Louisa Young - Eins wollt ich dir noch sagen/My Dear, I Wanted to Tell You

Es gibt 26 Antworten in diesem Thema, welches 4.146 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

  • Danke für deine ausführliche Beschreibung, Valentine. Ich bin noch nicht ganz schlüssig, ob ich nach Follett so bald wieder ein Buch über den ersten Weltkrieg lesen möchte, aber ich setze das Buch sicherheitshalber einmal auf meine Wunschliste :winken:


  • Danke für deine ausführliche Beschreibung, Valentine. Ich bin noch nicht ganz schlüssig, ob ich nach Follett so bald wieder ein Buch über den ersten Weltkrieg lesen möchte, aber ich setze das Buch sicherheitshalber einmal auf meine Wunschliste :winken:


    Wir können ja mal in einem Jahr oder so eine LR dazu starten :err:

    //Grösser ist doof//

  • Gute Idee :smile: Ich werde mir den 2. Teil auf jeden Fall bald besorgen, aber ich lasse ihn gerne noch eine Weile liegen und lese ihn mit Dir/Euch (und evtl. weiteren Leuten?) zusammen. Wenn der 1. Teil ein Maßstab ist, gibt es genügend zu diskutieren.


    dodo: ich lese ja "gern" (klingt blöd bei dem Thema, ich weiß ...) über die beiden Weltkriege, aber nach dem hier brauche ich jetzt erst mal was Lustiges. Nicht, dass es keine Hoffnungsfünkchen gäbe, aber das war echt sehr eindringlich.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • dodo: ich lese ja "gern" (klingt blöd bei dem Thema, ich weiß ...) über die beiden Weltkriege, aber nach dem hier brauche ich jetzt erst mal was Lustiges. Nicht, dass es keine Hoffnungsfünkchen gäbe, aber das war echt sehr eindringlich.


    Das spricht für mich definitiv für das Buch. Zumindest für mich persönlich. Ich mag eindringliche Bücher!

    //Grösser ist doof//

  • Ich bin bei einer Leserunde dabei, nur brauche ich wirklich etwas Zeit, weil ich mich in den nächsten Monaten mit diversen Runden eingedeckt habe.



    dodo: ich lese ja "gern" (klingt blöd bei dem Thema, ich weiß ...) über die beiden Weltkriege, aber nach dem hier brauche ich jetzt erst mal was Lustiges. Nicht, dass es keine Hoffnungsfünkchen gäbe, aber das war echt sehr eindringlich.


    Das kann ich verstehen, ich lese auch "gern" über die beiden Kriege. Dass das Buch so eindringlich ist, ist für mich ein Grund mehr es zu lesen.

  • Wir können das auch gerne in den Winter oder ins nächste Jahr schieben.


    Meine Abschlussrezi gibt's hier.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()

  • Riley Purefoy und Nadine Waveney sind ein ungleiches Liebespaar. Wobei, was heißt ungleich - beide sind lebenslustig, künstlerisch begabt und interessiert, jung, hübsch und sehr verliebt. Aber Riley ist, zumindest wenn man Nadines Mutter fragt, nicht gut genug als Kind der Arbeiterklasse, obwohl er als Kind und Teenager bei den Waveneys ein und aus gegangen ist und die Familie ihm sogar einen großen Schritt nach vorn ermöglicht hat durch die Bekanntschaft mit Sir Alfred, einem bekannten Maler, der Riley als Assistenten bei sich aufnimmt und ihn auf eine gute Schule geschickt hat. Aber heiraten soll Nadine dann doch lieber standesgemäß.


    Bevor die beiden sich dagegen wehren können, nimmt die Lage auf der weltpolitischen Bühne einen fatalen Verlauf. Der erste Weltkrieg bricht aus, und obwohl Riley sich darum zunächst nicht groß geschert hat, meldet er sich schließlich doch freiwillig. Schnell ist klar, dass er nicht, wie allenthalben vollmundig prophezeit wird, zu Weihnachten wieder zu Hause sein wird. Im Gegenteil. Schützengräben, Matsch und Granateneinschläge bleiben für die nächsten Jahre sein täglich Brot. Das einzig Positive ist seine Freundschaft mit seinem Vorgesetzten Peter Locke.


    Nadine hat sich derweil freiwillig als Krankenschwester gemeldet, wie auch Lockes Cousine und enge Vertraute Rose, die in einer chirurgischen Klinik arbeitet, in der unter anderem Gesichtsrekonstruktionen durchgeführt werden - ein Fachgebiet, das aufgrund des Krieges traurige Hochkonjunktur hat. Lockes Ehefrau Julia ist währenddessen völlig überfordert mit der Situation und flüchtet sich in ihre eigene Welt, indem sie fast schon zwanghaft das Haus und sich selbst in Schuss hält, für den Fall, dass Peter unerwartet zurückkehren könnte.


    Louisa Young hat einen ziemlich eigenen Stil, mit oft kurzen, prägnanten Sätzen oder auch nur Satzfetzen. Anfangs fand ich das recht gewöhnungsbedürftig, mit der Zeit aber immer passender angesichts der aufwühlenden Themen, die sie anschneidet. Die grausame Realität des Krieges ist eigentlich nichts für wohlgesetzte, wohlklingende Sätze. Was da passiert, ist verwirrend, erschreckend, schockierend, den Menschen, die mittendrin stecken, fehlen oft die Worte, um das Erlebte zu beschreiben, und genau das hat die Autorin hier großartig vermittelt.


    Was Riley, Nadine, Peter und Rose und in abgeschwächter Form auch das zarte Pflänzchen Julia während des Krieges mitmachen, ist sehr realistisch und eindringlich geschildert und ging mir mehr als unter die Haut. Ich bin nicht übermäßig empfindsam, aber es gab hier schon einige ziemlich heftige Momente. Nicht nur die furchtbaren Verletzungen, die beschrieben wurden, sondern auch die immer wieder thematisierte Sprachlosigkeit - an einer Stelle schreibt Riley an Nadine, dass er nicht weiß, was er schreiben soll, weil er nicht über das schreiben kann, was er erlebt hat, sie aber auch nicht anlügen will - und die seelischen Folgen des Krieges, eine Sache, die noch heute zu gerne totgeschwiegen oder beiseitegeschoben wird.


    Oft bedrückend, sehr eindrucksvoll, ein paarmal zu Tränen rührend, hat mir das Buch sehr gut gefallen, auch wenn es inhaltlich schwer verdaulich ist. Interessant war auch das kleine Interview mit der Autorin im Anhang, in dem sie ein bisschen was zu den Hintergründen des Buches erzählt (spannend fand ich vor allem, wie weit die plastische Chirurgie damals schon war) und verrät, dass es mindestens noch eine Fortsetzung geben wird. Auf englisch ist diese bereits unter dem Titel "The Heroes' Welcome" erschienen.

    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Ich werde diesen Thread zu den historischen Romanen verschieben, weil es definitiv mehr als "nur" eine Liebesgeschichte ist.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen