[Nautik] Hannes Lindemann - Allein über den Ozean

  • Hannes Lindemann
    Allein über den Ozean

    (1957)


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    Dr. Hannes Lindemann (*1922) erzählt in seinem Buch von zwei Reisen, die er 1955 und 1956 unternommen hat.


    Hannes Lindemann hat nur Erfahrung im Faltbootfahren, als ihm die Idee kommt, den Atlantik zu überqueren - und das in einem Einbaum. In Liberia an der afrikanischen Westküste wird ein passender Baum in Bootsform gebracht und mit Segeln bestückt. Ohne seinen Entschluss an die große Glocke zu hängen, begibt er sich auf die Fahrt, und so unspektakulär wie er lossegelt, berichtet er über diesen Törn. Fast liest es sich wie der Bericht über einen Sonntagsausflug auf einem großen See. Von Wind und Wetter ist kaum die Rede, auch Stürme, die während der 65-tägigen Überfahrt sicher vorkamen, finden nur kurze Erwähnung. Dafür erzählt er um so mehr von Fischen und Vögeln, die ihn begleiteten. Selbst solche Winzlinge wie Wasserläufer finden Beachtung. Das alles liest sich zwar sehr schön, ist aber nicht das, was man als Leser eines Reiseberichtes über den Atlantik erwartet.


    Der zweite Reisebericht ist stilistisch völlig anders. Für diese Überfahrt hat er ein Faltboot gewählt, das er an seine Bedürfnisse angepasst hat. Die Flora steht nicht mehr im Mittelpunkt, stattdessen schildert Lindemann die einzelnen Tage in sehr sachlichem Ton. Wochenlang ist er bei schlechtem Wetter unterwegs, fast täglich Regen, starkem Wind oder gar Sturm ausgesetzt. Seine ständigen Hautprobleme wegen der Feuchtigkeit hat er als Arzt gut im Griff. Über drei Wochen hinweg trocknet seine Kleidung nicht mehr, was eine zusätzliche Belastung zu dem ständigen Bewegungsmangel bedeutet. Das Steuerruder bricht mehrfach und nach zweimaligem Kentern ist ein Großteil der Ausrüstung und des Proviants verloren. Selbst der Sextant, den er zur Positionsbestimmung braucht, ist nach dem Kentern unbrauchbar. Doch Lindemann schafft es, sein angepeiltes Ziel zu erreichen, nicht zuletzt wegen seiner außerordentlich großen mentalen Stärke. Die Ruhe, die er ausstrahlt, kommt auch im Buch zum Ausdruck.


    Die vielfach diskutierte Behauptung eines anderen Seglers, man könne seinen Wasserbedarf unterwegs ausschließlich durch Meerwasser und Flüssigkeit aus Fischen decken, konnte Lindemann durch eigene Versuche während seiner Fahrten widerlegen. Das autogene Training, das er besonders während der zweiten Reise anwendete, kam später auch im amerikanischen Raumfahrtprogramm zum Einsatz.


    Neben einer Karte mit den Reiserouten und einem Verzeichnis der nautischen Begriffe sind mehrere Fotos enthalten, die die Dimensionen der kleinen Boote gut veranschaulichen.


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