[Nautik] Karl Helbig – Seefahrt vor den Feuern

  • Erinnerungen eines Schiffsheizers


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Klappentext: Seefahrt ging dem Studium von Geografie, Geologie, Ethnologie und indonesischen Sprachen des Autors Dr. habil. Karl Helbig (Jahrgang 1903) voraus. Seine späteren Feldstudien konzentrierte er freiberuflich auf die Schwerpunkte Malaiische Inselwelt und Mittelamerika. (...) Er verfaßte zwei Dutzend bekannter Bücher, insgesamt rund 600 Veröffentlichungen aller Art.
    Umso mehr verblüfft der Werdegang des auch in der Jugendliteratur und im Funk populär gewordenen Wissenschaftlers: Die Wirren nach 1918, früher Tod der Eltern sowie Inflationsverlust aller hinterlassenen Ersparnisse unterbanden nach der Schulzeit zunächst Helbigs Berufsausbildung. Nach anfänglichen Arbeiten in der Landwirtschaft, Bergbau, Industrie, Handel kam Helbig, zwanzigjährig, als Kohlentrimmer zu den „Schwarzen Gesellen“ der Handelsschiffahrt und rückte bald zum Heizer auf. Als solcher, ab 1953 auch anderweitig an Bord beschäftigt, führte er bis 1976 alle Überfahrten nach und von seinen Expeditionszielen durch. Mit diesem Buch setzt Helbig der überaus harten Arbeitswelt „vor den Feuern“, die 150 Jahre Seefahrtsgeschichte geprägt hat, das längst fällige Denkmal.



    Meine Meinung: Ich habe hier mal bewußt den Klappentext zitiert, weil er einiges über den Autor sagt und sich daran auch einige meiner Kritikpunkte festmachen. Helbig beschreibt hier im wesentlichen eine Anfang der 1930er Jahre unternommene Fahrt in die Karibik und nach Zentralamerika, von Hamburg ausgehend und dorthin auch zurück. Dagegen ist nichts zu sagen, ob nun alle diese Typen genau so auf dieser einen Fahrt zusammengetroffen sind, oder ob Helbig hier ein Fahrten miteinander vermischt hat, spielt ja letztlich auch keine besondere Rolle.


    Interessant und wirklich gut fand ich die Beschreibungen der Arbeit und der Bedingungen, unter denen sie stattfand. Da bin ich dann für meinem sauberen und nachgerade entspannten Schreibtischjob mal wieder richtig dankbar. Allerdings wirkten die Dialoge doch arg hölzern, selbst in den 1930er Jahren hat garantiert niemand so gesprochen. Und inhaltlich kam ich mir dabei manchmal wie in Schulungsmaterial für Funktionäre aus der frühen Arbeiterbewegung vor. Um das klar zu sagen: Ich habe größte Hochachtung vor dem, was die deutsche Arbeiterbewegung im 19. und frühen 20. Jahrhundert geleistet hat, aber in einem Buch, das 1987 zum ersten Mal erschienen ist, fand ich es in Form und Stil etwas befremdlich. Und auch die „Bekehrung“, die dem Sohn des „Ölkönigs von Curaçao“, einem verwöhnten Jüngelchen, zuteil wird, war extrem dick aufgetragen, so daß ich nur :rollen: konnte.


    Und angesichts dieses Erscheinungsdatums haben sich mir auch die Fußnägel hochgerollt bei der Beschreibung der besuchten Häfen und vor allem dem vermittelten Bild der indigenen und afrikanischstämmigen Bevölkerung. Von einem Ethnologen einerseits und einem Lektorat Ende der 1980er Jahre hätte ich da doch mehr Fingerspitzengefühl erwartet. So bedient es leider nur (falsche) Klischees von Exotik, von dem allseits aus den Seiten triefenden Paternalismus, mit dem man auch den Kolonialismus so gerne begründet hat, mal ganz zu schweigen.


    2ratten + :marypipeshalbeprivatmaus: (für die Hitze und den Dreck)


    Schönen Gruß
    Aldawen