Stephen King - Der Anschlag (11.22.63)

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  • Ich höre derzeit das für mich beste und fesselndste Hörbuch seit Langem:


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    11.22.63 von Stephen King, sehr glaubwürdig vorgetragen von Craig Wasson - ein wirklicher page turner!


    Ich bin kein übermäßig großer Fan dieses Autors. Manche Bücher haben mir gefallen, andere wieder gar nicht. Viele habe ich noch gar nicht gelesen oder gehört!


    Dieses Buch ist für mich das beste unter allen, die ich von ihm gelesen habe.


    Ganz kurz gesagt und ohne allzuviel verraten zu wollen:
    Es geht um einen Lehrer, dessen (bald sterbender, aber dazu alles Nötige im Buch!) Freund ihm in seinem Lokal eine Art Portal zeigt, das in die Vergangenheit führt. Immer genau zu einem gewissen Tag des Jahres 1959. Jede "Reise" in die Vergangenheit kann dort so lange dauern, wie man möchte, doch im Jetzt dauert sie immer genau 2 Minuten. Jede neuerliche Reise bedeutet ein "reset", macht also Änderungen, die man während vergangener Reisen ins Jahr 1959 gemacht hat, rückgängig.
    Das Portal ist kein sci-fi-Tor, wie man es aus diversen (mehr oder minder schlechten) TV-Serien kennt, sondern eine simple Treppe, die man nur mit den Füßen ertasten kann. Einige wenige logische Fragen, die sich einem stellen, werden dadurch beantwortet, dass der Freund des Protagonisten (und Entdecker des Tores) selbst keine logische Antwort darauf findet - damit kann man sich zufrieden geben! Zum Beispiel kann man aus der Vergangenheit Ware mitnehmen und sie im "Jetzt" verkaufen und verwerten. Kehrt man in die Vergangenheit zurück, bewirkt dies dort ein "reset" und eben diese Ware, die nun schon im "Jetzt" ist, kann man in der Vergangenheit erneut erwerben. Da kommt man schon ins Grübeln, aber letzten Endes macht es das Buch nur interessanter und ändert nichts an der Überzeugungskraft von Sprecher und Autor.


    Schon im ersten Teil des Hörbuches ist mir mehrmals die Gänsehaut gekommen, als ich die im Buch beschriebenen, klug erdachten Auswirkungen konkreter Handlungen des Protagonisten in der Vergangenheit auf seine und anderer Menschen Gegenwart begriff.


    Die Geschichte dreht sich nun darum, dass der Protagonist einige dunkle Flecken aus der Vergangenheit tilgen will und soll, angefangen testweise bei vergleichsweise kleinen Verbrechen, um zuletzt das Attentat auf Kennedy zu verhindern und damit den weiteren Verlauf der Weltgeschichte (hoffentlich) positiv zu beeinflussen, also zB in weiterer Folge den Vietnamkrieg zu verhindern (diese Zusammenhänge werden im Buch recht glaubwürdig erklärt - ob ein Historiker dem zustimmen würde, muss ich als Laie, der seine schulische Geschichtsbildung nur noch lückenhaft in Erinnerung hat, dahingestellt lassen).


    *** Hier stand ein geringfügiger "Spoiler", der aber meiner Meinung nach nichts verrät, das nicht gleichzeitig das Interesse am Buch schüren könnte: wer will, kann weiter unten bei den Asterisken nachlesen, sonst einfach hier weiterlesen und nach den rot/blauen Edits aufhören.


    Sehr einfühlsame, detailsreiche und realistische Beschreibungen von Menschen, Städten und kulturellen Erscheinungen der späten 50er bzw. frühen 60er, eine mitreißende - aber nicht kitschige! - Liebesgeschichte und v.a. das Klären der meisten Fragen, welche die gesunde Logik aufkommen lassen, machen es (mir) wirklich schwer, das Hörbuch zu unterbrechen, ganz zu schweigen vom fantastischen Erzählstil und dem meines Erachtens grandiosen Sprecher.
    Da ich manchmal schlafen, essen muss und noch anderes zu tun habe, ringe ich mich aber wieder und wieder dazu durch.


    Das Buch kommt im Jänner meines Wissens auch auf Deutsch heraus, vielleicht gibt es dann auch das Hörbuch in deutscher Sprache (Edit: danke, nimue, für das Verlinken oben, offenbar wird David Nathan es lesen - für mich ein Garant guter, bzw. zumindest gut vorgetragener Hörbücher!).


    Wer also gerne englischsprachige, spannende Hörbücher hört, dem kann ich 11.22.63 aber nur ans Herz legen! Erhältlich ist es zB bei Amazon bzw. Audible.de !


    Und für alle, die das noch nicht kennen sollten: Bei Audible.de kann man im Abonnement pro Monat ein Hörbuch seiner Wahl aus dem riesigen Sortiment herunterladen - um jeweils € 9.99.-, oder eben darunter, falls das Hörbuch weniger kostet. In vielen Fällen kosten Hörbücher im normalen Handel (auf CD, aber auch als MP3 oft teuer!) aber 10, 20, 30 oder gar 40 €. Bei Audible kostet im Abo JEDES Hörbuch 9.99.-, auch über das eine pro Monat inkludierte Hörbuch hinaus zahlt man nur maximal diesen Preis (sofern sie ihr Angebot für Neukunden da inzwischen nicht abgeändert haben, aber das kann ja jeder selbst leicht herausfinden).
    Hinweis: ich bin kein Angestellter (oder ähnliches) von Audible, sondern ein seit mehreren Jahren sehr zufriedener Kunde, der dieses Angebot mit allen Hörbuchfreunden teilen will, die es noch nicht kennen.


    Edit: Ich habe dem Thema einen eigenen Thread gegönnt und die Amazon-Links ergänzt. Bitte auf Spoiler achten und notfalls ensprechend markieren. Grüße nimue



    Antwort auf Edit: Danke fürs Verschieben und für den Hinweis! Einen wirklichen Spoiler gibt es oben glaube ich nicht, da ich die Handlung auch nur grob umreiße und über Erfolg und Misserfolg des Protagonisten bei einzelnen Etappen seiner Mission nichts preisgebe (noch bin ich ja selbst mittendrin, im wahrsten Sinne *Spannung pur*). Ein Detail habe ich nun dennoch als Spoiler markiert und nach unten verschoben.
    Auf http://www.audible.de/pd/B005UR2KT2?ref_=sr_1_1 gibt es übrigens eine recht gute Zusammenfassung in englischer Sprache.



    Hier nun der erwähnte "Spoiler":





    *** Dass dabei der bekannte "butterfly effect" (eine These, wonach eine geringfügige Handlung am Ort A den Verlauf der Dinge an Ort B oder zu einem anderen Zeitpunkt in gewaltigem Ausmaß beeinflussen kann) eine große Rolle spielt, merkt man schon bald - lange, bevor der Protagonist auch nur in die Nähe Oswalds (des mutmaßlichen Attentäters auf Kennedy) kommt. Bald schon muss er erkennen, dass die Vergangenheit sich dagegen wehrt, verändert zu werden. Je größer der Eingriff in die Vergangenheit, desto mehr Widerstand leistet sie, oder etwas in ihr (zB hat der Protagonist eine Reifenpanne und weitere Missgeschicke, als er einen Jagdunfall in der Vergangenheit abwenden will, sodass er sein Ziel nur in letzter Sekunde erreicht).

    Einmal editiert, zuletzt von nyrk ()

  • Ich höre das ja nun auch gerade (deshalb habe ich vermieden, bei meinem Vorposter allzu genau hinzulesen :breitgrins:) und bisher gefällt es mir gut. Es gab schon einen kurzen Gang in die Vergangenheit und ein paar Erklärungen, die mir bisher nicht allzu logisch erscheinen ... :gruebel: Aber vielleicht wird das ja noch erklärt.


    Einen typischen Querverweis habe ich auch schon gefunden, der Protagonist erwähnt, er müsse noch nach Castle Rock (das ist der Schauplatz von Cujo, Stark und In einer kleinen Stadt. :breitgrins:

    Liebe Grüße,<br />Verena<br /><br />&WCF_AMPERSAND"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben?&WCF_AMPERSAND" Gandalf in &WCF_AMPERSAND"Die Gefährten&WCF_AMPERSAND", J.R.R. Tolkien

  • Ich hab das Buch auch hier und werde hoffentlich bald damit beginnen können. Da ich mich mit dem Mord an JFK früher intensiv beschäftigt habe und auch viele Bücher inklusive der deutschen Ausgabe des Warren-Reports gelesen habe, bin ich extrem gespannt darauf, was Stephen King daraus gemacht hat!

    Liebe Grüsse Hanni 8)

  • Ich kenne mich mit dem Mord an JFK ja überhaupt nicht wirklich aus, daher erhoffe ich mir hier etwas Erleuchtung. :breitgrins:


    Allerdings ist es noch nicht so weit, bisher bin ich erst mal in Derry


    Ich verspoilere mal sicherheitshalber für die Leser, die Es noch nicht kennen.

    Liebe Grüße,<br />Verena<br /><br />&WCF_AMPERSAND"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben?&WCF_AMPERSAND" Gandalf in &WCF_AMPERSAND"Die Gefährten&WCF_AMPERSAND", J.R.R. Tolkien

  • Inzwischen bin ich gemeinsam mit dem Protagonisten schon zweimal dem Fänger im Roggen begegnet und musste jedes Mal an "unsere" Holden denken. Das ist schon ein wenig irritierend. :breitgrins:

    Liebe Grüße,<br />Verena<br /><br />&WCF_AMPERSAND"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben?&WCF_AMPERSAND" Gandalf in &WCF_AMPERSAND"Die Gefährten&WCF_AMPERSAND", J.R.R. Tolkien

  • Nachdem ich jetzt so ungefähr halb durch die Lesung bin, kann ich als Zwischenfazit schon mal feststellen, dass es mir total gut gefällt. :breitgrins:


    Nachdem ich zwischenzeitlich zu dem Schluss kam, dass es sich hier nicht um ein typisches King'sches Horrorbuch handelt, sondern um ein "Zeitereiseabenteuer", habe ich es auch schon als historischen Roman empfunden. Jetzt sind aber so ein zwei kleine Andeutungen aufgetaucht, dass vielleicht doch noch etwas gruseliges hinter der ganzen Angelegenheit steckt. :entsetzt:


    Ich bin total neugierig, wie es weitergeht! :breitgrins:

    Liebe Grüße,<br />Verena<br /><br />&WCF_AMPERSAND"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben?&WCF_AMPERSAND" Gandalf in &WCF_AMPERSAND"Die Gefährten&WCF_AMPERSAND", J.R.R. Tolkien

  • Da ich im Moment nicht dazu komme, es selber zu lesen, verfolge ich gespannt diesen Thread! :popcorn:

    Liebe Grüsse Hanni 8)

  • Hallo,


    habe mir gerade das Hörbuch gezogen und werde morgen, spätestens übermorgen den "Play-Button" drücken. Bin sehr gespannt. Stephen King ist auch nur teilweise mein Fall, "Christine" fand ich nett und "Sie"...viel mehr ist nicht hängengeblieben und Horror in dick aufgetragener Form ist gar nicht mein Fall.


    Da hat mich heute ein Kollege auf den "Anschlag" geschubst und ich habe eure Kommentare hier gelesen...das könnte doch was für mich sein ;)


    Bin gespannt!


    Gruß Lina

    Es ist so leicht, andere, und so schwierig, sich selbst zu belehren.<br />Oscar Wilde<br />(1854-1900)

  • Endlich jemand, der mithört :breitgrins: :winken:


    Ich bin jetzt am Anfang von Teil vier (von fünf Audible-Teilen) und es ist gerade absolut schlimm :entsetzt: Kein Horror, sondern eine für mich völlig unvorhergesehene Entwicklung der Ereignisse :heul:

    Liebe Grüße,<br />Verena<br /><br />&WCF_AMPERSAND"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben?&WCF_AMPERSAND" Gandalf in &WCF_AMPERSAND"Die Gefährten&WCF_AMPERSAND", J.R.R. Tolkien

  • So, jetzt ist es nicht mehr lange bis zum 22.11. Nur noch wenige Tage, aber was seit meinem letzten Vermelden alles passiert ist, geht auf keine Kuhhaut :entsetzt:


    Ich bin jetzt absolut gespannt, wie die ganze Sache nun ausgeht. Mal sehen, was Meister King sich dafür ausgedacht hat.

    Liebe Grüße,<br />Verena<br /><br />&WCF_AMPERSAND"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben?&WCF_AMPERSAND" Gandalf in &WCF_AMPERSAND"Die Gefährten&WCF_AMPERSAND", J.R.R. Tolkien

  • Bin erst bis Kapitel 58 in Teil 1 gekommen - also noch nicht annähernd soweit wie du! Bin etwas schlecht reingekommen, da ich den Einstieg als sehr langatmig empfunden habe....was gar nicht schlimm wäre, wenn mich irgendetwas besonders angesprochen hätte, der Stil, der Sprecher, oder was auch immer, aber dem war nicht so. Jetzt in Derry gelandet bin ich immer noch nicht richtig drin, aber es macht mir schon deutlich mehr Spaß! Und die irre Idee, einen Diner mit dem immer gleichen Hackfleisch aus der Vergangenheit zu betreiben, bekommt einen eigenen Pluspunkt ;)


    Mal sehen ob die Sache in Fahrt kommt!

    Es ist so leicht, andere, und so schwierig, sich selbst zu belehren.<br />Oscar Wilde<br />(1854-1900)

  • Ich bin jetzt fertig. Ich muss das ganze noch ein wenig sacken lassen, dann kommt die Rezi. Es ist jedenfalls sehr spannend, bis zum großen Augenblick. Das "Nachgeplänkel" hat mich dann nicht mehr so von Hocker gerissen, muss ich zugeben.


    Ich bin gespannt, wie es dir weiterhin gefällt. :winken:

    Liebe Grüße,<br />Verena<br /><br />&WCF_AMPERSAND"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben?&WCF_AMPERSAND" Gandalf in &WCF_AMPERSAND"Die Gefährten&WCF_AMPERSAND", J.R.R. Tolkien

  • Jetzt kommt die Rezi :smile:


    Stephen King – Der Anschlag, gelesen von David Nathan


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    (ungekürzte Audible-Version)


    Der Dinerbesitzer Al Templeton tritt mit einer verrückten Bitte an den Highschoollehrer Jake Epping heran - er bittet ihn, über ein Zeitloch im Diner in die Vergangenheit zu reisen und Lee Harvey Oswald daran zu hindern, John F. Kennedy zu erschießen. So reist Jake in das Jahr 1958 zurück und beginnt dort ein Leben als George Amberson. Nach und nach kommt er Oswald auf die Spur - erfahren wir hier die "wahren" Umstände um den Tod Kennedys? Wird es George gelingen, Oswald aufzuhalten? Und wenn er es schafft, wird es die erhoffte Wirkung auf die Zukunft haben?


    Zeitreisen einmal anders. Die typischen Zeitreiseprobleme umgeht Stephen King hier ziemlich elegant. Al weiß nicht, wie sein "Kaninchenbau" wie er seinen Zeittunnel nennt, funktioniert - also gibt es auch kein Erklärungsmodell. Auf die Frage, ob es nicht eine Katastrophe auslösen kann, wenn man seinen eigenen Großvater umbringt, antwortet Al sinngemäß: "Wer zum Teufel würde denn so etwas tun?" Und so beschäftigt sich die Geschichte lange Zeit nicht mit den logischen Aspekten der Zeitreise.


    George reist also in die Vergangenheit und richtet sich dort ein Leben ein. Lange Zeit ist das Buch einfach eine historische Erzählung und obwohl King in gewohnt epischer Breite schreibt, habe ich mich mit meinem Hörbuch nicht gelangweilt. Er zieht den Hörer in seinen Bann, man ruft sich alles, was man über die 50er und 60er Jahre weiß und schon gesehen hat vor das geistige Auge und genießt einfach eine gute Geschichte. Die Annäherung an Georges eigentliches Ziel erfolgt langsam und der Teil, der sich einfach nur mit Georges Leben befasste hat mir eigentlich am besten gefallen. An einer Stelle musste ich sogar vor Rührung weinen - wie die meisten der in dem Moment im Buch auftretenden Personen auch. King (und sicher auch Vorleser Nathan) schaffen eine innige Nähe zu den Protagonisten, sie wachsen einem unheimlich ans Herz und man fühlt enorm mit ihnen mit.


    Der kingtypische Horror fehlt eigentlich vollständig und klingt nur mal vorübergehend an, was mir aber überhaupt nichts ausgemacht hat. Der Rest von George Ambersons Leben in der Vergangenheit tröstete mich vollkommen darüber hinweg. Bis zum Höhepunkt des Buches hat es mich auch vollkommen zufrieden gestellt und gefesselt, danach jedoch flaute es enorm ab. Das Ende war dann schon richtig an den Haaren herbeigezogen (auch wenn man King-Maßstäbe setzt) und hat mich auch gar nicht mehr so richtig interessiert. Vielleicht wäre ein etwas früheres Ende oder zumindest ein Ende ohne logischen Erklärungsversuch und Schmetterlingseffekt überzeugender gewesen.


    Zu David Nathan muss ich nicht mehr viel sagen - er ist einfach ein ausgezeichneter Hörbuchsprecher und könnte wahrscheinlich auch eine DIN-Norm fesselnd vortragen.


    Trotz der Kritik am Ende war Der Anschlag ein Hörbuch, das zu hören sich gelohnt hat.


    4ratten

    Liebe Grüße,<br />Verena<br /><br />&WCF_AMPERSAND"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben?&WCF_AMPERSAND" Gandalf in &WCF_AMPERSAND"Die Gefährten&WCF_AMPERSAND", J.R.R. Tolkien

  • Ich habe es auch gehört :breitgrins:


    Meine Meinung:


    Es gibt Momente, in denen die Welt den Atem anzuhalten scheint. Momente, nach denen man genau weiß: Nichts wird wieder so sein wie zuvor. Einer dieser Momente fand am 22. November 1963 in Dallas, Texas, statt, als John F. Kennedys Kopf durch einen Gewehrschuss zerfetzt wurde und sein Blut Jackie Kennedys rosafarbenes Kleid rot färbte. War der Tod des von Demokraten geliebten und von Republikanern gehassten Präsidenten vorbestimmt? Wie wäre unsere Geschichte verlaufen, hätte die Welt damals normal weiteratmen können? Was, wenn das Attentat auf Kennedy niemals geschehen wäre? Diese Fragen sind normalerweise nicht zufriedenstellend zu beantworten und dennoch stellen wir sie uns immer wieder.


    Al Templeton treibt die Grübelei weiter, denn in seinem Diner befindet sich eine geheimnisvolle Treppe in die Vergangenheit. Ein Zeitreiseportal, dessen Stufen einen immer zum gleichen Tag des Jahres 1958 führen. Anfangs denkt Al nicht daran, die Weltgeschichte zu verändern, sondern kauft lieber günstiges Rindfleisch in der Vergangenheit, um günstige Burger in der Zukunft verkaufen zu können. Doch das Schicksal schlägt unbarmherzig und er muss sich seienem Freund Jake Epping anvertrauen. Nun betraut er diesen damit, den Anschlag auf Kennedy zu verhindern. Und was kann schon passieren? Geht es schief, kann Jake jederzeit nochmal neu beginnen, denn jedes Durchschreiten des Portals hat einen Neustart zur Folge.


    Jake Epping, ein Mann, der keine Tränen vergießen kann, nennt sich in der Vergangenheit fortan George Amberson. Rasch findet er sich in seinem neuen Leben ein und als er schließlich in der Kleinstadt Jody eine Stelle als Highschool-Lehrer annimmt und die Bibliothekarin Sadie Dunhill kennen lernt, scheint die grausame Tat noch in weiter Ferne. Doch die neue Zukunft rückt unerbittlich näher.


    Stephen King ist immer dann am besten, wenn er ... tja, wenn er schreibt. "Der Anschlag" ist eine wunderbar leichtfüßige, detaillierte und unglaublich kurzweilige Vorlesung in amerikanischer Geschichte mit so viel nostalgischem Charme, dass man die Petticoats zum Lindy Hop vor dem inneren Auge fliegen sieht. Oft erschien mir Kings Recherche zu Lee Harvey Oswald fast minutiös - es ist unglaublich, welche Details der Autor in dem Buch so spannend unterbringen konnte.


    Was also passiert, wenn man so maßgeblich in die Vergangenheit eingreift? Wendet sich dann wirklich alles zum Besseren? Wäre auch Martin Luther King noch am Leben? Hätte es keine Rassenunruhen in Detroit 1967 gegeben, die 43 Menschen das Leben kostete? Gibt es wahrhaftig den Schmetterlingseffekt, der sich so indirekt auswirkt? Ein Effekt, der beweist, dass alles miteinander in Harmonie existiert und zusammenhängt? Gemeinsam mit Jake reisen wir in die Vergangenheit, um mit all diesen Gedanken zu spielen und nebenbei noch jede Menge über einen kurzen, aber sehr tragischen amerikanischen Zeitabschnitt zu lernen. King macht es dem Leser leicht, seine Charaktere lieb zu gewinnen mit ihren Ecken und Kanten. Jake, der Mann, der nicht weinen kann - und der dennoch allen Grund dazu bekommen wird im Verlauf seiner Geschichte. Der "Gelbe-Karten-Mann", die wunderbare Bibliothekarin Sadie, Al und viele mehr. Sie alle habe ich lieb gewonnen und ihre Schicksale rührten mich sehr.


    Alles ist in Harmonie. Und weil das so ist, treffen geübte King-Leser auf einige bekannte Ortsnamen: Da wäre zuerst einmal die gruselige Kleinstadt Derry, die Fans bereits aus den Romanen "Es", "Schlaflos", "Das Monstrum" und "Sara" kennen. Epping landet ein paar Wochen nach den Ereignissen des ersten Teils von "ES" in Derry und dort begegnet er einigen Figuren aus dem Roman (Beverly Marsh und Richie Tozier). ES selbst versucht ihn sogar einmal erfolglos in einen umgestürzten Kamin zu locken. Auch die Castle Rock aus "The Dead Zone - Das Attentat", "Cujo", "Stark - The Dark Half", "In einer kleinen Stadt" und einer Vielzahl weiterer King-Romane, kommt in "Der Anschlag" vor. Nicht vergessen dürfen wir hier auch eine weitere zentrale Figur des Buches: Jake Epping legt seine Hand auf einen weiß-roten Plymouth Fury, kaum dass er im Jahre 1958 gelandet ist. Der Ex-Mann seiner Freundin Sadie fährt ebenfalls einen weiß-roten 58er Plymouth Fury. Dieses Auto ist die "Hauptdarstellerin" des Romans "Christine". Auf Wikipedia gibt es weitere Hinweise zu solchen Verknüpfungen.


    Noch ein paar Worte zum Sprecher: David Nathan hat die meisten Hörbücher von Stephen King gelesen. Er schafft es immer wieder, einen 1000-Seiten-Geschichts-Wälzer so packend zu sprechen, dass die Zeit wie im Fluge vergeht. Ich könnte mir vorstellen, dass ich für das Lesen des Buches die doppelte Zeit gebraucht hätte. Deshalb ziehe ich gerade im Falle dieser Wälzer Kings die ungekürzten Hörbücher der gedruckten Version vor.


    Übrigens: Keinerlei Horror zwischen den Buchdeckeln. Natürlich ist manches ein bisschen unheimlich (Derry fand ich sehr gruselig), aber bis auf die Sache mit dem Zeitreiseportal gibt es nichts sehr Übersinnliches zu entdecken. Die Erklärung am Ende fand ich übrigens auch ganz passend. Vielleicht etwas übereilt und mit weniger Detailverliebtheit, aber das mag daran liegen, dass es King vorrangig um das Leben Lee Harvey Oswalds vor dem Attentat ging. Der Rest war dann tatsächlich recht flott abgehandelt, aber ich habe so viel auf so vergnügliche Weise gelernt, dass ich keinen größeren Wert auf einen etwa abstrusen Erklärungsversuch legte. Für mich ganz sicher ein Volltreffer.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hach, toll, dass Dir der Roman auch so gut gefallen hat! Was für eine großartige Rezi, die genau das zusammenfasst, was auch ich so super fand. King kann einfach schreiben und vor allem die Zeit von damals lebendig werden lassen.


    Ich mochte neben Sadie ja auch ihre beiden älteren Kollegen/Freunde, Deke und Miss Mimi, total gerne.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Hach, toll, dass Dir der Roman auch so gut gefallen hat! Was für eine großartige Rezi, die genau das zusammenfasst, was auch ich so super fand. King kann einfach schreiben und vor allem die Zeit von damals lebendig werden lassen.


    Ich brauche immer eine Weile, bis ich mich an einen seiner Wälzer wage, aber dann bin ich jedes Mal total begeistert. Mit "Die Arena" ging es mir genauso. Nun muss ich mir wohl "Joyland" auch genauer ansehen.



    Ich mochte neben Sadie ja auch ihre beiden älteren Kollegen/Freunde, Deke und Miss Mimi, total gerne.


    Ohja.. sie alle waren toll! Auch die Schüler! :herz:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Ohja.. sie alle waren toll! Auch die Schüler! :herz:


    Ja, vor allem Mike und seine Freundin *wiehießdiegleichnoch* ... und

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Da habt ihr mich nun auf ein Hörbuch aufmerksam gemacht, welches mich sehr interessiert. Zudem ist es ja spottbillig zu erwerben. Danke schön.


    Gruß, Thomas