Betty Smith - Ein Baum wächst in Brooklyn

Es gibt 27 Antworten in diesem Thema, welches 8.783 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kirsten.

  • Mich überrascht, dass zu dieser Zeit schon so viele Kinder eine Bibliothek besuchten.


    Das überrascht mich nicht. im Gegensatz zu den Kindern heute hatten sie nicht so viele Spielsachen und elektronische Babysitter. Dafür hatten sie sicher mehr Zeit, weil ihre Tage nicht so durchorganisiert waren. Da war es eine schöne Möglichkeit, in Fantasieerlten abzutauchen. Meine Schwiegermutter, die aus der gleichen Zeit stammt in der das Buch spielt, ist jede Woche in die Bücherei gegangen und hat sich die maximale Zahl Bücher ausgeliehen. Und es hat nie gereicht :zwinker:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Interessant, Kirsten. Ich hätte eher gedacht, dass das Geld dafür gefehlt hat. Auch wenn es nur Büchereien war. Aber viele Kinder haben ja zum Lebensunterhalt beitragen müssen.
    Mich freut es ja, wenn es tatsächlich möglich war, widerspricht das ja dem häufigen Klischee von "arme Familie = bildungsferne Familie".

  • Ich hätte eher gedacht, dass das Geld dafür gefehlt hat.


    Das ist natürlich ein Argument. Ich weiß nicht, wie die Gebühren damals waren. Viel kann es aber nicht gewesen sein, denn das Geld war ziemlich knapp.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.


  • Das ist natürlich ein Argument. Ich weiß nicht, wie die Gebühren damals waren. Viel kann es aber nicht gewesen sein, denn das Geld war ziemlich knapp.


    Mein Vater(Jahrgang 1943, aufgewachsen in der Schweiz) erzählt immer wieder, dass in seiner Schulzeit das Lesen regelrecht gefördert wurde.Bibliotheksbesuch war Pflicht! Klar mussten sie zu Hause auf dem Bauernhof hart arbeiten und für die Schule lernen. Doch lesende Kinder und Jugendliche machen weniger Dummheiten, so die Meinung damals. Er stammt aus einer kinderreichen und ärmeren Familie und gerade deswegen haben seine Eltern das Lesen sehr gefördert. Wie auch die Lehrer...ich kann mir denken, dass die Lehrer schon damals erkannt haben wie wichtig Allgemeinbildung, die man ja durch das Lesen "automatisch" erlangt, ist. Und da es weder Leistungskurse, noch Internet gab, wurde versucht die Kinder so zu fördern um ihnen eine bessere Ausbildung, sprich besseres Leben zu ermöglichen


  • Ob das 1912, hier spielt ja derzeit die Geschichte, auch schon so war?


    Das weiss ich nicht, denn das wäre die Zeit meiner Grosseltern gewesen...die sind leider schon verstorben.

  • Der Roman scheint sehr autobiografisch zu sein. Er beginnt 1912 in Williamsburg, Brooklyn, und wird aus Francie Nolans Sicht erzählt. Francie, elf Jahre jung, ist eine Leseratte. Jeden Samstag geht sie in die Leihbücherei und holt sich ihren Lesestoff. Jeden Tag ein Buch will sie lesen.
    Francie wächst in ärmlichen Verhältnissen auf - mit einem Vater, der dem Alkohol verfallen ist, und einer Mutter, die sehr streng wirkt, weil sie die Familie beisammen und am Leben erhalten muss. Sie schuftet sich ihre Hände als Hausmeisterin kaputt.
    Auch Francie und ihr Bruder Neeley müssen ihren Teil zum Lebenserhalt der Familie beitragen - sie sammeln Altpapier, Lumpen und Schrott und bringen es zum Trödler, von dessen Geld sie einen kleinen Beitrag für sich behalten dürfen.
    Die Mutter versucht alles, um ihren Kindern eine gute Bildung angedeihen zu lassen. Die Aufsätze, die Francie in der Schule schreibt, sind voller Fantasy. Als sie aber älter wird und ihr so richtig bewusst wird, in was für einer Zeit und in welcher Armut sie lebt, nennt sie die Dinge auch beim Namen, was bei der Lehrerin gar nicht gut ankommt.


    Das Buch ist zwar kein, wie ich anfangs angenommen hatte, Buch über Bücher. Enttäuscht war ich darüber aber nicht. Ganz im Gegenteil: Ich habe jede einzelne Seite in mich aufgesogen, wenn ich das mal so schwärmerisch sagen kann. Betty Smith hat eine herzerwärmende Sprache, auch wenn es um Negative Dinge geht. Und die erleben die Nolans ja zur Genüge, bevor sich für sie durch die Entwicklung der Zeit das Leben zum Positiven ändert.


    Ein Buch, das ich euch wärmstens ans Herz lege.