Was ist "guter Horror"?

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 680 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von sandhofer.

  • Angeregt durch diese Diskussion, drängen sich mir einige Fragen auf. Es ist unter anderem die Rede von „guten Horrorbüchern“ bzw. „guter Horrormusik“. Doch „gut“ ist ja immer auch eine Empfindungssache, ebenso wie „Horror“. Manche Musik jagt mir vielleicht einen Schauer über den Rücken, jemand anderem nicht. Manch ein Buch bereitet jemand anderem schlaflose Nächte, mir nicht.


    Deshalb gebe ich die Fragen einfach mal weiter: Was ruft bei euch den blanken Horror hervor? Ab wann empfindet ihr ein Horrorbuch als gut? Reicht eine verstörende Geschichte oder achtet ihr auch auf Dinge wie Sprache, Erzählstil? Wird ein so bezeichnetes Horror-Buch automatisch schlecht, wenn der Horror darin zu wenig ist, oder kann es dennoch ein gutes Buch sein?


    Und um sie selbst auch noch zu beantworten:
    Bei mir ist es so, dass ich mich als eher empfindlich/sensibel einschätze und daher recht schnell das Gefühl von Horror verspüre, wenn ich ein entsprechendes Buch lese. Lesen fällt mir allerdings leichter, als solche Filme zu sehen. Ein Horrorbuch ist meiner Meinung nach dann gut, wenn ich darin versinken kann, wenn ich das Gefühl bekomme, es wäre tatsächlich möglich, egal wie aberwitzig die Vorstellung auch ist. Noch besser, wenn ich das Gefühl habe, dass es woanders gerade passiert. Wichtig ist mir dabei das Unfassbare, Übernatürliche, denn sonst könnte ich ja auch drastische realistische Geschichten lesen. Die Sprache hängt meiner Meinung nach damit zusammen, man kann mit ihr Effekte erzeugen oder sie abschwächen, andererseits stört mich ein nicht so guter Stil bei einer guten Geschichte weniger, als bei einer schlechten. Und die letzte Frage: Natürlich. Ich ordne es dann nur nicht unbedingt im Horrorregal ein. ;)

  • Guter Horror kommt für mich weitestgehend ohne Blut und Ekel aus, sondern besticht durch das Anregen der eigenen Phantasie und dem Spiel mit den Urängsten eines Menschen. Also genau das, was Lovecraft sehr gut beherrscht. :zwinker: Gruselig ist dann nicht unbedingt das, was dort beschrieben wird, sondern vielmehr das, was nicht beschrieben wird, also ungesagt bleibt. Die eigenen Ängste sind immernoch am intensivsten und furchteinflößendsten.

  • Guter Horror kommt für mich weitestgehend ohne Blut und Ekel aus, sondern besticht durch das Anregen der eigenen Phantasie und dem Spiel mit den Urängsten eines Menschen.


    + der Tatsache, dass das Beschriebne zumindest theoretisch im Rahmen des Möglichen liegt, also es auch eine natürliche Erklärung geben könnte. Eventuell mit ein bisschen Ausdehnung der aktuell bekannten wissenschaftlichen Erkenntnisse. (und dann deckt diese Erklärung vielleicht doch nicht alles.) Lovecraft kann das. Bierce in seinen Short Stories auch.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)