Fünfter Teil

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  • Ja, man glaubt es kaum, aber ich bin mittlerweile im 5. Teil angelangt.


    Bis einschließlich Kapitel 7


    Nun sind Kitty und Ljewin also verheiratet.
    Kann mir einer sagen, ob der Traugottesdienst in der Form üblich ist/war? Also zuerst ein Teil mit der Verlobung und die Eheschließung gleich hintendran?
    Kam mir etwas seltsam vor.
    Ljewin hatte es ja ganz schön eilig *grins* Und dann fängt er wieder mit den Zweifeln an *vordenKopfhau* Der ändert sich wohl nicht mehr. Süß fand ich die Geschichte mit dem fehlenden Hemd. Aber muss das dem armen Diener in die Schuhe geschoben werden?


    Ich bin gespannt, wie es Kitty "auf dem Dorf" gefällt.


    Anna und Wronskij sind also in Italien gelandet. Ich frage mich echt, wo die plötzlich das Geld her haben? Die laufenden Einkünfte von Wronskij sind ja nun nicht berauschend und Anna dürfte doch eher gar nichts haben, oder?
    Und ich habe den Eindruck, Anna vermisst ihre Kinder gar nicht :sauer: Dann soll sie Karenin gegenüber nicht immer so tun, als käme es ihr auf Sergej an.

    LG<br />Anne

  • Nach einigen Tagen Pause bin ich nun auch wieder mit dabei, hier meine Meinung zum gesamten fünften Teil:


    "Lewin befand sich immer noch in jenem Zustand der Verrücktheit": muss weiterhin schmunzeln, wie verliebt Lewin in Kitty ist. Wusste gar nicht, dass sich bei Männern die Verliebtheit auch so äußerst. :zwinker:
    Auch über die Sache mit dem Hemd musste ich schmunzeln, das Tratschen der Moskauer High Society in der Kirche hat mich dahingegen abgestoßen.


    Wronskij und Anna in Italien:


    Schade, anscheinend werden die beiden zum unglücklichen Gegensatzpaar zu Lewin und Kitty. Denn Lewin und Kitty "freuten sich ihres Alleinseins" (Anfang 14. Kapitel), Anna hinggegen ahnt Wronskijs und ihre "Einsamkeit" (Ende 7. Kapitel) schon voraus.


    Wieso langweilt sich Wronskij schon nach so kurzer Zeit mit Anna? Versteht Ihr das? Anna fühlt sich (zuerst noch) "glücklich und voller Lebensfreude", Wronskij fühlt jedoch dauernd seine Langeweile (s. 8. Kapitel). Und auch die Sache mit seiner Malerei...ich denke, der Vergleich mit einem "hungrige[n] Tier, [das] nach jedem Gegenstand schnappt, der ihm in die Nähe kommt, in der Hoffnung, etwas Eßbares zu finden" passt hervorragend zu Wronskij. Nur warum ist er so?


    Den Kunstgriff, wie der Maler Michailow als Außenstehender die Personen einschätzt, fand ich gelungen.


    Zurück zu Kitty und Lewin:


    Tolstoi hat mich in diesem Buch schon mit einigen schönen Bildern erfreut, in Kapitel 13 mit dem Vergleich des Familienlebens mit einem Kahn auf einem See.
    Dass für Lewin Kitty und er selbst quasi zu einer Person werden, diese Ansicht hätte ich auch eher von einer Frau und nicht von einem Mann erwartet. Aber egal, ich finde es romantisch! :zwinker:


    "Börsenspiel" (Kap. 14): das ließ mich an die aktuelle Finanzkrise denken.


    Am Ende des 14. Kapitels habe ich mich geärgert über die beschränkte Frauenrolle in der damaligen Zeit: Kitty als "Frau ihres Mannes, [als] Hausfrau" und Mutter in spe. Sie als Person kommt da gar nicht mehr vor. :rollen:
    Und auch dass Lewin seiner Frau verbieten wollte, mit zu seinem sterbenden Bruder zu fahren, hat mich geärgert. Sie muss ihn quasi wie ein kleines Kind anbetteln, damit er sie mitnimmt.


    Die Tage des Sterbens von Nikolaj fand ich insgesamt berührend geschrieben, allerdings ist mir auch hier wieder das Frauenbild Tolstois einige Male negativ aufgefallen.
    "Der Tod": bisher das einzige Kapitel, das einen Titel hat. Das mit dem "Sich-zurecht-Machen", von dem Marja kurz vor Nikolajs Tod spricht, habe ich schon von einigen Krankenschwestern gehört.
    Am Ende des Kapitels dann, ganz im Gegensatz zum Titel, die Hoffnung auf neues Leben: Kitty ist schwanger. Stilistisch schön gemacht!


    In Kapitel 19 erfährt man endlich etwas über die Hintergründe von Annas und Karenins Ehe; kein Wunder, dass sie unter keinem glücklichen Stern stand.


    Diese Gräfin Iwanowna wieder...hatte schon vorher den Verdacht, dass sie etwas von Karenin will. Was ich allerdings nie gedacht hätte, ist, dass er sich anscheinend auch zu ihr hingezogen fühlt! Wie die Gräfin Annas Brief beantwortet - schlimm!


    Serjosha tut mir leid, weil er sich so ungeliebt fühlt. Die Szene, in der Anna Serjosha heimlich besucht, fand ich sehr rührend!


    Wie sich Betsy verhält, kann ich nicht verstehen - genauer: ihre Beweggründe kenne ich (gesellschaftlicher Druck?!), allerdings verstehe ich nicht, wieso sie sich dem beugt. Erst Annas Freundin, nun diese Feindseligkeit...wie verlogen ist diese Gesellschaft!


    Und gegen Ende des Leseabschnitts zeigen sich dann wirklich große Risse in der Beziehung zwischen Anna und Wronskij:


    sie fragt sich, ob er sie überhaupt noch liebt und er entzieht ihr (wie symbolisch!) seine Hand - böse Omen?
    Im Theater dann...was soll ich sagen: die heuchlerische "High Society" stößt mich wieder einmal ab.
    Und obwohl Tolstoi im letzten Satz des Abschnitts schreibt, dass sich Anna und Wronskij vor ihrer Abreise aus Moskau "völlig ausgesöhnt" haben, halte ich die Versöhnung nur für eine sehr oberflächliche, wenn ich mir den Satz davor anschaue:
    "Und [Anna] sog die Liebesbeteuerungen, die [Wronkij] so trivial erschienen, daß er sich schämte, sie auszusprechen, gierig ein und beruhigte sich allmählich."
    Hat Anna überhaupt eine Chance auf ein "Happy End"? Karenin hat sie unglücklich gemacht, Wronskij scheint sie nicht wirklich bzw. nicht mehr zu lieben...Wo wird das nur hinführen?


    ***



    Anna und Wronskij sind also in Italien gelandet. Ich frage mich echt, wo die plötzlich das Geld her haben? Die laufenden Einkünfte von Wronskij sind ja nun nicht berauschend und Anna dürfte doch eher gar nichts haben, oder?


    Wronskij wird das wohl alles auf Pump machen. Eine schlechte Zahlungsmoral scheint in seinen Kreisen üblich zu sein. (Wobei ich mich da schon frage, ob sich das nicht langsam mal rumsprechen müsste wegen seiner vielen Schulden!)


    ***


    Und zum nächsten Abschnitt schreibe ich meine Meinung lieber wieder in mehreren Teilen! :zwinker:

  • Sogar mir sind jetzt die Selbstzweifel von Lewin auf den Geist gegangen. Und eigentlich bin ich ein Fan.
    Aber die Geschichte mit dem Hemd fand ich witzig, ich habe mich gewundert, dass die Leute
    solange in der Kirche gewartet haben. Ich als Braut hätte das persönlich übel genommen.


    Auch ich habe mich gefragt, woher Anna und Wronskij das Geld so plötzlich haben. Hm.
    Warum wird sich bloß so schnell gelangweilt?
    Und dann wird nach "Zerstreuung" gesucht.
    Manchmal ist ein geregeltes Leben eben doch sinnvoll.
    Auf alle Fälle hängt ein dunkler Schatten über Anna und Wronskij.

    &#128012;

  • Mit dem 5. Teil bin ich auch fertig. Genaueres schreibe ich heute abend, ohne meinen Kindle vergess ich die Hälfte :zwinker:


    Nur zum Thema "Langeweile"
    Ich denke, das ist allgemein ein Thema dieser Gesellschaftsschicht und dieser Zeit (und wenn ich ehrlich bin, denke ich, bei manchen Leuten heute auch noch)
    Die Menschen hatten einfach nichts zu tun, sie mussten für ihren Lebensunterhalt nicht arbeiten oder machten eher so Prestigejobs. Frauen blieben ja eh zu Hause. Um den haushalt musste sich keiner so kümmern, wie man das heute macht. Gab ja Angestellte. Und immer nur Lesen, Reisen, Musik machen und Handarbeiten bzw. Reiten, Jagen und sowas kann ja auch keiner :rollen:
    Die waren meiner Meinung nach einfach nicht ausgelastet!
    Bei Wronskij kommt für mich hinzu, dass er ein Leben als Regimentsoffizier gewohnt war, relativ regelmäßige Aufgaben erfüllen musste. Und dann war auf einmal Schluss damit. Und auch noch alle Freunde/Bekannte weg. Und plötzlich auch noch dauerhaft ne Frau an der Seite. Vielleicht war alles einfach ein bischen viel für ihn :zwinker:

    LG<br />Anne

  • @ Tami
    Da magst du recht haben (Langeweile).
    Gerade deshalb ist mir wohl der Ljewin auch so sympathisch. Er ist sich nicht
    zu schade, mit seinen Männern aufs Feld zu gehen und zu arbeiten, seinen Betrieb selbst
    zu führen. Das rechne ich ihm hoch an.

    &#128012;

  • Du bist ja große Ljewin-Anhängerin :zwinker:
    Siehst du es auch so, dass er sich trotz seiner Verliebtheit in Kitty nicht ganz auf sie einlassen kann/will?
    Ich habe den Eindruck, dass er mit ihr nur die schönen Seiten des Lebens genießen will, aber die schwierigeren Dinge - wie z.B. seinen Bruder - lieber allein regeln möchte. Irgendwie kann ich sowas nicht nachvollziehen. Könnte allerdings auch mit dem Frauenbild der damaligen Zeit zusammen hängen, dass die sich schön um Kinder und Familie und laufenden Haushalt kümmern sollen, ansonsten aber eher schmückendes Beiwerk sind.

    LG<br />Anne

  • Hm, ich glaube eher, dass er "das schwache Geschlecht" nicht belasten will. Als wenn sie es nicht ertragen
    könnte und daran zugrunde geht, wenn etwas mal unangenehmer wird.
    Hat der ne Ahnung!
    Hast du schon von der Geburt gelesen?


    Und ja, ich mag solche, dem oder auch ihrem Land verwachsenen, verwurzelten Menschen. Das Bäuerliche.

    &#128012;

  • Ich bin nun auch im 5.Teil angekommen :winken:
    Also ich muß sagen, das mir derKarenin richtig leid tat und ich ihn sehr gut verstehen konnte . Ich an seiner Stelle hätte die Scheidung durchgezogen.



    ich habe den Eindruck, Anna vermisst ihre Kinder gar nicht :sauer: Dann soll sie Karenin gegenüber nicht immer so tun, als käme es ihr auf Sergej an.


    Wenn ich das richtig gelesen habe, hat Anna ihre Tochter dabei, Tami


    Könnt ihr euch vorstellen, daß ich die Tränen in den Augen hatte,als Lewin und Kity endlich zueinander gefunden haben!?
    Ich fand das sooooooooo süß als die beiden nur mit Anfangsbuchstaben kommunizierten .
    Nun bin ich gespannt wie es weiter geht, wobei ich sagen muß das ich immer froh bin wenn die Kapitel über Wronskij und Anna fertig sind. Ich mag beide nicht !!! :grmpf:
    Für mich könnte das Buch Jekaterina heißen :zwinker:

    :biene:liest :lesen: und hört

    07/60

    2116 /25.525 Seiten


    Einmal editiert, zuletzt von Bine1970 ()

  • Ich könnte mir als Grund für Wronskis Langeweile auch der nicht mehr vorhandene Reiz der geheimen Affäre vorstellen. Ein gemeinsamer Alltag verliert schnell an Spannung und es gibt nicht mehr viel neues zu entdecken. Zudem dann noch der fehlende strukturierte Tagesablauf und keine sinnvolle Aufgabe mit Zielvorgabe. Scheinbar weiß er einfach nichts mit sich anzufangen.


    Ich finde Lewin immer noch sehr sympathisch aber leider auch ein wenig langweilig. Eigentlich hatte ich gehofft, dass Kitty sein Leben ein wenig aufpeppen wird, aber bisher ist das noch nicht der Fall. Trotzdem freue ich mich für die beiden, dass sie zueinander gefunden haben und miteinander glücklich sind.


    Zitat von Kapitel 7

    Anna, die es mit allen Menschen gut und freundlich meinte (so war sie eben damals)


    Scheinbar ändert sich Anna noch... Auf diesen Wandel bin ich gespannt!