Sven Hannawald - Mein Höhenflug, mein Absturz, meine Landung im Leben

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    Sven Hannawald - Mein Höhenflug, mein Absturz, meine Landung im Leben


    Inhalt:


    Mit Siegen in allen vier Wettkämpfen der Vierschanzentournee wurde Sven Hannawald 2001/2002 zur Sportlegende. Bis heute hat ihm das keiner nachgemacht. Doch das Ausnahmetalent konnte dem Leistungsdruck eines Spitzensportlers nicht standhalten: Er, der in der DDR aufgewachsen war und immerzu gefordert wie gefördert wurde, musste seine Karriere im Jahr 2004 beenden, nachdem sich Symptome einer Burn-out-Erkrankung zeigten. Wie kam es dazu? Wie ist Sven Hannawald zu dem Erfolgssportler geworden, der er war? Was macht Skispringen so unglaublich fordernd? In seiner Autobiografie liefert Sven Hannawald spannende Hintergründe aus dem Innenleben eines Athleten, der sich den gnadenlosen Mechanismen seiner Sportart auslieferte, um erfolgreich zu sein: Wie ihn der Kampf um immer noch weniger Körpergewicht fast in die Magersucht, Erfolgsdruck und Zukunftsängste ihn in die Einsamkeit trieben. Und wie er sich und seine Balance schließlich findet und seinen Weg zurück ins Leben. Ein Buch, das in seiner schonungslosen Ehrlichkeit nicht nur allen Sportinteressierten einen Blick hinter die Kulissen des Lebens von Leistungsportlern gewährt, sondern das auch all jenen Menschen Mut macht, die unter dem Leistungsdruck unserer Gesellschaft selbst an Depressionen oder Burn-out erkrankt sind.


    Meine Meinung:


    Ich habe mir sehr viel erwartet von dieser Autobiographie, denn das Thema Leistungssport und dessen Auswüchse interessiert mich von jeher, nicht nur in der Sportart Skispringen. Leider ist das Buch etwas hinter meinen Erwartungen zurück geblieben.


    Aufgebaut ist es in überschaubare, chronologische Kapitel, die im Inhaltverzeichnis sehr ausführlich umschrieben sind. Sven Hannawald beschreibt zunächst seine Kinder- und Jugendjahre in der DDR, bevor er dann später in den Westen zieht und dort Furore als Skispringer und -flieger macht. Sehr anschaulich ist auch das Skispringen an sich erklärt, wobei es mir in manchen Passagen fast ein bisschen zuviel der Physik war. Die Geschichte des Skispringens, Regelwerk und Materialkunde, man spürt, dass das Thema Sven Hannawald immer noch sehr am Herzen liegt. Der Leser erfährt, wie die Sportler den Wettkampftag erleben, wie um den besten Sprung gerungen wird, wieviel Angst doch dabei ist, auch wenn es leicht aussieht.


    Schön fand ich die eingeworfenen Seiten mit Interviews, in denen Trainer, Kollegen und Therapeuten zu Wort kommen und Sven Hannawald aus ihrer Sicht skizzieren. Auch die Bilder sind eine sehr gelungene optische Aufwertung des Buches. Überhaupt ist das Buch in Top-Qualität herausgebracht, mit Hochglanzseiten und qualitativ hochwertigen Bildern. Ein Personenglossar rundet die Autobiographie ab.


    Leider bleibt der Autobiograph selbst sehr auf Distanz. Der Blick, den Sven Hannawald dem Leser in sein Innerstes eröffnet, ist sehr, sehr zögerlich. Gedanken und Gefühle werden zwar formuliert, aber mir erschien das Ganze immer sehr oberflächlich, immer bemüht, den Leser auf Abstand zu halten. Ich habe dafür durchaus Verständnis, aber meine Erwartungshaltung wurde hier nicht erfüllt. Zwischendrin gibt es zwar immer wieder Passagen, in dem der Leser ein vage Ahnung bekommt, welche inneren Konflikte Sven Hannawald mit sich auszufechten hatte. Aber immer dann wenn es für mich interessant wurde und ich das Gefühl hatte, das Ganze wird greifbar, wurde das Thema gewechselt.


    Der Heilungsprozess vom Burn-Out, der sich über mehrere Jahre hinzog, spielt leider nur eine kleine Rolle und wird in den letzten 20, 30 Seiten abgehandelt. Besonders schade fand ich, dass die Geschehnisse in der Therapie lediglich von der Therapeutin geschildert werden; Sven Hannawald selbst hat aus seiner Perspektive dazu sehr wenig beigesteuert. Hier hätte ich mir in jedem Fall mehr Tiefe gewünscht.


    Außerdem tat ich mich vor allem gegen Ende schwer, die chronologischen Geschehnisse im Privatleben von Sven Hannawald auf die Reihe zu bekommen; es ist zwar von Beziehungsstress die Rede und von einem Sohn, aber welche von den zwei (oder drei?) erwähnten Frauen nun zu welcher Zeit an seiner Seite war, das geht aus den Zeilen nicht hervor.


    Schade, dass sich Sven Hannawald inhaltlich und emotional nicht mehr getraut hat, das hätte nämlich ein wirklich berührendes Buch werden können. Wobei, als ich Sven Hannawald bei seinem Abschied von Skisport in Oberstdorf am 29.12.2005 live erlebte, hatte ich da schon über die Distanz der Arena hinweg den Eindruck eines sehr introvertierten Menschen, der sich nun für mich durch dieses Buch bestätigt hat. Insofern ist eine Autobiographie an sich schon ein schwerer Schritt, und ich erkenne es positiv an, dass Sven Hannawald seine Geschichte überhaupt veröffentlicht hat.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Ich habe gerade mit Sven Hannawald's Buch begonnen.
    Im Vorwort erzählt er gleich das er nach seiner besten Saison 2001/2002 einfach nicht mehr den Anforderungen stand halten konnte und ins Burnout rutschte

    :biene:liest :lesen: und hört

    07/60

    2116 /25.525 Seiten


  • Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie Sven Hannawald auf einmal aufgetaucht ist. Neben Martin Schmitt sind alle anderen Sspringer verblasst und auf einmal war er da und hat die Schanzentournee gerockt. Das war schon toll. Aber leider wurde er immer an diesem Megaerfolg gemessen und das so etwas nicht jedes Jahr klappt, hätte eigentlich klar sein müssen.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Hallo Kirsten :winken:


    Ich kann mich auch noch sehr gut an seinen Höhenflug erinnern. Zu der Zeit habe ich Skispringen noch gerne geguckt

    :biene:liest :lesen: und hört

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  • :winken:
    Inzwischen habe ich 71 von 201Seiten gelesen.
    Sven erzählt wie er zum Skispringen kam.
    Bis jetzt finde ich es ganz interessant, denn der Leser erfährt doch einiges über das "Förderregiment" der ehemalige DDR. Ein sehr strenges Regiment.
    So wollte Sven z. B. nur Skispringen, musste aber zu den nordischen Kombinierer. Dementsprechend war sein Ehrgeiz im Keller ,beim Springen war er immer der Beste, aber da Langlauf im nicht gefiel, war er stehts auf einem der letzten Plätze

    :biene:liest :lesen: und hört

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  • Und weiter geht's :winken:
    Ich bin immer noch mit großem Interesse in der Geschichte.
    Sven und sein Co-Autor schreiben sehr ansehnlich wie es in diesem "Extremsport" zu geht. Auf was es ankommt, wie z.B. der Anzug, die Skier, die Bindung, das eigenen Körpergewicht und unter welchem enormen Druck man steht.
    Die Medien puschen den Sportler so abartig hoch, da geht es nur noch um Kohle machen. RTL hatte sich damals 2001/2002 die Fernsehübertragungsrechte gesichert und konnte allein für jede Werbepausen 70.000 € kassieren
    Hannawald und sein Team konnten nirgends mehr hin ohne das sie von Reportern und Fans verfolgt wurden. "Hanni" kam gar nicht mehr zur Ruhe.


    Gerade habe ich das Kapitel"Burnout" angefangen

    :biene:liest :lesen: und hört

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  • Ich kann mich auch noch sehr gut an seinen Höhenflug erinnern. Zu der Zeit habe ich Skispringen noch gerne geguckt


    Wir waren sogar mal in Garmisch beim Skispringen. Damals hat meine Schwester noch in der Gegend gewohnt, deshalb war es fast ein Katzensprung.

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  • :winken:
    Fertig
    Ein interessantes Buch, welches eigentlich schnell gelesen ist, da es nur 201 Seiten hat und zudem auch gut geschrieben ist. Es kam während dem Lesen keine Langeweile auf.
    Es erzählt ganz schlicht und einfach die Geschichte eines Hochleistungssportler, der mit dem Druck nicht mehr klar kommt.
    Sven Hannawald hat sich schon immer zuviel abverlangt. Ich denke das liegt auch daran das er in der damaligen DDR aufgewachsen und gefördert worden ist. Da herrschte "Zucht und Ordnung " und das schon im zarten Alter von 6 Monaten. Denn da kam Sven in einen Hort. Ich weiß das war "drüben " normal, aber ich denke es ist falsch das Kind so früh abzugeben. Und ja, es heißt meistens , wenn man psychisch labil wird, das käme noch von der Kindheit. Und auch im Fall Sven Hannawald habe ich seine Therapeutin so verstanden, das der Ursprung seines Burnout"s in der Kindheit zu finden sei.


    Schön zu lesen das es " Hanni" wieder gut geht und er wieder seine Ruhe gefunden hat!

    :biene:liest :lesen: und hört

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  • Ich kann mich erinnern, dass damals schon sehr früh die Worte "Magersucht" und "Burnout" erwähnt wurden. Nicht nur bei ihm, aber auch bei anderen Springern. Er war aber meines Wissens der Erste, der zugegeben hat dass etwas nicht stimmt. In der letzten Zeit ist Sven Hannawald gefühlt nur noch in den Medien unterwegs- und das nicht immer positiv.


    Ich habe mir seine Biographie notiert. Als Mensch finde ich ihn nicht so interessant, aber seine Geschichte schon.

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  • Dann werde ich nicht noch mehr verraten.

    Ich hab in den letzten Jahren nichts mehr mitbekommen, was Hannawald betrifft. Tatsächlich habe ich mich am Ende des Buches gefragt: und was macht er jetzt, außer bissl Motorsport? :rollen:

    :biene:liest :lesen: und hört

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  • Ich frag mich bei solchen Sportlerkarrieren immer, was sie danach tun. Ob er genug Geld verdient hat, dass er eigentlich nicht mehr richtig arbeiten müsste und dennoch zurechtkommt?
    Oder ob er dringend eine andere Arbeit ausüben muss?

  • Ich habe damals die Vier-Schanzen-Tournee mitverfolgt und natürlich auch mitgejubelt. Zu der Zeit hatte ich nicht den Eindruck, als wäre Hannawald Interviews abgeneigt, denn er erschien in allen möglichen Sendungen. Sein sportlicher Absturz fand auch nicht direkt danach statt, sondern erst zwei Jahre später. Daran anschließend kam dann der Burnout, weswegen ich nie das Gefühl loswurde, er hätte ihn wegen seiner Misserfolge bekommen.



    Ich frag mich bei solchen Sportlerkarrieren immer, was sie danach tun. Ob er genug Geld verdient hat, dass er eigentlich nicht mehr richtig arbeiten müsste und dennoch zurechtkommt?
    Oder ob er dringend eine andere Arbeit ausüben muss?


    Viele gute Sportler werden Trainer oder Kommentator bei Sport-Sendern. Die wissen wenigstens, wovon sie reden. Bei der Tournee hat Hannawald zu seiner Zeit lange nicht so viel verdient wie die Sieger heutzutage, also muss er wahrscheinlich schon noch ein bisschen arbeiten bis zur Rente.

  • Meine Meinung
    Das erste, was mir an Sven Hannawalds Geschichte aufgefallen ist, ist seine Distanziertheit. Es hätte das Leben von einer beliebigen Person sein können, von dem er berichtet. Richtig an sich heran lässt er den Leser nicht.


    Trotzdem ist die Geschichte interessant, die er erzählt. Ich habe zum ersten Mal gelesen, wie ein Sportler schon in frühester Kindheit gefördert wurde. Nicht unbedingt, weil er Talent für eine bestimmte Sportart hatte. Vielmehr deswegen, weil er aufgrund seiner körperlichen Voraussetzungen später ein guter Sportler werden könnte. Das bedeutete aber auch die teilweise Trennung von seiner Familie. Was das für Sven Hannawald bedeutet hat, darüber erzählt er nicht.


    Auch im weiteren Verlauf erfahre ich nur wenig von seinen Gefühlen. Er redet erwähnt sie wenn es ihm notwendig oder passend erscheint, aber sie wirken auf mich nicht real. Manchmal habe ich den Eindruck als ob Sven Hannawald nur das erzählt, was die Leute von ihm erwarten und was teilweise schon bekannt war. Viel neues über den Mensch Sven Hannawald erfahre ich nicht.


    In einem Umfeld, in dem Höchstleistungen erwartet werden und alles andere als Scheitern wahrgenommen wird, ist es mutig seine Probleme so offen zu erzählen. Sven Hannawald war einer der ersten, die das getan haben. Ob das für ihn der richtige Schritt war, hat er nicht erzählt.
    3ratten

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