J. G. Ballard - Kristallwelt (Crystal World)

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    Worum geht es?


    Der Arzt Dr. Sanders bricht auf in den westafrikanischen Dschungel, um ein befreundetes Arzt-Ehepaar zu besuchen, das dort eine Lepra-Klinik unterhält, und von denen er einen rätselhaften Brief bekommen hat. In der Hafenstadt angekommen, erfährt er, dass das Gelände um die Klinik und um eine benachbarte Diamantenmine vom Militär gesperrt ist. Eine rätselhafte "Seuche", die alles, Flüsse, Bäume, Tiere und auch Menschen in Kristall erstarren läßt, breitet sich über den Dschungel aus. Auch andere Orte weltweit sind betroffen. Die Fahrt in den kristallisierten Wald wird gleichzeitig eine Reise in menschliche Abgründe: zwei Männer, die im haßerfüllten Kampf um eine Frau verbunden sind, Sanders' Ex-Geliebte und Ärztin, die selbst an Lepra erkrankt ist, und sich mit einem morbiden Totentanz anderer Leprakranker im kristllisierten Wald verliert, Pater Balthus, ein von Zweifeln erfüllter Priester, der die Kristallisierung als göttliche Offenbarung begrüßt.


    Meine Meinung


    Joseph Conrad auf LSD - das fasst die Eindrücke am kürzesten zusammen, denn die Parallelen zu "Heart of Darkness" sind unübersehbar. Worum es in dem Buchg letztlich geht? Schwer zu sagen. Liebe, Hass, Todessehnsucht, Transzendenz, ..., das Leben, das Universum und der ganze Rest. Leser, die am Ende des Buches eine Antwort auf alle offenen Fragen wünschen, dürften enttäuscht und verwirrt sein. Es gibt sie nicht und soll es wohl auch nicht geben. Ähnlich, wie beim Wandern der Weg das Ziel ist, ist hier vielleicht der rauschhafte Eindruck einer gänzlich veränderten Welt das Ziel.


    Dies ist keine Science Fiction im herkömmlichen Sinne: es spielt in der Vergangenheit (irgendwie post-kolonial), es gibt keine Raumschiffe, Sternenreiche und Laserschwerter - wer soetwas erwartet, wird enttäuscht sein. Es ist eine Form von "speculative fiction", wie sie in der Frühzeit der SF noch häufiger war (das Buch ist von 1966), heute aber kaum mehr in die Buchläden findet. Kein Buch für jedermann, aber für Leser, die offen für das ganz andere sind, durchaus zu empfehlen.
    3ratten + 1/2


    Liebe Grüße


    Morwen

    "What we remember is all the home we need."

    Roberet Holdstock, Avilion


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  • Dieses Buch habe ich vor einigen Jahren gelesen. Mein Eindruck war damals zwiegespalten:


    »Ich habe mich mit Kristallwelt etwas schwer getan. Schnell wird deutlich, dass die Handlung zweitrangig ist und man sich mehr auf die Kraft der Sprache einlassen muss. Leider führt das manchmal zu Längen, aber oft war ich von den starken Bildern beeindruckt. Die verschiedenen Prozesse der Transformation und die Anziehungskraft von Tod und Unglück, die sich das Buch über steigert, werden grandios dargestellt. Die philosophischen Hintergedanken konnte ich leider nicht recht nachvollziehen, wenn es um die Zeit als Krankheit ging. Insgesamt halte ich das Buch für etwas zu unausgewogen, Handlung und Charaktere kommen zugunsten der Sprache zu kurz.


    Nach dem Lesen habe ich mich noch etwas über Ballard informiert, vermutlich hätte mir das Wissen schon während des Lesens weitergeholfen. Zum Beispiel, dass Kristallwelt Teil eines Zyklus ist, der sich näher mit Zeit, der Gesellschaft und besonders deren Untergang auseinandersetzt. (Trotzdem kann das Buch isoliert davon gelesen werden.)«


    Inzwischen hat sich mein Lesegeschmack gewandelt und ich glaube, dass ich nun mehr mit Ballards Büchern anfangen kann. Mal sehen, ob ich ihm eine zweite Chance gebe. Danke, Morwen, fürs Erinnern.


    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges


  • Danke, Morwen, fürs Erinnern.


    :winken: gern geschehen.


    Vielleicht solltest du auch mal "Drowned World" (auf deutsch als "Karneval der Alligatoren" oder "Paradiese der Sonne" erschienen) lesen. Die Grundidee ist ähnlich - Menschen in einer post-apokalyptischen Welt (hier ein Klimawandel, der große Teile der Erde hat absaufen lassen) - aber insgesamt steht die Handlung mehr im Vordergrund. Gutes Buch.


    LG


    Morwen

    "What we remember is all the home we need."

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