Roger Smith - Staubige Hölle

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    Inhalt
    Südafrika: Von der einen auf die andere Sekunde zerbricht Robert Dells Leben in einen Scherbenhaufen. Seine Frau und seine zwei Kinder werden bei einem fingierten Unfall grausam ermordet, er selbst überlebt nur knapp. Als ob das noch nicht genug wäre, wird er auch noch des Mordes an seiner Familie beschuldigt. Es bleibt ihm nur noch eine Chance: sein verhasster Vater, ein ehemaliger CIA-Killer und überzeugter Rassist.
    Zur gleichen Zeit an einem anderen Ort: Sunday wächst in einer rechtsfreien Umgebung mitten in Südafrika bei ihrer Tante auf. Ihre eigenen Eltern wurden grausam ermordet, jeden Tag fließt irgendwo Blut. Mit sechzehn Jahren soll sie mit einem brutalen, aber mächtigen Mann verheiratet werden. Ihre einzige Hoffnung ist eine Nummer, die sie in dem Fotoalbum ihrer Mutter findet.


    Erster Satz
    Rosie Dell war gekommen, um die Sache zu beenden.


    Meine Meinung
    Eigentlich braucht man nur zwei Worte zu sagen: Harte Kost! Roger Smith beschreibt eine Welt, in der ein Menschenleben nichts wert ist, in der jeden Tag jemand ermordet wird und in der Drogen, Sex und grausame Gewalt die Machthaber sind. Wer ein Buch über Hoffnung oder Liebe lesen möchte, sollte "Staubige Hölle" nicht mal ansehen, denn nichts davon ist darin zu finden.


    Hinzu kommt noch, dass Roger Smith nicht mit Beschreibungen von Gewalttaten spart. Bei der Welt, die er beschreibt, ist es nur konsequent, dass er nichts beschönigt, sondern direkt und schnörkellos darstellt, was passiert. Auch hier sei gewarnt: Wer schon bei herkömmlichen Thrillern ein flaues Gefühl bekommt, sollte hier nicht zugreifen. Zumal die Darstellung Südafrikas mit durchaus realistisch erscheint, was eine "Das-ist-alles-nur-erfunden"-Beschwichtigung unmöglich macht. Ich bin eigentlich relativ hart im Nehmen, aber an manchen Stellen musste ich das Buch wirklich erst mal zur Seite legen. Roger Smith bzw. die Realität macht nämlich weder vor Sympathieträgern noch vor Kindern noch vor Babys halt.


    Der Schreibstil ist geradlinig und direkt. Trotzdem ich von Afrika nicht besonders viel Ahnung habe, konnte ich mich schnell in die Geschichte und die Umgebung einfinden. Die Zusammenhänge und Begriffe werden erklärt, so dass man eigentlich kein Vorwissen (außer eventuell über die Apartheid) mitbringen muss. Mich persönlich hat das Buch dazu angeregt, mich mit Südafrika und der Zulu-Kultur zu beschäftigen.


    Was ich an dem Buch auszusetzen habe, sind die teilweise etwas klischeehaften Dialoge. Manchmal fühlte ich mich in die alten Western zurückversetzt, so cowboy-artig kamen die Gespräche rüber. Gut, die meisten Charaktere haben sich auch nicht viel zu sagen, deswegen ist es vielleicht nur logisch, dass man sich so unterhält. Mit gings trotzdem auf die Nerven.


    Dennoch ein empfehlenswertes Buch, wenn man sich von der Gewalt und Themen wie AIDS, Zwangsheirat und Armut nicht abschrecken lässt. Kein Buch für Zwischendurch, denn wie gesagt: Harte, realitätsnahe Kost!
    4ratten

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

    Einmal editiert, zuletzt von mondy ()

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    Nach "Kap der Finsternis" und "Blutiges Erwachen" ist dies nun der dritte Südafrika Thriller von Roger Smith.


    Wie schon in den beiden Vorgängern wird hier nichts beschönigt, sondern knallhart vom Alltag in Südafrika erzählt.


    In kurzen, knappen Kapiteln wird geschildert, wie Robert Dells Familie umgebracht wird und ihm die Schuld daran in die Schuhe geschoben wird. All das, weil seine Frau eine Affäre mit einem Gegner des Justizministers hatte und der wiederum hat seinen Handlanger Inja Mazibuko, genannt der „Hund“ daraufhin angewiesen, die Dells auszulöschen. Doch Robert überlebt den Anschlag und ist mithilfe seines verhassten Vaters, einem Rassisten und ehemaligen Auftragskiller, auf der Flucht. Sie wollen Rache für Dells Familie nehmen und wissen, dass sie Inja bei seiner bevorstehenden Hochzeit mit seiner vierten Frau in seiner Heimat im tiefsten Zulu-Land, finden werden.


    Parallel dazu wird die Geschichte des 16jährigen Mädchens Sunday erzählt, der zukünftigen Braut des Hundes. Ihr Schicksal scheint völlig hoffnungslos, sie ist dem alten Mann versprochen, ohne Rücksicht auf ihre Wünsche oder gar auf die Tatsache, dass der Hund an Aids erkrankt ist.


    Im Gegensatz zu den Vorgängern findet man hier mit Sunday und Dell wenigstens zwei Charaktere, die nicht durch und durch schlecht sind.


    Roger Smith ist nichts für schwache Nerven. Menschen sterben in seinen Büchern wie die Fliegen - Mord und Anschläge sind an der Tagesordnung, die Seuche Aids hat das Land fest im Griff, ebenso wie die Armut der meisten Einwohner ihnen jede Chance auf ein langes gesundes Leben nimmt. Der Rassismus ist noch lange nicht überwunden. Aberglaube beherrscht noch viele Einwohner, wie zum Beispiel die grauenvolle Idee, Aids ließe sich durch Sex mit einer Jungfrau heilen. Die Reichen und Politiker sind quasi alle skrupellos und korrupt, die Polizei hat an vielen Stellen völlig aufgegeben und überlässt manche Landstriche sogenannten Warlords. Das alles wird durch eine meist recht drastische Wortwahl und die unumwundenen Beschreibungen der brutalen Gewalttaten zu einer fesselnden, aber nicht angenehmen Lektüre. Mehr als einmal lief es mir kalt den Rücken herunter und man fragt sich unwillkürlich, wie ein Land sich aus so einem Zustand jemals herauskommen soll?


    Eine bedrückende Lektüre – aber ungemein spannend dargestellt!


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    LG, Dani


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  • Meine Meinung:


    Wer bereits ein Buch von Roger Smith gelesen hat, kennt seinen brutalen und unbarmherzigen Schreibstil. Auch in „Staubige Hölle“ erwartet den Leser wieder die ungeschönte Konfrontation mit dem Leben und Sterben in Südafrika. Keine Gerechtigkeit, kein Erbarmen und keine Aussicht auf ein friedvolles Leben. In Smith’ Thriller würde selbst ein Gang durch die Hölle zu einem erholsamen Spaziergang werden. Bereits das Cover mit der Waffe und der daneben liegenden Munition ist schon richtungweisend.


    Zulu-Häuptling Inja Mazibuko, auch genannt der Hund, ist Agent der Special Investigation Unit, Auftragskiller und Handlanger des Ministers. Als dieser befürchten muss, dass der angesehene weiße Geschäftsmann Ben Baker ihn mit einer belastenden Aussage vor den Kadi bringen will, bleibt dem korrupten Justizminister nur eine Wahl: Ben Baker muss beseitigt werden. Der skrupellose Inja erledigt diesen Auftrag schnell und ohne mit der Wimper zu zucken. Diesmal ist ihm jedoch ein kleiner Fehler unterlaufen. Bei der Ausführung seines Auftrages beobachtet ihn die Geliebte Ben Bakers – Rosie Dell - verheiratet mit Robert Dell einem Weißen und Mutter zwei kleiner Kinder. Und noch bevor Inja die Zeugin beseitigen kann, gelingt es ihr zu fliehen.


    Als Robert Dell ein paar Tage später, an seinem 40. Geburtstag, mit seiner Familie im Auto auf dem Weg nach Hause ist, wird der Volvo plötzlich von einem Pick-Up gerammt. Er durchbricht die Leitplanke und überschlägt sich ein paar Mal bevor er weit unten an den zerklüfteten Felsen zerschellt. Der Zulu-Häuptling hat auch seine letzte Zeugin beseitigt, samt ihrer Kinder. Was er nicht weiß: Robert war nicht angeschnallt und wurde von der Wucht des Aufpralls aus dem Wagen geschleudert, bevor dieser die Leitplanke durchbrach.


    Szenenwechsel: Inja Mazibuko bereitet sich auf seine Hochzeit mit der sechzehnjährigen Sunday vor. Vor Jahren ermordete Inja ihre Eltern und nun hat er sie ihrer Tante abgekauft. Bei den Zulus heißt es, dass durch die Vereinigung mit einer Jungfrau, die Krankheit AIDS, an der Inja erkrankt ist, geheilt werden kann. Inja, der bereits ein Kleinkind entführt, vergewaltigt und getötet hat, hofft, durch eine zeremonielle Trauung, seinem Schicksal zu entkommen. Und ihm bleibt nicht mehr viel Zeit ...


    Roger Smith, geboren in Johannisburg, lebt und arbeitet in Kapstadt. In seinen Romanen zeigt er den Lesern ein anderes Bild Südafrikas. Ein Bild, welches sich so stark in das Gedächtnis einbrennt, dass man nicht mehr an Urlaub denken mag. Wie bereits in „Kap der Finsternis“, ist Roger Smith` Darstellung von Gewalt, Hass und Korruption erschreckend brutal und nur sehr schlecht zu verdauen. Da ich seinen ersten Roman ja schon gelesen habe, war ich schon vorbereitet und wusste, was mich in etwa erwartet.


    Trotzdem nahm mir diese Hoffnungslosigkeit, die von der Geschichte ausgeht, regelrecht den Atem. Dabei geht es nicht einmal um den Hass zwischen Schwarzen und Weißen, sondern um den Hass allgemein, auf alles und jeden – und die Kaltblütigkeit, mit der Leute regelrecht hingerichtet und abgeschlachtet werden. Der Autor schockiert und fesselt zugleich. Trotz der ganzen Gewaltszenen konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen, weil Roger Smith seine Figuren so bildhaft beschreibt, dass man diesen Weg mit ihnen einfach bis zum Schluss gehen muss, ohne Rücksicht auf Verluste.


    Dieser Thriller wird mich mit Sicherheit wieder mehrere Tage beschäftigen. Ich möchte Menschen, die Gewaltszenen schlecht verarbeiten können auch von diesem Buch wieder abraten. Es ist nun wirklich keine leichte Kost. Von mir gibt es auch diesmal wieder die volle Punktzahl.


    5ratten

    Wer lesen will, der liest, und jedes Buch wird gefunden von dem, der es sucht.<br />(Eduard Engel)