William Shakespeare - Richard III/The Tragedy of King Richard the Third

Es gibt 25 Antworten in diesem Thema, welches 17.476 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von schokotimmi.

  • Beim 5. Akt bin ich noch lange nicht, ich konnte mich in den letzten Tagen nicht wirklich aufraffen :redface:


    Aber ich habe jetzt weitergelesen und eines stört mich immer wieder: Die Namen und Familienverhältnisse sind zwar nicht ganz einfach, ber durchaus zu verstehen, wenn Anmerkungen und Erklärungen wie eure dabei sind (Danke übrigens :winken: ).
    Reclam, dieser wunderbare anerkannte Verlag hat keine gemacht, wenn man vom Personenverzeichnis absieht, das aber auch nicht wirklich weiterhilft. Gut, die Ausgabe ist älter, aber wenigstens eine kurze Erklärung sollte man erwarten können...


    Aber dafür kann Shakespeare nichts. Was mich wirklich begeistert und überrascht hat, ist wie viel Humor das Stück hat. Richard III ist mein erstes der Königsdramen, die ja immer als sehr schwer und anspruchsvoll gelten. Den (zugegeben düsteren) Wortwitz fand ich super! :klatschen:
    Ich mach mich jetzt mal an den dritten Akt...

    Ein Zimmer ohne Bücher ist wie ein Körper ohne Seele ~ Marcus Tullius Cicero

  • Hallo,


    ich bin auch noch dabei und dank gelichteter Reihen im Stück hab ich nun auch so langsam den Durchblick. Ich stecke mitten im 4 Akt und muss zugeben, ich werd mit niemandem in dem Stück auch nur annähernd warm. Ich glaube wirklich das dies ein wahres Bühnenstück ist. Beim Lesen kann ich zumindest nicht wirklich mitgehen, dafür bin ich zu unkonzentriert und verwirrt.


    Schön im 3. Akt fand ich wie deutlich hier die Intrigen und Pläne Richards dargestellt sind - klar Literatur und Theater sind immer überspitzt aber im Groben passen die Verhältnisse schon. Erschreckend immer wieder ...


    Viele Grüße
    schokotimmi

  • Ich hab jetzt auch den 4. Akt gelesen und das ist eindeutig mein Lieblingsakt, besonders die Szene 4.4, die auch als die „Szene der Mütter“ bekannt ist.


    Die Frauen beginnen mit einem Wettstreit, wer von ihnen wohl das meiste Leid erlitten hat und enden damit, dass sie eine starke verbale Front gegen Richard bilden. Das ist dahingehend sehr wichtig, weil Richard all seine Erfolge immer auf rhetorische Künste gebaut hat: er hat Anne umgarnt, er hat das Volk umgarnt, er hat Buckingham umgarnt. Jetzt kommen diese 3 Frauen und plötzlich gehen Richard die Worte aus:


    Duchess
    For I Shall never speak to thee again.
    King Richard
    So.


    Richard wirkt hier wie ein kleines Kind, das seiner Mutter gegenüber steht und ihr nichts entgegen zu setzen hat. Seine Macht ist gebrochen. Interessant ist auch, dass nach dieser Szene, keine Frauen mehr in dem Stück auftauchen. Die Frauen brechen Richards rhetorische Macht und danach erledigen die Männer auf dem Kriegsfeld den Rest.


    Und die gute Margaret verschwindet eben so plötzlich wie sie gekommen ist. Sie hat keine richtige Aufgabe im Stück und dient eigentlich eher als eine ständige Erinnerung an die Vergangenheit, die Richard versucht, zu unterdrücken. Margaret ist diejenige, die immer wieder an die Gräuel der Rosenkriege erinnert.


    Ich liebe es, wie die Frauen in 4.4 schon quasi-rituelle Gesänge veranstalten, um die Erinnerung an ihre verstorbenen Männer und Söhne aufrecht zu erhalten. Dass die Namen sich dabei ständig wiederholen, rückt das Ganze in einen größeren Kontext: es geht im Krieg nicht um die Individuen, sondern darum, dass viele Menschen ihr Leben geben müssen... und es scheint ein ewiger Kreislauf zu sein.

    "This was another of our fears: that Life wouldn't turn out to be like Literature" (Julian Barnes - The Sense of an Ending)

  • So, ich bin auch endlich durch.


    Zum letzten Akt gibt es eigentlich nicht mehr so viel zu sagen. Der Klassiker: Der König ist tot, lang lebe der König. :breitgrins:


    Bei Richard III ist übrigens noch interessant, dass es ein Ausdruck des Tudor Mythos ist: Die Ermordung von Richard II war ein vergehen gegen Gott, weshalb dieser England mit den Rosenkriegen und zuletzt mit der Gewaltherrschaft des buckligen Richard III gestraft hat. Und dann kommen die Tudors und beenden den Krieg und stehen somit als die Retter da, die von Gott gesandt wurden und die weiße und die rote Rose wieder vereinen... und danach kommt der goldene Zeitalter unter Elizabeth I.

    "This was another of our fears: that Life wouldn't turn out to be like Literature" (Julian Barnes - The Sense of an Ending)

  • Ich bin auch fertig.


    Insgesamt hat mir das Lesen Spaß gemacht. Ich würde Richard III gerne mal auf der Bühne sehen, ich aber kenne kein Theater, wo es gerade läuft.


    Nur den 3. Akt fand ich ein wenig langweilig. Sämtliche Figuren werden aus dem Weg geräumt, entweder verhaftet oder gleich ermordet, am Ende ist Richard König- ein wenig vorhersehbar. Und auch die Dialoge tragen nicht gerade dazu bei, das ganze viel spannender zu machen.
    Vor allem die erste Szene hat mich gestört. Was nützt es denn, dass Richard mit seinen Neffen großartig rumredet, wenn sie doch später sowieso umgebracht werden?

    Ein Zimmer ohne Bücher ist wie ein Körper ohne Seele ~ Marcus Tullius Cicero

  • Hallo,


    ich habe die letzten Seiten auf den Weg in den Urlaub gelesen, von dem ich nun gerade zurück bin. Ich muss sagen, es war nicht mein Stück oder vllt. war ich auch zu unkonzentriert dabei. Die ganze Sache mit den Rosenkriegen war schon immer leicht verwirrend für mich und ich nehme mir immer wieder vor, mich vllt. etwas näher damit zu beschäftigen.


    Es gibt aber noch ein weiteres Zitat, was ich nicht mit diesem Stück in Verbindung gebracht hätte: "Ein Königreich für ein Pferd" - um ehrlich zu sein, ich dachte immer das wäre aus Don Quichote.


    Nun denn, danke trotzdem für diese LR, Shakespeare ist eben doch immer wieder anders.


    Viele Grüße
    schokotimmi