02 - Kapitel 2: Karnismus "Es ist halt einfach so"

Es gibt 114 Antworten in diesem Thema, welches 19.565 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von nimue.


  • Jaqui: Ich glaube eigentlich schon, dass das geht. Es gibt ja sogenannte Foodforscher, die Bücher über Ideologie und Symbolik des Essens schreiben. Ich finde auch, dass Joys Ansatz schon ganz gut ist, nur - wie schon erwähnt - einseitig angewendet.
    Würde ich als Fleischesserin übrigens ein Buch über "richtige" Ernährung schreiben, würde bei mir wohl auch vegetarisch/vegan besser abschneiden.


    Ich kann mir auch nur schwer vorstellen, dass das geht. Daher mach doch mal :zwinker:


    Das Problem ist wohl, dass jemand, der sich vegan ernährt und ein Buch darüber schreibt, darauf aufmerksam machen will, was in den Schlachthäusern und Co vor sich geht. Jeder, der sich aus ethischen Gründen vegan ernährt, muss 100% hinter der Idee stehen, weil es schon eine große Umstellung der Ernährung ist und vor allem eckt man gesellschaftlich leider noch so oft an. Das macht man nicht mal eben aus Langeweile. Ich finde daher ist es kaum möglich ein Buch darüber zu schreiben, dass Fleischessen zwar ethisch & gesundheitlich bedenklich ist, aber ohne appellieren zu wollen, dass wir bitte alle drauf verzichten sollten.


    Es geht wohl wirklich nur aus der Sicht eines Fleischessers, der über Veganismus/Vegetarismus schreibt. Denn da ist es einfacher das andere zu akzeptieren und zu bewerben, aber selber nicht so zu leben. Kann ich mir vorstellen.

    ~ The world is quiet here ~


  • Würdest du denn Textilien kaufen, von denen du zu 99,9% wüsstest, dass sie durch Kinderarbeit hergestellt wurden? Wenn nein, dann finde ich, passt der Vergleich nicht. Wenn ich Fleisch esse, dann ist erst einmal zu 100% klar, dass das mal ein Tier war, das getötet wurde. Und ähnlich hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Tier nicht artgerecht gehalten wurde. Und selbst wenn es vorher fröhlich auf dem Acker bei Bauern nebenan gelebt hat, kommt irgendwann das Leid durch (Transport und) den Schlachter.
    Ich kann viele Dinge nicht unterstützen wollen, aber im Gegensatz zum Fleischkonsum mir fällt kein Beispiel ein, wo die Kette von "möchte ich eigentlich nicht unterstützen" und "unterstütze ich ziemlich sicher doch täglich" so direkt ist.


    Ich bin bei Bio-Fleisch bisher davon ausgegangen, dass die Haltungsbedingungen ok sind. Die Schlachtung gehört natürlich dennoch dazu. Ich habe ja neulich hier im Thread auf eine Reportage hingewiesen. Dort war die Familie bei der Schlachtung ihres Schweines dabei. Das haben sie nicht als schlimm empfunden. Ich gehe davon aus, dass es grundsätzlich so abläuft, was man aber zugegebenermaßen nicht sicher weiß, sobald die Kamera aus ist.


    Schöne Grüße,
    Thomas


  • Ich bin bei Bio-Fleisch bisher davon ausgegangen, dass die Haltungsbedingungen ok sind. Die Schlachtung gehört natürlich dennoch dazu. Ich habe ja neulich hier im Thread auf eine Reportage hingewiesen. Dort war die Familie bei der Schlachtung ihres Schweines dabei. Das haben sie nicht als schlimm empfunden. Ich gehe davon aus, dass es grundsätzlich so abläuft, was man aber zugegebenermaßen nicht sicher weiß, sobald die Kamera aus ist.


    Dann gehst Du vom Falschen aus. Es gibt keine "Bioschlachthöfe". Jedes Tier wird in normalen Schlachthöfen geschlachtet. Diese Beispiele, die Du da nennst, machen nicht mal 1% der Schlachtungen aus und sind somit völlig irrelevant. Die Regel sind Schlachthäuser, in denen z.B. 90.000 Schweine pro Tag im Akkord geschlachtet werden. Die Werbeidylle existiert nicht! (oder zu weniger als 1%)

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Dann gehst Du vom Falschen aus. Es gibt keine "Bioschlachthöfe". Jedes Tier wird in normalen Schlachthöfen geschlachtet. Diese Beispiele, die Du da nennst, machen nicht mal 1% der Schlachtungen aus und sind somit völlig irrelevant. Die Regel sind Schlachthäuser, in denen z.B. 90.000 Schweine pro Tag im Akkord geschlachtet werden. Die Werbeidylle existiert nicht! (oder zu weniger als 1%)


    Das Bio-Schwein wurde in einem normalen Schlachthof geschlachtet. Ich weiß nicht, wie viele Schweine dort pro Tag getötet wurden. Dabei hat die Familie zugesehen. Einfach die Reportage ansehen.


    Gruß, Thomas


  • Das Bio-Schwein wurde in einem normalen Schlachthof geschlachtet. Ich weiß nicht, wie viele Schweine dort pro Tag getötet wurden. Dabei hat die Familie zugesehen. Einfach die Reportage ansehen.


    Aber es geht doch jetzt gar nicht um dieses eine Schwein mit der Familie. Wenn die Familie sich das ansieht und sie das kalt lässt, dann wünsche ich ihnen guten Appetit. Aber gerade die Zustände im Schlachthaus sind ja das Grausame und da muss auch ein Bio-Tier durch. Einfach mal das Buch (oder jedes andere zu dem Thema) lesen.

    ~ The world is quiet here ~


  • Das Bio-Schwein wurde in einem normalen Schlachthof geschlachtet. Ich weiß nicht, wie viele Schweine dort pro Tag getötet wurden. Dabei hat die Familie zugesehen. Einfach die Reportage ansehen.


    Ich kenne diese Reportage. Und im Gegensatz zu Dir kenne ich auch das Buch von Melanie Joy.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Der VgT deckt regelmässig auf, dass sich Bio-Höfe nur gering von Tierfabriken unterscheiden. Mit dem Unterschied, dass diese Höfe staatlich subventioniert werden *seufz*

    //Grösser ist doof//

  • Hallo Ihr Lieben,


    "Karnismus" als Ideologie aufzunehmen und zu vertreten, kann ich sogar so weit verstehen, da es wirklich so ist, dass "Veganismus" oder auch "Vegetarismus" ja auch so behandelt werden. Warum also nicht auf dem Fleisch essen einen Ausdruck geben? Gewonnen hat sie mich natürlich mit ihrem Hinweis auf Feminismus, der auch oft falsch dargestellt, verleumdet etc. wird und auch als quasi "Brandmarkung" ja teilweise verwendet wird. Und das Argument: "Es ist halt einfach so!" ist natürlich ein Todschlagargument, zeigt aber auch, dass wir viele Dinge einfach so hinnehmen und nicht auf die Idee kommen, sie zu hinterfragen.


    Gerade da ich mich im Moment viel mit Feminismus und den Frauenrechten beschäftige, sehe ich da viele Parallelen. Es galt auch lange Zeit, dass Frauen einfach nicht so intelligent wie Männer sind und sie nun mal an den Herd gehören. Weil das war schon immer so und ist auch gut so! Ja, da kann ich ihr zustimmen.


    Interessant finde ich den Ausflug dazu, dass in den gesamten Kriegen so oft daneben geschossen wurde und der Mensch von Natur aus versucht Gewalt zu vermeiden. Spannend! Wenn man bedenkt, wie gewalttätig wir gerade auch in der Vergangenheit waren und auch heute oft noch sind und oft Krieg als erste Lösung gewählt wird, lässt mich dieser kleine Absatz echt sprachlos zurück. Schlimm, dass wir eigentlich gegen Gewalt sind, aber tatsächlich Gewaltanwendungen nicht hinterfragen und irgendwann dann einfach abstumpfen. Gruselig! :entsetzt:



    Würde ich als Fleischesserin übrigens ein Buch über "richtige" Ernährung schreiben, würde bei mir wohl auch vegetarisch/vegan besser abschneiden. Ich bin mir durchaus bewusst, dass das die ethisch eher vertretbare und vermutlich gesündere Alternative ist, aber das heißt nicht, dass sie für jeden und für die individuellen Bedürfnisse gleichermaßen gut ist.


    Ja, ist bei mir genauso! Ich denke auch nach diesem Buch werde ich nicht komplett auf Fleisch verzichten, aber ich stimme natürlich zu, dass fleischlose Ernährung auf jeden Fall die ethisch und moralisch besser vertretbare Alternative ist.


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)


  • Aber es geht doch jetzt gar nicht um dieses eine Schwein mit der Familie. Wenn die Familie sich das ansieht und sie das kalt lässt, dann wünsche ich ihnen guten Appetit. Aber gerade die Zustände im Schlachthaus sind ja das Grausame und da muss auch ein Bio-Tier durch. Einfach mal das Buch (oder jedes andere zu dem Thema) lesen.


    Die Frage ist, wie die Tötung und das Schlachten vonstatten gegangen wäre, wenn die Familie (und die Kamera) nicht dabei gewesen wären. Dumm ist nur, dass viele Menschen an den Bildschirmen sich die Reportage ansehen und glauben, dass es immer so zugeht. Insofern ist dieses eine Schwein schon relevant.


  • Die Frage ist, wie die Tötung und das Schlachten vonstatten gegangen wäre, wenn die Familie (und die Kamera) nicht dabei gewesen wären. Dumm ist nur, dass viele Menschen an den Bildschirmen sich die Reportage ansehen und glauben, dass es immer so zugeht. Insofern ist dieses eine Schwein schon relevant.


    Genau. Und dank Ilse Aigner (zur Erinnerung: Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz!) weiß nun jeder, dass Kühe, die sich von Heu und Gras ernähren, Heumilch geben, die im Magen der Kuh in laktosefreie Milch umgewandelt wird.


    Das ist eines der zentralen Themen des Buches: Die angeblichen Experten, denen wir immer vertrauen.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Die Frage ist, wie die Tötung und das Schlachten vonstatten gegangen wäre, wenn die Familie (und die Kamera) nicht dabei gewesen wären. Dumm ist nur, dass viele Menschen an den Bildschirmen sich die Reportage ansehen und glauben, dass es immer so zugeht. Insofern ist dieses eine Schwein schon relevant.


    Genau das war auch mein Gedanke, nur nicht ganz ausformuliert. Nur weil dieses eine Schwein so geschlachtet wird inkl. Kamerateam und "Öffentlichkeit" steht es ja nicht stellvertretend für die Millionen andere. Daher denke ich nicht, dass man dieses eine Schwein als Beispiel für Schlachttiere im Allgemeinen nehmen kann.

    ~ The world is quiet here ~

  • Hallo,


    die Kapitel sind ja wirklich kurz gehalten.


    Mir gefiel der Anfang mit der Aussage zu den Schweinen nicht besonders. Ich weiß, dass Schweine intelligent sind und finde sie auch ganz niedlich. Ihre Exkremente riechen zugegebenermaßen extrem, das ist aber kein Grund sie zu essen. Meine Katzen esse ich ja auch nicht. Und Kühe finde ich genau wie Strauße usw. echt süß -und esse sie trotzdem gerne.


    Wenn von der Autorin hier plötzlich Begrifflichkeiten eingeführt werden müssen, um eine vermeintliche Ideologie deutlich zu machen ist mir das unverständlich -zumindest weil sie sich insbesondere auf die scheinbare Akzeptanz des Leids in Schlachthöfen bezieht. Wo sind denn da die neuen Begriffe für Konsumenten von Artikeln wie Kaffee oder Günstigprodukten, hinter denen menschliches Leid steckt? Oder ist dieses menschliche Leid im Gegensatz zum tierischen nur zweitrangig?


    Nein, das gefällt mir gar nicht. Ich glaube auch nicht daran, dass Menschen kein Fleisch essen wollen, wenn sie beim Tötungsprozess anwesend waren oder Teil davon wurden.

  • Wo sind denn da die neuen Begriffe für Konsumenten von Artikeln wie Kaffee oder Günstigprodukten, hinter denen menschliches Leid steckt? Oder ist dieses menschliche Leid im Gegensatz zum tierischen nur zweitrangig?


    Zweitrangig - das sieht manchmal tatsächlich so aus. Wenn man aber die Augen aufhält, findet man über die Produktion von bestimmten Lebensmitteln auch einige Berichterstattung. Allerdings ist es kein Thema, das die Schlagzeilen beherrscht. In meinem Bekanntenkreis kenne ich mehr Verbraucher, die Fair-Trade-Artikel und wie sie sonst noch heißen, kaufen, als Vegetarier.

  • Zweitrangig - das sieht manchmal tatsächlich so aus. Wenn man aber die Augen aufhält, findet man über die Produktion von bestimmten Lebensmitteln auch einige Berichterstattung. Allerdings ist es kein Thema, das die Schlagzeilen beherrscht. In meinem Bekanntenkreis kenne ich mehr Verbraucher, die Fair-Trade-Artikel und wie sie sonst noch heißen, kaufen, als Vegetarier.


    Dafür gibt es schon länger einen Begriff - jedenfalls für diejenigen, die fair konsumieren. Diese Menschen nennen sich "Lohas" und es gibt auch die "Lovos"
    Und die meisten Veganer, die ich kenne, achten sehr darauf, dass sie Bananen, Kaffee und Schokolade fair einkaufen :winken:


    Den Vorwurf von Dir, Bianca, kann ich nicht nachvollziehen. Es ist weder Joys Thema noch Thema das Buches, die Menschen zu bezeichnen, die keine Rücksicht darauf nehmen, ob Menschen durch unseren Konsum ausgebeutet werden. Dass sie das also nicht darin behandelt, bedeutet nicht, dass es für sie oder generell zweitrangig ist.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()