Harry Mulisch - Die Entdeckung des Himmels

Es gibt 20 Antworten in diesem Thema, welches 8.625 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Doris.

  • Der Sprachforscher Onno Quist und Max Delius, ein Astronom, lernen sich durch Zufall kennen und fühlen sich von Anfang an sehr verbunden. Sie teilen zwar nicht alles miteinander, aber irgendwie landet Max‘ ehemalige Freundin Ada nach der Trennung bei Onno. Als sie schwanger wird, ist nicht sicher, wer der Vater ist. Ada und Onno heiraten, doch bestimmte Umstände sorgen dafür, dass der kleine Quinten bei Max aufwächst. Quinten ist anders als andere Kinder, viel ernster und nachdenklicher. Er geht den Dingen gerne auf den Grund, und so landet er eines Tages auf der Suche nach den Originaltafeln der Zehn Gebote in Rom, wo er seinem biologischen Vater richtig nahe kommt.



    Es war schon ein schlechter Anfang mit den beiden Engeln im Prolog und ging holprig weiter. Im Grund ist die Dreiecksgeschichte, die nachher um den gemeinsamen Sohn erweitert wird, in ihrer Konstellation durchaus spannend. Aber viele Ereignisse werden so breit ausgewalzt und minutiös geschildert, dass es für eine Liebesbeziehung, die ja nur einen Teil der Handlung bildet, zu ausführlich ist. Einige Begebenheiten finden später noch ihren Bezug, doch steht die umfangreiche Schilderung in keinem Verhältnis. Denn auch anderes spielt eine wesentliche Rolle, wie die Freundschaft zwischen Onno und Max, die Liebe zur Musik, Vergangenheitsbewältigung, die Vater-Sohn-Beziehung und Quintens Suche, und was eigentlich des Pudels Kern ist, weiß ich jetzt noch nicht. Ein zu großes Durcheinander.


    Meine Sympathie für die Protagonisten hielt sich in Grenzen. Richtig verstanden, zumindest in Hinsicht auf seine menschlichen Regungen, habe ich bloß Max. Quinten war mir ein einziges Rätsel. Anfangs hielt ich ihn für einen Autisten, was sich als falsch erwies. Mit den anderen Figuren war es nicht besser. Wenn die Handlung für meine Erwartungen dann noch zu wenig oder das Falsche hergibt, sinkt mein Interesse spürbar. Vollends vorbei war es, als der halbwüchsige Quinten sich auf die Suche nach seinem Vater und den Hintergrund seines Traumes macht und dabei dem Geheimnis der beiden Steintafeln mit den Zehn Geboten auf die Spur kommt. Ab da dreht sich alles nur noch um die Interpretation der Bibelgeschichte und Quintens schon im Klappentext angekündigten „Auftrag“, und wenn auch die Suche und Entdeckung sehr aufregend ist, ist dieser Abschnitt von der biblischen Theorie her betrachtet zu ausschweifend. Damit schließt sich auch der Kreis zu den beiden Engeln, die am Anfang eines jeden der vier Teile das Wort haben.


    Harry Mulisch hat ein opulentes Buch geschrieben, nicht nur in Hinsicht auf den Umfang. Es sind unglaublich viele Informationen, die in der Geschichte stecken. Leider ist auch gerade das ein Manko, weil es so ziemlich überladen erscheint. In vielerlei Hinsicht fehlte es auch an Glaubwürdigkeit,



    Streckenweise war es spannend zu lesen, aber das wurde regelmäßig durch übermäßige Längen zunichte gemacht.


    2ratten