Ernst Solèr - Staub im Feuer

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 1.895 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Alfa_Romea.

  • Nachdem ich durch Bettinas Rezis auf Staub im Wasser (Kommissar Staubs zweiter Fall) und Staub im Schnee (sein dritter Fall) aufmerksam wurde, dachte ich mir, es sei sinnvoll, der Reihe nach vorzugehen. Drum lese ich jetzt den ersten Fall, Staub im Feuer.


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    Der Krimi spielt in Zürich und schon nach wenigen Kapiteln bestätigt sich, was auf der Rückseite des Buches steht: "Lesenswert ist das Buch nicht zuletzt wegen des schonungslosen Blickes hinter die Fassaden der Glitzermetropole Zürich - und wegen Staubs teilweise bitterbösen, sarkastischen, politisch herrlich unkorrekten Kommentaren zu diversen eidgenössischen Eigenheiten und Schwächen." (Zitat aus der Zeitung "Der Bund")
    Solèr entpuppt sich schon nach wenigen Seiten als guter Beobachter seiner Landsleute und es steht tatsächlich viel Wahres über unser Land, meist nur als Bemerkung am Rande. Wie beispielsweise die Beschreibung der linken Polizeidirektorin:


    Zitat

    Wahrscheinlich war sie früher nur für mehr Kinderkrippen und Fahrradstreifen eingestanden, bevor man sie in die Schulpflege und in den Gemeinderat geprügelt und Jahre später als Stadtratskandidatin aufgestellt hatte. Dummerweise war sie dann auch noch gewählt worden, und die Stadtratskollegen hatten sie grossmütig ins undankbare Polizeidepartement geschubst, das sie nun seit gut zwei Jahren zu führen versuchte.


    :jumpies:
    Das ist zwar bitterböse, aber der Ablauf ist schon fast typisch für die Schweiz. Trotzdem macht es mir bisher nicht den Eindruck, als ob sich die Qualität des Buches nur darauf beschränken würde. Der Schreibstil ist attraktiv, wenn auch nicht ganz unkompliziert (wie man an obigem Beispiel schon sieht). Mir gefällts :smile:

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • :daumen:


    Wirklich extrem schade, dass Solèr nur vier Krimis schreiben konnte.

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  • Wirklich extrem schade, dass Solèr nur vier Krimis schreiben konnte.


    Ja, wirklich! Der Mann wusste, wie man einen Krimi schreiben muss... Das Buch war so spannend, dass ich es bereits ausgelesen habe. Die anderen drei werde ich mir auch noch vornehmen - es kann gut sein, dass sie bei meiner nächsten Buchbestellung gleich allesamt auf meinem SuB landen. Von Fred Staub möchte ich definitiv noch mehr lesen :smile:


    Hier meine abschliessende Meinung (mit Inhaltsangabe):
    Inhalt:
    Auf eine Zürcher S-Bahn wird ein Brandanschlag verübt. Zufällig sitzt Polizeihauptmann Fred Staub auch in dem Wagen. Als kurz darauf bei der Polizei ein Erpresserschreiben eintrifft, das die Übergabe von acht Millionen Franken durch Staub verlangt, fragt sich dieser, ob sich da jemand an ihm rächen will.
    Mit seinen Kollegen macht er sich mit Hochdruck an die Aufklärung des Falles, in dem es zunächst so gut wie keine Spuren gibt.


    Meine Meinung:
    Endlich mal ein anständiger Krimi aus der Schweiz! Dieser erste Fall von Hauptmann Staub lebt zwar ein Stück weit vom Lokalkolorit, aber eben nicht nur. Auch der Rest dieses kurzen Romans ist anständig aufgebaut, gut geschrieben und in allen Facetten plausibel. Dabei verteilt Autor Solèr durchaus gerechtfertigte Seitenhiebe: So wundert sich keiner der Ermittler darüber, dass die Erpresser offenbar im Besitz einer Panzerfaust aus Armeebeständen sind – schliesslich sind die Waffendepots verhältnismässig schlecht gesichert und es kommt immer wieder mal was weg. So denkt sich Staub nicht zu Unrecht, dass sich wohl Kriminelle in halb Europa mit verschwundenen Waffen aus Schweizer Armeebeständen das Leben gegenseitig schwer machen.


    Überhaupt fällt Staub als eher schlecht gelaunter Zyniker auf, aber im Gegensatz zu vielen anderen Krimikomissaren hat er sein Privatleben nicht schlecht im Griff und sein einziges Laster sind Zigaretten. Er wirkt symphatisch, wenn auch nicht fehlerfrei, und als Leser ist man immer sehr nahe an ihm dran: Kapitel, in denen Staub mitwirkt, werden jeweils aus seiner Sicht erzählt, so dass man jederzeit weiss, was er denkt. Und da ist er oft politisch nicht korrekt, aber ebenso oft witzig. Auch in brenzligen Situationen findet Staub schnell zu seinem trockenen Humor zurück, was manchmal das doch recht brutale Geschehen in dem Buch in den Hintergrund treten lässt.


    Der Plot selber ist gut konstruiert und enthält am Ende ein Überraschungselement, das ebenfalls plausibel ist und nicht aus dem Hut gezaubert wirkt, wie es in anderen Krimis oft der Fall ist. Das alles, zusammen mit Ernst Solèrs gelungenen, manchmal ein wenig zwischen den Zeilen versteckten, Beschreibungen von Schweizer Eigenheiten und -arten macht diesen Krimi äusserst lesenswert.


    8 von 10 Punkten

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.