Rowan-Zyklus von Anne McCaffrey
In letzter Zeit bin ich so richtig in einem Sommerloch gefangen. Ich habe einfach keine Lust etwas Neues zu beginnen, dafür habe ich mich mit ein paar Rereads vergnügt. Unter anderem habe ich mich mal wieder durch die Rowan-Reihe gelesen, die inzwischen auch zu den Klassikern der Science Fiction-Literatur gehört.
Da es noch keinen Thread zu dieser Reihe der großen Anne McCaffrey, die mit ihren Pern-Romanen bekannt geworden ist, nehme ich das mal zum Anlass einen zu eröffnen.
Und wieder habe ich viel Spaß beim Lesen gehabt. Manchmal frage ich mich allerdings, was an der Lesefreude einfach an nostalgischen Schwärmen liegt und was wirklich den konkreten Inhalt betrifft. Letztlich kann mir das jedoch egal sein. Hauptsache gut unterhalten.
Zum Talent-Universum gehört genaugenommen auch die Pegasus-Reihe, die die Vorgeschichte der Talente erzählt. Die habe ich diesmal jedoch hintenan gestellt und habe gleich mit dem ersten Band des Rowan-Zyklus „Rowan“ begonnen.
Natürlich habe ich mich gleich wieder einmal geärgert (wie bei jedem Reread der Reihe), dass der deutsche Verlag es nie geschafft hat den dritten Band der Pegasus-Reihe und den letzten Band der Rowan-Reihe zu übersetzen. So etwas ist für Fans einfach nur ärgerlich!
Als Biologe bin ich immer etwas von der Schlichtheit der Vorstellung außerirdischer Planeten verwundert. Denn natürlich ist dort gleich alles Leben mit dem Menschen kompatibel. Die Atmosphäre stimmt und einheimische Vegetation und Lebewesen können problemlos verzehrt werden. Selbst als man auf andere intelligente Spezies trifft, haben diese nahezu die gleichen die gleichen Anforderungen an Lebensbedingungen wie Menschen. Nicht sehr realistisch, aber bei einer gut erzählten Geschichte verzeiht man ja fast alles!
1. Band: Rowan
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Inhaltsangabe
In der Zukunft hat sich die Menschheit dank übersinnlich begabter Menschen über den Weltraum verteilt. Auf einer der neuen Kolonien wird ein ganzes Bergarbeiter-Dorf von einem Erdrutsch zerstört. Die einzige Überlebende, ein dreijähriges Mädchen, entpuppt sich als hochbegabt. Als sogenannte Prima (T1) wird sie zukünftig eine der handvoll Menschen sein, die den interstellaren Verkehr am Laufen halten können. Doch zunächst muss sie erst einmal erwachsen werden...
Meine Meinung
Das Waisenkind, das nicht einmal mehr seinen Namen weiß und von nun an Rowan (nach der Bergbau-Gesellschaft) genannt wird, hat mich früher immer richtig fasziniert. Besonders die Erlebnisse in ihrer Kindheit, ihre Abgesondertheit und Einsamkeit hinterlassen einen bleibenden Eindruck.
Die Geschichte las sich auch bei diesem Reread wieder in einem Rutsch durch! Ich konnte kaum aufhören, obwohl ich diesen Roman in meinem Leben sicher mindestens nun zum zehnten Mal gelesen habe. Allerdings ist das letzte Mal schon etliche Jahre her.
Insgesamt musste ich diesmal allerdings feststellen, dass in diesem Roman eigentlich gar nicht so viel passiert. Zwar gibt es zwei außerirdische Angriffe auf den Planeten Deneb, aber die werden eigentlich mehr nebenbei abgehandelt. Das geht objektiv gesehen eindeutig zu Lasten der Spannung. Da hätte man aus der Geschichte wesentlich mehr heraus holen können.
Dennoch hat mich das auch beim diesmaligen Lesen nicht wirklich gestört.
Der Fokus liegt aber eben auch mehr auf Rowans Entwicklung, als auf anderen Dingen. Allerdings hätte man auch da einigen Aspekten mehr Raum lassen können. Ab und an wirkt die Handlung etwas skizzenhaft und gehetzt.
Inzwischen wirken auch einige Dinge ein klein wenig verstaubt (was kein Wunder bei einem über 20 Jahre alten Science Fiction-Buch ist), aber dennoch ist die Geschichte selbst immer noch frisch, weil sie sich mehr auf die persönlichen Beziehungen und Entwicklungen der Protagonisten konzentriert und weniger auf den technische Hintergrund. Und dieser ist durchaus interessant. Denn der interstellare Flugverkehr wird von Psi-Talenten abgewickelt, die mit ihren Telepathie- und Teleportationsfähigkeiten ohne Probleme den Raum zwischen den Planeten überwinden können. Eine selbst heutzutage noch durchaus frisch genug wirkende Idee im Science Fiction-Bereich.
Negativ aufgefallen sind mir diesmal aber gleich mehrere Dinge, die jedoch nichts mit dem Inhalt an sich zu tun haben:
1. Das Cover: Eine absolute Scheußlichkeit! Das empfand ich damals zwar auch schon so, aber im Zuge der inzwischen immer schöner werdenden Cover, sticht dieses für mich heute wieder besonders heraus. (Wie die Cover der folgenden Bände übrigens leider auch.)
Was die halbnackte Frau mit mehr als zweifelhaften Modegeschmack auf dem Cover zu suchen hat, ist wirklich mir ein Rätsel!
Leider folgt es damit einem typischen Muster früherer SF-Cover, auf denen sich stets halbnackte Menschen (natürlich meist Frauen) räkelten. Wie so etwas damals schon weibliche Leser ansprechen sollte, ist allerdings die Frage. Denn obwohl „Rowan“ natürlich auch ebenso gut von männlichen Lesern gelesen werden kann, so ist es doch deutlich mit seiner Entwicklungs- und Liebesgeschichte einer jungen Frau, eher für weibliche Leser geschrieben worden.
2. Im Text tummeln sich so unglaublich viele Rechtschreib-, Satzzeichen- und manchmal auch Logikfehler, dass es sogar mich gestört hat. Jeder weiß, dass ich im Allgemeinen so etwas schnell überlese. Wenn diese Fehler also schon mir auffallen, dann ist es wirklich schlimm! Wobei ich bei den kleinen Logik-Fehlern nicht genau weiß, auf wessen Konto sie gehen. Gut möglich, dass auch hier bei Anne McCaffrey das Problem zu suchen ist, denn diese tauchen öfter in ihren Büchern auf. Meist sind es nur Kleinigkeiten, aber ab und an bringen sie einem eben zum Stutzen (so wird z.B. erwähnt, dass im ganzen Universum bisher nur ein einziger männlicher T2 gefunden wurde, später aber werden mehreren Männer erwähnt, die T2s sind.)
Das alles zeigt mir wieder mal, wie viel in den letzten Jahren doch auch im Verlagswesen geschehen ist. Mit so einem schlecht lektorierten Roman könnte heute kein Verlag mehr gegen die Selbstverleger antreten und mit diesem grauenhaften Cover schon gar nicht!
Allerdings hat auch dieser Band (wie die Pern-Romane) wieder einen Zusatz, den man heutzutage nur selten in Romanen findet: Johann Peterka lieferte extra für den Roman erstellte Illustrationen. Ganzseitige Illustrationen sind heute eher eine Seltenheit in der Belletristik, erst recht bei „billigen“ Science Fiction-Büchern. Ich persönlich konnte Peterkas Stil zwar noch nie viel abgewinnen, halte die Illustrationen aber dennoch für einen deutlichen Gewinn der Bücher.
Fazit: Auch nach über zwanzig Jahren immer noch lesenswerte Science Fiction mit starken Frauenfiguren!
Talent-Zyklus Reihenfolge (Originalerscheinungsjahr):
Pegasus- Reihe
1. Wilde Talente (1974)
2. Der Flug des Pegasus (1990)
3. Pegasus in Space (2000)- nie ins Deutsche übersetzt
Rowan-Reihe
1. Rowan (1990)
2. Damia (1991)
3. Damias Kinder (1993)
4. Lyon (1994)
5. The Tower and the Hive (1999) – nie ins Deutsche übersetzt