A. Christine Schyboll - Jenseits der Dunkeltwelt

  • Jenseits der Dunkeltwelt von A. Christine Schyboll


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    „Jenseits der Dunkeltwelt" ist der Debütroman von A. Christine Schyboll und im fhl-Verlag Leipzig erschienen.
    INHALT
    Karl Sandhauser, glücklich verheirateter, dreifacher Familienvater und Systemadministrator bei einer Bank steckt in einer tiefen Midlife-Crisis. Statt beständig seiner Versorgerrolle und seinen familiären Verpflichtungen nachkommen zu müssen, träumt er von einem Leben in völliger Freiheit und wünscht sich sehnlichst auszubrechen, um seine wirklichen Talente ausleben zu können. Seine wahre Bestimmung sieht er als international gefeierter Schriftsteller. Er fokussiert sich immer mehr auf die Idee, dass nur im Gefängnis eine 5jährige Auszeit zum sorgenfreien ungestörten Schreiben seines Romans möglich ist. Doch sein genial geplantes Verbrechen scheitert: Er landet schließlich in der Psychiatrie, beginnt dort zu Schreiben und wird jedoch durch Einschreiten seiner Frau wieder entlassen. Um endlich seinen Traum nach innerer Freiheit verwirklichen zu können und seiner schicksalhaften Berufung näher zu kommen, begeht er eine weitere Straftat. Ihm gelingt die bis ins kleinste Detail durchgeplante Entführung der bekannten Rocksängerin Lisanna. Während ihrer Flucht in die Pyrenäen wendet sich plötzlich das Blatt und Karl wird schließlich das Entführungsopfer. Doch am Ende ihrer Reise gelangen beide nach einer kurzen Begegnung mit einem mysteriösen Fremden zu einer letztlich wichtigen Erkenntnis.


    MEINE MEINUNG
    Auf der Buchrückseite wurde bereits die gesamte Handlung des Romans zusammengefasst und sogar das Ende vorweggenommen – eine recht skurrile vielschichtige Geschichte, die immer wieder ungewöhnliche Wendungen für den Leser bereithält, mit Elementen eines Kriminalromans und Roadmovies und darüber hinaus angereichert mit humorvollen und teilweise satirischen Formulierungen.
    Mit dem vorangestellten bekannten Orakelspruch von Delphi „Erkenne dich selbst“ beginnt der in drei Teile untergliederte Roman und verweist damit schon ein wenig auf die eigentliche Intention der Autorin: Durch philosophische Betrachtungen soll der Leser zum Nachdenken über das eigene Leben angeregt werden.
    Der Schreibstil der Autorin ist außergewöhnlich, eloquent und abwechslungsreich, sehr humorvoll und angereichert mit sehr gelungenen Formulierungen, die man erst auf sich wirken lassen muss. Anfangs empfand ich ihn als etwas gewöhnungsbedürftig, konnte mich dann aber recht schnell mit ihm anfreunden. Dies ist kein Buch, das man mal schnell nebenher lesen kann.
    Die Einführung von Karl, die Darstellung seiner Bilderbuchfamilie und Familienprobleme hätten meiner Ansicht nach ruhig etwas verkürzt und prägnanter dargelegt werden können. Die vielschichtigen Charaktere sind sehr überspitzt dargestellt, so dass ich ihnen leider nur wenig Sympathien entgegenbringen konnte.
    Dennoch konnte ich die Sinnkrise des Protagonisten Karl gut nachvollziehen und fand die Grundkonstellation der Geschichte äußerst interessant und herausfordernd.
    Zunehmend wird die äußere Handlung nebensächlich und in den Vordergrund rücken die tiefgründigen Überlegungen Karls auf dem Weg zu einer Bewusstseinsänderung. Gemeinsam mit ihm beschäftigen wir uns mit eher philosophischen Themen wie dem Bewusstwerden der eigenen wahren Bestimmung, dem Streben nach tiefer Erkenntnis und einem authentischen und selbstverwirklichten Leben fernab jeglicher gesellschaftlicher Verpflichtungen und Zwänge. Während die Handlung mit der Durchführung von Karls erstem Coup, der Entführung und Flucht rasant an Fahrt aufnimmt und an Spannung gewinnt, wird man als Leser durch diese 2. philosophische Ebene oftmals im Lesefluss regelrecht ausgebremst. Daher hatte ich manchmal zunächst Schwierigkeiten mich gedanklich darauf einzulassen und die Erkenntnisse daraus auf mich wirken zu lassen.
    Am Ende von Karls innerem Wandlungsprozess gelangt er zu seiner ureigenen Erkenntnis - welchen Weg er zukünftig beschreiten wird, bleibt jedoch offen, was ich leider etwas schade fand.
    Der Schluss dieses ungewöhnlichen Romans hat mich sehr nachdenklich mit vielen komplexen Fragen zurückgelassen und offenbart zugleich, was es mit dem Titel „Jenseits der Dunkelwelt“ auf sich hat.
    Sehr geglückt ist übrigens die Auswahl des Covers: Vor einem dämmrig-düsteren Hintergrund hebt sich ein von der untergehenden Sonne angestrahlter Holzzaun ab, der uns wie ein leuchtender Pfad magisch anzieht und weiterzuleiten scheint.


    FAZIT
    Meiner Ansicht nach ist dies ein sehr mutiger Ansatz der Autorin, Lesern in Form eines kriminalistisch angehauchten Romans sehr komplexe philosophische Überlegungen nahezubringen.
    Leser, die sich vorrangig unterhalten lassen möchten und eher geringes Interesse an derartigen Themen haben, werden mit der skurrilen Handlung des Romans recht wenig anfangen können und ihn enttäuscht weglegen.
    Empfehlenswert ist der Roman jedoch für eine aufmerksame Leserschaft, die sich auf die philosophische Thematik des Buches einlassen möchte und offen für neue Denkanstöße ist.


    4ratten

    Einmal editiert, zuletzt von bookstars ()