Joanna Bator - Sandberg

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    Joanna Bator - Sandberg


    Kurzbeschreibung bei Amazon


    Die rebellische Dominika mit dem dunklen Teint und der »Zigeunermähne« ist eine Außenseiterin. In der Klasse fühlt sie sich zu den Mitschülern hingezogen, die anders sind: zu Dimitri, dem Sohn griechischer Exilanten, und zu Malgosia, ihrer lesbischen Freundin. Das Leben im »Sandberg«, der heruntergekommenen Plattenbausiedlung am Rande einer westpolnischen Kleinstadt, ödet sie an: der Dreck, der Suff; ihre Mutter, die von einem Schwiegersohn aus Castrop-Rauxel träumt; die von Kirche und Konsumwahn manipulierten Nachbarsfrauen. Was geht sie das an? Wie kommt sie überhaupt hierher? Geliebt fühlt sich Dominika nur von ihren Großmüttern – Halina, die im »Deutschenhaus« in der Altstadt wohnt, und Zofia, die sich 1943 das Leben nehmen wollte. Eines Tages, als sie bei Zofia im Garten unter dem Walnußbaum sitzt, taucht ein Historiker aus Kalifornien auf, der die Spur eines jüdischen Freundes verfolgt und wie beiläufig ins Gespinst der Lebenslügen hineinsticht, aus dem Dominika sich befreien will. Joanna Bator, die wohl stärkste neue Stimme der polnischen Literatur, erzählt in einer reichen, sinnlichen Sprache und mit giftiger Ironie von den Träumen, Ängsten und Hoffnungen einer von Krieg und Flucht traumatisierten Generation und von der Rebellion und Freiheitssehnsucht ihrer Kinder.


    Meine Meinung


    Ich habe das Buch auf polnisch gelesen und finde, dass es sehr gut geschrieben ist. Die Sprache passt wunderbar in das Bild des abgewirtschafteten und trostlosen Ortes an dem sich die Handlung vollzieht. Ich weiß zwar nicht wie es in der deutschen Übersetzung klingt, aber mir ist beim Lesen irgendwie Jelinek in den Sinn gekommen, wobei ich denke, dass das eine individuelle Assoziation ist. Das Buch zeichnet meiner Ansicht nach ein sehr realistisches und greifbares Bild des Lebens einfacher Leute in Polen um die Zeit des Zweiten Krieges, Kommunismus und der Wende herum. Es erzählt die Geschichte dreier Generationen, wobei es vor allem bei der jüngsten Generation der Dominika verweilt. Auch das Leben der Nachbarn, ihre Charaktere und das gesellschaftliche Klima einer Kleinstadt werden wunderbar beschrieben. Man kann den Neid, die Armut, die Falschheit und Trostlosigkeit und vor allem die Bildungsferne riechen.


    Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und es ist auf keiner Seite langweilig geworden. Um ehrlich zu sein schreckt mich das Cover der deutschen Ausgabe etwas ab, da es optisch wie ein billiger Erzählroman wirkt. In Wirklichkeit ist es aber ein sprachlich überquellendes, wunderbares Zeitzeugnis einer polnischen Arbeiterfamilie.



    amazon-Link korrigiert. LG Aldawen

    :leserin:

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    Originaltitel ‏ : ‎ Piaskowa Góra


    Sandberg, das ist eine Plattenbausiedlung am Rande einer polnischen Kleinstadt in einem Bergbaugebiet. Hier lebt Dominika, die Hauptfigur des Buchs. Hauptfigur heißt in diesem Fall aber nicht, dass es nur um sie geht, ihre Mutter spielt eine ebenso zentrale Rolle und auch die Großmütter erzählen ihre Geschichten. Überhaupt ist es ein sehr weiblich-zentriertes Buch, Männer kommen nicht gut weg, sie sind alle entweder abwesend oder schwach oder brutal. Ansonsten geht es um Alltag, um den Wunsch dazuzugehören oder sich vielleicht doch besser abzugrenzen.

    Ich fand die zeitliche Orientierung nicht ganz einfach, in Polen liefen die Uhren etwas anders, es dauerte einige Zeit, bis mir klar wurde, dass Dominika und ich ungefähr gleich alt sein dürften. Die zeitlichen Sprünge in die Erlebnisse der Mutter (oder einer Großmutter) trugen noch zu meinen Schwierigkeiten bei. Ich fand das Buch sowieso generell anstrengend, es war sehr dicht erzählt und es fiel mir manchmal schwer, konzentriert dabei zu bleiben.


    Andererseits ist mir durch die Lektüre bewusst geworden, wie anders (und in manchen Dingen auch wie gleich) Aufwachsen hinter dem eisernen Vorhang in Polen war, das war durchaus interessant, so dass ich das Buch trotz meiner Probleme in gewisser Weise empfehlen möchte.


    3ratten