John Crowley - Engine Summer

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 1.872 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wendy.

  • Hallo ihr Lieben!


    Es ist wieder soweit. Dank der Monatsrunden krame ich Bücher raus, die sonst sicher liegen bleiben würden. :zwinker:


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    Inhalt:
    Maschinensommer – so nennen die Menschen Nachkommen derer, die den Sturm der letzten verheerenden Weltkrieg überlebt hatten, ihre Zeit den Spätherbst der Menschheit. Es sind ihrer nur noch wenige und staunend und oft verständnislos stehen sie vor den zerfallenden Überresten einer Zivilisation die längst Legende geworden ist, erzählen sich an Lagerfeuern zwishcen den Ruinen von den Wundern einer Zeit der Engel die angeblich fliegen konnten und künstelche Monde an den Himmel hängten..



    Ich habe gestern begonnen zu lesen und bin auch schon ein Drittel weit gekommen. Mein erster Eindruck war: Hä??
    Die Rahmengeschichte ist, dass der Protagonist Rush that Speaks jemandem (oder etwas) seine Geschichte erzählt. Der Zuhörer spricht dabei in Kursiv, Rush selbst erzählt in der Ich-Form.
    Wir werden zeremonielos in eine sehr, sehr seltsame Welt geworfen, die für mich auch nach einem Drittel nur wenig durchschaubar ist. Vor langer Zeit muss wohl eine Art Apokalypse passiert sein, denn Rush lebt in einer Gesellschaft, die die "alten Menschen" als Engel bezeichnet. Sie fuhren in Autos auf Straße (ohne Artikel) und es gabe Millionen über Millionen von ihnen. Rushs Gesellschaft unterteilt sich in sogenannte cords, denen je bestimmte Eigenschaften zugewiesen sind. So ist der Whisper Cord etwa sehr verschwiegen, der Palm Cord (dem Rush angehört) beschäftigt sich mit dem Wissen und dem Erhalt aller Sagen und Legenden der Vergangenheit.


    Ich persönlich mag es ja, wenn ich in einem Roman erst nicht weiß, wo oben und unten ist. Aber für jeden ist dieses Buch sicher nicht. Rushs bester Freund Seven Hands möchte irgendwann seine Heimat verlassen und Rush bittet darum, mitgenommen zu werden. Ein weiterer Erzählstrang - alles ist sehr lose und wenig linear erzählt - beschäftigt sich mit Rushs Freundschaft oder Liebe zu einem Mädchen aus dem Whisper Cord, Once a Day. Man sieht schon an den Namen, wie unsagbar seltsam alles ist. Once a Day ist gerade mit einer Gruppe Händler aus der Stadt (Siedlung? Dorf? :schulterzuck:) verschwunden. Ich vermute, dass Rush ihr jetzt hinterher reisen wird...


    Es ist wie gesagt kein roter Faden ersichtlich und verstehe diese post-apokalyptische Welt noch nicht mal ansatzweise. Das Untermischen von selbst erfundenen Legenden gefällt mir aber. Es werden z.B. auch Telefone erwähnt, die es den Engeln ermöglichten über lange Distanzen miteinander zu kommunizieren. Dadurch haben sie aber die Fähigkeit verloren, Wahres zu sprechen. Weil man ein Telefon ja leichter anlügen kann als das Gesicht eines Menschen.


    Bisher gefällt es mir gut, auch wenn ich langsam lese - eben wegen der Verwirrungen, der seltsamen Namen und weil ich noch nicht weiß, was eigentlich los ist. :breitgrins:


    P.S.: Die Beschreibung ist nicht ganz richtig. Maschinensommer nennen die Menschen die Zeit im Spätherbst, wo der Sommer noch mal kurz vorbeischaut. Die Luft riecht zwar schon nach Schnee und Winter, aber es ist noch ein paar Tage erstaunlich warm. So wurde es zumindest im Buch beschrieben.

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Was für ein seltsames Buch...


    Rush hat inzwischen sein Dorf, Little Belaire, verlassen und ist zuerst kurz bei einer kleinen Familie mit Zwillingen geblieben. Zwillinge sind zwar bekannt, aber etwas ganz außergewöhnliches und Rush war ganz fasziniert davon, wie die zwei gegenseitig angefangene Sätze verfollständigen und immer genau zu wissen scheinen, was der andere denkt.


    Als die zwei erwähnte, dass sie einen Heiligen kennen - jemanden, der sein Wissen durch Geschichten weitergibt - macht sich Rush auf, diesen St. Blink zu finden. Bei ihm lebt er nun seit einem halben Jahr und versucht Sinn in die Engel-Objekte zu bringen, die St. Blink bei sich zuhause (in einem Baumhaus :breitgrins:) hat.


    Zwischendurch wechseln wir immer wieder kurz in die Gegenwart, wo Rushs Geschichte irgendwie aufgezeichnet wird. Wirklich Sinn ergibt immer noch nichts, aber sehen wir mal, wie's weitergeht.

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  • Spät, aber doch. Ich wurde am Wochenende mit diesem seltsamen Buch fertig.


    Meine Meinung:
    In einem Dialog zwischen Rush That Speaks und einem bis zum Ende unbekannten zweiten Wesen erzählt Rush seine Geschichte. Er beginnt bei seiner Kindheit, die er in einer Art Kommune verbringt, mit eigenen Regeln und Mythologie. Dort verliebt er sich in ein Mädchen, das schon bald mit einer Gruppe namens The List das Dorf verlässt. Da Rush immer schon einen Hunger nach Wissen verspürt hat, macht er sich auf, um ihr zu folgen und gleichzeitig zu einem "Heiligen" zu werden - einem Menschen, der verlorenes Wissen sammelt und zu seinem Volk zurückbringt, jemand der Geschichten zu erzählen hat.


    Auf seinem Weg trifft er auf verschiedene Menschen, die ihm - in weiterhin verwirrender Sprache - Dinge beibringen. Er lernt ganz langsam immer mehr über die Welt, in der er lebt. Da alles von der seltsamen Mythologie dieser post-apokalyptischen Menschheit durchzogen ist, war es zumindest für mich unmöglich, zu erraten, was wirklich passiert ist und wo Rush im Moment ist und diese Geschichte erzählt.
    Er findet das Mädchen, Once A Day, das inzwischen mit The List und deren riesigen Katzen zusammen lebt. Schlussendlich wird eines der größten Geheimnisse dieser Gesellschaft gelüftet und Rush steht der Wahrheit gegenüber...


    Ich mag es, wenn Autoren mich längere Zeit in der Luft hängen lassen, wenn wir so wenige Informationen bekommen, dass wir ständig raten können, was dieser Satz oder jenes Objekt symbolisiert, woher die Mytholgie dieser Leute kommt. Meine Verwirrung entstand aber nicht nur durch diese andersartige Kultur, sondern auch durch den Schreibstil. Crowleys Stil wurde als poetisch und lyrisch beschrieben - dem kann ich nur teilweise zustimmen. Metaphern, Vergleiche und blumige Sprache sagen mir alle zu - aber hier bekam ich schnell das Gefühl, dass alles so gewollt ist. Als würde der Autor jeden Baum extra-poetisch beschreiben, nur um uns zu zeigen, dass er es kann. Da der Inhalt dieser ach-so-poetischen Sätze oft an mir vorbeiging (weil ich wegen mangelnder Information keine Zusammenhänge erkennen konnte), hat mich der Stil wohl auch wenig beeindruckt.


    Insgesamt fehlte mir das menschliche Element. Abgesehen von Rush lernen wir keinen Charakter wirklich kennen. Und selbst mit Rush habe ich nicht besonders mitgefühlt, weil er - wegen des verwirrenden Stils - so distant blieb. Was dafür großartig hervorkommt ist die Atmosphäre. Das gesamte Buch ist von einer Melancholie durchzogen, die beinahe schon bedrückend war. Besonders das Überraschungs-Ende lässt einen eher deprimiert zurück.
    Ich kann mir vorstellen, dass das Buch für mich so abgesackt ist, weil ich entweder von den vagen Andeutungen und dem Mangel an klaren Aussagen genervt war oder auch, weil es sprachlich an mir vorbeiging und ich es einfach nicht verstanden habe.


    Einerseits werde ich von diesem Buch vermutlich nur das Ende in Erinnerung behalten, andererseits hat es mir Lust auf Crowleys Roman "Little, Big" gemacht. Ich denke, in eine Fantasy-Welt passt seine Sprache viel besser als diesen Science-Fiction Roman.


    2ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

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