Chris Cleave - Gold

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    Zoe, Kate und Jack sind Leistungssportler und seit Jahren befreundet. Obwohl die beiden Frauen unterschiedlicher nicht sein könnten und zudem direkte Konkurrentinnen sind, konnte sie nie etwas auseinanderbringen. Nun steht die Entscheidung für die letzte Olympiade der beiden an, danach werden sie ihre aktive Karriere beenden. Doch das Komitee verfügt eine Regeländerung, gemäß der nur noch eine der beiden teilnehmen kann. Wird ihre Freundschaft auch diese Zerreißprobe bestehen?


    Leistungssport, insbesondere Bahnradfahren, hat mich nie wirklich interessiert. Daher war ich umso erstaunter, wie gut es dem Autor gelingt, die Spannung dieses Sportes im Buch herüberzubringen. Die ausführlichen Beschreibungen haben mich in keinster Weise gelangweilt, sondern im Gegenteil wirklich gefesselt und mit den Athleten mit fiebern lassen.


    In Rückblenden wird die Geschichte erzählt, wie Kate und Zoe sich kennenlernten und wie sich ihre Freundschaft in den folgenden Jahren entwickelte. Eine wichtige Rolle spielen auch Kates Mann Jack und ihre an Leukämie erkrankte Tochter Sophie.
    Dem Autor gelingt es hierbei, die Hauptfiguren authentisch zu schildern, insbesondere Zoe wirkt hierbei nicht immer sympathisch, ist aber auf ihre Art eine ganz besondere Person. Für sie steht der Sieg über allem, sie hat kaum emotionale Bindungen und schreckt vor kaum etwas zurück, um ihre Ziele zu erreichen. Diese Verbissenheit ließ sie teilweise regelrecht furchteinflößend wirken. Kate hingegen will auch gewinnen, aber nicht um jeden Preis. Ihre Familie bedeutet für sie einen Gegenpol zum Sport, die Krankheit ihrer Tochter kostet sie natürlich auch viel Kraft, dafür hat sie mit Jack einen Partner, der ihr Halt gibt.


    Die Spannung baut sich nach und nach immer mehr auf, je mehr Informationen der Leser über die Vergangenheit der drei Sportler erhält, denn sie teilen ein Geheimnis.


    Für mich ein tolles Buch über Freundschaft und Profisport, sowie die Tatsache, das sich beides nicht gegenseitig ausschließt!


    4ratten

    LG, Dani


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  • Ich kann mich Dir anschließen, Spatzi.


    Meine Meinung:


    Sie lernen sich kennen als Konkurrentinnen, später werden sie Freundinnen: Kate und Zoe, die nun gemeinsam für die Teilnahme an den olympischen Spielen trainieren. Kate, inzwischen Ehefrau und Mutter, ist der Sonnenschein. Trotz der schwer kranken Tochter Sophie, stiehlt sich immer wieder ein ehrliches Lächeln auf ihr Gesicht. Zoe ist die Kämpferin. Die Verbissene. Eine Frau, die immer gewinnen will, gewinnen muss. Dazwischen steht Jack, Kates Ehemann und ebenfalls Radrennfahrer, den eine gemeinsame Vergangenheit mit beiden Frauen verbindet.


    Die achtjährige Sophie hat Leukämie und befindet sich gerade in der Chemotherapie. Kate muss die olympischen Spiele gewinnen, um ihrer Familie Mut und Zuversicht zu geben. Zoe muss gewinnen, weil sie nicht verlieren kann.


    Zitat

    "Die Olympia-Teilnahme machte ihr keine Angst; vor die lärmende Menge im Londoner Stadion zu treten, erschien ihr einfach und natürlich und gut. Inzwischen waren es die normalen Dinge, die ihr Angst machten - durch die sie ohne Lenker steuern musste. Ohne Fahrrad war sie wie ein Raucher ohne Zigaretten. Sobald sie vom Rad stieg, erwartete man von ihrem Herzen, diese ganzen verwirrenden Sekundärfunktionen zu übernehmen - jemanden zu lieben und etwas zu fühlen - während sie ihm doch immer nur beigebracht hatte, Blut zu pumpen."


    Es ist weniger ein Roman über Radrennen. Vielmehr ist es einfühlsamer Roman über die zerbrechliche Welt einer kleinen Familie. Und es ist eine Geschichte über eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen zwei völlig unterschiedlichen Frauen und Konkurrentinnen. Die Stadionatmosphäre, die Anspannung, die Anstrengung - all das kommt trotzdem nicht zu kurz und obwohl ich mich nicht mal während der Olympiade für diesen Sport interessiere, nahm mich das Buch fast von der ersten Seite an gefangen. Es lebt besonders von den stillen Stillen, manchmal tragischen, manchmal witzigen Momenten und weniger von "Rennaction".


    Zitat

    Ihr Leben war auch deswegen so kompliziert geworden, weil er es immer so leicht nahm. Es war nicht seine Schuld, dass sie mit schwierigen Situationen zurechtkam und er nicht. Menschen hatten ihren natürlichen Lebensraum, der nicht räumlich, sondern zeitlich definiert war. Für ihn war das Leben eines Neunzehnjährigen perfekt gewesen, und sie war eben mit zweiunddreißig besser.


    "Gold" ist das dritte Buch des Autors, der bereits mit seinem Debut "Lieber Osama", das mit Ewan McGregor unter dem Namen "Incendiary" verfilmt wurde, einen Welterfolg schrieb. Ein wunderbares Buch, das mich neugierig auf die anderen Werke des Autors gemacht hat.


    4ratten

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Die beiden Freundinnen Zoe Castle und Kate Ardall bereiten sich auf die olympischen Spiele in London vor. Auch wenn sie privat sehr eng zueinander stehen: Im Sport sind sie Konkurrentinnen - mit zwei komplett verschiedenen Geschichten. Zoe´s Erfolgsgeschichte ist bereits lang. Sie möchte jetzt unbedingt Gold in London gewinnen. Kate hingegen musste schon bei zwei Olympiaden auf den Start verzichten, denn ihre Tochter Sophie ist schwer an Leukämie erkrankt. Für die Olympiade in London ist sie in Topform. Muss sie sich nun wieder zwischen Kind und Karriere entscheiden?


    In "Gold" werden hauptsächlich Sophie und Kate betrachtet – Zwei Profis im Radsport. Ich hatte zu Beginn leichte Zweifel, ob mir das Buch überhaupt gefallen kann, da ich mit Radsport gar nichts am Hut habe. Allerdings kann ich hier Entwarnung geben. In "Gold" geht es keineswegs nur um Radsport. Vielmehr geht es um Wettkampf, Freundschaft, Leidenschaft und das pure Leben.


    Zu Beginn hatte ich dennoch etwas Mühe in das Buch ein zu finden. Denn die Einführung in das Buch ist etwas stockend und merkwürdig. Nach ungefähr 50 Seiten war ich schließlich mitten drin - und konnte „Gold“ kaum noch aus der Hand legen.


    Nach "Little Bee" ist "Gold" schon mein zweiter Roman von Chris Cleave. Ich mag den Autor sehr gerne, nicht zuletzt wegen seinem angenehmen Schreibstil. Dieser ist flüssig und leicht zu lesen. Mit der Auswahl an Worten und Beschreibungen, schafft es Chris Cleave jedes Mal den Leser bis ins Mark zu treffen. Er kommt genau auf den Punkt und beschreibt Handlungen unfassbar gut und authentisch.


    Auch den Leistungssport vermag Chris Cleave hier sehr gut darzustellen. Man liest wie Sportler bis zur Erschöpfung trainieren und lernt die Atmosphäre bei Turnieren kennen. Auch die Anspannung der Sportler war für den Leser greifbar. Die Geschichte um die kleine Sophie wirkte sehr authentisch und hat mich berührt.


    Leider waren die Charaktere nicht ganz so authentisch wie der Rest des Buches.
    Die Figuren blieben etwas blass. Trotzdem hatte ich keine Probleme mit den verschiedenen Charakteren mit zu fiebern.
    Vor allem die Unterschiedlichkeit der Charaktere hat mir sehr gut gefallen.


    Zum einen wäre da die ruhige, etwas naive Kate. Ihre Begabung im Radsport scheint ihr mit in die Wiege gelegt worden zu sein. Sie ist freundlich und die perfekte beste Freundin. Sie empfand ich als sehr sympathisch,
    vielleicht aber schon als zu perfekt?


    Zum anderen wäre da Zoe. Sie ist beinahe das Gegenteil von Kate. Eher distanziert und überehrgeizig macht Zoe einen vom Radsport besessenen Eindruck. Zudem wirkt sie oft (z.T. ohne Grund) zornig.


    Fazit: Sowohl der Schreibstil, als auch der Handlungsverlauf haben mich absolut überzeugt.
    Das Buch ist (abgesehen von den Charakteren) durchweg authentisch. Der Verlauf der Geschichte hat mich mehrfach total überrascht. Dieses Buch ist absolut nicht vorhersehbar! Ich kann es absolut empfehlen und vergebe gute 4 Sterne!


    4ratten

  • Die Bahnradfahrerinnen Zoe und Kate sind schon Freundinnen, seit ihre Profikarriere begann, obwohl sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Für die hyperehrgeizige Zoe steht der Sport über allem und dem Siegeswillen wird alles untergeordnet. Trotzdem fühlt sich ihr Leben manchmal leer an. Kate ist sanfter, umgänglicher, erreicht ihre Ziele eher durch Beharrlichkeit als durch Ausfahren der Ellbogen. Sie ist mit Jack verheiratet, ebenfalls Bahnradprofi, und sie haben eine achtjährige Tochter, Sophie.


    Im Vorfeld der Olympischen Spiele von London 2012 trainieren beide Frauen hart, schließlich wird es wohl ihre letzte Chance sein, an den Spielen teilzunehmen. Doch Kates Vorbereitungen sind überschattet von Sophies Leukämieerkrankung, die den Alltag prägt. Sophie, begeisterter Star-Wars-Fan, hat wie viele Kinder ihre ganz eigenen Methoden, mit ihrer Krankheit und den üblen Begleiterscheinungen der Therapie umzugehen, doch es geht ihr zusehends schlechter, und Kate ist hin- und hergerissen zwischen der Sorge um ihre Tochter und ihrem großen sportlichen Traum.


    Vom Bahnradfahren habe ich ungefähr so viel Ahnung wie die Kuh von der Uhrmacherei und es ist eine Sportart, die mich eigentlich nicht die Bohne interessiert, aber "Gold" hat mich trotzdem sehr gefesselt. Die Beziehung zwischen Kate und Zoe, die ständig zwischen Rivalität und Freundschaft pendelt, die Belastung durch ein schwerkrankes Kind und die damit verbundenen schweren Entscheidungen und auch die Außenwirkung, die so ziemlich alles, was die drei bekannten Sportler tun, in den Medien hat, sind die Hauptthemen des Buches, die Chris Cleave sehr schön miteinander verflicht, ohne das Buch zu überfrachten.


    Gelungen ist ebenfalls das Porträt Toms, des langjährigen Trainers der beiden Konkurrentinnen, eines ehemaligen Radprofis, der kurz vor der Rente steht und trotz aller Erfolge das Gefühl hat, dass sein Leben nicht allzu viel Sinn ergibt. Überhaupt macht Cleave das gut mit der Charakterzeichnung. Zoes Verbissenheit nervt zwar manchmal, wird aber immer verständlicher, je mehr man über sie erfährt (die Vorgeschichte der Hauptfiguren wird in Rückblenden erzählt).


    Auch die Art, wie Cleave Sophies Krankheit darstellt, fand ich gut. Im Gegensatz zu manchen anderen Büchern, in denen eine solche Thematik eher überemotional und schon fast verkitscht behandelt wird, kam mir das hier ziemlich realistisch vor (und ich fand es schön, dass trotz allem auch mal gelacht werden durfte).


    Und last but not least gefiel mir, dass sich die Geschichte immer wieder in unerwartete Richtungen entwickelte. Den Haupttwist fand ich zwar ein wenig "too much", insgesamt hat mich Cleave aber mehrfach positiv überrascht und zum Glück nicht immer den einfachsten und vorhersehbaren Weg gewählt.


    So viel hatte ich mir von dem Buch gar nicht erwartet, aber ich war sehr angetan davon.


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen