Inhalt:
Wäre der Tiger nicht gewesen, Jaffys Leben wäre wahrscheinlich anders verlaufen. Der Tiger war der Schlüssel zu Jamrachs Menagerie. Denn welcher Junge geht schon hin und tätschelt einem herumstreifenden Tiger die Schnauze?
Das ist nun Jaffys Welt: Wilde Tiere, Käfige säubern und sich mit Tim zanken. Der strahlende Tim, Jaffys bester Freund. Er ist auch, dem Jaffy einige Jahre später auf den Walfänger folgt. Doch werden sie nicht nur angeheuert, um Wale zu jagen, das eigentliche Ziel ist etwas viel Grösseres, Gefährlicheres. Ein Drache soll es sein, ein echter, lebender Drache...
Meine Meinung:
"Der Atem der Welt" von Carol Birch nimmt uns mit ins Jahr 1857 und gleich zu Beginn treffen wir den Tiger, der aus seinem Käfig fliegen konnte und sich London anschauen geht. Ein spektakulärer Anfang für ein Buch mit Höhen und Tiefen.
Zu den Höhen gehört definitiv die Fahrt auf See. Jaffy und Tim, beides junge Männer voller Tatendrang, wollen hinaus und die Welt sehen. Beziehungsweise, Timm will die Welt sehen. So landen die Burschen auf dem Schiff und meiner Ansicht nach im stärksten Teil des Buches.
Hier kommt am meisten Stimmung und Spannung auf. Man trifft auf skurille Menschen, ist bei der Jagd auf den Drachen dabei und vor allem die Schilderungen der Zeit mit dem Drachen sind sehr intensiv. Das Schiff wird von einem grossen Unglück heimgesucht und stellt Jaffy vor eine Entscheidung, die härter nicht sein kann.
Dabei erinnert die Geschichte zwar etwas an "Schiffbruch mit Tiger", entwickelt aber dennoch eine starke Eigendynamik, für die ich das Buch wirklich schätzen lernte. Es war eine fesselnde Geschichte und ich konnte meine Nase kaum mehr aus dem Buch nehmen. Es entwickelte einen derartigen Sog, dass ich gar nicht anders konnte, als ständig daran denken, wie es nun mit den lieb gewonnenen Figuren weitergehen mag.
Doch trotz des starken Mittelteils hat "Der Atem der Welt" auch einige Schwachstellen. Zu denen gehören der Anfang und vor allem der Schluss.
Der Anfang war zu wenig packend, liebevoll erzählt, das gewiss, aber eigentlich besteht der erste Teil des Buches bloss aus Alltagsgeschehnissen aus Jaffys und Tims Leben. Man merkt, dass Jaffy sich mehr und mehr in Tims Zwillingsschwester verliebt, dass er gut mit Tieren kann, aber es fehlt der rote Faden. Einige Male dachte ich daran, das Buch zur Seite zu legen. Es sind zwar lustige Erlebnisse und das Trio überzeugt in seiner verqueren Dreieckskonstellation. Aber wozu muss ich das alles wissen? Wohin führt diese Geschichte?
Diese Fragen erübrigten sich als die Geschichte an Fahrt aufnahm und in den von mir bereits gelobten Mittelteil überging. Der Schluss jedoch verpatzte wiederum alles.
Ansatt die Geschichte mit Gefühl zu beenden und den Leser das Buch mit einem wohligen Seufzer schliessen zu lassen, zieht Birch das Ganze in die Länge.
Sie erzählt uns noch dies und das und jenes. Und mit jeder Seite schwindet der wohlige Seufzer mehr und als Leser dachte ich nur noch: "Komm zum Schluss!" Denn die eigentliche Geschichte war schon lange zu Ende. Der Rest ist nur noch Blabla und zerstört den Zauber des Hauptteils.
Schade, wie ich finde, sehr schade sogar. Denn an und für sich ist "Der Atem der Welt" eine gut erzählte Abenteuergeschichte vor historischem Hintergrund. Ein Buch über Leben und Sterben, die Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt und der Natur. Alles war sehr gut durchdacht, bis auf das Kaugummi-Ende...
Fazit:
Wer ein Buch im Stil von "Schiffbruch mit Tiger" sucht, findet hier eine weitere Schilderung des Lebens auf dem Meer, seinen Gefahren und seinen Chancen. Ein schönes Buch mit einigen Schwächen, doch der wichtigste Teil des Buches ist so gut erzählt, dass man den schwächelnden Anfang vergessen kann.
Allen Lesern jedoch empfehle ich, den dritten Teil nicht mehr zu lesen.
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