Kaufen* bei
Amazon
Bücher.de
Buch24.de
* Werbe/Affiliate-Links
Inhalt
New York in den 20ern: Pauline Manfords Leben ist fast perfekt. Ihr Terminplan ist von morgens bis abends voll, sie wird von den Mitgliedern der High Society für ihre Partys bewundert und auch ihre zweite Ehe läuft glänzend. Doch dann wird die Ehefrau ihres Sohnes widerspenstig. Sie möchte sich selbst verwirklichen und ein Filmstar werden. Ein Familienmitglied auf einem Hollywood-Plakat ... das geht gar nicht! Und so bereitet Pauline eine Gegeninitiative vor, die die ganze Familie herausfordert.
Meine Meinung
Eigentlich bin ich kein übermäßiger Fan der 20er, aber dieses Buch hat mich geradezu angelacht. Die Gestaltung finde ich wunderschön und außerdem fand ich es interessant, einen Roman über die High Society der damaligen Zeit zu lesen ... geschrieben von einer Dame, die genau aus diesem Milieu kommt und damit bestens Bescheid weiß. Und trotz manch zäher Stelle hat es sich gelohnt.
Die Darstellung der Upper Class gelingt Edith Wharton unglaublich gut. Diese Oberflächlichkeit und Selbstsucht (die durch scheinbare Nächstenliebe verschleiert wird) steckt so tief in den Menschen, dass sie es selbst gar nicht mehr merken. Pauline engagiert sich für die Geburtenkontrolle und gleichzeitig für die uneingeschränkte Mutterschaft ... dass dies sich widerspricht, fällt ihr gar nicht auf bzw. stört sie nicht. Hauptsache, man ist präsent. Manche Ereignisse sind wirklich zum Schreien, allerdings war ich mir manchmal selbst nicht sicher, ob zum Schreien komisch oder frustrierend.
Kleine Probleme werden zum Drama, während wirklich Probleme mit dem Argument beiseite geschoben werden, dass man einfach nicht daran glauben solle, dann gibt es die Probleme auch nicht. Dieses Lebensprinzip führt dazu, dass eigentlich niemand wirklich mit jemand anderem redet, alles soll den Schein der Perfektion wahren. So erfährt man als Leser eher selten konkret von den Geheimnissen und Problemen, weil alles durch die Blume oder hinter vorgehaltener Hand vermittelt wird. Ich weiß bis jetzt nicht, was wirklich passiert ist und was ich mir nur so zusammengereimt habe, beruhend auf vagen Spekulationen der Protagonisten. Dieses Nicht-Wissen muss man mögen, sonst wird man an diesem Buch keine Freude haben. Ich persönlich fand diesen Stil sehr gelungen, weil er einfach sehr gut die Stimmung und das Gefühl der Zeit vermittelt.
Dennoch hatte ich auch meine Schwierigkeiten mit dem Buch. Zwischenzeitlich hat mich die extreme Oberflächlichkeit der Personen und damit auch des Romans gestört. Es gibt eigentlich keine Problemstellung, nur Einbildung und Unvermögen. Mir ist klar, dass das das eigentliche Problem der 20er war, aber in diesem Moment war mir das einfach zu viel Lärm um Nichts.
Außerdem gab es einige Stellen, die sich für mein Empfinden ziemlich zogen, in denen wirklich gar nichts passiert bzw. vorherige Handlungen sich wiederholen.
Insgesamt fand ich das Buch aber gut. Das teilweise absurde Verhalten der Charaktere ließ mich immer wieder den Kopf schütteln und meiner Meinung ist der Roman gerade in unserer Zeit wieder hochaktuell. Man entdeckt hier durchaus einige Eigenschaften, sie für unsere Gesellschaft typisch sind: man will sozial erscheinen (ist es aber nur innerhalb der Wohlfühlzone), man liebt Statussymbole und das Bild, das die Öffentlichkeit von einem hat, geht über alles. Eigentlich schade, dass uns dabei der Stil der 20er verloren gegangen ist.
Fazit: Wer die 20er mag, wird dieses Buch lieben. Wer nicht, kann trotzdem einen Blick wagen.
+