Dan Simmons - Hyperion

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  • Ich habe mich auch durch dieses Monsterwerk, naja, gequält... Hier ist meine Meinung zu «Hyperion» und «Der Sturz von Hyperion»:


    Inhalt:
    In einer fernen Zukunft leben die Menschen nicht mehr auf der Erde, weil es diese nicht mehr gibt. Dafür wurden neue Welten entdeckt, die nicht nur durch Raumschiffe, sondern auch durch die viel schnelleren Farcaster (Portale, durch die man nur hindurchschreiten muss, um auf einen anderen Planeten zu gelangen) verbunden sind. Die Menschheit hat sich also ein wenig im Weltraum verteilt und lebt in grossem Frieden, bis eines Tages zwei Dinge die Ruhe stören: Zum einen scheint eine Invasion der Ousters bevorzustehen, andererseits öffnen sich auf der Welt Hyperion die Zeitgräber und das Shrike – eine drei Meter hohe Mischung aus organischem Material und scharfen Klingen – beginnt sein Unwesen zu treiben.
    Um der Probleme Herr zu werden, wird eine handverlesene Gruppe von sieben Pilgern nach Hyperion geschickt. Auf dem Weg nach Hyperion und zu den Zeitgräbern erzählen sich die Pilger ihre Lebensgeschichten, um auf diese Weise herauszufinden, warum gerade sie für die Fahrt ausgesucht wurden. Schon bevor die Gruppe am Ziel ankommt, gibt es Ausfälle und bei den Zeitgräbern geht die Action dann so richtig los.


    Meine Meinung:
    Das Buch hat mir nicht gefallen, aber ich möchte nicht sagen, dass es schlecht ist. Das wäre unfair. Es ist eines jener Bücher, bei denen man auch beim dritten Mal lesen noch Neues entdecken kann; die Geschichte ist dicht, clever konstruiert und gut erzählt. Die meisten Charaktere sind gelungen und wirken sehr lebendig. So weit, so gut. Und jetzt zu den Dingen, die mich gestört haben.


    Da ist zum einen Mal die Tatsache, dass Simmons zwar eine grandiose Zukunftswelt entworfen hat, aber nichts erklärt. Mit Farcastern, Hawking-Antrieben und dem TechnoCore darf man sich als Leser selber herumschlagen und auch wenn man mit ein wenig Mitdenken schnell dahinter kommt, was was ist, so erfährt man nichts über Dinge, die ich als wesentlich empfinde. Zum Beispiel, in welcher Regierungsform die Menschheit organisiert ist, welche technischen Möglichkeiten es gibt oder wie man überhaupt zu künstlichen Intelligenzen und dem TechnoCore kam. Es gibt zwar Hinweise, aber halbwegs schlaue Antworten muss man sich zusammenreimen, ganz schlaue Antworten gibts nicht. Dafür hatte Simmons Zeit, immer wieder Gedichte von John Keats (ja, der spielt im Buch auch eine Rolle, obwohl er schon lange tot ist) einzustreuen. Ich habe keins davon gelesen, weil ich mit Dichtung gar nichts anfangen kann und diese Einsprengsel letztlich nichts zur Sache taten.


    Auch der Aufbau des Buches hat mir nicht gefallen. Im ersten Teil, «Hyperion», erzählen die sieben Pilger ihre Lebensgeschichten, ansonsten gibt es kaum Handlung. Eigentlich sind das also sechs (zusammenhängende) Kurzgeschichten (ein Pilger musste passen beim Erzählen), was mir überhaupt nicht passte, da ich noch nie ein Fan von kurzen Geschichten war und von sechs hintereinander erst recht nicht. Natürlich waren auch diese Geschichten gut geschrieben und ein paar davon waren sogar sehr interessant. Trotzdem empfand ich den ersten Teil als Zeitverschwendung, da ich zwar einen Haufen Details aus dem Vorleben der Protagonisten erfuhr, aber einfach immer noch extrem wenig über die Welt, in der sie leben und gar nichts über ihre Mission wusste. Und die Kurzgeschichten brachten auch keinen Durchblick. Enttäuschend.


    Der zweite Teil wies dann dagegen eine klassische Thriller-Struktur auf: Die Handlung teilte sich in mehrere Stränge auf, zwischen denen munter hin- und hergehüpft wurde. Das war angenehmer zu lesen, aber ärgerlich war da die nervige Sitte, die Handlung immer dann zu verlassen, wenn es gerade am spannendsten wurde. Dabei hatte die (immer noch recht unklare) Story genug Spannungspotenzial und Material zum Nachdenken, dass solch billige Tricks gar nicht nötig gewesen wären. Entsprechend war das Buch zwar spannend, aber extrem mühsam zu lesen. Ich habe an dem Teil über einen Monat rumgewerkelt, was zu einem guten Teil daran lag, dass ich meistens gar keine Lust hatte, weiterzulesen. Abbrechen mochte ich es jedoch auch nicht, da ja vieles daran gut war und ich bis zuletzt die Hoffnung hatte, dass es mir irgendwann noch besser gefallen würde. Diese Hoffnung gab ich etwa 300 Seiten vor Ende endgültig auf, aber das war dann ein Punkt, an dem man einen solchen Schinken zu Ende liest. Immerhin wollte ich ja wissen, wie die Geschichte ausgeht. Der Schluss war dann wenigstens logisch und passte gut, was mich in der Gesamtbewertung beinahe wieder umgestimmt hätte. Andrerseits hatte ich die vorhergehenden 1300 Seiten «Och nö, wird das nochmal gut?» noch nicht erfolgreich verdrängt, weshalb ich bei dem relativ harten Urteil von nur 5 Punkten bleibe.


    Fazit:
    Ein gutes Buch, das meinen Geschmack leider nicht getroffen hat und das ich ziemlich sicher nicht nochmal lesen werde, auch wenn eine Zweitlektüre in dem Fall sehr viel bringen würde. Aber dafür sind 1456 Seiten einfach zu viel.


    5 von 10 Punkten.

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • @Alfa


    Da sind mir einmal nicht einer Meinung :zwinker: . All das, was du bemängelst, hat mir gefallen. Ich habe das Buch zweimal gelesen und einmal als Hörbuch gehört (erst vor einer Woche), und ich kann sagen, dass es so gut war wie beim ersten Mal, nämlich einfach Klasse!


    Ich fand es toll, dass Simmons all die technischen Dinge etc. nicht näher erklärt, so entsteht der Eindruck des Selbstverständlichen. Wenn ich einen aktuellen Krimi lese, will ich die genaue Funktion einer Glühbirne auch nicht wissen, die gehört nun einmal in die heutige Welt, sie ist einfach da und jeder weiß, wozu. Simmons hat die Fähigkeit, seinen Leser - zumindest mich! - in eine zukünftige, fremdartige etc. Welt zu versetzen, einfach indem er ein paar Dinge auslässt. Hm, bin jetzt nich sicher, ob ich meinen Gedanken verständlich rübergebracht habe :redface: .


    Zur Zeit höre ich den ersten Teil von "Endymion" (spielt ein paar Jahrhunderte nach "Hyperion" im gleichen Universum) und hier sind mehr Thriller-Elemente drin. Vielleicht ist dieses Buch mehr nach deinem Geschmack, Alfa?


    ***
    Aeria


  • Hm, bin jetzt nich sicher, ob ich meinen Gedanken verständlich rübergebracht habe :redface:


    Doch, durchaus...
    Ich sage ja auch nicht, dass man als Autor immer alles erklären muss, ich denke sehr gerne selber mit beim Lesen. Mir wars bei Hyperion nur ein bisschen zu wenig Hintergrundinformation in einem anspruchsvollen Plot. Die Mischung hat für mich einfach nicht gepasst - wie ich im Fazit schon schrieb, ist "Die Hyperion-Gesänge" ein gutes Buch, das mir einfach nicht gefallen hat.
    Dass Simmons schreiben und erzählen kann, hat er nicht nur hier bewiesen, sondern auch bei "Terror", das mir wesentlich besser gefiel und das ich auch irgendwann nochmal lesen werde.



    Zur Zeit höre ich den ersten Teil von "Endymion" (spielt ein paar Jahrhunderte nach "Hyperion" im gleichen Universum) und hier sind mehr Thriller-Elemente drin. Vielleicht ist dieses Buch mehr nach deinem Geschmack, Alfa?


    Och, ich bin eigentlich gar nicht gross auf der Suche nach weiteren Büchern aus der Ecke. Ich wollte mit "Die Hyperion-Gesänge" lediglich eine SciFi-Leselücke stopfen, da ich mich im Moment vermehrt mit dem Genre beschäftige. Es kann gut sein, dass ich dabei irgendwann auch wieder mal zu einem Buch von Dan Simmons greife, aber zu welchem ist momentan sehr offen. Aber danke für den Tipp :smile:


    Liebe Grüsse


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Hallo ihr Lieben!


    Wieder ein Buch, das ohne SLW vermutlich noch länger liegen geblieben wäre. Restlos begeistert war ich nicht. Vielmehr war ich selten so zwiegespalten bei einem Buch.


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    Meine Meinung:
    Hyperion ist ein Buch voller Geschichten, die in eine Rahmenhandlung eingebettet sind. Ein Gruppe von Pilgern reist zum Planeten Hyperion, wo sie zum Tempel des Shrike - einer Art allmächtigen Monster - reisen. Was genau sie dort tun sollen und warum sie auserwählt wurden, ist zu Beginn des Buches überhaupt nicht klar. Anstatt Namen erfährt man vorerst auch nur, dass es sich um einen Konsul, einen Poeten, einen Priester, eine Privatdetektivin, einen Templer, einen Gelehrten und einen Soldaten handelt. Diese machen sich also auf die Reise nach Hyperion, zuerst auf einem großen Raumschiff, dann mit anderen Transportmitteln. Da sie selbst nicht genau wissen, wie sie und die anderen miteinander verwoben sind, beschließen sie, sich gegenseitig ihre Geschichten zu erzählen. Zumindest die Teile, die mit dem Planeten Hyperion und dem Kult um den Shrike zusammenhängen.


    Zuerst zur Sprache: Ich empfand diese als sehr anspruchsvoll. Vielleicht liegt meine große Verwirrung daher auch teilweise daran. Ich hatte zwar nie das Gefühl, den Inhalt nicht zu verstehen, aber manche Zusammenhänge blieben mir unklar.
    Die Charakter sind am Anfang sehr eindimensional, doch mit jeder Geschichte, die erzählt wird, gewinnen sie an Farbe. Bis auf den Soldaten, den Templar und den Konsul konnte ich auch alle Charaktere mehr oder weniger lieb gewinnen. Am sympathischsten von allen war mir aber mit Abstand Sol Weintraub, der Gelehrte.
    Die Geschichten, die erzählt werden, scheinen fast gar nichts miteinander zu tun zu haben. Ganz selten erahnt man Zusammenhänge oder es wird eine Person erwähnt - Politiker etwa - die für mehrere Geschichten wichtig sind.
    Wie das auch bei Kurzgeschichtensammlungen ist, hat mir nicht jede Geschichte gleich gut gefallen. Priester und Gelehrter waren mir da die liebsten, der Poet war auch sehr spannend. Die Geschichte des Konsul beinhaltet zwar eine außergewöhnlich gute Idee, war aber von der Umsetzung her nicht so meins. Die anderen fand ich eher mühsam.


    Was mich extrem gestört hat war, dass man einfach so in die Welt geworfen wird ohne irgendeine Erklärung zu bekommen, was etwa ein farcaster ist, was fatlines sind und überhaupt wie all die neuen Technologien funktionieren. Auch die politische Situation blieb mir bis zum Ende eher unklar. Einige Aspekte haben sich geklärt, aber um so geschockt oder interessiert zu sein wie die Charaktere, brauche ich ein gewisses Verständnis für die politische Situation in der Welt. Diesbezüglich kann ich nur Alfa zitieren:



    Ich sage ja auch nicht, dass man als Autor immer alles erklären muss, ich denke sehr gerne selber mit beim Lesen. Mir wars bei Hyperion nur ein bisschen zu wenig Hintergrundinformation in einem anspruchsvollen Plot. Die Mischung hat für mich einfach nicht gepasst - wie ich im Fazit schon schrieb, ist "Die Hyperion-Gesänge" ein gutes Buch, das mir einfach nicht gefallen hat.


    Genau! Das Buch war wirklich gut geschrieben, einige der Geschichten waren so spannend, dass ich das Buch nicht mehr weglegen konnte, aber die große Erleuchtung hat mich nicht erreicht. Dafür wäre viel weniger kryptisches Blabla und mehr Erklärung nötig gewesen. Ich denke auch nicht, dass ich zu doof war um das Buch zu verstehen. Ich habe Hinweise auf Keats, William Gibson und seinen Cyberpunk, Shakespeare und den Zauberer von Oz sehr genossen und drüber geschmunzelt. Ich stehe also vor dem Dilemma, Ratten zu vergeben. Vor allem auch, weil das Ende dermaßen offen ist, dass der große Knaller, auf den man 500 Seiten lang wartet, nicht kommt. Sicher, es gibt eine Fortsetzung, aber darüber hab ich nur Schlechtes gehört. Darum vergebe ich mittelmäßige


    3ratten


    Liebe Grüße,
    Wendy

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Hallo Wendy!



    Was mich extrem gestört hat war, dass man einfach so in die Welt geworfen wird ohne irgendeine Erklärung zu bekommen, was etwa ein farcaster ist, was fatlines sind und überhaupt wie all die neuen Technologien funktionieren. Auch die politische Situation blieb mir bis zum Ende eher unklar. Einige Aspekte haben sich geklärt, aber um so geschockt oder interessiert zu sein wie die Charaktere, brauche ich ein gewisses Verständnis für die politische Situation in der Welt.


    Die Fortsetzung der "Hyperion-Gesänge" solltest du dir trotzdem nicht entgehen lassen, dort findet die Pilgerreise ihr Ende.
    Was genau die Farcaster sind wird in "Endymion" erklärt :winken: , zwei weiteren Romanen aus dem Hegemonie-Universum (hat mir noch besser gefallen als "Die Hyperion-Gesänge").


    ***
    Aeria


  • Vor allem auch, weil das Ende dermaßen offen ist, dass der große Knaller, auf den man 500 Seiten
    lang wartet, nicht kommt. Sicher, es gibt eine Fortsetzung, aber darüber hab ich nur Schlechtes gehört.


    Es ist ja schon etwas länger her das ich den Roman gelesen habe und so richtig an alles kann ich mich
    auch nicht mehr erinnern, ich bin da ehrlich, aber an ein offenes Ende kann ich mich definitiv nicht erinnern.


    Die Fortsetzung habe ich nicht als die Fortsetzung der Hyperiongesänge empfunden, sondern als die Fort-
    setzung der Geschichte von Aenea und die hatte mit der eigentlichen Hyperiongeschichte nicht viel am Hut,
    auch wenn einige der Bekannten wieder auftauchen.


  • Es ist ja schon etwas länger her das ich den Roman gelesen habe und so richtig an alles kann ich mich
    auch nicht mehr erinnern, ich bin da ehrlich, aber an ein offenes Ende kann ich mich definitiv nicht erinnern.


    Ich kann mich auch nicht mehr im Detail erinnern, aber der erste Teil "Hyperion" (und Wendy hat offenbar nur den gelesen) hat definitiv ein offenes Ende respektive gar kein Ende - man muss "Der Sturz von Hyperion" schon auch noch lesen, um einen Abschluss zu bekommen.

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Ähm... ja, ich denke ich hab mir grad den vollen Spoiler reingezogen. Die beiden Bücher werden oft zusammengefasst herausgegeben. Auch auf Englisch gibts eine Version, die "Hyperion" und "The Fall of Hyperion" in einem Band vereint. Ich hab aber nur den aller ersten Teil gelesen.


    Die Folgebände habe aber schon bereitliegen. Und bis ich anfange, die zu lesen, habe ich längst vergessen, was vallenton geschrieben hat. :breitgrins:

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Jo, mein Fehler.
    Ich hatte damals Die Hyperiongesänge gelesen. Das sind natürlich die Bände 1 und 2.
    Irgendwie gehören die für mich zusammen, so wie die Foundation Trilogie von Asimov.
    Habe gar nicht gesehen, dass Wendy nur den ersten Teil gelesen hat.

  • Also ich bin momentan noch nicht vollends überzeugt. Habe gerade so an die 150-200 Seiten gelesen und bin einfach noch nicht richtig drin. Fange immer neue Parallellektüren an :redface:


    Woran liegts? Mmmh, mir ist das momentan alles noch zu negativ, Hyperion selbst wird nicht gerade sehr "anheimelnd" beschrieben, die Menschen sind mir nicht sehr sympathisch, sind ja eher abgewrackte Gestalten... Irgendwie ist der Funke noch nicht übergesprungen, leider.


    Naja, ich muß mich einfach mal aufraffen und wieder einige Zeit am Stück lesen, dann wirds vielleicht doch noch besser...!?

    Ein Buch ist ein Freund, der deine Fähigkeiten aufdeckt; <br />es ist ein Licht in der Finsternis und ein Vergnügen in der Einsamkeit;<br />es gibt, und es nimmt nicht.<br />&lt;b&gt;Mosche Ibn Esra &lt;/b&gt;<br /><br />:leserin: &lt;b&gt;Der An