Joanne Harris - Blaue Augen

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    Klappentext:
    „Es war einmal eine Witwe, die hatte drei Söhne. Sie hießen Schwarz, Braun und Blau. Schwarz war der älteste, er war launisch und streitsüchtig. Braun war der mittlere, er war ängstlich und schwerfällig.
    Blau jedoch war der Liebling der Mutter.
    Und er war ein Mörder.“


    Ein Mann gesteht einen Mord, den er nicht begangen haben kann. Er ist 42 und lebt noch bei seiner Mutter. Sein Leben findet außschließlich online statt, wo Realität und Wunschdenken sich nicht immer unterscheiden lassen. Als er in seinem Internet-Tagebuch mit der Ermordung seiner Geschwister prahlt, erkennt ihn eine seiner Leserinnen. Und sie weiß, was in Wahrheit passiert ist. Ihr Versuch, sich ihm zu nähern, löst ein Unglück aus.


    Blaue Augen ist eine dunkle, verführerische Erzählung, die mit den vielfältigen Möglichkeiten der Täuschung, verdeckten Identitäten und Gedankenspielen arbeitet, die das Internet bereithält. Doch vor allem ist es die Geschichte eines Jungen, der durch die Grausamkeit der Mutter zum Verbrecher wird.



    Meine Meinung:
    Das gesamte Buch ist in Form eines Blogs geschrieben, die entweder als eingeschräkt (in der Ich-Form) oder öffentlich (in der dritten Person) geschrieben werden. Größtenteils aus der Sicht von Blauauge, wie er sich im Internet nennt und später auch von der Userin Albertine.


    Was bei der Leseprobe noch etwas verwirrend war, erschien durch die verschiedenen Erzählperspektive zunächst einen Sinn zu ergeben. Allerdings nicht den Sinn der gesamten Handlung, denn den hat es für mich größtenteils gar nicht gegeben. Ich fand das Buch nicht spannend, die Handlung plätscherte so dahin. Es kam auch schon mal vor, dass komplette Szenen erst in einem eingeschränkten und direkt im Anschluss im öffentlichen Blogpost wiederholt wurden, was natürlich auch nicht gerade gut ist.


    Eine chronologische Reihenfolge gab es hier überhaupt nicht, was das Lesen und zusammensetzen der eigentlichen Handlung noch zusätzlich erschwerte. Nur ein einziges Mal gab es einen Überraschungsmoment, wo ich mich schon freute, dass nun alles „aufgeklärt“ wird, worum es eigentlich geht. Dieser war schon ziemlich am Ende und anschließend wurde alles eigentlich noch verwirrender.


    Das Einzige, warum ich dieses Buch von der ersten bis zur letzten Seite gelesen habe, war der flüssige Schreibstil, der einem das Lesen an sich leicht machte. Aber ich war wirklich froh, als ich das Buch zugeklappt habe. Auch war ich froh, dass ich mir das Buch nicht selbst gekauft habe, sondern bei vorablesen.de gewonnen habe. Denn sonst hätten mir die 19,99 €, die das Buch kosten soll, wirklich leidgetan.


    Kurzum: Ich kann dieses Buch absolut nicht empfehlen. Wer hier einen spannenden Thriller erwartet, wird trotz des schönen Covers, sicherlich genauso enttäuscht werden wie ich.



    Ich gebe diesem Buch:
    1ratten

    ~~ Was wäre die Welt nur ohne Bücher? ~~


    :lesen: Berühre mich. Nicht. - Laura Kneidl

    :lesen: Hexenblut - Neil White

    :lesen: Sofies Welt - Jostein Gaarder

  • Meine Meinung:


    Der 42-jährige B. B. hat zwar ein gestörtes Verhältnis zu seiner Mutter, lebt aber immer noch mit ihr unter einem Dach. In all den Jahren hat er es nicht geschafft, sich von ihr zu lösen. Die Grausamkeit seiner Mutter lässt ihn in die virtuelle Welt flüchten, wo er unter dem Namen Blauauge ein Blog führt und über seine Morde schreibt, die er begangen haben will. Unter den Opfern sind auch seine beiden Brüder. Unter seinen Lesern sind viele gestörte Persönlichkeiten – aber nur eine von ihnen kennt Blauauge sehr genau und weiß, welches Geheimnis ihn umgibt.


    Selten hat mich ein Buch so ratlos zurückgelassen wie „Blaue Augen“. Nach Beenden des Romans habe ich das Gefühl, ich bin genauso schlau wie vorher. Die Figuren aus Joanne Harris Roman bleiben alle so rätselhaft wie ihr Protagonist Blauauge. Sind die Taten wirklich von ihm verübt worden oder nur Teil seiner Fantasie? Fakt ist, dass Gloria Winter, als allein erziehende Mutter von drei Kindern, hoffnungslos überfordert ist. Was sie ihren Kindern angetan hat, enthüllt die Autorin aber erst nach und nach in dem Buch. Als zwei ihrer Söhne auf rätselhafte Art und Weise sterben, kann sie ihre ganze Wut, aber auch ihre erdrückende Liebe auf das letzte ihr verbliebene Kind konzentrieren.


    Einen hohen Stellenwert nimmt das Thema Synästhesie in dem Roman ein. Mit diesem Begriff konnte ich bis dato nichts anfangen. Dabei handelt es sich um eine Sinnesverschmelzung. Wenn z. B. jemand Musik hört und diese mit Farben oder Gerüchen in Verbindung bringt. Es könnte durchaus sein, dass eine Synästhesie nach der Einnahme von Halluzinogenen auftreten. Mehr als einmal habe ich mich gefragt, was genau in diesem von Glorias gemischten Getränk, welches sie B. B. stets als seine Medizin angepriesen hat, enthalten war. Sollte es tatsächlich einen Zusammenhang geben? Diese Frage blieb, wie mehrere andere Fragen einfach unbeantwortet. Die ganze Geschichte ist komplex, verwirrend und sehr kühl geschrieben. Zu keiner Zeit habe ich Wärme beim Lesen empfunden. Das entstandene Mitleid mit B. B. hat sich mit dem Lesen seines Blogs irgendwie gleich wieder verflüchtigt und als das Wirrwarr um die Figuren losging, da hat mich das doch eher abgeschreckt als neugierig gemacht, weil es in meinen Augen einfach zu plump rübergebracht wurde. Ich möchte natürlich auch nicht zuviel verraten.


    Die Autorin hat mit diesem Roman leider so gar nicht meinen Geschmack getroffen. Trotzdem fällt mir die Bewertung schwer, weil die Komplexität und die Aussage hinter der Geschichte mir doch sehr imponiert haben. Nur blieben für mich einfach zu viele Fragen offen und das Ende war nicht schlüssig genug. Deshalb entscheide ich mich hier für die goldene Mitte und vergebe drei Ratten!


    3ratten

    Wer lesen will, der liest, und jedes Buch wird gefunden von dem, der es sucht.<br />(Eduard Engel)