Unter der Domain www.wir-sind-die-urheber.de haben verschiedene Autoren einen offenen Brief unterzeichnet, der so sorgfältig formuliert ist, dass er gar nichts mehr aussagt. Weder ist klar, an wen sich dieser offene Brief richtet noch was damit bezweckt werden soll. Die eloquente Formulierung kann nicht darüber hinweg täuschen, dass in dem Brief nicht mehr als ein trotziges "Ich will aber!" drin steckt - und das kann jeder Dreijährige. (Erstaunlich, wer dieses Heulsusentraktat alles unterzeichnet hat...)
Eigentlich hätte ich die Seite wieder schliessen und meiner Wege gehen sollen. Aber ich nehme an, dass dieser Brief in den nächsten Tagen noch zu reden geben wird und da die Urheberrechtsdebatte auch in diesem Forum ab und zu geführt wird, wird es vielleicht Zeit für einen eigenen Thread dafür.
Der Titel, den ich dafür gewählt habe, ist provokativ. Ich habe das absichtlich so gemacht, weil ich als ehrliche und zahlende Konsumentin von elektronischen Medien die Nase voll davon habe, dass jeder A... meint, es sei OK, seine Pfründe mit maximalen Mitteln zu verteidigen, um den Downloadern im selben Atemzug Geiz und Gier zu unterstellen.
Die Leidtragende in dieser unsäglichen Debatte bin nämlich ich - und alle anderen ehrlichen Konsumenten. Wir unterstehen dem Generalverdacht, mit urheberrechtlich geschützten Inhalten nur Unfug zu treiben.
Wie sonst wären diese Punkte zu erklären:
- Wir bekommen einen Teil unserer elektronischen Medien nur mit irgendwelchen Kopierschutzmechanismen, die den Konsum legal gekaufter Inhalte teilweise sogar unmöglich machen.
- Wir sind die einzigen, die erst zahlreiche Copyright-Hinweise über sich ergehen lassen müssen, wenn wir eine DVD schauen wollen. Die Raubkopierer sind nämlich so nett, ihre "Kunden" mit Material zu beliefern, das frei von solchen Hinweisen ist.
- Wir zahlen bei eBooks einen verdammten Haufen Geld, um dann nur das (zeitlich unbestimmte) Nutzungsrecht an dem Produkt zu erwerben. Dieses Nutzungsrecht könnte uns jederzeit gekündigt werden.
Es gibt aus meiner Sicht zwei Möglichkeiten, wie die Urheber mit dem Thema umgehen können:
1. Sie können sich entspannen und man könnte anfangen, über die Gestaltung eines zeitgemässen Urheberrechts zu diskutieren, bei dem weder Urheber noch zahlende Konsumenten benachteiligt werden.
2. Sie können weitermachen wie bisher, das Internet einzig als grossen Platz für digitale Hehlerei sehen und noch mehr Einschränkungen für ehrliche Kunden fordern (und durchsetzen).
Mit 1. wird vielleicht alles gut. Vielleicht auch nicht. Das kann niemand mit Gewissheit sagen. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass es genug Leute gibt, die auch für digitale Medien mit fairen Nutzungsbedingungen gerne zahlen und somit die Urheber unterstützen.
Mit 2. wird nur eine Verhärtung der Fronten erreicht und letztlich wird diese Haltunge dazu führen, dass Menschen, die eigentlich niemanden bestehlen wollen, dann doch damit anfangen. Auch der geduldigste Konsument lässt sich nicht ewig von einer paranoiden Industrie gängeln.
Wer glaubt, digitale Inhalte könne man im Internet verkaufen und gleichzeitig dauerhaft schützen, der irrt. Es gibt immer Wege, einen Kopierschutz zu umgehen.
Wer glaubt, Internetsperren seien ein Weg, unliebsame Seiten aus dem Netz zu entfernen, hat keine Ahnung, wie das Internet funktioniert.
In diesem Sinne wünsche ich den Urhebern in der Debatte mehr Gelassenheit, weniger Angst und Offenheit für neue Lösungsansätze.
Und bitte schreibt keine solchen Trotzbriefe. Damit macht ihr euch bei den Erwachsenen lächerlich.