Deon Meyer - Dreizehn Stunden

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    Originaltitel: 13 Uur


    Das Buch beginnt beinahe friedlich: Eine junge Frau joggt einen Berg hinauf. Doch der erste Eindruck täuscht, denn in Wirklichkeit ist die junge amerikanische Touristin auf der Flucht vor den Männern, die schon ihre Freundin ermordet haben. Diese Tote fällt in den Aufgabenbereich Benny Griessels, der als Mentor für junge Ermittler arbeitet und so seine Zeit zwischen diesem Mord und den Ermittlungen zu einem ebenfalls tot aufgefundenen Musikproduzenten aufteilen muss.


    Deon Meyers Held, der südafrikanische Polizeiinspektor Benny Griessel, hat die krimitypische Phase des Alkoholiker-Versagers hinter sich. Er ist trocken und bemüht sich um die Wiederherstellung seines Privatlebens. Beruflich fühlt er sich trotz der bevorstehenden Beförderung nicht mehr wohl, seine Mentorenrolle füllt ihn nicht aus und die wechselhaften politischen Strategien bei Einstellungen und Umgestaltungen innerhalb der Polizeibehörde frustrieren ihn, er sieht eigentlich keinen Platz mehr für sich in diesem modernen Südafrika. Weil er trotzdem versucht das Beste daraus zu machen und mit Leib und Seele Polizist ist, ist er eine sehr sympathische Figur. Die jungen Polizisten – passenderweise aus verschiedenen Volksgruppen rekrutiert – haben trotz deutlicher Bemühungen des Autors nicht so viel Profil.


    Meyer hat es geschafft extrem viel Handlung in nur einen Tag – die besagten „Dreizehn Stunden“ - zu packen, wobei er abwechselnd die Bemühungen der Polizei in den beiden Mordfällen bzw. ihre Suche nach dem flüchtenden Mädchen und ihre Flucht selber schildert. Bei der Flucht wechseln sich intelligente Entscheidungen mit ziemlicher Idiotie ab, sonst wäre das Buch allerdings auch deutlich eher beendet gewesen. Was den Grund für die Flucht des Mädchens und die Ermordung ihrer Freundin angeht, lässt Meyer einen praktisch bis zum Schluss im Dunkeln, ohne auch nur kleinste Hinweise fallen zu lassen. Im anderen Fall, dem des Musikproduzenten, gibt es hingegen eher zu viele Hinweise, Motive und Verdächtige. Die Mischung ergibt ein schnelles Buch, immer wieder passiert etwas, was ein sofortiges Handeln eines der Protagonisten erfordert, so dass man sich auch als Leser gehetzt fühlt.


    Ich habe nicht viel Lust die älteren Bände um Benny Griessel zu lesen, das liegt aber nur daran, dass ich generell nicht mehr sonderlich viel Lust auf trinkende Polizisten habe, ansonsten kann ich mir durchaus vorstellen, weitere Bücher des Autoren zu lesen.


    4ratten

  • Ich bin gestern mit diesem Buch gestartet. Ich bin gespannt wie es wird. Ein Buch, dass nur innerhalb von dreizehn Stunden spielt, finde ich eine interessante Idee!

    Gruß suray

  • Die Idee fand ich auch interessant.
    Letztendlich habe ich das Buch aber gestern nach einem Drittel abgebrochen, bei Kapitel 15 oder 16.
    Mich hat die Geschichte einfach nicht gepackt, ich habe beim Lesen keine Weiterentwicklung gespürt, was nach meinem Empfinden auch den Spannungsaufbau gedämpft hat.
    Zur Situation des Mädchens, das vor den Verfolgern davonläuft, gibt es kaum Hinweise. Warum wird sie verfolgt, von wem? Man erfährt nur wo sie sich im Moment versteckt, wie weit die Verfolger noch weg sind, bekommt mit, wie sie nur knapp den Männern entkommt. Und das immer und immer wieder (und ich habe ja nur ein Drittel gelesen - so wie illy sagt, geht das so bis ziemlich zum Ende des Buches weiter). Nachdem man eine Weile gar keine Hinweise erhält, war es mir mit der Zeit völlig egal, warum das Mädchen auf der Flucht ist. Dieser Handlungsstrang hat mich nicht mehr interessiert.


    Die Personen sind mir auch nicht wirklich nahe gekommen.
    Mit Griessel bin ich nicht warm geworden, vielleicht weil seine Alkoholsucht viel Raum einnimmt, auch z.B. am Tatort. Die Nebencharaktere blieben so blaß, daß ich beim Weglegen des Buches noch nicht mal in Gedanken ein Bild von ihnen vor mir hatte.


    Die Schauplätze wechseln sehr schnell; die Geschehnisse der einzelnen Handlungsstränge werden in nur kurzen Abschnitten in ständigem Wechsel erzählt, oft nicht mal eine Seite lang.
    Das wirkte auf mich unstet.


    Was mich noch gestört hat, waren die Unterhaltungen in afrikanischen Sprachen. Es waren zwar jeweils nur wenige Worte, ein oder zwei Sätze, die in verschiedenen afrikanischen Dialekten gesprochen werden, trotzdem versteht man davon gar nichts. Es erschließt sich auch nicht aus der Handlung. Sind es Begrüßungen, Beleidigungen? Keine Ahnung.



    Der Roman hat insgesamt sehr gute Bewertungen bekommen, bei mir ist er leider durchgefallen.

  • Ich habe das Buch auch ungefähr nach einem Drittel abgebrochen. Und so wie du es erlebt hast, Mrs.MiaWallace, habe ich es auch erlebt. Da kann ich mich komplett anschliessen.


    Zum Glück habe ich das Buch als e-book gratis bekommen. Ansonsten wäre ich wohl etwas ärgerlich gewesen. Aber da es ja auf meinem Kindle liegt, kann ich das Buch irgendwann ja nochmal lesen. Vielleicht ist dann der Zeitpunkt besser.

    Gruß suray

  • Ich hatte es auch bei der Weihnachts-Aktion geladen.



    Beruhigt mich, daß du das genauso siehst.
    Die vielen positiven Meinungen zu dem Buch haben mich schon ein wenig an meinem Eindruck zweifeln lassen.

  • Ich habe das Buch jüngst beendet, reihe mich bei den Begeisterten ein.
    Der Thriller ist im Gegensatz zu so manch anderem für mich sehr glaubwürdig geworden.


    Mrs.MiaWallace schrieb weiter oben, dass die Ursache für die Hetzjagd fehle. Das stimmt, es dauert lange, bis man erahnen kann, was in etwa passiert sein könnte und es dauert bis zum Ende, bis man alles erfährt. Ich hab' gut reden, ich hab's ja ausgelesen, aber ich fand, dass das zur Spannung beigetragen hat. Wir wussten als Leser an dieser Stelle genauso wenig wie die Polizei. Die war unterwegs, um das Mädchen zu retten, hatte aber auch keine Ahnung, warum man hinter ihr her war und wer das überhaupt war.


    Lange Vorrede ... hier sind:


    Meine Eindrücke


    In Kapstadt geht der Tag für Kommissar Griessel 5 Uhr 37 mit einer Mordermittlung los. Eine Amerikanerin liegt ermordet auf einem Friedhof und ermordete Ausländer lösen immer mehr Ärger als sonst. Kurz darauf kommt die zweite Meldung, wieder ein Mord, diesmal ist ein Musikproduzent. In den folgenden dreizehn Stunden, die ihm der Buchtitel Zeit gibt, wird Griessel pausenlos zwischen diesen beiden Fällen wechseln, ermittelnd und beratend. Eine Pause kann er sich nicht leisten, denn seine Aufgabe ist ein Rennen gegen die Zeit: Die Freundin der toten Amerikanerin wird von Unbekannten durch Kapstadt gehetzt. Griessel und seine Kollegen müssen sie vor deren Jägern finden, wenn sie den Mord aufklären wollen.


    Meyers Thriller verbindet viele spannende Elemente. Der Countdown, der für die Suche nach der Amerikanerin Rachel gilt, sorgt für den großen Sog, der den Leser durch das Buch zieht: Schafft die Polizei es, Rachel rechtzeitig zu finden? Schafft Rachel es, ihren Häschern zu entkommen? Meyer wechselt immer wieder die Perspektive, geht mal mit Griessel Fragen stellen, mal mit Rachel ins Versteck hinter einen Holzstapel, grübelt mit den Verbrechern über deren Strategie. Man kann gar nicht anders als mitfiebern, hoffen und bangen. Die entsprechenden Abschnitte sind relativ kurz. Das entspricht der Rasanz der Handlung und nicht zuletzt auch der Lektüre, denn nach jedem Abschnitt möchte man dringend erfahren, wie und wann dieser oder jener Erzählstrang weitergeführt wird.


    Die Vermutung liegt nahe, dass die beiden Mordfälle zusammen hängen. Das ist schließlich oft so, wenn mehr als ein Toter im Buch auftaucht. Aber wer versucht, aus den Hinweisen das Puzzle korrekt zusammen zu setzen, wird ebenso lange rätseln wie die Ermittler. Am Ende könnte nur Rachel die entscheidenden Details erzählen. Doch die versteckt sich nicht nur vor den Kriminellen, sondern auch vor der Polizei. Sie hat gehört, dass die Polizei korrupt ist und traut sich nicht, in einer Wache um Hilfe zu bitten. Wie recht sie hat, zeigt Meyer auch: Die jungen Häscher werden von einem Geschäftsmann mit guten Beziehungen angewiesen und ein Kontaktmann bei der Polizei unterstützt sie, so gut er kann.


    Die Ermittlungen laufen schwierig, nicht nur aus fachlicher Sicht. Die Apartheid ist offiziell lange vorbei, aber Vorurteile und Diskriminierungen sind weiter an der Tagesordnung. Fransmann Dekker sieht sich oft wegen seiner Hautfarbe diskriminiert, versteht seine Position gar nur als "Quoten-Hotnot, um den vorgeschriebenen Prozentsatz vollzumachen". Inspekteur Mbali Kaleni wird unterschätzt, weil sie eine Frau ist. Dabei beweist sie Scharfsinn und die Bissigkeit, über die sich die Kollegen beschweren, ist eigentlich von ihnen mit blöden Sprüchen hausgemacht. Griessel interessiert sich herzlich wenig für Hautfarben und bemüht sich redlich, die Wogen zu glätten und den Kollegen ihre Aufgaben dem Knowhow entsprechend zuzuteilen. Es mag nach einer Fülle von Klischees klingen, es dürfte aber immer noch traurige Realität sein, wenn man sich mit den entsprechenden Schlagwörtern informiert.


    Für Griessel ist der Tag nicht nur hektisch, sondern auch aus persönlicher Hinsicht anstrengend. Er muss sich immer wieder daran erinnern, dass er nur als Mentor zugeteilt ist - und das fällt ihm nicht leicht, denn die Suche nach Rachel möchte er so gut wie nur irgend möglich erledigen. Schließlich hat er selbst eine Tochter in einem ähnlichen Alter. Außerdem sucht seine Frau ausgerechnet an jenem Tag das Gespräch mit ihm. Vor Monaten hatte sie eine Trennung auf Zeit durchgesetzt, um ihm Gelegenheit zum Alkoholentzug zu geben. Der geplante Termin am Abend wird zu einem weiteren Unsicherheitsfaktor. Was wird sie nach den all den Wochen sagen? Was wird sie wollen - und vor allem, was will Griessel selbst?


    Das Buch ist schwer aus der Hand zu legen. Es gehört zu den Titeln, die die versprochende Spannung auf voller Länge aufrecht erhalten. Es ist einer der Thriller, die an keiner Stelle ins Unglaubwürdige abdriften, mit Superhelden oder 'magischen' Fähigkeiten. Das gilt in gleichem Maß für das kriminelle Geschäft, das hinter allem steckt. Sollte jemand von Meyer dieses Buch als erstes in die Finger bekommen: Damit empfiehlt er sich als ausgezeichneter Erzähler.


    5ratten

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Bei so vielen positiven Meinungen sollte ich Deon Meyer auch eine Lesechance geben. In der OnLeihe habe ich seine Bücher schon oft gesehen, aber der letzte Schubs in Richtung ausleihen hat bis jetzt gefehlt.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Kirsten:
    Ich würde mich über eine Meinung von dir sehr freuen :winken:


    So wie Bettina den Inhalt schildert, klingt das Buch richtig packend, aber ich bin einfach nicht mit der Geschichte warm geworden.


  • So wie Bettina den Inhalt schildert, klingt das Buch richtig packend, aber ich bin einfach nicht mit der Geschichte warm geworden.


    Ich versichere Dir, dass ich über dasselbe Buch geschrieben habe :breitgrins:
    Aber es ist einfach so: Manchmal kriegen einen Bücher oder Autoren einfach nicht beim Wickel. Da musst Du sicher nicht zweifeln. Ich habe zum Beispiel umgekehrt meine Probleme mit Nele Neuhaus.


    Das mit Griessels Alkoholsucht ist ein Thema, was einen nerven kann, weil es so ubiquitär scheint. Jeder Ermittler hat irgendwas tragisches. Einfach nur ein vergessener Einkaufszettel darf nicht mehr sein, um Ärger daheim zu provozieren. Umgekehrt fand ich es ganz allgemein ein Topic, das einen an einem turbulenten Tag wirklich beschäftigen kann. Das kennt im Prinzip ja jeder von uns, dass es immer Anrufe zu unpassenden Zeiten gibt oder Erledigungen, die nun just an DEM Tag im Weg sind und zuviel Zeit kosten. So jedenfalls habe ich auch das Fiebern auf diesen Termin wahrgenommen (nicht nur als ewig tragische Ermittlerprobleme).

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