Jean Anouilh: Antigone
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Inhalt
Nach dem Tod der beiden Brüder Polynice und Étéocle, die sich auf dem Schlachtfeld gegenseitig töteten, bekommt Étéocle ein ehrenvolles Staatsbegräbnis, für den Aufrührer Polynice erlässt König Créon allerdings ein Bestattungsverbot. Antigone, die Schwester der beiden Toten, kann den Gedanken nicht aushalten, dass ihr Bruder ohne Begräbnis nun auf ewig im Schattenreich umherirren muss und widersetzt sich Créons Gebot. Sie wird jedoch ertappt und vor Créon geführt, der versuchen will, den Schaden so gering wie möglich zu halten. Doch für Antigone gibt es keinen Ausweg, die Geschichte muss ihren Lauf gehen.
Meine Meinung
Natürlich ist insbesondere ein Vergleich mit der Version von Sophokles interessant. In vielem hat sich Anouilh stark an die Vorlage gehalten, aber es finden sich auch Unterschiede, z.B. im Bereich der Figuren. Teiresias, der blinde Seher, fehlt, dafür dichtet Anouilh eine Amme hinzu, die allerdings nur am Anfang einen Auftritt hat. Diese Szene zeigt auch eine kindliche Seite von Antigone. Überhaupt steht ihre Körpergröße und ihr Äußeres mehr im Vordergrund, als ich das von Sophokles in Erinnerung habe.
Alle Figuren befinden sich zu Beginn des Stückes auf der Bühne und werden von einem Sprecher dem Leser/Publikum vorgestellt. Auch das Ende des Dramas wird hier bereits vorweggenommen.
Teilweise driftete das Stück ein wenig ins Skurrile/Absurde ab, wenn Antigone, statt ihre Klagerede zu halten oder Hémon einen Abschiedsbrief zu schreiben, Small-Talk mit dem Wächter betreibt, der von Hundertsten ins Tausendste kommt.
Manchmal war auch etwas unklar, in welcher Zeit das Stück spielen soll, wenn z. B. auf das Partyleben von Étéocle und Polynice, ihren Zigarettenkonsum und ihre Autos angespielt wird oder Antigones Familie die Ferien am Meer verbringt.
Was den Aufbau betrifft, so fehlt hier die ansonsten dramentypische Unterteilung in Akte und Szenen, was mich zu Beginn ein wenig verwirrt hat.
Die Reclam-Version hat noch ein lesenswertes Nachwort mit einer Zeittafel zu Leben und Werk von Anouilh, zu Sophokles' Antigone und deren Rezeption, weiteren Bearbeitungen, sowie natürlich eine Interpretation zu Anouilhs Version.
Ich vergebe