Ich habe mich auch durch dieses Monsterwerk, naja, gequält... Hier ist meine Meinung zu «Hyperion» und «Der Sturz von Hyperion»:
Inhalt:
In einer fernen Zukunft leben die Menschen nicht mehr auf der Erde, weil es diese nicht mehr gibt. Dafür wurden neue Welten entdeckt, die nicht nur durch Raumschiffe, sondern auch durch die viel schnelleren Farcaster (Portale, durch die man nur hindurchschreiten muss, um auf einen anderen Planeten zu gelangen) verbunden sind. Die Menschheit hat sich also ein wenig im Weltraum verteilt und lebt in grossem Frieden, bis eines Tages zwei Dinge die Ruhe stören: Zum einen scheint eine Invasion der Ousters bevorzustehen, andererseits öffnen sich auf der Welt Hyperion die Zeitgräber und das Shrike – eine drei Meter hohe Mischung aus organischem Material und scharfen Klingen – beginnt sein Unwesen zu treiben.
Um der Probleme Herr zu werden, wird eine handverlesene Gruppe von sieben Pilgern nach Hyperion geschickt. Auf dem Weg nach Hyperion und zu den Zeitgräbern erzählen sich die Pilger ihre Lebensgeschichten, um auf diese Weise herauszufinden, warum gerade sie für die Fahrt ausgesucht wurden. Schon bevor die Gruppe am Ziel ankommt, gibt es Ausfälle und bei den Zeitgräbern geht die Action dann so richtig los.
Meine Meinung:
Das Buch hat mir nicht gefallen, aber ich möchte nicht sagen, dass es schlecht ist. Das wäre unfair. Es ist eines jener Bücher, bei denen man auch beim dritten Mal lesen noch Neues entdecken kann; die Geschichte ist dicht, clever konstruiert und gut erzählt. Die meisten Charaktere sind gelungen und wirken sehr lebendig. So weit, so gut. Und jetzt zu den Dingen, die mich gestört haben.
Da ist zum einen Mal die Tatsache, dass Simmons zwar eine grandiose Zukunftswelt entworfen hat, aber nichts erklärt. Mit Farcastern, Hawking-Antrieben und dem TechnoCore darf man sich als Leser selber herumschlagen und auch wenn man mit ein wenig Mitdenken schnell dahinter kommt, was was ist, so erfährt man nichts über Dinge, die ich als wesentlich empfinde. Zum Beispiel, in welcher Regierungsform die Menschheit organisiert ist, welche technischen Möglichkeiten es gibt oder wie man überhaupt zu künstlichen Intelligenzen und dem TechnoCore kam. Es gibt zwar Hinweise, aber halbwegs schlaue Antworten muss man sich zusammenreimen, ganz schlaue Antworten gibts nicht. Dafür hatte Simmons Zeit, immer wieder Gedichte von John Keats (ja, der spielt im Buch auch eine Rolle, obwohl er schon lange tot ist) einzustreuen. Ich habe keins davon gelesen, weil ich mit Dichtung gar nichts anfangen kann und diese Einsprengsel letztlich nichts zur Sache taten.
Auch der Aufbau des Buches hat mir nicht gefallen. Im ersten Teil, «Hyperion», erzählen die sieben Pilger ihre Lebensgeschichten, ansonsten gibt es kaum Handlung. Eigentlich sind das also sechs (zusammenhängende) Kurzgeschichten (ein Pilger musste passen beim Erzählen), was mir überhaupt nicht passte, da ich noch nie ein Fan von kurzen Geschichten war und von sechs hintereinander erst recht nicht. Natürlich waren auch diese Geschichten gut geschrieben und ein paar davon waren sogar sehr interessant. Trotzdem empfand ich den ersten Teil als Zeitverschwendung, da ich zwar einen Haufen Details aus dem Vorleben der Protagonisten erfuhr, aber einfach immer noch extrem wenig über die Welt, in der sie leben und gar nichts über ihre Mission wusste. Und die Kurzgeschichten brachten auch keinen Durchblick. Enttäuschend.
Der zweite Teil wies dann dagegen eine klassische Thriller-Struktur auf: Die Handlung teilte sich in mehrere Stränge auf, zwischen denen munter hin- und hergehüpft wurde. Das war angenehmer zu lesen, aber ärgerlich war da die nervige Sitte, die Handlung immer dann zu verlassen, wenn es gerade am spannendsten wurde. Dabei hatte die (immer noch recht unklare) Story genug Spannungspotenzial und Material zum Nachdenken, dass solch billige Tricks gar nicht nötig gewesen wären. Entsprechend war das Buch zwar spannend, aber extrem mühsam zu lesen. Ich habe an dem Teil über einen Monat rumgewerkelt, was zu einem guten Teil daran lag, dass ich meistens gar keine Lust hatte, weiterzulesen. Abbrechen mochte ich es jedoch auch nicht, da ja vieles daran gut war und ich bis zuletzt die Hoffnung hatte, dass es mir irgendwann noch besser gefallen würde. Diese Hoffnung gab ich etwa 300 Seiten vor Ende endgültig auf, aber das war dann ein Punkt, an dem man einen solchen Schinken zu Ende liest. Immerhin wollte ich ja wissen, wie die Geschichte ausgeht. Der Schluss war dann wenigstens logisch und passte gut, was mich in der Gesamtbewertung beinahe wieder umgestimmt hätte. Andrerseits hatte ich die vorhergehenden 1300 Seiten «Och nö, wird das nochmal gut?» noch nicht erfolgreich verdrängt, weshalb ich bei dem relativ harten Urteil von nur 5 Punkten bleibe.
Fazit:
Ein gutes Buch, das meinen Geschmack leider nicht getroffen hat und das ich ziemlich sicher nicht nochmal lesen werde, auch wenn eine Zweitlektüre in dem Fall sehr viel bringen würde. Aber dafür sind 1456 Seiten einfach zu viel.
5 von 10 Punkten.