04 - Kapitel 4: Kollateralschäden: Die anderen Opfer des Karnismus

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  • Hier könnt ihr zu Kapitel 4 "Kollateralschäden: Die anderen Opfer des Karnismus" schreiben.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Ich bin grad am Anfang des Kapitels aber das mit den Kontrollmechanismen hat mich dann doch erschreckt. Wie kann ich denn bitteschön dem Betrieb selbst die Kontrolle überlassen? Wozu habe ich dann überhaupt eine Kontrolle? Der eigene Betrieb wird sich wohl kaum selbst ankreiden, das wäre ja Irrsinn.
    Weiß jemand ob das wirklich stimmt, dass das in Deutschland/Österreich seit heuer genauso gehandhabt wird?


    Katrin


  • Weiß jemand ob das wirklich stimmt, dass das in Deutschland/Österreich seit heuer genauso gehandhabt wird?


    Dazu kann ich nichts sagen, aber ich kann mir zumindest vorstellen, dass es schwierig wird, alles ordnungsgemäß zu kontrollieren. Auch hier dürfte gelten: wenig Angestellte, zu viel Arbeit.
    Und auch in Deutschland kommt es immer wieder vor, dass Fleisch zurück genommen werden muss, weil es nicht den vorgegebenen Standards entspricht - oder schlicht und ergreifend Pferdefleisch drin ist, wo Rind drauf steht. Das dürfte ein Zeichen dafür sein, dass es in Deutschland ähnlich zugeht.

    Einmal editiert, zuletzt von kleinerHase ()


  • Weiß jemand ob das wirklich stimmt, dass das in Deutschland/Österreich seit heuer genauso gehandhabt wird?


    Wird es. Ich hatte das für meine Rezension recherchiert und auch im Thread irgendwo belegt, glaube ich :winken:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Ich habe gehört, dass regelmäßige Kontrollen durch betriebseigene Mitarbeiter vorgenommen werden, aber Amtstierärzte das Ganze durch eigene Kontrollen noch überwachen. Normalerweise werden solche amtlichen Begutachtungen aber vorher angekündigt, so dass die Betriebe Zeit haben, eventuelle Missstände zu beheben, also z. B. Hühner ins Freie lassen, Überbelegungen vermindern oder durch Artgenossen verletzte Tiere aussortieren.


    Gesetze sind schön und gut, aber mit jedem neuen Gesetz werden gleichzeitig Ausnahmegenehmigungen ermöglicht. Oder die Gesetze werden einfach stillschweigend umgangen, wie es der niederländische Schweinemäster Straathof gerne macht. In den Niederlanden funktioniert das anscheinend nicht, dafür findet er in Ostdeutschland immer wieder Schlupflöcher.


    In diesem Kapitel finde ich meinen Vorschlag wieder, den ich im Thread zum 3. Kapitel gemacht habe, nämlich die Fleischverpackungen mit Zahlen und Bildern zu "schmücken", die auf die Risiken hinweisen, die für Menschen durch den Fleischverzehr entstehen. Wenn man sich die Zahlen mal vor Augen hält - um 300 % erhöhtes Darmkrebsrisiko, um 50 % erhöhtes Risiko, an Herzkrankheiten zu sterben - dann ist es verwunderlich, dass man wegen Krankheiten wie EHEC oder der Vogelgrippe mit einer vergleichsweise geringen Mortalitätsrate einen solchen Wirbel veranstaltet, während die eigentliche Gefahr an ganz anderer Stelle lauert. Gut, das sind potentielle Epidemien, aber doch hat man sie besser im Griff als die Gefahr durch zu hohen Fleischkonsum.

  • Da wir ja bei Kapitel 2 das Thema der fehlenden Empathie Tieren gegenüber hatten, fand ich dieses hier nun ganz passend. Es gibt ja manchmal das (wirklich dumme) Argument, dass man sich lieber erst einmal um leidende Menschen kümmern sollte, bevor man sich Sorgen um die Tiere macht. Hier wird deutlich, dass das eine ins andere übergreift. Das Thema Leiharbeiter in Fleischfabriken und ihre Behandlung geht ja auch gerade wieder durch die Medien, hier im Raum Oldenburg bekommen wir das ganz extrem mit. Fleischproduktion ist nicht nur grausam den Tieren gegenüber, es ist aber auch für die Menschen schrecklich, weil es ähnlich wie Krieg abstumpft.


    Dass es mit den Kontrollen hier in Deutschland ähnlich abläuft, habe ich auch schon mal gelesen, weiß aber leider nicht mehr wo. Da das Fleischgeschäft eine so riesige Lobby ist, verwundert es auch nicht, wenn es wirklich so ist.

    ~ The world is quiet here ~

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    Kannst du das mit dem Raum Oldenburg ausführen? Also inwiefern merkt ihr dort die Auswirkungen?

  • Ich weiß z.B. dass das Leitungswasser den neuen Bundesländern stärker belastet sein soll als das im Westen. Hintergrund sei unter anderem die starke landwirtschaftliche Nutzung (das Land war ja billig, weshalb Agrarinvestoren dort Beute gemacht haben) und die dadurch einhergehende Überdüngung mit Schweinegülle. Außerdem natürlich auch die Pestizide. Auch hier ist wieder der Mensch der Kollateralschaden.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Kannst du das mit dem Raum Oldenburg ausführen? Also inwiefern merkt ihr dort die Auswirkungen?


    Vor ca. einem Monat war es wieder ein großes Thema, unter welchen Bedingungen viele Arbeiter in der Umgebung in den Fabriken arbeiten müssen. Und das Oldenburger Land lebt ja quasi von der Fleischproduktion. Siehe z. B. hier oder hier.

    ~ The world is quiet here ~

  • Ich schaff tatsächlich nicht mehr als ein Kapitel alle paar Tage, das Buch nimmt mich ziemlich mit :sauer: Eigentlich weiss ich ja, dass ich Bücher, die sich mit dem Thema Fleisch befassen, nicht vertrage und trotzdem tu ichs mir an... *seufz*


    Bisher hatte ich immer das Bild des brutalen Schlachters vor mir, der die Tiere zum Spass quält. Habe schon genug Videos gesehen, in denen Leute mit Ferkeln um sich werfen. Erst jetzt wurde mir vor Augen geführt, dass dies eine psychische Reaktion ist. Ich hab wahnsinniges Mitleid mit diesen Leuten. Die meisten wollen wahrscheinlich gar nicht an so einem Ort arbeiten, können aber nicht anders :sauer:


    Bei den "Zusatzstoffen" drehte sich mir wirklich der Magen um. Ekelhaft! Aber wirklich entsetzt war ich ja, als ich las, dass man in den USA nicht einfach sagen darf, dass man etwas nicht mehr essen mag. Das ist ja entsetzlich! So viel zum Thema "Freiheit" in den ach so freien USA. Meinungsäusserungsfreiheit ist denen anscheinend nicht so wichtig. Hoffentlich ist es in Europa diesbezüglich anders? :confused:


    Zum Glück esse ich immer weniger tierische Produkte und ich möchte nun auch langsam auf dunkle Schokolade umsteigen. Eigentlich vertrag ich die nicht (Verstopfung), aber MILCHschokolade mag ich nicht mehr essen...

    //Grösser ist doof//


  • Bisher hatte ich immer das Bild des brutalen Schlachters vor mir, der die Tiere zum Spass quält. Habe schon genug Videos gesehen, in denen Leute mit Ferkeln um sich werfen. Erst jetzt wurde mir vor Augen geführt, dass dies eine psychische Reaktion ist. Ich hab wahnsinniges Mitleid mit diesen Leuten. Die meisten wollen wahrscheinlich gar nicht an so einem Ort arbeiten, können aber nicht anders :sauer:


    Ich frage mich dabei oft, wie sehr solche Arbeiter dann irgendwann auch Menschen gegenüber abstumpfen. Meiner Meinung nach ist es nur noch eine Gratwanderung.

    ~ The world is quiet here ~

  • Ich frage mich dabei oft, wie sehr solche Arbeiter dann irgendwann auch Menschen gegenüber abstumpfen. Meiner Meinung nach ist es nur noch eine Gratwanderung.


    Denke ich auch. Joy hat das sogar erwähnt, dass die Arbeiter auch irgendwann ihre Frauen schlagen. Es braucht nicht viel, um diesen Balanceakt zu verlieren.

    //Grösser ist doof//

  • Denke ich auch. Joy hat das sogar erwähnt, dass die Arbeiter auch irgendwann ihre Frauen schlagen. Es braucht nicht viel, um diesen Balanceakt zu verlieren.


    Gibt es dafür irgendwelche Belege? Oder schlägt der frustierte Manager nicht häufiger zu? Oder der Afghanistan-Soldat? Ohne Belege sind das nur Vorurteile.


    Gruß, Thomas


  • Vielleicht hilft der Flyer, den man sich hier ganz unten herunterladen kann weiter: Menschen, die Tiere töten, belassen es selten dabei ... (Inhaltlich kann ich nichts dazu sagen, ich bin zu empfindlich, um das zu lesen.)


    Ne, hilft leider nicht weiter, weil darin keine Schlachthausmitarbeiter vorkommen. Es geht darum, dass perverse Straftäter zuvor auch oft Tiere in ihrer Umgebung quälen.


    Gruß, Thomas


  • Gibt es dafür irgendwelche Belege? Oder schlägt der frustierte Manager nicht häufiger zu? Oder der Afghanistan-Soldat? Ohne Belege sind das nur Vorurteile.


    Nochmals: Es wäre hilfreich, wenn Du entweder das Buch selbst kaufst, damit Du weißt, was darin steht und nicht jedes mal nachfragen musst, oder selbst recherchierst. Das hier ist eine Leserunde zu einem bestimmten Buch! Diejenigen, die hier mitdiskutieren, besitzen dieses Buch. Falls Du Fragen hast, kannst Du sie gerne im Diskussionsthread stellen.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Ob ich Tiere in meinem Garten quäle oder im Schlachthaus, da sehe ich jetzt keinen großen Unterschied. Und im Buch ging es ja auch um Tierquälerei, die nichts mit dem eigentlichen Schlachten zu tun hatte (ich erinnere mich z. B. an die Szene im Buch - falls du es gelesen hast -, in der ein Arbeiter dem Schwein die Nase abschnitt und dann noch mit mit Salzlake dabei ging.)


    Es geht nicht darum, dass Schlachthausarbeiter perverse Serientäter werden, sondern um die Frage, ob man dann auch auch Menschen gegenüber abstumpft. Und ich finde, dass man das schon in gewissem Rahmen übertragen kann.

    ~ The world is quiet here ~

  • Denke ich auch. Joy hat das sogar erwähnt, dass die Arbeiter auch irgendwann ihre Frauen schlagen. Es braucht nicht viel, um diesen Balanceakt zu verlieren.


    Was auch kein Wunder ist, wenn man bedenkt, dass sie an jedem Arbeitstag mit Gewalt zu tun haben. Und wieso sollte jemand Mitleid mit einem Menschen haben, wenn er Tiere auch nicht mehr als lebendige Wesen wahrnimmt, sondern als ein Objekt, an dem er seinen Frust ablassen kann.


    Mir tun diese Menschen auch Leid. In Deutschland sind es ja zumeist Menschen aus östlichen Ländern, die in Schlachthöfen arbeiten. Die haben keine Wahl und oftmals haben sie mit Sicherheit auch noch andere schwerwiegende Probleme: keine Aufenthaltsgenehmigung, ständige Angst, den Job zu verlieren, vielleicht eine größere Familie, die versorgt werden muss, usw.

  • Ich kann zwar nur aus persönlichen Erfahrungen sprechen, aber mein Papa ist Metzger und mein Onkel auch. Die Umstände sind (bzw. waren: Hausschlachtungen sind ja nicht mehr erlaubt) zwar andere, weil es natürlich in sehr viel geringerem Rahmen abläuft, aber im Grunde bleibt es gleich: Beide töten Tiere und von beiden könnte ich nicht sagen, dass sich das irgendwie auf ihr Leben mit Menschen auswirkt. Ich kann mich auch noch daran erinnern, dass ich meinen Papa früher oft zum Schlachthof begleitet habe und die Leute da habe ich auch noch als sehr nett und lebensfroh in Erinnerung. Hier kann ich Joys Berichte einfach so überhaupt nicht mit meinen eigenen Erfahrungen in Einklang bringen und deshalb habe ich da gerade große Probleme, logisch an das Kapitel zu gehen. Joys Beispiele sind Einzelfälle und meine auch. Es steht also Aussage gegen Aussage... Wenn ich meinen Papa das nächste Mal sehe, frage ich aber mal nach, wie das so ist, ob man abstumpft etc.


    Den Rest des Kapitels fand ich gut und nachvollziehbar. Außer ein paar kleinen Aussetzern ("das kranke System" etc.) war er auch neutral und objektiv gehalten, fand ich. Auf das nächste Kapitel freue ich mich besonders. Mal schauen, wie viel mir bekannt vorkommt und ob ich auch schon Mythen auf den Leim gegangen bin.

    "This was another of our fears: that Life wouldn't turn out to be like Literature" (Julian Barnes - The Sense of an Ending)

  • Hm, war denn Dein Papa auch mal in einem der gängigen Groß-Schlachtbetriebe, um dort im Akkord zu schlachten? Das ist eine ganz andere Hausnummer. Ansonsten müsste man auch Angler und Jäger noch mit in den Topf werfen, denn auch sie töten. Aber eben nicht im Akkord - und das ist eben die Regel :winken:


    Es geht um Schlachthöfe, in denen das hier die Regel ist: Hohe Fehlerquote wegen Akkordarbeit. 5 bis 45 Sekunden Zeit für das fachgerechte Betäuben. Oder das hier: Schlachten im Akkord. Das ist ein enormer Stress. Man wird hier zur Tötungsmaschine degradiert. War Dein Papa diesem Stress auch schon länger ausgesetzt?


    Man überlese sich mal: 15 Millionen Tiere verarbeitet alleine Tönnies im Jahr. Das sind über 41.000 Tiere pro Tag. Ich weiß nicht, ob man da immer die Beispiele von den Metzgern auf dem Land oder den wenigen Kühen auf der Weide bringen kann.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.