Heult doch! - Neues zur Urheberrechtsdebatte

Es gibt 235 Antworten in diesem Thema, welches 38.518 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von helmutp.

  • Unter der Domain www.wir-sind-die-urheber.de haben verschiedene Autoren einen offenen Brief unterzeichnet, der so sorgfältig formuliert ist, dass er gar nichts mehr aussagt. Weder ist klar, an wen sich dieser offene Brief richtet noch was damit bezweckt werden soll. Die eloquente Formulierung kann nicht darüber hinweg täuschen, dass in dem Brief nicht mehr als ein trotziges "Ich will aber!" drin steckt - und das kann jeder Dreijährige. (Erstaunlich, wer dieses Heulsusentraktat alles unterzeichnet hat...)


    Eigentlich hätte ich die Seite wieder schliessen und meiner Wege gehen sollen. Aber ich nehme an, dass dieser Brief in den nächsten Tagen noch zu reden geben wird und da die Urheberrechtsdebatte auch in diesem Forum ab und zu geführt wird, wird es vielleicht Zeit für einen eigenen Thread dafür.


    Der Titel, den ich dafür gewählt habe, ist provokativ. Ich habe das absichtlich so gemacht, weil ich als ehrliche und zahlende Konsumentin von elektronischen Medien die Nase voll davon habe, dass jeder A... meint, es sei OK, seine Pfründe mit maximalen Mitteln zu verteidigen, um den Downloadern im selben Atemzug Geiz und Gier zu unterstellen.
    Die Leidtragende in dieser unsäglichen Debatte bin nämlich ich - und alle anderen ehrlichen Konsumenten. Wir unterstehen dem Generalverdacht, mit urheberrechtlich geschützten Inhalten nur Unfug zu treiben.


    Wie sonst wären diese Punkte zu erklären:
    - Wir bekommen einen Teil unserer elektronischen Medien nur mit irgendwelchen Kopierschutzmechanismen, die den Konsum legal gekaufter Inhalte teilweise sogar unmöglich machen.
    - Wir sind die einzigen, die erst zahlreiche Copyright-Hinweise über sich ergehen lassen müssen, wenn wir eine DVD schauen wollen. Die Raubkopierer sind nämlich so nett, ihre "Kunden" mit Material zu beliefern, das frei von solchen Hinweisen ist.
    - Wir zahlen bei eBooks einen verdammten Haufen Geld, um dann nur das (zeitlich unbestimmte) Nutzungsrecht an dem Produkt zu erwerben. Dieses Nutzungsrecht könnte uns jederzeit gekündigt werden.


    Es gibt aus meiner Sicht zwei Möglichkeiten, wie die Urheber mit dem Thema umgehen können:
    1. Sie können sich entspannen und man könnte anfangen, über die Gestaltung eines zeitgemässen Urheberrechts zu diskutieren, bei dem weder Urheber noch zahlende Konsumenten benachteiligt werden.
    2. Sie können weitermachen wie bisher, das Internet einzig als grossen Platz für digitale Hehlerei sehen und noch mehr Einschränkungen für ehrliche Kunden fordern (und durchsetzen).


    Mit 1. wird vielleicht alles gut. Vielleicht auch nicht. Das kann niemand mit Gewissheit sagen. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass es genug Leute gibt, die auch für digitale Medien mit fairen Nutzungsbedingungen gerne zahlen und somit die Urheber unterstützen.
    Mit 2. wird nur eine Verhärtung der Fronten erreicht und letztlich wird diese Haltunge dazu führen, dass Menschen, die eigentlich niemanden bestehlen wollen, dann doch damit anfangen. Auch der geduldigste Konsument lässt sich nicht ewig von einer paranoiden Industrie gängeln.


    Wer glaubt, digitale Inhalte könne man im Internet verkaufen und gleichzeitig dauerhaft schützen, der irrt. Es gibt immer Wege, einen Kopierschutz zu umgehen.
    Wer glaubt, Internetsperren seien ein Weg, unliebsame Seiten aus dem Netz zu entfernen, hat keine Ahnung, wie das Internet funktioniert.


    In diesem Sinne wünsche ich den Urhebern in der Debatte mehr Gelassenheit, weniger Angst und Offenheit für neue Lösungsansätze.


    Und bitte schreibt keine solchen Trotzbriefe. Damit macht ihr euch bei den Erwachsenen lächerlich.

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Alfa, wie immer schreibst du mir direkt aus der Seele. Ich kann dem überhaupt nichts mehr hinzufügen. :breitgrins:


    Ich traue mich inzwischen auf Facebook gar nichts mehr in der Sache zu schreiben, weil ich sonst direkt von Autoren angepöbelt werde und diese mir Gesetzesbrüche, Piraterie usw. unterstellen :rollen:


    Es gibt aber zum Glück noch vernünftige Autoren (Oliver Plaschka, Susanne Gerdom, Christoph Hardebusch z.B. - die wissen halt, wie das Internet funktioniert).

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • DANKE!


    Ich empfinde das - auch aus Autorinnensicht - nicht anders. Und ich könnte immer anfangen zu schreien, wenn meine KollegInnen mit weinerlichem Ton darauf bestehen, dass das Urheberrecht ihnen den Lebensunterhalt sichert.
    TUT ES NICHT! Kein Mensch kann vom Urheberrecht leben. Wir leben von Verkäufen. Und wie sich das in Zeiten der elektronischen Medien gestaltet, wird sich in der Zukunft zeigen. Ich denke, dass Creative Commons eine feine Sache sind und dass jemand, der gute Sachen liefert, dafür auch entlohnt werden wird. Immer. Und garantiert nicht schlechter als es jetzt sowieso schon der Fall ist. Denn immer noch können AutorInnen in der große Mehrheit von ihrem Tun nicht leben.
    Aber natürlich unterschreiben so'ne Jammerbriefe Leute wie Charlotte Roche ... hallo? Das ist Jammern auf ganz hohem Niveau. Und dahinter steckt allein die Sorge um die eigene Pfründe und dass einem da eventuell die eine oder andere Eurone entgehen könnte ... An dem Punkt krieg ich übrinx das Kotzen. Echt.

  • Ich finde es schade das zwischen Urhebern und Nutzern keine Diskussion entsteht die zu einem gemeinsamen Nenner führt. Stattdessen scheint es so das alle nur aneinander vorbeireden. Und der Gesetzgeber übergeht einfach beide Parteien und bleibt der Realität fern...


  • Das ist Jammern auf ganz hohem Niveau. Und dahinter steckt allein die Sorge um die eigene Pfründe und dass einem da eventuell die eine oder andere Eurone entgehen könnte ...


    Auch ich bin darum bemüht, von meiner Arbeit leben zu können. Was ist daran auszusetzen?



    Ich finde es schade das zwischen Urhebern und Nutzern keine Diskussion entsteht die zu einem gemeinsamen Nenner führt. Stattdessen scheint es so das alle nur aneinander vorbeireden. Und der Gesetzgeber übergeht einfach beide Parteien und bleibt der Realität fern...


    Was mich an der Diskussion so verwundert: Es gibt auf einmal eine Menge Leute, die ein neues Urheberrecht fordern, das die Interessen und die Position der Urheber gegenüber den Verwertern stärken soll. Aber wenn sich dann einige der Urheber zu Wort melden und sagen: "Lasst mal Leute, das Urheberrecht ist schon okay so, und wir sind dankbar, dass die Verwerter uns 'ne Menge Arbeit abnehmen", ist es auch wieder nicht recht. :gruebel:

  • Gefällt mir, der offene Brief. Ich habe nichts daran auszusetzen. :smile:


    Dem schließe ich mich an. Ich kann hier auch nichts "weinerliches" erkennen.



    Was mich an der Diskussion so verwundert: Es gibt auf einmal eine Menge Leute, die ein neues Urheberrecht fordern, das die Interessen und die Position der Urheber gegenüber den Verwertern stärken soll. Aber wenn sich dann einige der Urheber zu Wort melden und sagen: "Lasst mal Leute, das Urheberrecht ist schon okay so, und wir sind dankbar, dass die Verwerter uns 'ne Menge Arbeit abnehmen", ist es auch wieder nicht recht. :gruebel:


    Vermutlich weil die meisten aus der Sicht des Konsumenten denken.

    Die Literatur gibt der Seele Nahrung,<br />sie bessert und tröstet sie.<br /><br />:lesen:<br />Alfred Kerr: Die Biographie

  • MacOss
    Weil das für mich persönlich das Problem nicht löst. Denn dass es Lücken darin gibt das zeigt ja diese Debatte durchaus. Warum also keine Veränderung finden die alle!! (Urheber und Konsumenten!!) zufriedenstellt? Für mich persönlich bedeutet es nicht das Urheberrecht ab zuschaffen sondern zu verändern. Und ich persönlich bin einfach der Meinung das es möglich ist.

  • Auch ich bin darum bemüht, von meiner Arbeit leben zu können. Was ist daran auszusetzen?



    Nichts. Aber dann sollte auch jeder von seiner Arbeit leben können und das ist definitiv nicht der Fall. Der Buchmarkt ist ein Pflaster, auf dem geschoben und getrickst, "bestochen" und "gekauft" wird - mit allen noch so dreckigen Mitteln von seiten der großen Buchhandelsketten und der Verlage.
    Wer da sein größtes Problem darin sieht, dass ein paar User was runterladen, der hat wirklich was nicht gepeilt ... oder er sitzt eh auf dem großen Geld. Und da, tut mir leid, schlägt bei mir die kommunistische Ader durch: So lange nicht alle von ihrer Arbeit zumindest im Grundsatz leben können, hab ich keinen Bock auf das Gejammere der Kapitalisten. :rollen:

  • Meine Meinung:


    Ob ein Autor Geld verdient hängt in erster Linie von zwei Faktoren ab:


    1. Können (wobei das im Kontext mit Punkt 2 vernachlässigbar ist)
    2. Glück


    Glück alleine mag in vielen Fällen schon reichen. Eventuell auch nur gute Connections.


    Mit dem Urheberrecht hat das alles gar nichts zu tun. Dass Künstler oft zu wenig Geld verdienen ist ja nicht erst seit Bestehen des Internets so.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Haben Konsumenten nicht auch ein Recht an der Diskussion? Wenn ich DVDs kaufe, die so stark kopiergeschützt sind, dass ich sie auf meinem DVD-Player oder Laptop nicht abspielen kann, oder auch Computerspiele, alles schon gehabt, dann ist das für mich ein Problem und dann möchte ich, dass daran was geändert wird. Immerhin bedeutet das für mich auch einen finanziellen Schaden, ganz zu schweigen von dem Ärger, den ich dann genauso habe.


    Wieso soll man nur den Urhebern Rechte geben, und der Konsument hat das Nachsehen oder bewegt sich in Grauzonen, wo kein Mensch mehr weiß, was ist jetzt wirklich erlaubt und was nicht? Immerhin sind es im Endeffekt doch Letztere, die Ersteren ein finanzielles Einkommen ermöglichen.
    Das heißt doch deswegen beim besten Willen nicht, dass ich alles gratis haben will, und bitte schafft das Urheberrecht ab :rollen:
    Nur weil das vielleicht an paar Hohlköpfe in die Welt hinausschreien, muss man sich inzwischen general-rechtfertigen, wenn man auch nur andeutet, dass das Urheberrecht überarbeitet gehöre.

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • Worum geht es überhaupt in der Diskussion? Das wird auch hier im Thread nicht deutlich. Der offene Brief trägt da leider auch nicht zur Aufklärung bei.


    Welche Änderungen sind unter Diskussion und wie betreffen sie die Interessen der Autoren (und Verlage)?


    Bisher sehe ich hier im Thread nur viel Geschreibsel, ohne dass klar ist, wofür oder wogegen sich diese Positionen beziehen. Etwas konkreter müsste es schon sein, dann könnte man anfangen zu diskutieren.


    Schöner Grüße, Thomas


  • DANKE!


    Ich empfinde das - auch aus Autorinnensicht - nicht anders. Und ich könnte immer anfangen zu schreien, wenn meine KollegInnen mit weinerlichem Ton darauf bestehen, dass das Urheberrecht ihnen den Lebensunterhalt sichert.
    TUT ES NICHT! Kein Mensch kann vom Urheberrecht leben. Wir leben von Verkäufen.


    Sollte das Urheberrecht auf beispielsweise fünf Jahre beschränkt sein, dann würde doch kein Autor mehr nach diesen fünf Jahren für seine Texte noch einen Cent sehen, oder?


    Man kann die Bedeutung des Urheberrechts für einen Autor doch nicht ganz von der Hand weisen, oder?


    Gruß, Thomas


  • Kopierschutzmechanismen, die den Konsum legal gekaufter Inhalte teilweise sogar unmöglich machen.


    Bitte um Aufklärung. Was hat Kopierschutz mit dem Urheberrecht zu tun? Auch ohne Kopierschutz sind meine Werke urheberrechtlich geschützt. Geht es also in Wirklichkeit um eine Kopierschutz-Diskussion?


    Gruß, Thomas

  • Sollte das Urheberrecht auf beispielsweise fünf Jahre beschränkt sein, dann würde doch kein Autor mehr nach diesen fünf Jahren für seine Texte noch einen Cent sehen, oder?


    Man kann die Bedeutung des Urheberrechts für einen Autor doch nicht ganz von der Hand weisen, oder?


    Gruß, Thomas


    LOL - da tust du doch eh nicht. Und natürlich muss man an der Stelle schrauben, aber wo ist das Problem? Ich sag doch: Creative Commons ist eine geile Idee - die kann man so fein einstellen, wie man möchte. Und dann hätte ich als Autorin auch das Recht, mit meinem Text so verfahren zu können, wie ICH das möchte. Und nicht der Verlag oder sonstwer.


  • Creative Commons ist eine geile Idee - die kann man so fein einstellen, wie man möchte. Und dann hätte ich als Autorin auch das Recht, mit meinem Text so verfahren zu können, wie ICH das möchte. Und nicht der Verlag oder sonstwer.


    Dann tu' das doch und stell' Deine Bücher kostenlos zur Verfügung. Das steht Dir doch jetzt schon frei. Aber nicht jeder Autor möchte seine Werke kostenlos zur Verfügung stellen, sondern für seine Mühen auch entlohnt werden. Und diesen Wunsch sollte man respektieren.


  • Dann tu' das doch und stell' Deine Bücher kostenlos zur Verfügung. Das steht Dir doch jetzt schon frei. Aber nicht jeder Autor möchte seine Werke kostenlos zur Verfügung stellen, sondern für seine Mühen auch entlohnt werden. Und diesen Wunsch sollte man respektieren.


    Wer redet denn von kostenlos? Es geht hier um


    - E-Books, die deutlich günstiger sind als die gedruckte Version und für die keine Wälder abgeholzt werden
    - das Vermeiden von Kopierschutzmechanismen


    Solche E-Books werden dann vielleicht auch auf Tauschbörsen angeboten, aber die Mehrheit wird sicher kaufen, wenn sie keine 10 oder 15 EUR kosten. DAS bezahle ich definitiv nicht für ein E-Book. Aber bei 3 bis 5 EUR würde mein Geldbeutel lockerer sitzen. Und nur darum geht es. Um das Überwinden der Kaufhemmung. Die Musikindustrie hat es doch vorgemacht. Was kostet denn ein MP3-Titel via Download? So gut wie nix mehr.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Dann tu' das doch und stell' Deine Bücher kostenlos zur Verfügung. Das steht Dir doch jetzt schon frei. Aber nicht jeder Autor möchte seine Werke kostenlos zur Verfügung stellen, sondern für seine Mühen auch entlohnt werden. Und diesen Wunsch sollte man respektieren.


    Ah - wenn ich das dürfte, würde ich es tun. Und wer mich kennt, weiß, dass ich das auch im Rahmen dessen, über was ich verfügen kann, schon mache. Ich hab gerade Ellorans Traum selbst als E-Book wieder aufgelegt - und es ist unter einer CC-Lizenz frei distributierbar. Und sobald ich raushabe, wie ich das mit Kindle DP managen kann, wird es das Buch auch immer mal wieder für umme geben.
    Abgesehen davon hat die Frage der Entlohnung NICHTS mit dem Urheberrecht zu tun (oder sagen wir mal - ganz am Rande) ...

  • Ich seh aber schon, das geht hier - wie diese Diskussion fast immer - gleich wieder in die Richtung der persönlichen Anwürfe. Muss ich mir nicht geben, sorry. Dafür ist mir meine Zeit zu schade.

  • Solche E-Books werden dann vielleicht auch auf Tauschbörsen angeboten, aber die Mehrheit wird sicher kaufen, wenn sie keine 10 oder 15 EUR kosten. DAS bezahle ich definitiv nicht für ein E-Book. Aber bei 3 bis 5 EUR würde mein Geldbeutel lockerer sitzen.


    Ich verstehe wirklich nur "Bahnhof". Was hat denn der Preis eines E-books mit dem Urheberrecht zu tun? Bitte um Erläuterung.


    Gruß, Thomas