Didier Lefèvre, Emmanuel Guibert - Der Fotograf 1: In den Bergen Afghanistans

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    Kurzbeschreibung
    Ende Juli 1986 begleitet Didier Lefèvre als Fotograf ein Team der Organisation Ärzte ohne Grenzen nach Afghanistan, mitten im Krieg zwischen der Sowjetunion und den Mudschaheddin. Von Pakistan aus startet das Team im Schutz einer Karawane nach Afghanistan, wo sie in den Tälern um Yaftal die medizinische Versorgung übernehmen wollen. Nicht allzu weit von Feyzabad, das von den Russen besetzt wird.


    Gemeinsam mit dem Comic-Zeichner Emmanuel Guibert entstand die Geschichte dieser Expedition als Trilogie, die von Frédéric Lemercier gestaltet wurde.


    Meine Eindrücke
    Für Didier Lefèvre beginnt dessen vielleicht eindrucksvollster Auftrag mit einem Engagement bei den Médecins sans frontières (MSF / Ärzte ohne Grenzen). Er soll einen Einsatz in Afghanistan begleiten und eine Fotoreportage erarbeiten. Zunächst muss er nach Pakistan; in Peshawar wartet das Team auf ein Signal der Karawane, die sie mit ins Einsatzgebiet nehmen wird. Ein einfacher Grenzübertritt wird es nämlich nicht, denn MSF wird sich nachts illegal über die Grenze schmuggeln, um überhaupt ins Land kommen zu können. Die Karawanenführer warten auf einen günstigen Zeitpunkt, bevor sie das MSF-Team zum Startpunkt der Reise in Chitral holen; rund einen Monat muss das Team auf das erhoffte Signal warten.


    Die Kenntnisse der Einsatzleiterin Juliette Fournot sind für die Karawane ungeheuer wertvoll. Im Lauf einiger Einsätze hat sie zu verschiedenen lokalen Kommandanten einen soliden Kontakt aufgebaut, der ihnen einen halbwegs sicheren Weg gewährleistet. Auch die wochenlange Planung im Voraus macht sich bezahlt; irgendwann wird einem beim Lesen klar, wieviele Gedanken sich die MSF vor einem Einsatz nicht nur um Ausrüstung oder Route machen müssen.


    Bei Beginn der Karawane merkt Lefèvre erstmals andeutungsweise, auf was er sich eingelassen hat: Mitten in der Nacht überquert das Team im Gebirge die Grenze zu Afghanistan auf einem Laster; kurz darauf ist er schon zu Fuß auf einem steinigen, holprigen Pfad unterwegs. Es ist stockdunkel und nur anhand der Geräusche anderer Wanderer merkt er, wohin er ungefähr laufen muss oder dass ihm andere entgegen kommen. Ich denke, die zahlreichen Vorbereitungsgespräche in Paris und Peshawar waren zwar eine notwendige Sache, die aber sicher niemanden zum Beispiel auf die Ängste vorbereiten können, die einen erwarten, wenn man eine öfter von Russen besschossene Hochebene überqueren muss oder die einen in vollem Umfang auf die Entbehrungen der Reise vorbereiten. Es ist mir auch jetzt noch unklar, wie die Karawane nachts heil über die Wege gekommen ist, wenn ich an die Bilder denke, die Lefèvre tagsüber davon gemacht hat.


    An diesem Buch faszinierte mich auf Anhieb die Machart: Neben den Fotos, die Lefévre auf seiner Tour geschossen hat, wird die Geschichte der Reise durch Comic-Zeichnungen ergänzt - eine sehr einzigartige Mischung. Die Schwarzweiß-Fotos gaben mir einen sehr guten Eindruck davon, was und wen Lefévre auf der Reise angetroffen hat. Auch, wenn die Fotos von einem Profi gemacht wurden, dessen Aufgabe schlicht das Schießen unzähliger Fotos war, so scheinen die Bilder doch sehr oft einen persönlichen Eindruck zu vermitteln. Unterstützt wird der Eindruck dadurch, dass immer wieder Sequenzen davon erzählen, wie sich Lefèvre von den Ärzten deren Aufgaben, ihre Eindrücke, ihre Erlebnisse schildern lässt, sich mit dem einheimischen Dolmetscher Mahmad unterhält und dadurch natürlich auch selbst ein ganz persönliches Bild von Afghanistan bekommt. Und zumindest vom Afghanistan von 1986 ist das Bild, das wir von diesem Land haben, doch etwas korrekturbedürftig.


    Manchmal ist es auf den Fotos problematisch, Details zu erkennen, wenn vier oder mehr Bilder von den Kontaktbögen nebeneinander gesetzt wurden. Bei einigen Aufnahmen hat es mich wirklich gestört, weil ich gerne mehr von den Menschen gesehen hätte. Ich stellte aber auch fest, wie gut Guibert die Menschen getroffen hat, wenn zum Beispiel ein Foto des Arztes Robert neben einer Zeichnung von ihm auftauchte.
    Alles in allem eines der besten Bücher, das ich über eine Reise in ein fremdes Land gelesen habe und ich bin froh, dass ich durch einen Zufall auf die Trilogie "Der Fotograf" aufmerksam geworden bin. Da Band 1 endet, bevor MSF seinen Zielort erreicht hat, ist der Sprung zu Band 2 ein Muss.


    4ratten

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa