Emile Zola - Germinal

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    Inhalt
    Der arbeitslose Maschinist Etienne gelangt auf der Suche nach Arbeit in die Siedlung der Arbeiter, die im Schacht Les Voreux arbeiten. Dort findet er Arbeit und Unterkunft. Zunächst in einem Zimmer im Gasthaus, später im Haus der Familie Maheu. Die Familie hat eine hundertjährige Bergarbeiter-Tadition , alle Familienmitglieder außer der buckligen Tochter und den beiden jüngsten Kindern arbeiten in der Grube.


    Das Leben der Menschen im Dorf ist hart genug, doch dann sollen zusätzlich die Löhne gekürzt werden. Gespräche mit der Leitung scheitern, es kommt zum Streik. Nach zunächst friedlichem Verlauf eskaliert der Streik, benachbarte Gruben werden zerstört und ein Lebensmittelhändler wird erschlagen. Das Militär rückt an, trotzdem kehren die Arbeiter nicht in die Gruben zurück, lieber verhungern sie.


    Als Arbeiter aus Belgien die Streikenden ersetzen sollen kommt es zum Eklat und es fallen Schüsse. Der Widerstand ist gebrochen und die Arbeiter erklären sich bereit, wieder einzufahren, sogar zu noch schlechteren Bedingungen als vor dem Streik. Doch gleich bei der ersten Schicht wird die Grube überflutet und Etienne, Catherine und ihre Kameraden werden vom Wasser eingeschlossen.


    Meine Meinung
    Gleich zu Anfang ist mir aufgefallen, dass es in der Geschichte wenig Freude gab. Mein vorherrschender Eindruck beim Lesen war „dunkel“. Das lag nicht nur am Kohlestaub, der alles und jeden grau färbte und die Menschen vorzeitig alt aussehen ließ. Ein Großteil der Erzählung gerade im ersten Teil schien im Dunkeln zu spielen. Die Arbeiter stehen im Dunkeln auf. Sie gehen zur Arbeit in der dunklen Grube. Auch die Häuser und die Straße werden als dunkel und schmutzig beschrieben. Das erste wirklich schöne Ereignis des Tages scheint das Bad der Arbeiter nach getaner Arbeit zu sein.


    Etienne nimmt die Arbeit in der Grube an und entschließt sich zu bleiben, obwohl er beim ersten Anblick des Grubenschachts den Eindruck hat, als ob die Erde die Menschen verschlingen würde. Was ihm zum Bleiben veranlasst ist Catherine, die er zuerst für einen Jungen hält und in die er sich verliebt als er den Irrtum bemerkt. Doch auch wenn sie seine Gefühle zu erwidern scheint, gibt es für die beiden keine gemeinsame Zukunft.


    Etienne ist von der Armut der Menschen berührt. Er will ihre Situation verbessern was letztendlich zu dem Streik führt. Kann Etienne anfangs die Menschen noch motivieren, entgleitet ihm die Sache. Der Streik scheint sich zu verselbständigen als die Stimmung durch den ständigen Hunger immer gereizter wird. Aus einer Gruppe Menschen, die für eine gemeinsame Sache einstehen wird auf einmal ein „Tier“, das alles zu verschlingen droht. Am Ende siegt die Gewalt: zuerst die der Streikenden, dann die des Militärs.


    Auch wenn die Dinge hauptsächlich aus Etiennes Sicht beschrieben werden und er den Aufstand auch anfängt so kommt er mir eher schwach vor. Er kann Catherine nicht für sich gewinnen, er wird von Anführer des Streiks zu einer persona non grata und auch der Untergang der Mine wird nicht durch ihn herbeigeführt, sondern durch eine Figur die bis dahin eher im Hintergrund blieb. Mir persönlich ist Frau Maheu am stärksten in Erinnerung geblieben. Sie ist nicht nur das Rückrad ihrer Familie, sondern hat mich durch ihre Gedanken und Aussagen viele Dinge aus einem anderen Licht sehen lassen.


    Germinal ist unglaublich dicht geschrieben und hätte durchaus noch einige hundert Seiten länger werden können, ohne mich zu langweilen. Es ist ein Buch, das ich bestimmt noch einmal lesen werde.
    5ratten


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Es ist Jahre her, daß ich es gelesen habe, und ich bin gar nicht mehr sicher, ob es noch zu Schulzeiten war oder während meiner Ausbildung bei der (damals noch) Ruhrkohle, was ich für wahrscheinlicher halte. Dunkel ist jedenfalls ein Adjektiv, das unbedingt zu diesem Roman paßt, und da ich mich inzwischen auch im Geschichtsstudium mit Bergarbeitergeschichte und vor allem den Lebensbedingungen der Bergarbeiter (wenn auch in Deutschland) beschäftigt habe, kann ich sagen, daß Zola da nicht einmal übertreibt. Wäre tatsächlich mal eine Wieholek wert, wenn ich so drüber nachdenke ...


    Im Rahmen des großen Bergarbeiterstreiks an der Ruhr von 1905 erschien im Simplicissimus eine sehr passende Karikatur mit dem Text Bei Stinnes: „Wissen Sie, den Streik hätten wir bald hinter uns, wenn das Gesindel nicht so ans Hungern gewöhnt wäre“.

  • Hallo!


    Zola hat das Bergarbeiterleben quasi aus erster Hand erlebt, er hat bei den Bergleuten gelebt und auch mit ihnen gearbeitet.


    Nochmal zu dunkel. Ich hatte beim Lesen immer das Gefühl, dass die Geschichte im Dunkeln bzw. im Dämmerlicht spielen würde. Als als es Frühling und schliesslich Sommer wurde konte ich mir gar nicht vorstellen, dass die Sonne wirklich scheint.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Danke für die Rezi, Kisten. Sie macht wirklich Lust auf das Buch, obwohl ich nach meinem Reinfall mit Nana erstmal die Finger von Zola lassen wollte. Kennst du zufällig auch Nana und kannst Vergleiche zwischen den Büchern ziehen?


    Liebe Grüße
    Doris

  • Hallo!


    Leider kann ich da keine Vergleiche ziehen. Germinal war das erste Buch, das ich von Zola gelesen habe.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Germinal ist ein Teil des Rougon-Maquart-Zyklus, den ich wirklich nur von ganzem Herzen empfehlen kann. Es handelt sich um mehr als 20 Bände, die irgendwie alle miteinander verbunden sind und beleuchten auf grandiose Weise die Lebensverhältnisse im Frankreich des 19. Jahrhunderts. Es empfielt sich, die Reihenfolge einzuhalten, weil es einen roten Faden gibt. Leider habe ich noch nicht alle Bände gelesen und bis Germinal bin ich bisher nicht gekommen. Wenn ich Deine Eindrücke so lese, bekomme ich wieder Lust auf Zola. Viele Bände des Zyklus sind extrem düster, freudlos und brutal. Das hat mich bisher gehindert, alle Bände hintereinder weg zu lesen.

  • Das ist ja interessant! Ich habe gleich mal bei Wikipedia gestöbert und die Reihenfolge dieses Zyklus gefunden. Nana zählt übrigens auch dazu. Nun muss ich mich erst einmal schlauer machen, ob es sich für mich trotzdem lohnt, diesen Zyklus von Beginn an zu lesen.