Heult doch! - Neues zur Urheberrechtsdebatte

Es gibt 235 Antworten in diesem Thema, welches 38.533 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von helmutp.

  • Eine hervorragende Zusammenfassung der Debatte gibt es auf Perlentaucher


    Und es steht vieles drin, was ich (und andere) bereits so geschrieben haben. Mal sehen, ob das auch in die Autorenszene vordringt.


    Zitat

    Nicht das Netz ignoriert die Urheberrechte, sondern die Autoren haben keine Ahnung vom Netz. Zeit, dass sie sich damit befassen.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Eine hervorragende Zusammenfassung der Debatte gibt es auf Perlentaucher


    Und es steht vieles drin, was ich (und andere) bereits so geschrieben haben. Mal sehen, ob das auch in die Autorenszene vordringt.


    Naja. So dolle ist der Artikel nun auch wieder nicht. Einer von der Sorte, von der ich gehofft habe, sie nun nicht mehr lesen zu müssen, weil ich dachte, wir seien schon einen Schritt weiter und hätten pauschale Unterstellungen wie die in der von Dir zitierten Passage hinter uns gelassen. :sauer:



    Der Beitrag enthält aber eine Frage, die mit unserem Urheberrechtsthema eigentlich nichts zu tun hat, und die wir hier auch gar nicht weiter diskutieren müssen, aber loswerden möchte ich sie doch:


    Zitat

    Ich frage mich eher und viel konkreter, warum deutsche Autoren zum Beispiel nicht bloggen, warum sie so selten auf Facebook sind oder gar twittern.


    Ich lese solche Forderungen immer wieder mal. Da frage ich provozierend zurück: Warum sollten die Autoren das tun? Meiner Meinung nach muss man nicht jeden Sch... mitmachen, nur weil's möglich ist. Gut, ich gehe mal wieder von mir aus, aber ich erwarte von "meinen" Autoren nicht, dass sie bloggen oder gar twittern. Diese Zeit müssen sie sich nicht auch noch ans Bein binden, die sollen sie aus meiner (Leser-)Sicht lieber nutzen, um gute Bücher zu schreiben. Außerdem müsste ich, um das im Auge zu behalten, ja noch mehr Zeit und Aufmerksamkeit im Internet verbringen, als mir ohnehin schon guttut.


    Und wenn tatsächlich Autoren fleißig im Internet dabei sind, ob in eigenen Blogs, in Foren, auf Facebook, Twitter & Co., so kommen dann möglicherweise solche verbalen Ausrutscher heraus wie die Beleidigungen, die Akif Pirinçci kürzlich bei Facebook gepostet hat. So was möchte ich als Anhänger seiner Werke dann doch nicht lesen. Das hat auch ein Stück weit mit "Entzauberung" zu tun. :rollen:


    Darüber hinaus habe ich das Gefühl, all' die beflissenen Internet-, Blog- und Twitternutzer gehen in erster Linie von sich selbst aus und haben ein falsches Bild von der Reichweite dessen, was da täglich an Informationen ins Netz geblasen wird. Aber im Netz Publiziertes erreicht nunmal bei weitem nicht so viele Menschen, wie sie gemeinhin annehmen. Fast 22 Prozent der Bevölkerung in Deutschland verzichten komplett auf einen Zugang zum Netz, weite Teile nutzen es nur rudimentär, um mal eine E-Mail zu verschicken oder Neuigkeiten auf den großen Nachrichtenseiten zu lesen. Und die Reichweite all' der Blogger und Twitterer - ihre Mühen wirklich in allen Ehren - dürfte bei den meisten noch nicht mal den Promillebereich erreichen.


    Just my two cents. Keiner weiteren Diskussion würdig. :smile:

  • Ich lese solche Forderungen immer wieder mal. Da frage ich provozierend zurück: Warum sollten die Autoren das tun? Meiner Meinung nach muss man nicht jeden Sch... mitmachen, nur weil's möglich ist. Gut, ich gehe mal wieder von mir aus, aber ich erwarte von "meinen" Autoren nicht, dass sie bloggen oder gar twittern. Diese Zeit müssen sie sich nicht auch noch ans Bein binden, die sollen sie aus meiner (Leser-)Sicht lieber nutzen, um gute Bücher zu schreiben. Außerdem müsste ich, um das im Auge zu behalten, ja noch mehr Zeit und Aufmerksamkeit im Internet verbringen, als mir ohnehin schon guttut.


    Völlig Deiner Meinung. Wenn man sich aber nicht im Internet bewegt, selbst nichts dort veröffentlicht und sich deshalb auch so gut nicht damit auskennt: Weshalb unterschreibt man dann einen Brief, der sich auf direktem Weg mit dem Thema Internet auseinandersetzt? Entschuldige, aber wenn man sich so direkt in die Diskussion einmischt, dann muss man mit solchen Vorwürfen auch rechnen.


    Der Artikel, den ich verlinkt habe: Ja, der ist ketzerisch, aber es stecken viele viele Wahrheiten drin.


    Der Autor des Artikels Das Mörderspiel ums Urheberrecht ist der gleichen Meinung.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

  • Eigentlich wollte ich ja nichts mehr schreiben, da mir grade etwas die Zeit dazu fehlt. Aber ein paar Dinge "muss" ich doch noch los werden.



    Mit der gleichen Begründung, weshalb Jack Wolfskin damals handarbeitende Hausfrauen wegen Katzenpfoten auf T-Shirts abgemahnt haben: Konkurrenz aus dem Verkehr räumen, weil man genau weiß, dass es die "Kleinen" nicht auf einen Gerichtsstreit ankommen lassen (können).


    Auch das ist ein Punkt in der ganzen Urheberrechtsdiskussion, der zeigt, dass mittlerweile nicht mal mehr Rechtsgleichheit herrscht. Es gewinnt der, der sich die teureren Anwälte leisten kann. Das zeigt auch das Beispiel des Cloud-Dienstes "mp3Tunes", der vom Musikkonzern EMI verklagt wurde, weil die dort mitkassieren wollten. Das Gericht bestätigte die Legalität des Dienstes von mp3Tunes, aber der Rechtsstreit hat die Firma in den Ruin getrieben :sauer: Oder wie es auf heise.de heisst: Prozess gewonnen, Unternehmen verloren


    Ich bin davon überzeugt, dass viele Rechteverwerter - auch in der Verlagsbranche - die aktuelle Debatte gezielt für den Versuch nutzen, Rechte für sich herauszuschinden, die sich nicht mit den Grundrechten vereinen lassen. ACTA konnte (vorläufig) abgewendet werden - entsprechend werden es die Rechteverwerter auf anderem Weg versuchen. Sei es durch Lobbying oder eben durch PR-Aktionen wie den offenen Brief, der Auslöser dieses Threads war.


    Da machen sich Autoren zu nützlichen Idioten (sorry, finde dafür keine andere Bezeichnung) der Verlagsbranche, weil sie entweder keine Ahnung haben, was die Branche eigentlich für Absichten hegt oder es ist ihnen egal, wenn Freiheiten aller dem Profit einzelner zum Opfer fallen. Gerade von Autoren, die ja im Allgemeinen zur geistigen Elite einer Gesellschaft gerechnet werden, würde ich erwarten, dass sie solch öffentliche Statements nur unterzeichnen, wenn sie wirklich wissen, worum es geht und auch hinreichend über die Hintergründe aufgeklärt sind. Allein, dass es doch einige Kollegen gibt, die in der Urheberrechtsdebatte nicht in die Kerbe der Rechteverwerter hauen, sollte die Unterzeichner stutzig machen. (Ich würde dasselbe nicht von irgendwelchen Missen oder DSDS-Kandidaten erwarten - dass die jeden Blödsinn unterschreiben würden, wäre zu erwarten. Bei Autoren habe ich da eine deutlich höhere Erwartungshaltung.)


    Ich weiss, dass sich mein Posting im Bereich der Spekulation bewegt und dass ich die Absichten der Rechteverwerter nicht kenne, weil ich Einblick in irgendwelche (Geheim-)Dossiers hätte. Aber ich habe in den letzten Jahren in der Wirtschaft genug gesehen und gelesen, um mich mit meinen Theorien so weit aus dem Fenster zu lehnen, dass ich sie in einem Forum poste... (Ich bin kein Fan von Verschwörungstheorien und dergleichen.)


    Noch eine letzte kleine Bemerkung zum Stichwort "Gratiskultur im Internet": Die Angebote von Facebook und Google sind nicht kostenlos. Wir (die User) bezahlen dafür mit unseren Daten. Und ja, das ist heutzutage eine Währung. Gratisangebote gibts im Netz sehr wenige, eins davon ist zB Wikipedia.

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.


  • Noch eine letzte kleine Bemerkung zum Stichwort "Gratiskultur im Internet": Die Angebote von Facebook und Google sind nicht kostenlos. Wir (die User) bezahlen dafür mit unseren Daten. Und ja, das ist heutzutage eine Währung. Gratisangebote gibts im Netz sehr wenige, eins davon ist zB Wikipedia.


    Viele vergessen auch oder wissen nicht, dass der User keineswegs Facebooks Kunde ist. Kunden sind die Werbepartner.

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • Gerade von Autoren, die ja im Allgemeinen zur geistigen Elite einer Gesellschaft gerechnet werden, würde ich erwarten, dass sie solch öffentliche Statements nur unterzeichnen, wenn sie wirklich wissen, worum es geht und auch hinreichend über die Hintergründe aufgeklärt sind. Allein, dass es doch einige Kollegen gibt, die in der Urheberrechtsdebatte nicht in die Kerbe der Rechteverwerter hauen, sollte die Unterzeichner stutzig machen.


    :daumen:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hallo zusammen,


    ich wollte an der Stelle nur mal eben für die interessante Sammlung von Artikeln danken und bestätigen, was Nimue anderorts vermutete: Es gibt auch andere Ansichten als die der Urheber-Kampagne, bloß schreien die nicht so laut (im übrigen: absolut übel und deprimierend, was ein gewisser A.P. da auf Facebook ablässt ... ich hatte ja keine Ahnung).


    Ich bin leider noch nicht dazu gekommen, was zum Thema zu schreiben aber bis dahin unterstütze ich einfach mal, was Christoph bisher geschrieben hat (siehe oben).


    Viele Grüße,
    Oliver

  • In der "ZEIT" der letzten Woche gab es ein Dossier über den Filmemacher des teuersten deutschen Filmes "Cloud Atlas". Dieser Film hat 200 Mio gekostet und nun wird beschrieben wie sich von diesem Film Raubkopien im Internet verteilen, teilweise noch bevor der Film in den Kinos eines Landes überhaupt angelaufen ist.


    http://www.focus.de/kultur/kin…cher-trip_aid_860561.html


    Das Dossier zeigt, wie organisierte Banden das Urheberrecht aushebeln. Und es zeigt auch, wie hilflos ein strenges Urheberrecht alleine ist. Ist es deswegen sinnlos? Ja, sagt die Wissenschaftlerin Jeanette Hofmann am Wissenschaftszentrum Berlin. So wie man für Witze und Kochrezepte auch kein Urheberrecht habe, benötigt man dies auch nicht für andere Künste. Kunst wird dennoch gemacht, auch ohne Urheberrecht. Es schützt ohnehin nur wenige Künstler. So weit so gut, so weit so schlüssig.


    http://www.wzb.eu/de/personen/jeanette-hofmann


    Die "Zeit" gab sich damit jedoch nicht zufrieden, sondern recherchierte weiter. Sämtliche Stellen des Instituts werden von Google finanziert! Google ist einer der Nutznießer von Raubkopien im Netz. Sie verwenden nicht unerhebliche Mittel, um entsprechende Studien zur Nutzlosigkeit des Urheberrechtes zu finanzieren.


    Bisher hat der Film erst 85 Mio wieder eingespielt, der große Rest muss nun über DVD-Verkäufe realisiert werden. Ein schwieriges Unterfangen.


    Gruß, Thomas


  • Bisher hat der Film erst 85 Mio wieder eingespielt, der große Rest muss nun über DVD-Verkäufe realisiert werden. Ein schwieriges Unterfangen.


    Ach, die deutschen "Rechteinhaber" lassen sich bestimmt wieder so was einfallen:


    Merlin - BBC-Serie in fünf Staffeln:


    1. DVDs in UK:
    Merlin Staffel 1: 11,25 GBP
    Merlin Staffel 2: 11,75 GBP
    Merlin Staffel 3: 13,75 GBP
    Merlin Staffel 4: 11,62 GBP
    Merlin Staffel 5: 22,00 GBP
    Gesamtsumme: 74.02 GBP --> 88,81 EUR


    2. DVDs in Deutschland:


    Volume 1 (Staffel 1 Folgen 1-6): 12,99 EUR
    Volume 2 (Staffel 1 Folgen 7-13): 16,20 EUR
    Volume 3 (Staffel 2 Folgen 1-7): 23,99 EUR
    Volume 4 (Staffel 2 Folgen 8-13): 21,99 EUR
    Volume 5 (Staffel 3 Folgen 1-7): 23,99 EUR
    Volume 6 (Staffel 3 Folgen 8-13): 20,99 EUR
    Volume 7 (Staffel 4 Folgen 1-7): 23,99 EUR
    Volume 8 (Staffel 4 Folgen 8-13): 23,99 EUR
    Volume 9 (Staffel 5 Folgen 1-6): 22,99 EUR
    Volume 10 (Staffel 5 Folgen 7-13): 22,99 EUR
    Gesamtsumme: 213,11 EUR


    Wisst ihr was? Ich bin dann mal bei der Tauschbörse :breitgrins:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Sven Regener wurde auf der Buchmesse nochmals ausführlich zum Urheberrecht befragt, da er sich seinerzeit an die Spitze der Autoren gestellt hat und sich vehement gegen grundsätzlich kostenlosen Content gestellt hat. Auch in dem Wissen, dass man sich damit nicht beliebt macht, wie er sagt. Ihm ging es in der ganzen Debatte nicht um ein paar illegale Downloads, er sieht aber die Gefahr, dass man grundsätzlich nicht bereit ist, für die Inhalte von Künstlern noch zu bezahlen. Details der damaligen Diskussion werden eher weggewischt, er sieht einen grundsätzlichen Angriff auf das Einkommen von Autoren.


    Man kann solche grundsätzlichen Bedenken übrigens auch in einem ganz anderen Feld beobachten: Bei der letzten Bundestagswahl. Die SPD wollte Steuererhöhungen, aber eben nur für ganz große Einkommen, da dürften keine 5% der Haushalte drunterfallen. Dennoch hat der Wähler die Partei abgestraft (m.E. vor allem deswegen), da nicht glaubhaft wurde, wie man _echte_ Mehreinnahmen erreichen will, wenn man nur wenige belastet. Und so befürchteten viele Wähler, dass die Kurven eben nicht nur am oberen Rand nach oben geschoben werden, sondern der "Mittelstandsbauch" gleich mitangepasst wird. Mag sein, dass das nie geplant war. In der Urheberdiskussion ist die Sachlage ähnlich und das zeigt die kontroverse Diskussion hier im Forum. Bei den Autoren bleibt aber eben dieses ungute Gefühl, dass es doch um mehr geht.


    Schöne Grüße,
    Thomas


  • Sven Regener wurde auf der Buchmesse nochmals ausführlich zum Urheberrecht befragt, da er sich seinerzeit an die Spitze der Autoren gestellt hat und sich vehement gegen grundsätzlich kostenlosen Content gestellt hat. Auch in dem Wissen, dass man sich damit nicht beliebt macht, wie er sagt. Ihm ging es in der ganzen Debatte nicht um ein paar illegale Downloads, er sieht aber die Gefahr, dass man grundsätzlich nicht bereit ist, für die Inhalte von Künstlern noch zu bezahlen.


    So ist es. Deshalb finde ich das oben verlinkte Interview mit Netzaktivist Till Kreutzer in der SZ auch ein wenig zwiespältig. Nein die illegalen Downloader wollen eigentlich in ihrer Mehrheit nichts Böses, die Rechte von Künstlern müssen gestärkt und gewahrt werden, "Langfristig muss man über die Funktion eines Urheberrechts in der digitalen Welt nachdenken. "


    Prima. Aber das ist doch alles - mit Verlaub - ein wenig viel substanzloses Geschwafel, das einen nach der Lektüre so schlau hinterläßt wie zuvor, ohne irgendeinen konkreten Vorschlag, was denn nun getan werden könnte. Das sind diese typischen Interviews, bei denen Politiker oder Juristen Gesprächspartner sind. Was ist denn die Quintessenz dieses Interviews? Dass das Urheberrecht im digitalen Zeitalter ein schwieriges Thema ist? Das wissen wir doch längst.


    Regener, weil betroffen, ist pragmatischer. Content muss bezahlt werden. Ohne Wenn und Aber.


    VG Helmut