[Fantasy] Juliet Marillier - Die Tochter der Wälder

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 3.497 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Annabas.

  • Hallo Ihr Lieben,


    ich habe mir von audible die ungekürzte Version des Buches von Juliet Marillier - Die Tochter der Wälder angehört.
    Sprecherin: Tanja Geke
    Spieldauer: 22h 3min


    Ich verlinke hier auf das Buch bei amazon.

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    Inhaltsangabe amazon
    Juliet Marillier schöpft aus dem hier zu Lande wenig bekannten Schatz irisch-keltischer Märchen und erzählt die Geschichte von den sechs Schwänen vor historischem Hintergrund nach. Schauplatz ist das Irland des 9. Jahrhunderts, als keltische Stammesfürsten ihr Land gegen den Ansturm der Briten verteidigten. Die junge Sorcha ist das siebte Kind und die einzige Tochter eines solchen Fürsten. Da ihr gestrenger Vater kaum einen anderen Gedanken kennt als den Krieg, wächst das mutterlose Mädchen frei und wild in den Wäldern Irlands auf -- umsorgt und beschützt von ihren sechs älteren Brüdern.


    Diese Freiheit findet ein jähes Ende, als ihr Vater sich neu vermählt. Die unheimliche Schwiegermutter hat bald mit Hilfe von Magie und weiblicher List den gesamten Haushalt unter ihre Kontrolle gebracht, und als die Geschwister versuchen sich aufzulehnen, verwandelt sie die sechs Brüder in Schwäne. Sorchas einzige Chance, den Bann zu lösen ist mit einem furchtbaren Opfer verbunden. Damit nicht genug, wird sie vom Feind gefangen genommen und nach Britannien verschleppt. Allein in der Fremde, ringt sie weiter um die Vollendung ihrer furchtbaren Aufgabe ohne zu ahnen, dass ihr eine noch schwerere Prüfung bevorsteht.


    Meine Meinung
    Wie bereits in der Inhaltsangabe beschrieben, erzählt Juliet Marillier die Geschichte der 6 Schwäne im Kontext von Irland im 9. Jahrhundert. Sorcha wächst frei und glücklich gemeinsam mit ihren 6 Brüdern auf Sevenwaters auf, bis ihr Vater, als sie 13 Jahre alt ist, eine neue Frau mitbringt. Lady Oona ist gefährlich und bringt bald den gesamten Haushalt in ihren Bann. Als sich Sorcha und ihre Brüder versuchen zu wehren, verwandelt sie die Brüder in Schwäne. Von der Zauberin des Waldes erfährt Sorcha, wie sie ihre Brüder befreien kann. Aber die Aufgaben, die sie dafür meistern muss, sind hart und Sorcha opfert ihre Jugend dafür, um ihre Brüder zu retten.


    Das Märchen der Schwäne kannte ich bis jetzt nur von den Gebrüder Grimm und zuerst war ich etwas skeptisch, so einen dicken Roman, auch noch in der ungekürzten Hörbuchvariante, über ein Märchen zu hören, dass ich schon öfters gelesen habe. Aber Juliet Marillier, hat nicht nur einfach ein Märchen auferstehen lassen, sie hat die Geschichte der Schwäne mit Leben gefüllt. Den Geschwistern ein Leben vor dem Bann eingehaucht und auch die Jahre, die Sorcha opfert, um ihre schwere Aufgabe zu meistern, sehr eindringlich und intensiv beschrieben. Darüber hinaus endet das Buch nicht mit einem zuckersüßen Happy End, sondern es wird auch noch dargestellt, dass nur durch die Auflösung des Bannes nicht gleich alles gut ist und die Welt nicht auf einmal rosa wird.


    Schön ist auch, dass in dem Buch selber Sorcha gerne Geschichten erzählt und dabei immer sagt, dass jede Geschichte so endet, wie man sie selber haben möchte. Als sie selber in ihrer eigenen Geschichte gefangen ist, kommen ihr ihre Worte teilweise selber wie Hohn vor und sie merkt, dass es teilweise große Opfer erfordert, um seine eigene Geschichte zu schreiben.


    Viel Zeit verwendet die Autorin darauf Sorcha und ihre Brüder vorzustellen. Das hat mir sehr gut gefallen, da ich, obwohl ich es "nur" gehört habe, mir so alle gut merken konnte. Da jeder der Brüder einmalig und eindeutig zu identifizieren war. Auch die anderen Figuren, die auftauchen, werden gut und detailliert beschrieben und ich konnte richtig gut in die Geschichte eintauchen.


    Das ganze Buch wird aus der Sicht von Sorcha erzählt, was mich oft noch stärker mit ihr hat mitleiden lassen und gerade auch die Schwere der Aufgabe gut näher gebracht hat.


    Schön ist auch die Darstellung der naturnähe von Sorcha, ihrem Glauben an das Feenvolk und die Gegenüberstellung der Briten, die sich gegen den Naturglauben wehren und alles als Hexentum abtun.


    Das Hörbuch wird von Tanja Geke sehr eindringlich gelesen und sie verleiht jeder Figur eine individuelle Stimme und ein individuelles Auftreten. Dadurch vergehen die 22 Stunden Gesamthörzeit relativ schnell und ich hatte gute Entspannung während der Autofahrt.


    Alles in allem eine tolle Geschichte und eine tolle Hörbuch-Aufbereitung. Die anderen Teile des Sevenwaters-Zyklus werde ich mir jetzt auch noch entsprechend holen.


    Ein absoluter Hör- :tipp::breitgrins:


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Ich hab gerade "Die Tochter der Wälder" (Sevenwater 1) fertig gehört und es war einfach *schnief* sooo schön... Liegt wohl auch daran, dass ich die Märchen von Grimm immer schon arg mochte und diese Adaption zu einem Fantasy-Roman einfach was ganz besonderes ist... 5b41f040.gif
    Das Hörbuch ist auch super gelesen, die Stimme nimmt einen mit und überträgt die zauberhafte Stimmung der Geschichte...


    :tipp:

  • Ich musste zwischendurch 2 Wochen Pause haben... weil mich das sooooooooooooooooooooooooooooooooo mitgenommen hat, dass Sansas Schicksal immer schwerer und schwerer wurde... aber es ist wirklich ein tolles HB

    Gruss Petra

  • Das sehe ich ja erst jetzt... :redface:



    Das Märchen der Schwäne kannte ich bis jetzt nur von den Gebrüder Grimm


    Davon gibt es auch eine Version von Hans Christian Andersen, was ich total spannend finde. Jemand hat in der Monatsrunde die Vermutung geäussert, dass die Märchenerzähler (die Grimms und Andersen) sich derselben Quelle bedient haben. Ein irisches Märchen also? Das auch die Quelle für dieses Buch bot? Könnte ich mir durchaus denken, es kommt auf jeden Fall auf die Wunschliste. Und dann begebe ich mich bei Gelegenheit auf Recherche-Trip. :zwinker:


    Danke für die schöne Rezi, Tammy! :winken: Und danke euch anderen, fürs "hervorholen", sonst wäre es mir wohl komplett entgangen. :breitgrins: :zwinker:


  • Ich musste zwischendurch 2 Wochen Pause haben... weil mich das sooooooooooooooooooooooooooooooooo mitgenommen hat, dass Sansas Schicksal immer schwerer und schwerer wurde... aber es ist wirklich ein tolles HB


    Ich hab das gestern beim Kochen, backen etc. gehört konnte nicht mehr aufhören... und heute nacht hab ich 2h geschlafen und dann war ich hellwach weil ich den Rest hören musste... jetzt bin ich fix & fertig :redface: - aber ich konnte da gar nicht mehr aufhören.... aber ich weiss sicher, dass ich erst im Oktober mir den 2. Teil runterlade, das macht mich sonst fertig :krank:



    @Stormcrow 
    historisch korrekt ist das Buch wohl eher nicht (erwarte ich auch nicht), und das Märchen wurde nach Irland verlegt... aber einfach :flirt:

  • Ich kann euch verstehen, mich hat die Geschichte auch total gefesselt und berührt, und auch ich musste zwischendurch mal eine Pause einlegen, weil mir das Ganze so nahe gegangen ist... aber einfach nur wunderschön! :smile:

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Teetrinker: Das muss es auch nicht sein. Ich dachte nur, dass es vielleicht in Irland bzw. bei den Kelten schon Erzählungen dieser Art gibt, die noch älter sind, als das von den Grimms niedergeschriebene. :zwinker:

  • Hallo Ihr Lieben,


    freut mich, dass der Thread wieder hervor gekramt wurde, da ich wirklich sehr begeistert von dem Hörbuch war. Ich habe es aber immer nur beim Autofahren gehört und hatte so immer ein paar Tage dazwischen, bis ich weiter gehört habe. Am Stück hätte ich es wohl eher auch nicht verkraftet! Oft bin ich mit Tränen in den Augen oder total empört im Auto gesessen, da Sorcha's Schicksal echt hart ist! Aber wunderschön erzählt! :heul: :herz:



    Teetrinker: Das muss es auch nicht sein. Ich dachte nur, dass es vielleicht in Irland bzw. bei den Kelten schon Erzählungen dieser Art gibt, die noch älter sind, als das von den Grimms niedergeschriebene. :zwinker:


    Meine Vermutung ging auch schon in die Richtung, dass es sich vielleicht doch um irirsches Sagengut handelt, aber leider kenne ich mich da zu wenig aus, um das wirklich beurteilen zu können. Aber jetzt wo du es geschrieben hast, ist mir auch wieder eingefallen, dass ich das Märchen auch von Andersen kenne. Mh, da liegt die Vermutung schon nahe, dass die die gleiche Quelle verwendet haben...



    aber ich weiss sicher, dass ich erst im Oktober mir den 2. Teil runterlade, das macht mich sonst fertig :krank:


    Ja, ich musste jetzt auch erstmal eine Pause einlegen. Gleich den 2. Teil hätte ich erstmal nicht verkraftet! :zwinker:


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Weil es uns offenbar doch intensiver beschäftigt, woher das Märchen stammen könnte, will ich mal kurz wikipedia zitieren:


    Zitat

    Die älteste literarisch fixierte Fassung des Schwanenkindermärchens ist die von Johannes de Alta Silva im Dolopathos um 1300.


    Hier der Link zum Artikel: Die sechs Schwäne


    Also sowohl Grimm als auch Andersen hatten definitiv eine Vorlage und haben das Rad nicht völlig neu erfunden.

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Miramis: Super, danke für den Link! :bussi: Das ist ja sehr interessant!


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Habe habe die letzten Tage fast nonstop mit Stöpsel im Ohr verbracht, weil ich von der Geschichte so gefangen genommen wurde. Wunderwunderschön! Meine Rezension folgt in den nächsten Tagen, aber was ich mich gerade frage:



    Ich musste zwischendurch 2 Wochen Pause haben... weil mich das sooooooooooooooooooooooooooooooooo mitgenommen hat, dass Sansas Schicksal immer schwerer und schwerer wurde... aber es ist wirklich ein tolles HB


    Wer ist denn Sansa? :breitgrins:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hier meine abschließende Meinung:


    Sie sollte eigentlich der siebte Sohn eines siebten Sohnes sein, doch stattdessen ist Sorcha ein Mädchen, bei dessen Geburt die Mutter stirbt und der Vater die Tochter nie ansehen kann, ohne in schmerzliche Erinnerungen zu versinken. Dennoch wächst sie wohlbehütet und beschützt von ihren sechs Brüdern Liam, Connor, Cormack, Diarmid, Finbar und Padric zu einem wilden Teenager heran, der lieber barfüßig im Wald Kräuter sammelt, als sich sittsam Zöpfe flechten zu lassen. Ihre Welt verändert sich, als Soldaten ihres Vaters einen britischen Gefangenen foltern und sie gemeinsam mit Finbar für dessen Flucht sorgt. Das Schicksal aller Geschwister wendet sich aber erst zum Schlechten, als ihr Vater Lord Column eine neue Braut nach Hause führt. Die geheimnisvolle Lady Oonagh, die Sevenwaters in eine Zeit der Dunkelheit stürzt und die Brüder mit einem Fluch belegt, aus dem nur Sorcha sie befreien kann.


    Die Sevenwaters-Reihe spielt im noch keltischen Irland, das von Pikten und Nordmännern angegriffen wird. "Die Tochter der Wälder" basiert auf den beiden bekannten Märchen der Gebrüder Grimm ("Die sechs Schwäne") und Hans Christian Andersen ("Die wilden Schwäne"). Sorcha, die Ich-Erzählerin dieses ersten Teils, muss für ihre sechs Brüder Hemden aus einer stacheligen Pflanze nähen, um sie von dem Fluch Lady Oonaghs zu befreien.


    Es ist lange her, dass ich einen Fantasyroman mit so fieberhaftem Interesse angehört (oder gelesen) habe. Die Geschichte von Sorcha und ihren Brüdern ist voller Magie, Geheimnissen und Abenteuer. Ihre Erzählung rührte mich zutiefst und nicht selten sogar zu Tränen. Juliet Marillier merkt man irisch-schottischen Wurzeln an und so wartet sie in der Sevenwaters-Reihe mit vielen keltischen Sagen und Erzählungen auf.


    Der erste Teil der Trilogie gewann den Alex Award der American Library Association und war für den Aurealis Award als bester Fantasy-Roman sowie für den RWA Award als bester romantischer Roman des Jahres nominiert. Ich liebe sowohl das Märchen "Die sechs Schwäne" von den Gebrüdern Grimm als auch die Version "Die wilden Schwäne" von Hans Christian Andersen. "Die Tochter der Wälter" ist eine wunderbare, sehr mystische Nacherzählung, die sich recht genau an die Vorlage hält.


    Regina Winter liest die ungekürzte Audible-Version des Buches perfekt. Ihre Stimme ist so sanft und doch so nachdrücklich wie man sie Sorcha zuschreiben würde und oft vergisst man, dass es gar nicht das Mädchen ist, die einem ihre Geschichte so meisterhaft erzählt. Obwohl die Sprecherin ihre Stimme nicht künstlich verstellt, kann man die einzelnen Charaktere gut voneinander unterscheiden und doch ist sie nicht so präsent, dass es eine Ein-Frau-Show wird, durch welche die Handlung selbst in den Hintergrund rückt.


    "Die Tochter der Wälder" ist ein ganz besonderes Hörerlebnis. Eines, das mich etwas melancholisch-betrübt zurück lässt und das ich sicher nicht so schnell - wenn überhaupt - vergessen werde.


    5ratten

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Meine Meinung:


    Ich tat mich am Anfang nicht leicht mit diesem Hörbuch. Dies hatte nichts mit der Leserin zu tun, sondern mit der für mich ungewohnten Kulisse dieser Geschichte und manchmal liest/hört man Bücher auch zu einem falschen Zeitpunkt und dann sollte man sie ruhen lassen und später wieder herausholen. So habe ich es mit diesem Hörbuch gemacht und es hat sich gelohnt!


    Die Geschichte um Sorcha und ihren sechs Brüdern hat mich sehr berührt. Die Verbindung von Juliete Marilliers Geschichte mit der wunderbaren Erzählweise von Tanja Geke macht dieses Hörbuch zu etwas ganz besonderem. Selten habe ich während eines Hörbuches so viele Tränen fließen lassen, mitgefiebert, mitgelitten und mich auch von Herzen gefreut.


    Mir hat besonders gut gefallen, dass man während des Hörens sich so gut in Sorcha einfühlen konnte. Dies lag unter anderem auch an der Erzählweise von Tanja Geke. Sie schafft es, dass man sich ganz in diesem Buch verliert. Sie gibt jeder Person durch die Veränderung ihrer Stimme und des Sprechweise eine eigene Persönlichkeit, sodass die Personen vor dem geistigen Auge entstehen können.


    Alles in allem war das Buch für mich ein tolles Hörbuch, bei dem ich Zeit und Raum um mich herum vergessen konnte und ganz in der Geschichte vertieft war.


    Hör- :tipp:


    @Nimue: Regina Winter ist die Übersetzerin des Buches. Gelesen wird das Hörbuch in der ungekürzten Audible-Version von Tanja Geke

    Wer Bücher kauft, kauft Wertpapiere! - Erich Kästner<br /><br />SLW 2016 9/30

  • Hallo miteinander,
    ich habe mir das ungekürzte Hörbuch nun auch angehört.


    Erst einmal zur Sprecherin:
    Tanja Geke hat mich beim Zuhören sehr beeindruckt. Ich finde es toll, wie sie den verschiedenen Personen jeweils eine ganz individuelle Stimme verleiht, so dass man diese wirklich auch akustisch erkennen kann. Sorcha spricht Tanja Geke mit einer sehr hellen, jungen Stimme, die in meinen Augen 100%ig zu der Figur passt. Allerdings spricht Tanja Geke manche der "bösen" Figuren auch gleich bei ihrem ersten Erscheinen in der Geschichte mit einer "bösen" (trägen/hämischen/neidischen/...) Stimme - so dass es keine Überraschung war, wenn sich diese Figur dann tatsächlich als die "böse" herausstellt. Ob das im Buch ebenso ist, also dass man gleich am Anfang erkennt, auf welcher Seite jede Figur steht, kann ich leider nicht sagen, aber ich denke schon, dass die Sprecherin hier nichts vorwegnehmen wollte.


    Meine Meinung zur Geschichte:
    Besonders gereizt hat mich an dem Buch, dass es am Märchen "die sechs Schwäne" angelehnt ist. Ich war neugierig, wie man aus einem so kurzen Märchen ein so dickes Buch machen kann.


    Einerseits hat die Autorin mit dem Buch ein kleines Meisterwerk geschaffen und eine atmosphärisch packende Geschichte geschrieben, aus der ich mich nur schwer lösen konnte. Die ganze Geschichte ist aus der Sicht von Sorcha erzählt, der jüngsten Tochter. Das war eine sehr gute Idee, denn so wusste ich als Hörerin immer genau, warum Sorcha sie so verhalten muss, wie sie es tut (oder besser ausgedrückt und einen Kritikpunkt vorweggenommen: meint, sich so verhalten zu müssen) - und ich konnte mir als Hörerin ebenso gut vorstellen, wie dieses Verhalten für jemanden aussieht, der die Hintergrundgeschichte nicht weiß. Da man als Hörerin beide Seiten kennt und versteht, ist der Fortgang der Geschichte zwar spannend, aber insgesamt wenig überraschend.


    Auf der anderen Seite hatte die Geschichte doch einige Längen. Ich habe beim Hören genau gemerkt, an welchen Stellen ich im Buch angefangen hätte, etwas schneller und flüchtiger zu lesen - das geht natürlich beim Hörbuch nicht. :zwinker: Etwas weniger ausführlich erzählte Begebenheiten hätten die Geschichte das Tempo besser halten lassen.


    Sehr schön fand ich die immer wieder eingestreuten Parabeln, die von den Protagonisten erzählt werden und in denen manches genannt wird, was nicht offen gesagt werden kann. Obwohl diese Erzählungen die Hauptgeschichte selbst anhalten bzw. das Tempo noch weiter reduzieren, habe ich sehr gerne zugehört. Es ist einfach eine wunderbare, indirekte Form, etwas zu sagen.


    Mit Sorcha selbst hatte ich ein paar Schwierigkeiten - sie ist eine sehr junge, naive Hauptfigur und rennt gerne sehenden Auges ins Unglück, anstelle einmal kurz nachzudenken. Schon am Anfang der Geschichte (Sorchas erste Begegnung mit den Giftpflanzen) wird deutlich, dass Sorcha eher durch Ausprobieren lernt als durch Denken.


    Apropos Giftpflanzen: ich habe "Mieren" verstanden, das sind aber eigentlich keine scharfblättrigen bzw. giftigen Pflanzen. Welche Pflanzen sind denn gemeint gewesen, oder stimmt "Mieren"? Im Märchen muss das Mädchen Hemden aus "Sternblumen" machen, aber das hilft mir auch nicht viel weiter.


    Gut gefallen hat mir der Schluss - es wird deutlich, dass zwar Sorchas Geschichte zu Ende ist, aber noch etwas zu tun ist. Das müssen dann andere übernehmen und ein kleiner Blick in die Zukunft weist auf das nächste Buch hin. Trotzdem würde ich das Buch als in sich geschlossen ansehen.


    Insgesamt gesehen war es ein schönes Hörerlebnis, trotz meiner Kritikpunkte. Irgendwann beim Hören habe ich mir wieder ins Gedächtnis gerufen, dass es sich eben doch um ein Märchen handelt - und Märchen haben ihre ganz eigene, geradlinige Erzählweise.


    Grüße von Annabas :winken: