapitel steigert die Spannung stetig.
    Ich fange gleich mit dem 14ten Kapitel an...


    Dorian hat für mich jedes bisschen Sympathie verloren. Wo ich ihn noch so nett fand als er für Sibyl schwärmte, umso abscheulicher fand ich ihn dann als er sie stolz seinen Freunden präsentieren wollte. Nur weil sie einmal nicht gut spielte, lässt er sie fallen wie eine heiße Kartoffel. Und auf Sibyls

    hat er ja auch nicht gerade einen so geknickten Eindruck gemacht. Der einzige "menschliche" Mensch in dem Roman ist Basil. Der konnte Dorian auch nicht verstehen als der noch am selben Abend in die Oper ging. Und dann tut Dorian immer so und meinte "was ich nicht durchgemacht habe", oder "wie sehr ich doch gelitten habe" und "wenn du um sechs hier gewesen wärst, hättest du meine Qual gesehen" (habe jetzt nicht die genauen Worte nachgeschaut), schaut auch noch auf die Uhr wenn er ein paar Tränen verdrückt.
    Aber was dann mit dem Bild passierte fand ich richtig gruselig. Hätte ich irgendwie nicht in dem Buch erwartet. Ich dachte es würde ewig weiter "geschmalzt" , aber nein, so wie Brena schon meinte, richtig actiongeladen.
    Kapitel elf habe ich nach zehn Seiten, ich habe schon wieder vergessen worum es da ging, nur noch überflogen.
    Ich weiß nicht wie weit ihr seit, deswegen schreibe ich mal lieber nichts über Kapitel 12 und 13. Ich will euch nichts verderben...

    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.

  • Ich hinke scheint's etwas hinterher. Gestern habe ich Kapitel 7 beendet.


    Von Sibyls Familie ist mir James am angenehmsten. Sibyl geht mir mit ihrem Getue langsam auf den Nerv. Ihrer Mutter ist das Theater spielen etwas zu sehr in Fleisch und Blut übergegangen. Wenn man Schauspielern anmerkt, dass sie Theater spielen, dann denke ich, sind es auch keine begnadeten Schauspieler. Dieses gekünstelte Verhalten ist es auch, dass ihren Sohn abstösst.


    Als Mutter kann ich sie nicht recht einschätzen. Um ihren Sohn die neue Zukunft zu ermöglichen, hat sie sich bei Isaac verschuldet. Hat sie dies aus Liebe zu ihm getan, oder gibt es einen anderen Grund? Sie hat Angst, dass James etwas merkt oder herausfindet. So ganz habe ich nicht verstanden was gemeint ist. Will sie ihn vielleicht nur loswerden?


    Ich muss Lord Henry mal wieder recht geben. Basil war ja sogleich gegen Sibyl eingestellt und wollte Dorian von einer Dummheit abhalten indem er ihm ins Gewissen reden wollte. Henry verhindert dies zum Glück, denn er hat erkannt, dass Dorian, um so mehr man dagegen reden würde, sich noch verbissener an Sibyl hängen würde.


    Dass diese "Liebe" keinen Penny wert ist, merkt man sehr schnell. Sybil wird nur um ihrer Kunst willen von ihm geliebt. Wie schäbig! Er verhält sich richtig widerlich. Dieser arrogante Schnösel!
    Bei Sybil kann man sich nur fragen, wie blöd kann man denn sein. Ich kann zwar ihren Gedankengang nachvollziehen, aber merkt sie denn gar nicht, wie idiotisch es ist, es dann in die Wirklichkeit umzusetzen. Ich hatte eigentlich erwartet, dass sie, wenn sie bisher sehr gut war, nun brillant wäre. Ok, die Schublade hätte mir Wilde nun gehörig um die Ohren geschlagen. :zwinker:


    Nun ja, etwas Verstand hat Dorian doch. Er lässt sich von Henrys Gerede "verführen", erkennt es aber noch. Nicht so recht nachvollziehen konnte ich seine plötzliche Sinneswandlung nachdem er sein Porträt gesehen hatte. Das ging mir etwas zu flott.




    Wo ich Anfangs so meine Schwierigkeiten hatte, flutscht es nun geradezu. Seit dem fünften Kapitel steigert die Spannung stetig.


    Geht mir genau so. Zum Glück, muss ich sagen.



    Ich bin gespannt, ob Sibyls Bruder noch einen großen Auftritt haben wird (ich hoffe es für ihn, schließlich habe ich mich durch das fünfte Kapitel gequält).


    Wünschenswert ist es jedenfalls. Das sind schließlich zwei total gegensätzliche Typen.

  • Nun ja, etwas Verstand hat Dorian doch. Er lässt sich von Henrys Gerede "verführen", erkennt es aber noch. Nicht so recht nachvollziehen konnte ich seine plötzliche Sinneswandlung nachdem er sein Porträt gesehen hatte. Das ging mir etwas zu flott.


    Also, ich kann es schon verstehen. Das Bild zeigt mehr von ihm als NUR sein Antlitz. Er war es gewohnt ein makelloses junges Gesicht darin zu sehen, und dann sieht er das sich etwas verändert hat. Er erkennt das sein Wunsch den er damals bei Basil geäußert hatte, Wirklichkeit geworden ist. Das Bild zeigt seine Seele und die ist nun befleckt. Er erkennt das er Sibyl Unrecht getan hat und möchte sein Gewissen beruhigen und sie dennoch heiraten.
    Ich wäre genauso schockiert gewesen, wenn ich so ein Bild hätte. Das Sibyl sein Problem selbst löst passt ihm natürlich in den Kram und er bezeichnet es auch noch als wundervolles Ende.


    James (Jim) wollte nur wissen ob seine Eltern verheiratet waren. Seine Mutter hat ihn wohl nie über seinen Vater aufgeklärt.

    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.

  • So, ich bin eben fertig geworden.


    Kapitel 12, 13 und 14.
    Dorian hat alles was er immer wollte. Er bleibt ewig jung, aber im Grunde wird er innerlich immer hässlicher und das zeigt sich auf seinem Porträt wieder. Aber anstatt sein Leben zu verbessern und etwas wirklich nützliches mit sich anzufangen, tut er das furchtbarste was ein Mensch überhaupt tun kann. Er bringt seinen Freund um, einen der ihm vertraut und ihm nur das beste wollte.
    Im Grunde gibt er Basil die Schuld, der hat ja immerhin das Bild gemalt. Campbell soll die Leiche vegschaffen und tut es nur, weil er unter Druck gesetzt wird. Was die beiden zusammen brachte, und was passierte, das Campbell nichts mehr mit Dorian zu tun haben wollte habe ich nicht mitbekommen. Wurde es überhaupt erwähnt?


    Kapitel 15 und 16
    Endlich erfährt man hier was Dorian immer in London treibt wenn er für Tage verschwindet. Ich hatte mir schon gedacht das es irgendwas mit Drogen zu tun hat. Er versucht Vergessen zu finden für all die schrecklichen Sachen die er so tut. Diesmal allerdings spürt James Vane ihn auf, und fast hätte er sein Versprechen eingelöst. Dorian hat sich gar nicht so blöd angestellt den Moment. Diese List mit dem Alter hätte ich ihm gar nicht zugetraut.


    Kapitel 17 bis Ende
    Ha, er muss doch büßen für seine Taten. Sein Gewissen lässt ihm keine Ruhe und James ist ihm auf den Fersen. Schade das James so sterben musste. Ich hätte ihm seine Rache gegönnt. Leider kam ihm ein Hase in die Quere...
    Ich hatte mich schon die ganze Zeit gefragt was wohl passieren würde wenn man das Portrait einfach zerstören würde. Das Ende finde ich genial, das beste von allem.


    Das mir das Buch noch so gefallen würde hätte ich Anfangs nie gedacht. Mein Bruder hatte mir das Buch wärmstens empfohlen und mir dann auch eine Ausgabe geschenkt. Morgen werde ich ihm gleich berichten das es mir echt gut gefallen hat.

    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.

  • Huch, kaum hab ich wieder angefangen, werdet ihr fertig.


    Ach ja, der arme Dorian erzählt Basil, dass er gestern doch glatt eine furchbare halbe Stunde lang getrauert hat - bzw. sich in Selbstmitleid gesuhlt hat. Ein echter Wonneproppen.

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Bis Ende Kapitel 10



    Ach ja, der arme Dorian erzählt Basil, dass er gestern doch glatt eine furchtbare halbe Stunde lang getrauert hat - bzw. sich in Selbstmitleid gesuhlt hat. Ein echter Wonneproppen.


    :vogelzeigen: Aber er hält das anscheinend für eine angemessene Trauerzeit. Ansonsten müsste er sich mit seinem Verhalten auseinandersetzen und wie man schon bemerkt hat, graust es dann sogar ihn selbst.


    Ein weiteres Problem, mit dem er sich herumschlagen muss, ist dass er schneller redet als denkt. Gutes Beispiel dafür ist seine Einsicht, dass er Basil besser die Wahrheit über das Bild mitgeteilt hätte. Denn dieser wäre vielleicht in der Lage gewesen ihn aus diesem Sumpf herauszuhelfen.


    Nun hat er das Bild erst mal außer Sicht gebracht. Dafür hat er die Rahmenmachen geholt. :rollen: Ich wunderte mich bereits, was er von denen wohl wollte!


    Jetzt vermutet er hinter jedem Wort, hinter jedem Blick seines Dieners das schlimmste.
    Was für ein Preis er doch für seine äußere Schönheit zu zahlen bereit ist. Armer Wicht!


    Aber ganz verdammen kann ich ihn auch nicht. Denn wie viel von dem, was er nun ist, ist das Werk seines Großvaters und seiner damaligen Umgebung. Verbannt auf den Dachboden. Gemieden. Ich höre schier das Wispern der Angestellten: "So ein schöner Knabe und so ein hartherziger Großvater." Spielkameraden wird er sicher auch nicht gehabt haben. Seine Hauslehrer waren bestimmt so verhuschte Typen.


    Und der gute Henry spielt weiter mit seinem Versuchskaninchen. Sein "Ah, haben Sie das entdeckt?", war das nun enttäuscht oder eher erstaunt?
    Aber Dorians Erkenntnis bedeutet ja nicht, dass er dem nicht nachzueifern gewillt sein könnte.

  • Siebte Kapitel gerade beendet, ich muss mich mal sputen um ihr noch mitzukommen. :rollen:



    Von Sibyls Familie ist mir James am angenehmsten.


    Ich hatte das Gefühl als wäre James in Sibyl verliebt. Ich fand es total suspekt wie er mit ihr umgegangen ist. Das war schon ein bisschen mehr als brüderlich.


    Zur Mutter kann ich gar nichts sagen, anscheinend ist wirklich ihr ganzes Leben nur noch ein Drehbuch für sie.


    Ich freu mich, dass es jetzt mit der Veränderung des Bildes anfängt. Ich hätte allerdings wie, yanni, auch nicht erwartet, dass es doch so schnell gehen würde. Ich würde sicherlich auf dem Schlauch stehen, würde sich ein Porträt von mir ändern. :breitgrins:


    Ist er eigentlich so Grausam (zu Sibyl), weil er damals den Wunsch geäußert hat oder hat sich an seinem Charakter nichts geändert, sondern das Bild verändert sich halt nur wegen ihm und er bleibt äußerlich jung. Versteht ihr was ich meine? Verändert er sich wegen dem Bild (seelisch), oder verändert sich das Bild wegen ihm (äußerlich)?


    Basil scheint immun zu sein gegen Lord Henrys Ansichten und Theorien. Bisher jedenfalls.


    Auf, auf ins nächste Kapitelchen. :winken:

    Einmal editiert, zuletzt von mango ()

  • Da ich bald Besuch kriege und nicht viel zum Lesen kommen werde, habe ich mich heute ein bisschen rangehalten und bin auch fertig.


    Ich hätte Dorian ja wirklich keinen Mord zugetraut, da hat der eingebildete Fatzke mich doch tatsächlich überrascht. Und dann tötet er ausgerechnet den einen Menschen, der es wirklich gut mit ihm meint! Und denkt anschließend an ihn als "das Ding am Tisch". Also echt, so ein Schwein!


    In der 2. Hälfte nimmt das Buch zum Glück richtig an Fahrt auf, die weltanschaulichen Betrachtungen werden weniger. Gern hätte ich ein wenig mehr über die Ausschweifungen und Schweinereien erfahren, die unser Schönling so getrieben hat.


    Bei den schnellen Dialogen habe ich oft den Überblick verloren, wer gerade was gesagt hat.


    Das Ende war schön rund. Was haben wir hier gelesen? Horror/Mystery?

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Ich bin auch durch.


    Die seitenlangen Aufzählungen, was Dorian jeweils gesammelt hat, habe ich auch mehr überflogen. Der Autor hat auch so geschafft, was er erreichen wollte. Die exzessive Sammelwut Dorians hat ihn dennoch nicht die Erfüllung gebracht, nach der er sein Leben lang suchte. War halt alles nur Blendwerk, so wie er selbst.


    Und als ihm dann Basil versuchte einen Spiegel vorzuhalten, hat er den Spiegel, sprich Basil, zerstört. Mit welcher Kaltblütigkeit er sich dann des Leichnams entledigte! Aber da kann man mal wieder sehen, zu welchen Taten einem die Verzweiflung treiben kann. Alan tat mir schrecklich leid. Wahrscheinlich war sein Vergehen im Gegensatz zu Dorian sehr gering, für ihn jedoch ein gesellschaftlicher Tod.


    Wenigstens hat er am Ende erkannt, dass auch seine neugewonnene Menschenfreundlichkeit nichts als eine weitere Rolle war, die er spielte.
    Das Ende passte.


    Einige Stellen des Romans gefielen mir sehr gut. Aussprüche von Henry und auch von Dorian selbst, so beispielsweise als dieser bemerkte, wir alle tragen den Himmel und die Hölle in uns.



    Ist er eigentlich so Grausam (zu Sibyl), weil er damals den Wunsch geäußert hat oder hat sich an seinem Charakter nichts geändert, sondern das Bild verändert sich halt nur wegen ihm und er bleibt äußerlich jung. Versteht ihr was ich meine? Verändert er sich wegen dem Bild (seelisch), oder verändert sich das Bild wegen ihm (äußerlich)?


    Nicht er ändert sich wegen dem Bild sondern umgekehrt. Alles was ihn äußerlich seinen Charakter oder Lebenstil anmerken lassen würde, überträgt sich auf das Bild.

  • Hallo zusammen,


    nachdem ich über's Wochenende lieber in meinem Buch zur Leserunde "drüben" geschmökert habe, habe ich heute mal wieder meine Nase in Dorian Gray gesteckt. Gelesen habe ich die Kapitel 11-13.


    Kapitel 11 hat meine Geduld wieder auf die Probe gestellt, diese Aufzählungen habe ich mehr oder minder quer gelesen. Interessant fand ich allerdings Dorians Überlegungen, an denen man ablesen konnte, inwiefern sein Handeln vom Bild beeinflusst wurde, sowie die Passagen, in denen die Londoner Gesellschaft verurteilt wurde. Die Ansicht, dass "manners are of more importance than morals" (Manieren wichtiger sind als Moral), wird schließlich nicht nur von Dorian und Henry vertreten.
    Insofern kann ich Dorians Ausspruch gegenüber Basil auch nachvollziehen, dass die Gesellschaft scheinheilig sei. Urteile von Menschen, die selbst keinen moralischen Lebenswandel führen, seien für ihn verzichtbar. Stimmt schon, aber nur, weil alle es machen, muss man selbst es nicht tun, bzw. weil man es nicht sieht, hat man nicht erst recht einen Freifahrtschein. :rollen:


    Was in Kapitel 13 geschieht ist eigentlich eine unvermeidbare Entwicklung, wenn man sich die Beschreibung des Gemäldes vor Augen führt. Dorian ist mehr Tier als Mensch, oder in Basils Worten gesagt, ein Teufel, und die Tat ist in dem Zusammenhang keine Überraschung. Dass er von "dem Ding" denkt, unterstreicht dies nochmal. Schade, dass er so ein gutes Alibi hat. Und diesen Alan Campbel wird er wahrscheinlich damit beauftragen, die Spuren zu beseitigen - was das wohl für ein Typ ist und wo er ihn kennengelernt hat? In einer der Spelunken, in denen er sich herumtreibt, um sich unsäglichen Vergnügungen hinzugeben?



    Aber ganz verdammen kann ich ihn auch nicht. Denn wie viel von dem, was er nun ist, ist das Werk seines Großvaters und seiner damaligen Umgebung.


    Teilte er damit nicht das Schicksal vieler Aristokratenkinder? Ich lasse zwar gelten, dass Henrys Einflüsterungen ihn verdorben haben, aber mit der Erklärung einer schwierigen Kindheit bin ich nicht zufrieden.



    Ist er eigentlich so Grausam (zu Sibyl), weil er damals den Wunsch geäußert hat oder hat sich an seinem Charakter nichts geändert, sondern das Bild verändert sich halt nur wegen ihm und er bleibt äußerlich jung. Versteht ihr was ich meine? Verändert er sich wegen dem Bild (seelisch), oder verändert sich das Bild wegen ihm (äußerlich)?


    Das Bild verändert sich aufgrund seiner Handlungen, es bildet sozusagen seine Seele ab. Allerdings glaube ich auch, dass dieses Wissen wiederum Dorians Handlungen beeinflusst. Da er selbst nicht Gefahr läuft, die Spuren seiner Sünden (und seines Alters) zu tragen, kann er zügellos leben ...


    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges


  • Das Ende war schön rund. Was haben wir hier gelesen? Horror/Mystery?


    Ist es frech, wenn ich das jetzt sage, obwohl ich nicht in der Leserunde bin? :zwinker:


    Ich würde es als etwas zwischen Mystery und Psychothriller bezeichnen.


  • Teilte er damit nicht das Schicksal vieler Aristokratenkinder? Ich lasse zwar gelten, dass Henrys Einflüsterungen ihn verdorben haben, aber mit der Erklärung einer schwierigen Kindheit bin ich nicht zufrieden.


    Sicher war es damals normal seine Kinder von anderen erziehen zu lassen und sie nur kurze Zeit in Gesellschaft der Eltern verbringen zu lassen. Dorian hingegen mußte sich, wie er sich erinnerte, vor seinem Großvater verstecken, da dieser seinen Anblick nicht ertrug. Wie mag man sich fühlen, wenn man sich stets nur unerwünscht vorkommt? Ich könnte mir gut vorstellen, dass er beispielsweise von der Hauhälterin nur so verhätschelt worden ist, der klein Beau, der vom Großvater verabscheut wird. Auch schlecht für den Charakter!
    Seine Vormunde werde sich auch kein Bein ausgerissen haben, um seinen Charakter zu formen.


    Aber mit seiner ständigen Unzufriedenheit hätte es sicher auch keines Henrys bedurft um aus ihm das zu machen, was aus ihm geworden ist. Hätte halt nur länger gedauert, denke ich.


  • Aber mit seiner ständigen Unzufriedenheit hätte es sicher auch keines Henrys bedurft um aus ihm das zu machen, was aus ihm geworden ist. Hätte halt nur länger gedauert, denke ich.


    Glaube ich nicht. Erst Lord Henry setzt ihm erst den Floh der ewigen Jugend ins Ohr. Er solle diese auskosten bis zuletzt. Wenn Henry nicht gewesen wäre hätte er sich beim Anblick seines Portraits niemals so inbrünstig gewünscht, seine Jugend möge nie vergehen.
    Basil hatte schon einen guten Grund das er die beiden nicht miteinander bekannt machen wollte.

    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.

  • Hallo zusammen,


    ich bin nun auch durch. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so lange für dieses schmale Büchlein brauchen würde. :rollen:


    In den letzten Kapiteln gibt es zum Glück mehr Handlung als Dialoge, so dass ich nicht so schnell versucht war, das Buch wieder zuzuklappen. Dennoch bedaure ich jeden Schüler, der sich durch dieses Buch quälen muss, indem er Aussagen interpretiert etc. pp. ;)


    Dorian selbst hat sich, besonders wenn man den Zeitraum betrachtet, kaum verändert, auch wenn er von einem schlechten Gewissen geplagt wird. Selbst für Lord Henry ist er nach wie vor das Bürschlein, das andächtig seinem Gefasel lauscht. Aber immerhin kommt mal jemand auf sein unverändert jugendliches Äußeres zu sprechen.



    Campbell soll die Leiche vegschaffen und tut es nur, weil er unter Druck gesetzt wird. Was die beiden zusammen brachte, und was passierte, das Campbell nichts mehr mit Dorian zu tun haben wollte habe ich nicht mitbekommen. Wurde es überhaupt erwähnt?


    Es wird erwähnt, dass sie sich an einem Abend bei Lady XY trafen und daraufhin anderthalb Jahre unzertrennlich waren, aber was dann vorgefallen ist, darüber wird hartnäckig geschwiegen. :rollen:



    Ich hatte mich schon die ganze Zeit gefragt was wohl passieren würde wenn man das Portrait einfach zerstören würde. Das Ende finde ich genial, das beste von allem.


    Genial würde ich es nicht nennen, aber gefallen hat's mir auch. Kurz, knackig und auf den Punkt. :breitgrins:



    Was haben wir hier gelesen? Horror/Mystery?


    Dafür war es mir eigentlich zu wenig mysteriös bzw. enthielt zu wenig Grusel, aber eine besseres Einordnung als "Schauerroman" fällt mir auch nicht ein.


    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges


  • Es wird erwähnt, dass sie sich an einem Abend bei Lady XY trafen und daraufhin anderthalb Jahre unzertrennlich waren, aber was dann vorgefallen ist, darüber wird hartnäckig geschwiegen. :rollen:


    Da hätte ich auch gern ein paar Hintergründe gelesen. Es muss ja ziemlich flott gegangen sein mit ihrem Zerwürfnis, oder wie auch immer man es bezeichnen möchte.
    Campbell hatte regelrechten Abscheu vor Dorian.

  • Da hätte ich auch gern ein paar Hintergründe gelesen. Es muss ja ziemlich flott gegangen sein mit ihrem Zerwürfnis, oder wie auch immer man es bezeichnen möchte.
    Campbell hatte regelrechten Abscheu vor Dorian.


    Es gab da mal eine Verfilmung (eine mE eher schlechte), in der das aufgegriffen wurde. Die Lady XY wird dort mehr als Affäre oder Alibi-Freundin dargestellt, wie man es auch immer bezeichnen möchte. Das ist eine interessante Betrachtungsweise finde ich. Ich denke Wilde schweigt sich über die genauen Umstände aus, weil er es nicht für weiter wichtig für die Story gehalten hat.