Jürgen Hühnerbein - Finsternis im Kopf

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    Hätte ich diesen Krimi nach 35 Seiten bewertet, wären es sicherlich 4 Ratten geworden. Bis dahin war er stilistisch ansprechend – wenn man Schachtelsätze mag - und inhaltlich einigermaßen verheißungsvoll. Nach diesem Punkt sank das Niveau leider um einiges. Schon früh wird nämlich enthüllt, wer der Mörder ist. Was beim Leser anfangs nur als Verdacht schwelt, wird bald zur Gewissheit. Nachdem nun das wichtigste Spannungselement wegfällt, setzt die nächste Phase ein: Wann kommt ihm die Polizei auf die Spur? Auch das dauert nicht lange, denn der Täter mordet munter weiter und hinterlässt Spuren, und natürlich ist einer unter den Kripobeamten, der ihn innerhalb von zwei Seiten entlarvt.


    In Ansätzen war das Buch gut, die Umsetzung aber zu unausgegoren. Spannung lässt sich nicht erzwingen durch Großschreibung, übermäßigen Einsatz von Ausrufezeichen oder spontane Morde, die mit der Handlung zu keinem Zeitpunkt etwas zu tun haben. Ziemlich misslungen ist der Versuch, die Verbindung eines Polizisten zum Täter zu verschleiern, indem der Polizist mitten in der Handlung plötzlich beim Vornamen genannt wird. Nachdem der Zusammenhang aufgedeckt ist, erfolgt wieder der Wechsel zum Nachnamen. Allerdings dürfte schon vor diesem Zeitpunkt nahezu jedem Leser klar gewesen sein, worin die Verkettung besteht. So ziehen sich ähnliche Ungereimtheiten, Unglaubliches und Unmögliches durch die Geschichte. Für die Entfaltung der Charaktere blieb wenig Platz. Am anschaulichsten erschien noch der Täter als Mensch mit religiösen Wahnvorstellungen, auch wenn über seine Beweggründe nur andeutungsweise berichtet wurde. Die anderen Herrschaften gingen mehr oder weniger unter.


    Ähnlich wie der Inhalt ist auch die optische Gestaltung des Buches eine Prüfung. Abgesehen von den Kapitelanfängen gibt es seitenlang nicht einen Absatz, was bei dem engen Schriftbild nicht besonders übersichtlich ist. Mit 160 Seiten ist der Roman wahrlich kein Wälzer, den man zurechtstutzen musste. Warum die Kapitel von 1 – 32 und dann wieder rückwärts bis 1 nummeriert wurden, hat sich mir nicht erschlossen. Möglicherweise sollte das einen Wendepunkt in der Handlung markieren.


    Insgesamt wurde hier einiges Potenzial nicht ausgeschöpft. Mit einem anderen, bodenständigen Thema könnte mich Jürgen Hühnerbein durchaus nochmals reizen.


    2ratten

  • Zwischenzeitlich habe ich mir Hühnerbeins Buch auf Amazon genauer angesehen, weil mich die hohen Bewertungen doch etwas erstaunten. Nach einigen Klicks war zu erkennen, dass drei der Rezensenten das Buch innerhalb weniger Monate nach Erscheinen gelesen haben und vorher kein bzw. nur ein Buch überhaupt kommentiert haben. Da handelt es sich wohl nur um Gefälligkeitsrezensionen. So kann man eine Statistik natürlich auch hinschminken. :rollen: