Anna Kaleri - Der Himmel ist ein Fluss

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    In diesem biographisch angehauchten Roman schildert die Autorin die fiktive Geschichte ihrer unbekannten Großmutter, die 1945 in Polen ums Leben gekommen ist.


    Der Roman setzt einige Jahre früher ein, Minna ist eine junge Landarbeiterin in Masuren. Sie unterscheidet sich von den anderen Mädchen im Dorf, interessiert sich für Bücher und wird als hochmütig angesehen. Als sie den Vogelkundler Gwidon kennenlernt, öffnet sich für sie eine neue Welt. Obwohl eine Beziehung zwischen ihnen aussichtslos scheint – er ist verheiratet und Pole – nimmt sie eine Stelle in der Stadt an, um ihm näher sein zu können. Doch in dieser Zeit hat eine Liebe wie ihre keine Chance.


    In ruhigen, poetischen Worten erzählt die Autorin Minnas Geschichte. Besonders faszinierend fand ich den Anfang, die scheinbare Idylle im schönen Masuren, wo es doch unter der Oberfläche schon brodelt, zum einen das Unheil in Form des Nationalsozialismus aufzieht, zum anderen aber auch äußerst unschöne Geheimnisse der Dorfgemeinschaft enthüllt werden.


    Gar nicht so recht bewusst war mir, dass Polen damals ähnlichen Repressalien ausgesetzt waren wie Juden, und eine Beziehung zwischen einer Deutschen und einem Polen eine Straftat war. Dies bringt der Roman auf nachdrückliche Weise in Erinnerung.
    Minna macht über weite Strecken einen sehr naiven Eindruck, doch dies wirkt nicht unrealistisch für die Umgebung, in der sie aufgewachsen ist. Obwohl die Schilderung ihres Lebens teils eher distanziert wirkt, fand ich ihr kurzes Leben sehr berührend dargestellt. Das Ende der Geschichte ist von Anfang an klar, trotzdem hofft man als Leser irgendwie auf einen anderen Ausgang.


    Auch wenn das Buch mit 200 Seiten eher kurz gehalten ist, fand ich es sehr eindringlich und konnte es kaum aus der Hand legen.


    Wer mehr über die Entstehungsgeschichte des Buches und die Motive dahinter wissen möchte, findet weitere Informationen auf dem Blog der Autorin: annakaleri.twoday.net


    4ratten

    LG, Dani


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  • INHALT
    Die junge Masurin Minna, die mit ihren Eltern zusammen lebt, versucht ihrem langweiligen dörflichen Alltag durch Streifzüge in die Natur zu entfliehen. So lernt sie eines Tages den Ornithologen Gwidon im Wald kennen, einen verheirateten Polen. Sie treffen sich heimlich und fühlen sich allmählich immer mehr zueinander hingezogen. Gwidon und seine so gänzlich andere Welt üben eine große Faszination auf Minna aus. Sie beginnt sich für Literatur zu interessieren und leiht sich bei ihrem ehemaligen Lehrer Bücher aus.
    Um weiterhin in Gwidons Nähe sein zu können, nimmt Minna eine Stelle als Hausmädchen bei einem Apotheker in Allenstein an. Doch fühlt sie sich in der Stadt einsam, gefangen und keineswegs glücklich. Die sich abzeichnende Bedrohung durch den Nationalsozialismus für sie als Deutsche und Gwidon als Polen erkennt Minna nicht und dies wird beiden schließlich zum Verhängnis.


    MEINE MEINUNG
    Jedem Abschnitt des Romans ist ein stimmungsvolles Schwarz-Weiß-Foto von Masuren und ein Auszug aus Blog-Einträgen der Autorin vorangestellt, die sie während der Recherchen zur Geschichte ihrer masurischen Großmutter und der Reisen nach Masuren geschrieben hat.
    Die prägnante sehr gefühlvolle, poetische Sprache hat mich schnell gefangen genommen. Oft kommt die Geschichte auch ohne viele Worte aus - vieles wird nur szenisch angerissen, unvollständig beschrieben und man kann seiner Fantasie freien Lauf lassen. Sehr gelungen ist auch die Beschreibung der Natur und des masurischen Landlebens - einer dörflichen Idylle, die immer deutlicher durch die Vorboten des Nationalsozialismus getrübt wird. Es hat mir sehr gefallen, dass die in den Text eingestreuten Bezüge zum Himmel als eine Art Motiv immer wieder eine Verbindung zum Buchtitel herstellten.
    Der Roman erzählt eine zarte Liebesgeschichte mit tragischem Ausgang, eine verbotene Liebe zwischen einem jungen masurischen Mädchen und einem Polen vor dem Hintergrund des aufkommenden Nationalsozialismus. Doch man ahnt, dass es noch um sehr viel mehr geht.
    Für Emilie Sawitzki
    "Sie wurde in Masuren geboren und dort 1945 erschossen. Sie war meine Großmutter. Lange kannte ich ihren Vornamen nicht. Von ihr gibt es kein Foto, kein Schriftzeugnis, keinen Grabstein – als hätte es sie nie gegeben."

    …so lautet die Widmung, die Anna Kaleri ihrem Roman voranstellt.
    Die Autorin wollte nicht das Schicksal ihrer masurischen Großmutter, über das sie leider während der langen Recherchen ohnehin viel zu wenig erfahren hatte, nacherzählen, sondern schuf mit Minna eine Figur, anhand der sie exemplarisch ein Frauenschicksal jener Zeit geschildert hat. Sie hat mit diesem Roman auch eine Hommage an ihre Großmutter und die vielen anderen Frauen, denen ähnliches widerfahren ist, geschrieben.
    Sehr lesenswert sind auch die Blog-Einträge, in denen Anna Kaleri über ihre Erlebnisse, Gefühle und Erfahrungen während ihrer Nachforschungen schrieb und diese zu verarbeiten versuchte.


    FAZIT
    „Der Himmel ist kein Fluss“ ist ein Buch, das mich sehr berührt hat und das ich nicht so schnell vergessen werde. Es ist absolut lesens- und empfehlenswert!


    4ratten:marypipeshalbeprivatmaus: