[Argentinien] Tomás Eloy Martínez – Purgatorio

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Auch wenn das jetzt ziemlich blöd klingt, ich mag Bücher, die in südamerikanischen Diktaturen spielen, ich finde die Stimmung, die die Unterdrückung mit sich bringt, immer ganz besonders faszinierend. Als mir „Purgatorio“ begegnet ist, hat mich zuerst der Titel angesprochen und dann der Teil des Klappentextes, in dem vom Verschwinden von Emilias Mann die Rede ist. Emilia selbst ist die Tochter eines einflussreichen Journalisten, der in der argentinischen Diktatur zu den Freunden des Präsidenten Jorge Rafael Videla zählte. Ihr Mann Simon hingegen entpuppt sich als „subversives Element“ und beide werden eher zufällig gemeinsam verhaftet. Sie kommt nach kurzer Zeit wieder frei, er bleibt verschwunden. „Purgatorio“ spielt 30 Jahre später, als Emilia ihn in den USA wieder trifft.


    Das war dann leider auch der Moment, ab dem mir das Buch nicht mehr wirklich gefiel. Seltsamerweise ist Simon nämlich in den 30 Jahren, die vergangen sind, um keinen Tag gealtert und so habe ich eigentlich nur weitergelesen, um herauszufinden wen Emilia wirklich getroffen hat oder ob Simon nur eine Einbildung ist. Das wird nicht so ganz klar und der Autor macht es nicht einfacher, er springt zwischen verschiedenen Erzählern und Zeitebenen hin und her. Die Einschübe, in denen der Autor erzählt, wie Emilias Leben damals in Argentinien ablief, waren recht interessant, allerdings erschienen mir die Beweise für Simons Tod schon ziemlich überzeugend, so dass ich mehr und mehr an der Existenz des aktuellen Simon zweifelte. Emilia konnte mich auch als Person nicht überzeugen, sie kam mir nicht nahe genug als dass ich dadurch ihre Empfindungen als generell wahre Sichtweise annehmen konnte. Die Szenen in der Gegenwart erschienen mir immer wirrer und dabei insgesamt zu zäh, um sie so konzentriert zu lesen, dass sich eine Wahrheit erkennen ließe. Es blieben nur Momenteindrücke, deren Zusammenhang mit dem, was ich als eigentliche Geschichte erwartet hatte, mir verborgen blieb.


    Letztendlich soll „Purgatorio“ vermutlich Emilias 30jähriges Fegefeuer des Wartens beschreiben, mich hat das Buch allerdings enttäuscht, mir fehlte eine durchgängige Geschichte, ein roter Faden, auch wenn das wohl durchaus vom Autor so beabsichtigt war.


    2ratten :marypipeshalbeprivatmaus: