Jeanette Winterson Biografie: Widerspruch?

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 973 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Anubis.

  • Hallo,
    ich habe gestern zufällig entdeckt, dass Jeanette Winterson eine Art Biografie geschrieben hat und die natürlich sofort bestellt.
    Sollte Ende der Woche kommen und dann werde ich hier sicher auch eine Rezension einstellen, wenn ich sie gelesen habe. :zwinker:


    Mich irritiert allerdings, dass Winterson überhaupt eine "richtige" Biografie - wie nennt man die treffender, um sie von der fiktionalisierten abzugrenzen? - geschrieben hat, denn sie hat ja jahrelang darauf rum geritten, dass man nicht nach Fakten rufen dürfe!


    Empfindet Ihr eine Biografie von Winterson als Widerspruch zu Teilen ihrer Arbeit bzw. deren zentralen Aussagen/ Anliegen?


    Sie ist ja durch "Oranges are not the only fruit" bekannt geworden, dessen Anliegen es ja war, gerade nicht (nur) Fakten, sondern eine fitkionalisierte Fassung davon aufzutischen und die Forderung, dass man eben keine Fakten, keinen "Teil des Lebens des Schriftstellers" erwarten dürfe in seinen Werken, auch sogenannten Autobiografien, vertrat sie ja schon sehr stark, meine ich.


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    Jeanette Winterson:
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    LG
    von Keshia

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.

    Einmal editiert, zuletzt von Keshia ()

  • Hm irgendwie scheint mir das ja schon ein Widerspruch zu sein. Andererseits könnte es ja auch sein das sie ihre Ansichten im laufe ihres Schreibprozesses geändert hat. Vielleicht weil ihre eigenen Erfahrungen stärker in ihr Werk eingedrungen sind als sie dachte? Ich muss aber sagen das ich mich mit ihren Aussagen zum Schreiben und zum Schriftsteller sein bisher nie beschäftigt habe, ich kannte sie also nicht. Insofern habe ich natürlich objektiv betrachtet eine andere Einstellung zu einer Autobiographie von ihr. Bleibt die Frage in wie weit diese nüchtern geschrieben ist oder doch eher als Roman?

  • Das Buch ist heute gekommen und ich habe gleich mal losgelegt und bin schon bis zum Ende gekommen.


    Sehr spannend geschrieben, eine Rezis habe ich auch schon hier abgegeben! :winken:

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    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.

  • Auch ohne die Autobiografie gelesen zu haben sehe ich da erstmal keinen Widerspruch. Auch ein solcher Text ist ja mehr als eine Aneinanderreihung von Fakten, und ich glaube, man täuscht sich selbst, wenn man meint, nur nachprüfbare Daten wiederzugeben, wenn man über sein eigenes Leben spricht. Sein eigenes Leben erzählen, heißt immer auch auswählen, welchen Daten man selbst eine Bedeutung zumisst, und diese dann in eine narrative Form zu bringen, während man anderes weglässt, weil es unbedeutend ist oder den Erzählfluss stören würde. Und ich kann mir gut vorstellen, dass Jeanette Winterson den Anspruch hat, ihre Autobiografie auf eine Art und Weise zu schreiben, die stilistisch und erzählerisch nicht hinter ihren Romanen zurückbleibt. :smile: