Anna Maria Sigmund - Die Frauen der Nazis (Teil I)

  • Ich bin mir ehrlich gesagt gerade nicht ganz sicher, ob das hier reingehört... aber ins Unterboard für Autobiografie, etc. schien es mir auch nicht zu passen. Ansonsten bitte verschieben. :redface:


    Die Frauen der Nazis von Anna Maria Sigmund

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    Verlag: Ueberreuter, 1998
    Seiten: 240
    Umschlagtext: Adolf Hitler faszinierte viele Frauen. Eine ging sogar mit ihm in den Tod. Auch Hitlers Helfer hatten Frauen an ihrer Seite. Wie verlief deren Leben? "Die Frauen der Nazis" - ein spannendes Buch über die weibliche Seite des Dritten Reiches. Enthält: Eva Braun, Magda Goebbels, Carin Göring, Emmy Göring, Geli Raubal, Leni Riefenstahl, Gertrud Scholtz-Klink und Henriette von Schirach.


    Ich bin zufällig im Bücherbrockenhaus auf dieses Buch gestossen. Zweimal war ich dort, habe es durchgeblättert und nicht gekauft, beim dritten Mal habe ich es dann doch getan. Der Einband und der Klappentext überzeugten mich eigentlich nicht sonderlich, ich kaufte es dann aber doch, nachdem ich auf Wikipedia kurz mal über Emmy Göring, Eva Braun und Magda Goebbels gelesen hatte. Irgendwie interessierten mich diese Geschichten dann doch. Seit ich meine Maturaarbeit vor 2 Jahren über ein Thema geschrieben habe, das eng mit dem Nationalsozialismus verknüpft ist, merke ich immer wieder, dass mich dieses Thema irgendwie einfach nicht loslässt und ich immer noch gerne darüber lese. Jetzt in den Sommerferien hatte ich endlich Zeit mich mal mit diesem Buch zu beschäftigen.


    Anna Maria Sigmund legt mit diesem Buch 8 Kurzbiografien von 8 verschiedenen "Damen" aus dem NS-Dunstkreis vor. Die acht Damen sind mittlerweile für die meisten Leute ein Begriff, um z.B. Eva Braun wurde jedoch im Dritten Reich ein grosses Geheimnis gemacht. Auch was Geli Raubal, die Nichte Hitlers betrifft, so wurde zwar darüber gemunkelt, jedoch nie wirklich geklärt, warum sie Selbstmord begannen hatte. Und dann sind da noch Emmy Göring und Magda Goebbels: Die Vorzeigedamen des Reiches. Die "Hohe Frau" - Emmy und die "Gnädige Frau" - Magda, die um die Stellung der Ersten Dame des Reichs konkurrierten. Dabei führte Emmy noch ein recht geregeltes Leben, hatte einen fetten, Morphium-süchtigen, aber immerhin treuen, Gatten, während Magda beständig unter den Frauengeschichten ihres Herrn Doktors zu leiden hatte und sich gleich selbst in Abenteuer mit dessen Sekretärs stürzte.


    Das Buch beginnt mit Carin Göring, Herman Görings erster Frau, welche 1931 an einer Krankheit starb. Hübsch wird geschildert, wie sich die beiden kennenlernten, eigentlich unglaublich was sie alles erlebten und durchmachten und trotzdem beisammen blieben. Gleich darauf folgt die Biografie Emmy Görings. Sie wird als liebe, mütterliche Person geschildert. Ehrlich gesagt, kann ich mich nicht mehr gross an all das erinnern was da stand. Das liegt eigentlich nicht daran, dass ich sie für eine uninteressante Person halte, sondern vielleicht mehr daran, das ihr Leben im Vergleich zu anderen wenig spektakulär wirkt (ihr dürft mir gerne widersprechen... so habe ich es jedenfalls empfunden).
    Nach Emmy folgt Magda Goebbels und die wirkt auf den Leser wie eine Faust in die Magengrube: Die Herrliche Geschichte eines unglaublichen Aufstiegs: Von der braven Klosterschülerin und dem Liebling des jüdischen Stiefvaters, sowie der glühenden Zionistin, welche sie als Jugendliche war, bleibt nichts mehr übrig, als sie sich nach ihrer Scheidung vom Grossindustriellen Günther Quandt auf Jospeh Goebbels einlässt. Sie steigt gesellschaftlich auf. Vom unehelichen Kind zur Frau eines Millionärs und dann zu einer der ersten Damen des Dritten Reichs. Magda hatte scheinbar alles geschafft. Scheinbar. Das perfekte Bild einer hübschen, liebevollen Familie Goebbels trügt: Joseph Goebbels ist ein Schürzenjäger, Magda hat gesundheitliche Probleme, der Krieg tut das übrige... So tief kann der Fall sein: Am 01. Mai 1945 bringt sie ihre sechs Kinder um und begeht danach mit ihrem Mann Selbstmord.
    Etwas erleichterung für das Gemüt bringt daraufhin die Biografie Leni Riefenstahls. Ich hatte es zwar nicht erwartet, aber sie stellte sich für mich als eine der Interessantesten heraus. Vielleicht lag es auch daran, dass ich im Rahmen meines Unterrichts in "Film" Leni Riefenstahls "Olympia" sehen musste. Ihre Biografie zeigt eine ehrgeizige, kreative Frau, die sich nie unterkriegen liess. Nun, ich bewundere sie nicht dafür, dass sie dem Nationalsozialistischen System mit ihren Filmen propagandistisch gedient hat - versteht mich nicht falsch! - aber ich halte sie für eine interessante Künstlerin.
    Es folgt Gertrud Scholtz-Klink und bei der konnte ich nicht anders als laut zu lachen... Nicht, dass ich Geschichte nicht ernst nehmen würde... aber diese Frau ist ein gutes Beispiel für Ironie: Sie reiste unermüdlich als "Reichsfrauenführerin" von Ort zu Ort und propagierte die Ansichten ihres "geliebten Führers" und erzählte, wie die deutsche Frau zu sein habe. Lustigerweise stimmte sie Hitler auch in seinem Frauenideal zu: Frauen hatten in der Politik nichts zu suchen. Sie sollten keine hohen Posten bekleiden. Da hatte sich die Reichsfrauenführerin selber ins Fleisch geschnitten. Sie kam nie über den Grad eines Hauptamtsleiters hinaus. Sie hatte nicht einmal das Privileg Hitler jemals persönlich kennenzulernen. Da war ihr Magda Goebbels, welche völlig gegenteiler Meinung war, was die Frau anging, weit voraus...
    Weiter ging es mit Geli Raubal und Eva Braun. Zwei Biografien, über die eigentlich nicht extrem viel gesagt werden kann. Lange Zeit gab es Gerüchte um diese Frauen, lange war Eva Braun gar nicht bekannt. Geli Raubal, die Nichte Hitlers, beging 1931 Selbstmord. Warum genau, wurde nie geklärt. Man munkelte lange, dass Hitler und Geli ein Liebesverhältnis gehabt haben sollen, bewiesen wurde es nie. Eva Braun dann, gilt als die Frau an Hitlers seite. Sie harrte lange bei ihm aus, auch wenn er wegen politischer Probleme, Wahlkampf, etc. oft kaum Zeit für sie aufbringen konnte. Das "Tschapperl" nahm das alles hin, band Hitler durch zwei Selbstmordversuche geschickt an sich und führte an seiner Seite ein recht angenehmes Leben. Schlussendlich ehelichte er sie dann doch noch, bevor sie sich gemeinsam im Führerbunker umbrachten.
    Zu guter letzt wird noch Henriette von Schirach, ledige Hoffmann, erwähnt. Sie war die Tochter von Hitlers Leibfotografen Heinrich Hoffmann und begegnete Hitler in ihrer Kindheit sehr oft in ihrem Elternhaus. Später lebte sie mit ihrem Mann, dem Gauleiter von Wien, in Wien. Nach dem Krieg konnte sie nicht glauben, dass Hitler tatsächlich von all den schrecklichen Geschehnissen des Krieges gewusst hatte.


    Das Buch hat mich eigentlich nie gelangweilt. Es waren acht interessante, kurze Portraits. Manche von ihnen haben mich dazu bewogen weiterlesen zu wollen. Ich habe schon länger eine Biografie von Eva Braun hier rumstehen, welche ich mir demnächst vornehmen werde. Und gerade heute ist eine Biografie zu Magda Goebbels bei mir angekommen. Mir kamen die Portraits eigentlich gut recherchiert vor, ich bin aber keine Geschichtstudentin oder ähnliches und kann das daher nicht sehr gut bewerten. Ich weiss nicht ob ich mit dem Buch auf ein typisches "3. Reich Bestseller Skandal Stories"-Buch reingefallen bin, oder ob es wirklich empfehlenswert ist. Ich fand es jedenfalls ziemlich interessant. Eigentlich konnte ich die Frauen nicht immer nachvollziehen (nun, ist wohl auch gut so ;D), aber ich finde, dass ihre Leben interessante Einblicke in die NS-Führungselite geben.
    Das Buch war interessant geschrieben, nicht zu stark bebildert und für acht Biografien hat man doch genug Informationen zu jeder Einzelnen bekommen.


    Des öfteren wird man den Kopf schütteln über die Entscheidungen und Ideale dieser Frauen, aber ich finde, dass auch das es gerade interessant macht.


    4ratten